Eine Frage an die Familienaufsteller unter euch ...

Das klingt jetzt alles ganz schon verknotet, hoffentlich kannst du überhaupt verstehen was ich meine.:)
Nein, nein - ich verstehe Dich sehr gut, und das ist eine ganz wichtige Frage. Es bei sich selbst zu erkennen ist aufs erste (das ist glaube ich für Dich nachvollziehbar) enorm schwer. Wie soll die Seele erkennen, dass sie noch in einem Vorleben hängt - da sie ja genau deswegen sich von diesem nicht trennen und eine quasi neutrale Beobachterposition einnehmen kann.

Andererseits kann's das ja auch nicht sein, dass man dafür immer einen Therapeuten braucht.

Ich bleib mal bei dem Baumbild : es würde genügen zu erkennen, dass man Baum ist, und nicht bloß Ast. Da gibt es ein entscheidendes Problem : man müßte bereit sein, zu allem zu stehen, was man getan hat. Und davor schrecken meiner Sicht nach die meisten Menschen zurück. Zum Verständnis :

Das, wovor ein Menschen am meisten Abscheu empfindet, was ihn am meisten aufregt und wütend macht (wenn er es bei anderen erlebt), das hat er m.M. nach selbst einmal getan. (Es gibt ja viele Grauslichkeiten, die Menschen tun. Aber : bei einigen weiß man zwar, dass das fürchterlich ist - aber es berührt einen nicht so, wühlt einen nicht so auf. Und dann gibt es Grauslichkeiten, da läuft man heiß. Das dürfte in der Regel der eigene wunde Punkt sein.)

Und dem müßte man bereit sein, sich zu stellen (was immer es ist). Uneingeschränkte Ehrlichkeit sich selbst gegenüber wäre die Voraussetzung - im Sinne von : die Wahrheit heilt.

Kurz : an der Baustelle wird gearbeitet
gruebel.gif


LG, Gawyrd
 
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Ich bleib mal bei dem Baumbild : es würde genügen zu erkennen, dass man Baum ist, und nicht bloß Ast. Da gibt es ein entscheidendes Problem : man müßte bereit sein, zu allem zu stehen, was man getan hat. Und davor schrecken meiner Sicht nach die meisten Menschen zurück.
An den Baum hatte ich beim Schreiben auch gedacht, allerdings mehr daran, ob es überhaupt wichtig ist woher unsere Probleme etc. kommen, aus diesem Leben, dem letzten oder irgendeinem lange davor. Wenn unsere Seele der Stamm ist und die versch. Leben die Äste, dann ist es eigentlich, aus dieser Sicht, ziemlich egal wann was passiert, denn es wird alles zu einem, vereinigt sich alles im Stamm (der Seele).
Aber das ist nur ein Bild und brachte mich bei der Frage "Wie kann ich etwas lösen?" (hier die Verstickung mit einem Menschen), "Wie erkenne ich welchen Ursprung diese leidige Verbindung hat?", nicht weiter. Ich versteh das Baum-Bild, es ist ein Ist-Zustand, aber es hilft mir nicht bei der Suche nach Antworten.
Das, wovor ein Menschen am meisten Abscheu empfindet, was ihn am meisten aufregt und wütend macht (wenn er es bei anderen erlebt), das hat er m.M. nach selbst einmal getan. (Es gibt ja viele Grauslichkeiten, die Menschen tun. Aber : bei einigen weiß man zwar, dass das fürchterlich ist - aber es berührt einen nicht so, wühlt einen nicht so auf. Und dann gibt es Grauslichkeiten, da läuft man heiß. Das dürfte in der Regel der eigene wunde Punkt sein.)
Grauslichkeiten sind schon so was Gewaltiges. Es sind doch mehr die kleinen Alltäglichkeiten, die uns im Umgang mit unseren Mitmenschen zur Rage bringen. Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit, Oberflächlichkeit, Bosheit und Gleichgültigkeit …..
Aber vielleicht verstehe ich dich da auch nicht richtig, wie genau meinst du das? Natürlich finde ich Kriege, Mord, etc, ganz schrecklich, aber so richtig in Wut bringen mich eher diese „kleinen“ zwischenmenschlichen Störungen, die da, wo eigentlich Frieden, Harmonie und Liebe sein sollten, viel zu viel Raum einnehmen.
Und dem müßte man bereit sein, sich zu stellen (was immer es ist). Uneingeschränkte Ehrlichkeit sich selbst gegenüber wäre die Voraussetzung - im Sinne von : die Wahrheit heilt.
Ja!!!! …aber …. wie genau soll hier die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber aussehen? Gesetz dem Fall es regt sich jemand über die Maßen darüber auf wenn ein Mann seine Frau schlägt, sollte derjenige dann in sich gehen und sich seiner eigenen Schlägervergangenheit stellen? Einer Vergangenheit von der er gar nichts weiß, die er nur annimmt, weil ihn das Zusehen eines solchen Verhaltens so sehr in Rage bringt? Ich frag mich halt, wie so was in der Praxis ausschaut, wie das umgesetzt werden kann.
Was ist die Wahrheit? Können wie die wirklich erkennen, oder vermuten wir sie nur?

Es muss einen Grund haben, wieso Menschen kaum Heilung erfahren und ich glaube es liegt daran, dass jeder Baum für sich alleine Heilung sucht, ohne sich darüber klar zu sein, dass der ganze Wald Heilung benötigt.

Ich wünsche dir eine gute Nacht!
Ruhepol
 
Grauslichkeiten sind schon so was Gewaltiges. Es sind doch mehr die kleinen Alltäglichkeiten, die uns im Umgang mit unseren Mitmenschen zur Rage bringen. Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit, Oberflächlichkeit, Bosheit und Gleichgültigkeit …..
Aber vielleicht verstehe ich dich da auch nicht richtig, wie genau meinst du das? Natürlich finde ich Kriege, Mord, etc, ganz schrecklich, aber so richtig in Wut bringen mich eher diese „kleinen“ zwischenmenschlichen Störungen, die da, wo eigentlich Frieden, Harmonie und Liebe sein sollten, viel zu viel Raum einnehmen.

Hi, Ruhepol!

Meiner Erfahrung nach liegen die karmischen Verstrickungen genau in diesen kleinen Alltäglichkeiten! Man interpretiert viel als böse, dumm und lieblos und geht in die Luft, kränkt sich daran, obwohl es von unseren Partnern und anderen Mitmenschen ganz anders gemeint ist. Wichtig ist, dass man erstmal zu sich selbst steht, also das, was man fühlt, akzeptiert. Das muss man oft nicht mal laut sagen. Wenn die eigenen Gefühle mal gelebt werden können, kann man daran gehen und dem Partner wirklich ZUHÖREN, egal, was er sagt und versuchen, zu akzeptieren, wie er einen wahrnimmt! :weihna1 Ich gebe zu, es ist keine leichte Übung, aber sie hilft die Verstrickungen aufzulösen!

LG

believe
 
1. "Wie kann ich etwas lösen?" (hier die Verstickung mit einem Menschen), "Wie erkenne ich welchen Ursprung diese leidige Verbindung hat?",

2. Es muss einen Grund haben, wieso Menschen kaum Heilung erfahren und ich glaube es liegt daran, dass jeder Baum für sich alleine Heilung sucht, ohne sich darüber klar zu sein, dass der ganze Wald Heilung benötigt.
1. Das Verhaftet-Sein in ein Vorleben kann man lösen, indem man erkennt, welcher Schritt ausständig ist; was notwendig ist, damit die Seele dieses Leben abschließen kann - und das dann auch auf der seelischen Ebene tut. Dann ist es wirklich weg, dann findet Veränderung statt. (Wie das alleine gehen könnte, weiß ich wie gesagt noch nicht. Für mich selbst benötige ich auch die Begleitung eines anderen. Wobei ich das nicht nur als Mangel sehe - diese Begleitung kann auch sehr schön und bereichernd sein.)

2. Nach meiner Sicht nicht nur das : es liegt auch daran, dass viele (die meisten ?) nicht wirkliche und umfassende Heilung suchen, nur die unangenehmen Symptome / Erlebnisse beseitigt haben wollen. Nach dem Motto : Wasch mich, aber mach nicht nass.

LG, Gawyrd
 
Hallo an alle

Ich passe nach eurer Beschreibung wundervoll hier rein! Auch bin ich ein Mensch der wohl die Heilung nicht so annimmt wie Gawyrd beschreibt. Das liegt vielleicht nicht ganz an mir, sondern auch das ich so keinen finde der mir hier im Umkreis hilft.

Lieber Gawyrd wie würde denn so eine Heilung aussehen? Ist es eine Familienstellung, oder etwas anderes?

Danke für deine Antwort!

lg Pia
 
...es liegt auch daran, dass viele (die meisten ?) nicht wirkliche und umfassende Heilung suchen, nur die unangenehmen Symptome / Erlebnisse beseitigt haben wollen. Nach dem Motto : Wasch mich, aber mach nicht nass.

LG, Gawyrd
Nach intensivem Erleben einer solchen Konfrontation mit vergangenen Unerfreulichkeiten vermag ich zu sagen, daß die Angst vor dem Schmerz (sich dem eigenen Schatten zu stellen) größer ist als der Schmerz... und die Befreiung danach mit nichts zu vergleichen.

Daran erkennt man - um Ruhepols Überlegungen weiterzuführen - glaub ich auch, daß tatsächlich keine Flucht in irgendein Wolkenkuckucks-Karma stattgefunden hat: wenn da wirklich etwas aus einer vorangegangenen Existenz ansteht, gerät zunächst einmal alles in Bewegung und aus den Fugen, um sich danach wieder neu zusammenzusetzen.

Ich meine aber auch, daß sowas alleine wohl nicht geht. (Vielleicht gehts - aber wenn man so weit ist, daß das ginge, braucht mans wohl nimmer :)) Da ist Begleitung nicht nur bereichernd. Sondern lebensnotwendig - irgendwo braucht man einen Ankerpunkt, wenn alles kopfsteht in einem selbst :)
 
2. Nach meiner Sicht nicht nur das : es liegt auch daran, dass viele (die meisten ?) nicht wirkliche und umfassende Heilung suchen, nur die unangenehmen Symptome / Erlebnisse beseitigt haben wollen. Nach dem Motto : Wasch mich, aber mach nicht nass.

Hallo Gawyrd,

wie soll jemand einen passenden Therapeuten finden, der was von Heilung versteht, der noch nicht mal in der Lage ist Psycho-Traumata als real anzunehmen? Viel zu wenige haben eine Ahnung davon, wie sie sich zeigen, und was sie im Leben so alles verhindern. Dann trifft so ein Betroffener auf einen Therapeuten, der ihm dann noch sagt, er wolle in Wirklichkeit gar nicht gesund werden. Es läge nur an ihm. - So einfach geht es nicht. - Und was mit solch einer Denkweise erst beim Patienten angerichtet werden kann, davon möchte ich lieber jetzt nichts schreiben. Kein Wunder, dass so viel Unheil nach Familienaufstellungen passiert.

Und dem müßte man bereit sein, sich zu stellen (was immer es ist). Uneingeschränkte Ehrlichkeit sich selbst gegenüber wäre die Voraussetzung - im Sinne von : die Wahrheit heilt.

Dazu bedarf es eines Therapeuten, der fähig ist, das, was sich beim Patienten zeigt bzw. das, was da hochkommt, auch aufzufangen und ihn bei der Heilung zu unterstützen und Halt zu geben. Hat der Patient einmal erfahren, dass er sich diese "Baustellen" seines Lebens (oder Vorlebens) in Sicherheit anschauen kann, dann kann er mit der Zeit auch selbst immer mehr dieser "Wahrheit" ins Auge blicken und selbst eine Veränderung herbei führen.

@ Ruhepol.

m.E. wird viel zu viel in Karma interpretiert. In unserem eigenen Leben hat sich so viel angehäuft, dass wenn dieses erstmal bearbeitet ist, sich die Welt völlig verändert.

Schaue ich mir dein Beispiel an, dann kann eine FA helfen, den Blickwinkel zu verändern und sich mit dem damaligen Tun zu versöhnen und es in der Vergangenheit zu belassen.

Liebe Grüße pluto
 
Hallo Gawyrd,

wie soll jemand einen passenden Therapeuten finden, der was von Heilung versteht, der noch nicht mal in der Lage ist Psycho-Traumata als real anzunehmen? Viel zu wenige haben eine Ahnung davon, wie sie sich zeigen, und was sie im Leben so alles verhindern. Dann trifft so ein Betroffener auf einen Therapeuten, der ihm dann noch sagt, er wolle in Wirklichkeit gar nicht gesund werden. Es läge nur an ihm. - So einfach geht es nicht. - Und was mit solch einer Denkweise erst beim Patienten angerichtet werden kann, davon möchte ich lieber jetzt nichts schreiben. Kein Wunder, dass so viel Unheil nach Familienaufstellungen passiert.

Liebe Grüße pluto

Hi, Pluto!

Soviel Unheil passiert mit Familienaufstellungen nun auch wieder nicht! Und jeder AL kann natürlich nur das einbringen, was er selbst schon erfahren oder zumindest durchschaut hat. Es wäre natürlich schön, wenn der betreffende Al dann sagen könnte :"Tut mir leid, dass übersteigt meine Fähigkeiten, such dir jemand anderen!" Aber dem ist eben nur selten so, weil wir Menschen ja oft Schwierigkeiten haben, unsere Grenzen anzuerkennen. Das ist, wie alles andere auch, ein Lernprozess, bei dem wir wieder und wieder auf die Nase fallen müssen, bis wir es wirklich einsehen können. Ok, ist natürlich individuell verschieden, wie schnell man das lernt. Manch einer bringt es vielleicht sogar schon mit!
Einem schwer traumatisierten Menschen hilft es aber nicht, wenn er VERLANGT, dass der Helfer weit genug ist. Er muss akzeptieren, dass es nicht so ist und weitersuchen.

LG

believe :)
 
D. h. ich frage mich: Ist es eine alte, karmische Verstrickung, die ich nicht so leicht lösen kann, weil mir der Ursprung nicht bekannt ist oder ist es eine Verstrickung, auf die ich quasi zwingend, aufgrund meiner Jetzt-Geschichte, zugesteuert bin?
Liebe Ruhepool,

Wir sind ja nicht blöd - sondern durchaus lernfähig. In vielen Bereichen machen wir etwas, was nicht funktioniert - und machen es das nächste oder übernächste Mal anders und besser.

Insoferne würde ich als Faustregel annehmen : Dort, wo wir lernfähig sind, stammen Probleme aus diesem Leben. Dort, wo wir immer wieder ins selbe Schlammassel geraten, immer wieder dasselbe Drama (re)inszinieren - dort wird es wohl eine alte Geschichte sein.

Kindheitstrauma und karmische Verstrickung sehe ich nicht als Widerspruch. Gerade die Kindheit besteht m.M. nach oft aus Kostproben karmischer Themen. Und es kann durchaus oft genügen, Probleme rein im Kontext dieses Lebens zu bearbeiten und zu lösen. Funktioniert das nicht - dann kann man weiter zurück gehen : solange, bis es gut ist.

LG, Gawyrd
 
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Hallo believe,

Einem schwer traumatisierten Menschen hilft es aber nicht, wenn er VERLANGT, dass der Helfer weit genug ist. Er muss akzeptieren, dass es nicht so ist und weitersuchen.

Das ist der "springende" Punkt. Von schwer habe ich nichts geschrieben.

Nach meinen Erfahrungen sind weit mehr Menschen traumatisiert, als wir bzw. Therapeuten ahnen. Das ist auch der Grund, warum manche Patienten einfach keinen adäquaten Heiler finden. Sowas traumatisiert dann noch zusätzlich. Noch dazu, wenn sie auch noch gesagt bekommen, sie wären lieber krank oder würden an der Krankheit bzw. dem Kranksein hängen. Oder sie würden die Verantwortung für sich nicht übernehmen.

Liebe Grüße Pluto
 
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