Eine Frage an die Familienaufsteller unter euch ...

Kindheitstrauma und karmische Verstrickung sehe ich nicht als Widerspruch. Gerade die Kindheit besteht m.M. nach oft aus Kostproben karmischer Themen. Und es kann durchaus oft genügen, Probleme rein im Kontext dieses Lebens zu bearbeiten und zu lösen. Funktioniert das nicht - dann kann man weiter zurück gehen : solange, bis es gut ist.

LG, Gawyrd
Jetzt stellt sich mir die Frage, die beim ersten Lesen des Eingangsbeitrags in mir aufgetaucht ist, noch etwas deutlicher.

Gibt es auch Aufstellungsleiter, denen die Idee des "Mehrmals-lebens" fremd ist ? (Denn ich stell mir vor, die würden ja dann schön schauen, wenn sich zeigt, ein Problem wurzelt in einem vorangegangenen Leben...)
 
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Zu den Fragen : Wie finde ich den Richtigen ?

Es ist nicht nur eine Frage des "richtigen" Therapeuten oder sonstigen hilfreichen Menschen. Es ist auch eine Frage des richtigen Zeitpunktes. Lösungen lassen sich nicht erzwingen. Oft gehört zur Lösung auch die Zeit des Wartens und die Suche. Manchmal wäre es direkt schade, wenn bereits der erste Therapeut helfen hätte können - weil man dann all das nicht erlebt und gefunden hätte, was man auf der Suche nach Heilung so nebenbei gefunden hat.

Da sprechen die Märchen eine klare Sprache : der Weg kann lang sein - aber auf diesem Weg bekommt man viele Fähigkeiten und Freunde / Verbündete (im schamanistischem Sinn).

Im Dornröschen ist der letzte "Prinz" nicht besser und gscheiter als seine gescheiterten Vorgänger - er kam einfach zum richtigen Zeitpunkt.

LG, Gawyrd
 
Zu den Fragen : Wie finde ich den Richtigen ?

Es ist nicht nur eine Frage des "richtigen" Therapeuten oder sonstigen hilfreichen Menschen. Es ist auch eine Frage des richtigen Zeitpunktes. Lösungen lassen sich nicht erzwingen. Oft gehört zur Lösung auch die Zeit des Wartens und die Suche. Manchmal wäre es direkt schade, wenn bereits der erste Therapeut helfen hätte können - weil man dann all das nicht erlebt und gefunden hätte, was man auf der Suche nach Heilung so nebenbei gefunden hat.

Da sprechen die Märchen eine klare Sprache : der Weg kann lang sein - aber auf diesem Weg bekommt man viele Fähigkeiten und Freunde / Verbündete (im schamanistischem Sinn).

Im Dornröschen ist der letzte "Prinz" nicht besser und gscheiter als seine gescheiterten Vorgänger - er kam einfach zum richtigen Zeitpunkt.

LG, Gawyrd


Ja, das trifft es! Und es muss wohl immer in einem bohren/gären/kochen auf seinem Weg, weil man sonst nicht weitersuchen würde!

LG

believe :)
 
Ihr Lieben!

Danke für die Super-Antworten, und vor allem dir Gawyrd mein Dank für dein offenes Ohr und diesen befruchtenden Dialog!

@Gawyrd
Ja, ich glaube auch, dass man Begleitung braucht um an die tieferen, weiter zurück liegenden Ursachen zu gelangen, jemanden, der einen anderen Blickwinkel hat, sich objektiv und unvoreingenommen der Problematik annimmt.
Mir war nur neu, dass dies auch in Form von Familienaufstellungen sein kann, ich dachte immer, dafür benötige man einen Reinkarnationstherapeuten.
Insoferne würde ich als Faustregel annehmen : Dort, wo wir lernfähig sind, stammen Probleme aus diesem Leben. Dort, wo wir immer wieder ins selbe Schlammassel geraten, immer wieder dasselbe Drama (re)inszinieren - dort wird es wohl eine alte Geschichte sein.
Das werde ich mir zu Herzen nehmen und gut beobachten

@Zadorra
Hmmmm, wenn ich das so lese …
Auch bin ich ein Mensch der wohl die Heilung nicht so annimmt wie Gawyrd beschreibt. Das liegt vielleicht nicht ganz an mir, sondern auch das ich so keinen finde der mir hier im Umkreis hilft.
… dann denke ich, dass du damit schon alles aussagst. Du suchst, wie Reinhard das so schön formuliert, jemanden der dich wäscht, aber bitte ohne dich nass zu machen. Nicht am anderen liegt es, ob du Heilung annimmst, nur an dir selbst.

@Kinnarih
Wer hat dir geholfen, bei welcher Art Therapeut warst du? Wie verlief dein Weg der Erkenntnis?
Gibt es auch Aufstellungsleiter, denen die Idee des "Mehrmals-lebens" fremd ist ?
Mit Sicherheit gibt es die. Unsere christlich geprägte Gesellschaft schließt so was wie Reinkarnation oder Karma aus, und ich glaube kaum, dass jeder Aufsteller über den eigenen Tellerrand schaut.

@Pluto
m.E. wird viel zu viel in Karma interpretiert. In unserem eigenen Leben hat sich so viel angehäuft, dass wenn dieses erstmal bearbeitet ist, sich die Welt völlig verändert.
Das denke ich ja auch. Wenn jemand sich seinem aktuellen Leben nicht stellen möchte, aber mit immer wiederkehrenden Sorgen konfrontiert wird, dann muss “das Karma“ herhalten. Viel zu oft wird es lediglich als Erklärung benutzt und nicht weiter beachtet, geschweige denn bearbeitet.

Liebe Grüße
Ruhepol
 
… dann denke ich, dass du damit schon alles aussagst. Du suchst, wie Reinhard das so schön formuliert, jemanden der dich wäscht, aber bitte ohne dich nass zu machen. Nicht am anderen liegt es, ob du Heilung annimmst, nur an dir selbst.

Das ist ja auch so, und ich habe erkannt das es ohne Wasser nun mal nicht geht! :weihna1

lg Pia
 
„Ist halt was Karmisches !“.
Das ist keine spezielle Eigenart des karmischen Weltbildes - sondern eine typische Formulierung, wenn jemand Ausreden statt Lösungswegen sucht.

Das gibt es in der Medizin genauso : "Das ist halt psychisch. ... Das ist halt psychosomatisch. ... Das ist halt genetisch. ... ."

Übersetzt heißt das in der Regel : "Da kann (bzw. will) man halt nix machen. Dem gehe ich nicht weiter auf den Grund."

Gawyrd
 
@Kinnarih
Wer hat dir geholfen, bei welcher Art Therapeut warst du? Wie verlief dein Weg der Erkenntnis?

Zwei Fragen, die einfach klingen und nicht so ein-fach zu beantworten sind :)

Stell dir vor, du lernst gesprächsweise einen Menschen kennen und kommst drauf, es gibt eine gewisse Ähnlichkeit in der Sichtweise wichtiger Dinge. Die Gespräche vertiefen sich - in so zu nennende spirituelle Gebiete - und es entsteht daraus eine Freundschaft ungeahnter Dimension, in der nun einer den anderen jeweils begleitet bei Fragen, die sich aus dem Lebens-Weg ergeben. Mit jeweils dem Wissen und Ahnen, das einem zur Verfügung steht. Das sich auf dem Weg langsam erweitert, in gegenseitigem Austausch und in gegenseitiger Bereicherung. Das Erstaunliche daran ist aber, daß beide keinem vorgezeichneten spirituellen WEG folgen, sondern einfach unterwegs sind und immer achtsamer auf das spüren, was ihnen innen und außen begegnet. (Und zur Krönung des Gesamten ist der spirituelle Freund auch Therapeut, kann also in bestimmten Situationen mit auftretenden Phänomenen auf eine Art und Weise umgehen, wie es ein Nicht-Therapeut nicht könnte. Wobei ich Wert drauf lege, daß in diesem Fall Therapeut wirklich als "Heilender" zu verstehen ist.) Das war und ist mein Weg der Erkenntnis.

Der springende Punkt ist, daß ich nun nicht gezielt bei einem (Psycho-)Therapeuten war, mit der Absicht, ein bestimmtes Problem zu behandeln, deshalb war deine Frage nicht so einfach zu beantworten... denn es entwickelte sich ganz anders, nämlich so:

Auf diesem eben geschilderten Erfahrungsweg ist einmal etwas aus einer Vergangenheit vor diesem Leben aufgetaucht, das nicht so ohne war... und es war unschätzbar und wunderschön, zu wissen, der begleitende Freund steht verläßlich da und läßt die Dinge nicht aus dem Ruder laufen. Sondern hilft auch da, sie in bereicherndes Erkennen zu verwandeln.
 
Gibt es auch Aufstellungsleiter, denen die Idee des "Mehrmals-lebens" fremd ist ? (Denn ich stell mir vor, die würden ja dann schön schauen, wenn sich zeigt, ein Problem wurzelt in einem vorangegangenen Leben...)
Die "Idee des Mehrmals-Lebens" ist wohl keinem Aufstellungsleiter fremd. Als Idee. Das heißt nicht, dass sie diese Idee auch gleich zu einem Glaubenssatz ihrer eigenen Spiritualität machen oder in die Methodik ihres systemischen Stellens einbauen. Es gibt ja auch viele KlientInnen, für deren Sinngerüst karmische Ausdeutungen irrelevant sind. Die Betrachtung einer seelischen Dynamik als karmisch ist ja auch "nur" eine Interpretation von Phänomenen, die in einem bestimmten Zusammenhang gesehen werden - andere Interpretationen sind möglich ... und möglicherweise auch ebenso heilsam. Es zeigen sich in Aufstellungen ja nicht Situationen, die von vornherein als "in einem Vorleben wurzelnd" erkenntlich sind" - auch das ist schon eine Interpretation dessen, was sich da zeigt (wie immer unvermeidlich, wenn das ganzheitlich unmittelbar Erfahrbare in Sprache übersetzt wird). Was ich allerdings beobachten konnte: Es finden sich bei AufstellerInnen, die bestimmte spirituelle Färbungen ihrer Deutungen bevorzugen, auch KlientInnen, die solche spirituellen Konnotationen zu schätzen wissen. Und es finden sich bei denen, die bei der Deutung von Zusammenhängen auf spirituelle Grundannahmen verzichten, auch in der Regel die KlientInnen, die ihre Lebenszusammenhänge in anderer Weise konstruieren. Das Erstaunliche ist: das sagt offensichtlich nichts darüber aus, dass das eine oder das andere richtig wäre oder besser wirkt. Es scheint nur dann problematisch zu werden, wenn die falschen Leute zusammenkommen, und das regelt sich dann eh ganz schnell, sofern nicht gerade Mission betrieben wird. Individuell hängtr es wohl auch damit zusammen, ob jemand Verunsicherung als bereichernde Bewegung oder als Bedrohung empfindet.

Ich habe im übrigen bei den "Leitfiguren" des systemischen Stellens niemand gefunden, der die Annahme eines Vorlebens für seine Aufstellungsarbeit nutzen würde, von Hellinger bis Varga von Kibed. Auch wieder aus ganz unterschiedlichen, aber guten Gründen.

Alles Liebe,
Jake
 
Stell dir vor, du lernst gesprächsweise einen Menschen kennen und kommst drauf, es gibt eine gewisse Ähnlichkeit in der Sichtweise wichtiger Dinge. Die Gespräche vertiefen sich - in so zu nennende spirituelle Gebiete - und es entsteht daraus eine Freundschaft ungeahnter Dimension, in der nun einer den anderen jeweils begleitet bei Fragen, die sich aus dem Lebens-Weg ergeben.
Liebe Kinnarih,

ich weiß ganz genau wovon du sprichst, und wünsche dir von ganzem Herzen, dass diese „Freundschaft ungeahnter Dimension“ euch erhalten bleibt.
Kurz gefasst ist es eine „Lernbegegnung“, ohne dass du dich auf die Suche danach begeben hast.
Meiner eigenen Geschichte nicht ganz unähnlich, nur erlitt die irgendwann einen Einbruch.

Liebe Grüße
Ruhepol
 
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Ja!!!! …aber …. wie genau soll hier die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber aussehen? Gesetz dem Fall es regt sich jemand über die Maßen darüber auf wenn ein Mann seine Frau schlägt, sollte derjenige dann in sich gehen und sich seiner eigenen Schlägervergangenheit stellen? Einer Vergangenheit von der er gar nichts weiß, die er nur annimmt, weil ihn das Zusehen eines solchen Verhaltens so sehr in Rage bringt? Ich frag mich halt, wie so was in der Praxis ausschaut, wie das umgesetzt werden kann.
Was ist die Wahrheit? Können wie die wirklich erkennen, oder vermuten wir sie nur?Ruhepol



Hallo Ruhepol!
Wenn ich dich richtig verstehe, geht es dir hier um die Wahrheit über sich selbst. D.h. sich selbst so sehen, wie man ist, mit all dem Schlechten das man auch hat, und ohne all dem Guten, das man sich gerne andichtet.
Ich empfinde das auch als sehr schwierig. In einem Ethikseminar hab ich aber einmal was gehört, dass ich recht hilfreich finde.
Wir sehen etwas, z.B. ein Mann schlägt seine Frau. Bevor wir selbst bemerken, das wir es tun, haben wir das Gesehene auch schon bewertet. Als gut oder schlecht. Und erst nach dieser Bewertung kommt unsere Reaktion (sich ärgern, sich kränken, zurückfeuern,....). Die Bewertungen, die unserer Reaktion vorausgehen, laufen wie gesagt oft blitzschnell, und unreflektiert ab.

Man kann sich aber für seine eigene Bewertungsautomatik sensibilisieren, indem man einfach seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, sich selbst immer wieder hinterfragt: Warum halte ich das für gut oder schlecht? Und auch in sich hineinspürt: Was spüre ich in dem Moment bevor ich bewerte? Erschreckt mich die tätliche Aggression, beschämt mich die Demütigung der Frau, fürchte ich mich vor der Wut des Mannes, finde ich den Mann in seinem (hilflosen) Zuschlagen erbärmlich,... Was immer das Empfinden, die Emotion ist, die meiner Bewertung zugrunde liegt, sie erzählt mir ein bisschen von mir selbst.
Das Ganze ist natürlich aufwändiger, als es klingt, und erfordert viel Achtsamkeit sich selbst gegenüber. Aber grade, wenn man sich über eine bestimmte Situation immer wieder sehr ärgern muss, (oder kränken, ....), und dadurch sehr viel Energie verschwendet, lohnt sich der Aufwand schon. (Fand ich halt.)
Drum erzähl ich es auch hier.
lg
Jobe
 
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