Eine Fabel

M

maiila

Guest
Gott fand eines Tages zwei Jünglinge, der eine sah aus wie der andere,
wenn auch sein Haar etwas voller, seine Augen noch etwas mehr jugendlichen Glanz hatten. Wie er sie sah, der eine hier, der andere dort,
erkannte er, dass er in beide denselben Samen gesteckt hatte.
Und ach, nicht nur glichen sie einander, sondern sie kämpften auch mit denselben Drachen. Der Drache der Hochmut, der Arroganz, der Einsamkeit, der ungelebten Liebe, des Schmerzes.
Dem Einen schickte er ein Mädchen, die so war wie er, doch ihr Herz war bereits bereit zum Blühen. Und sie hakte sich bei ihm ein, lud ihn ein zu sich und sie liebten einander. Doch kaum waren ein paar Tage vergangen, brach schon der Zorn aus ihm heraus und er schrie, und flehte und bettelte, dass sie doch bei ihm bleiben möge. Nie hätte er ein Mädchen wie sie getroffen.
Das Mädchen wandte sich traurig ab, seinen Zorn und seine Wut hatte sie nicht gewollt.
Jahre vergingen. Der Junge konnte sie nicht vergessen und schrieb ihr ein ums andere Mal, um wieder ein ums andere Mal mit seinen Dämonen zu kämpfen.
Dann stieß das Leben sie auf den anderen. Sie sah ihn und ihr Herz setzte einen Moment aus....sie erkannte dieselbe Energie des Jungen in ihm...der andere war jedoch gereifter, wirkte mehr *in sich* und dem was er hingebungsvoll liebte und doch..... derselbe Schmerz, dieselbe Arroganz...ihr Herz schlug...und sie sprach mit ihm und als sie schon miteinander sprachen, brach derselbe Vulkan in ihnen aus, der Jahre zuvor schon mit dem anderen ausgebrochen war....ein Funke des Erkennens...des tiefen Wissens darüber, dass man sich vertraut ist, loderte in beiden auf. Sie suhlten sich auf dem Grund des Seins...
Wieder versuchte der Verstand des Älteren alles einzutüten....seine Reaktionen waren zu mächtig, als dass er sie einfach hätte geschehen lassen können. Die junge Frau lächelte.

Gott sah die Szene, er sah den gequälten Jüngling, der seine Wunde nie ganz geschlossen hatte, und er sah den anderen, und er sah das Mädchen, das schon spürte was geschah.
Tage vergingen.

Nun tat Gott etwas, das er nur tut, wenn die Rädchen des Erkennens sich nicht von selbst weiter drehen... er wirkte ein.
Er schuf eine Begegnung der beiden Männer.... sorgte dafür, dass die zwei Samen desselben Baumes, den er gepflanzt hatte, sich begegnen würden. Dass sie einander sehen mussten; so wie man sonst nur in einen Spiegel sieht.
"Hier ist ein Mann, er ist so wie du....du musst ihm begegnen, denn du kannst sehr viel von ihm lernen. Die Stolpersteine hast du nun genug vor dich hergeschoben...geh zu ihm."
Dies sagte er zu jedem von den beiden.

Und mit Widerwillen gingen sie aufeinander zu, denn sie mussten doch nichts lernen.... sie wollten doch nichts lernen... sie sorgten doch schon selbst dafür, dass sie das Leben gut im Griff hatten, mehr zu sich selbst stünden.... da brauchten sie nicht so einen Fremden.
Aber sie gingen so lange bis sie einander sahen. Und sie sahen sich so wie sie wollten, und sie lachten und schrien und tanzten miteinander, und ganz egal wurde ihnen Gott oder das Mädchen oder ihre eigene Seele.
Dass sie sich nun endlich sahen, war ihnen das Wichtigste und so lachten und schrien sie und wüteten sie, bis sie ihr Haar rausrupften und andere schlimme Dinge einander antaten.
Lust und Wonne.
All das sah das Mädchen aus der Ferne.

Gott fegte einen riesigen Sandsturm über die Wüste.

Dann wandte sich das Mädchen zu ihm und sagte:
"Gott, bitte hilf mir damit aufzuhören, immer neue Dämonen zu erschaffen."
Und Gott sah sie an, lächelte, und sprach:
"Dich habe ich gerade auch mit dem Sandsturm vernichtet."

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ich bin so beflügelt von den lieben worten, ich würde fasst behaupten dass keine konvention eine meinung ins zwielicht bricht.

die frau die spürt, den jüngling und den anderen. der andere ist ein echter mann.
so spricht schließlich jede ehefrau: was ich spüre ist göttlich.
 
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