Ein Gleichnis

Hallo xyto

Was sollte ich suchen?

Wenn Du nicht weisst, wonach Du suchen sollst, dann hat die Suche wahrlich keinen Sinn.

Aber sobald ich diese Suche beginne, habe ich irgendwelche Vorstellungen und Erwartungen: "Dieses und jenes sollte geschehen, wenn ich Gott erkannt habe.

Gott interessiert mich nicht. Aber wenn es wirklich nichts gibt, was in deinem Leben geschehen sollte, wenn Du keine Wünsche oder Erwartungen hast, dann bist Du wahrlich ein glücklicher Mensch und die Suche erübrigt sich.

Jeder der schon mal einer Vorstellung nachgejagt ist und bis zum Ende gegangen ist, hat wohl erkannt, dass es eben bloß eine Vorstellung war

Da müsstest Du schon konkreter werden. Ich vermute, Du sprichst von dir, von deinem Weg und deinen Vorstellungen.

Alles Liebe. Gerrit
 
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fckw schrieb:
Hi xyto,
Die Geschichte hat einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Haken.
Sie stellt die Sache so dar, als bräuchte man nur erst an allen Stellen nachzuschauen, um herauszufinden, dass es nicht gibt, was man sucht. Quasi: Wenn sich alles als Fehler erwiesen hat, dann muss man automatisch herausfinden, dass die Suche sinnlos war.

Nur dass das in der Realität so nicht funktioniert. Es gibt absolut keinen, und das muss ich betonen, absolut keinen kausalen Zusammenhang zwischen den Anzahl Suchen und dem Finden. Es passiert plötzlich. Einfach so. Grundlos. Womöglich kann intensives Suchen die Wahrscheinlichkeit des Findens erhöhen, aber mehr nicht.

Der Glaube, etwas zu finden, muss erst völlig zerstört werden. Und das geht nicht, indem man sozusagen "durch negativen Ausschluss" ans Ziel gelangt. Denn dann könnte man immer noch den Glauben aufrechterhalten, genügend langes Suchen würde zum Ziel führen. Das ist nicht so.


Das ist ein berechtigter und richtiger Einwand, ohne Frage.

Der Punkt den du beschrieben hast, steht für mich quasi symptomatisch für den Haken, der in jeder "Lehre" liegt.

Man kann es so umschreiben: es muss eben nichts getan werden, es hängt eben an nichts Bestimmten - aber diese Geschichten nageln immer fest, sie können nicht anders.

Auch diese Erzählung sollte man verbrennen (wie den Buddha), das weiß ich.
Sie ist nur Unterhaltung, nicht mehr.

Man könnte vielleicht sagen: es gibt die Vorstellungen, die die Sicht verklären (auch sie gehören dazu) und wie kriegt man sie weg? Was kann ich tun? nichts.
Sie führen sich vielleicht von selbst ad absurdum - das ist es was vielleicht passiert, es ist aber nur eine Möglichkeit.

Das Gleichnis sollte die Ausweglosigkeit verdeutlichen, denen sich ein suchender Verstand am Ende gegenüber sieht. Wo soll ich noch hin? Was kann ich noch tun?
-> so war es bei mir.

Natürlich ist dies nur mein Erleben, und die Geschichte ein Teil meines Lebens, deshalb ist es auch für andere nichts wert, deshalb ist es für andere bloß eine Komödie.

Und wollte sie ernsthaft sein wäre sie schnell zermahlen.

WIe man an deinem Beitrag gesehen hat, genügt ein Satz.

liebe Grüße,
 
Hallo xyto

Ich bin da ganz anderer Meinung als Du und fckw. Ich meine sehr wohl, dass die Suche erfolgreich sein kann. Mann muss sie nur richtig anpacken.

Aber so wie Du reagieren viele, die entweder den falschen Weg gegangen sind oder ihren Weg nicht zu Ende gegangen sind.

Alles Liebe. Gerrit
 
Lotusz schrieb:
Hallo xyto


Gott interessiert mich nicht. Aber wenn es wirklich nichts gibt, was in deinem Leben geschehen sollte, wenn Du keine Wünsche oder Erwartungen hast, dann bist Du wahrlich ein glücklicher Mensch und die Suche erübrigt sich.



Da müsstest Du schon konkreter werden. Ich vermute, Du sprichst von dir, von deinem Weg und deinen Vorstellungen.

Alles Liebe. Gerrit

Ich will mich hier keinesfalls mit irgendwelchen Federn schmücken oder als jemand hinstellen der "erkannt hat":
Ich habe durchaus Erwartungen und Wünsche... aber es ist sehr diffus, ich kann es nicht (mehr) in Worte fassen... weil für mich diese Begriffe einfach sinnlos geworden sind.
Es erscheint mir alles so lächerlich:
"ich wäre gern heiter und gelassen" - "ja, sicher wäre ich das gern, aber was soll ich dazu tun? Und ist das nicht eine naive Vorstellung? Völlig unmöglich?"

Das ist nur ein Beispiel, aber so, oder so ähnlich, wäre es bei jedem Wunsch und eben auch bei jeder meiner Vorstellungen.

Ich weiß es klingt vielleicht irgendwie ... hm.. absurd, aber ich *kann* nicht mehr willentlich nach Vorstellungen leben.

Als konkretes Beispiel: Die Vorstellung eines neuen Autos, oder dieses und jenen Titel nach dem Studium usw. berührt mich nicht mehr, kann mich überhaupt nicht mehr motivieren.
Ich meine das jetzt neutral. Es geht einfach nicht mehr.


liebe Grüße
 
Lotusz schrieb:
Hallo xyto

Ich bin da ganz anderer Meinung als Du und fckw. Ich meine sehr wohl, dass die Suche erfolgreich sein kann. Mann muss sie nur richtig anpacken.

Aber so wie Du reagieren viele, die entweder den falschen Weg gegangen sind oder ihren Weg nicht zu Ende gegangen sind.

Alles Liebe. Gerrit

Ich frage das jetzt ohne böse Absicht und ehrlich:

Wonach suchst du bzw. "wie" suchst du? Was willst du finden, was ist die Charakteristik deiner Suche?

liebe Grüße
 
Lotusz schrieb:
Ich bin da ganz anderer Meinung als Du und fckw. Ich meine sehr wohl, dass die Suche erfolgreich sein kann. Mann muss sie nur richtig anpacken.

Aber so wie Du reagieren viele, die entweder den falschen Weg gegangen sind oder ihren Weg nicht zu Ende gegangen sind.
Lieber Lotusz, ich kann hier nur für mich und aus meinen Erlebnissen heraus sprechen. Was ich am 21. November 2003 um 0330h erlebt habe, das habe ich erst erlebt, als bereits jegliche Hoffnung aufgegeben hatte, dass es einen wie auch immer gearteten Sinn im Leben und im Sterben gäbe. Ich weiss nicht, ob du dir das wirklich lebhaft vorstellen kannst, wie diese Situation psychisch aussieht, aber es ist eine schweren Depression oder Psychose sehr nahe (wenn auch nicht dasselbe). Zu jenem Zeitpunkt wurde mir unmissverständlich klar, dass ALLES, was ich in meinem ganzen Leben getan, gedacht, geglaubt hatte, nichts als eine einzige grosse Lüge gewesen waren. Weil es immer auf dem Ich-Gedanken aufgebaut hatte, und wie ich damals erst verblüfft, später mit rasender Wut realisierte, gab es dieses Ich gar nicht. Phasen der schieren Verzweiflung lösten Phasen der völligen Passivität und Gleichgültigkeit und des Ekels ab. In jenen Momenten starb nach und nach jeglicher Drang und jeglicher Glaube, etwas finden zu können.

Und es war alles richtig, was passierte. Jede Erkenntnis aus dieser Zeit besitzt volle Gültigkeit.

Tja. Und dann passierte es einfach. Ich kollabierte sozusagen innerlich. Seit jenem Zeitpunkt weiss ich, dass das alles, was xyto hier schreibt, wirklich so abläuft. Und wenn ich sage: Jede Suche ist sinnlos, dann schreibe ich das aus eigener, persönlicher Erfahrung.

(Und nein, dieser Moment war überhaupt nicht etwa von unbeschreiblichen Glücksgefühlen durchzogen, sondern der Moment selbst entzieht sich jeglichem Versuch, ihn erklären zu wollen. Danach aber war ich tagelang in einer extrem ruhigen, extrem friedvollen Stimmung. Glück? Nö, würd ich nicht sagen. Es war einfach alles völlig ok, was da kam.)

Nun kannst du einwerfen: Das ist keine Erleuchtung. Ja. Da hast du recht, es ist keine Erleuchtung. Jedenfalls nicht die grosse Erleuchtung (Samadhi), hingegen ganz offensichtlich war dies die kleine Erleuchtung (Satori). Und weiter kannst du einwerfen, dass dies nun individuell so sei, also womöglich bei mir vielleicht so, und bei anderen ganz anders. Da haste auch absolut recht. Aus der einen Perspektive zumindest. Aus der anderen Perspektive ist es keine Frage, dass dieses "Erlebnis" (es gleicht eher der Antithese jeglichen Erlebens) bei allen Menschen zu aller Zeit exakt gleich aussieht.

Tja. Somit habe ich - gar nichts geklärt. Das macht aber nichts. Es bedarf ja auch gar keiner weiteren Klärung.
 
xyto schrieb:
Ich frage das jetzt ohne böse Absicht und ehrlich:

Wonach suchst du bzw. "wie" suchst du? Was willst du finden, was ist die Charakteristik deiner Suche?

liebe Grüße
Genau das isses. So war das bei mir auch.

Lotusz sagt: "Ich glaube, dass man das nur richtig anpacken muss."
Nun, so habe ich früher auch geglaubt.
Dann fragte ich mich zum ersten Mal: Warum glaubst du das eigentlich? Welches ist die Motivation dahinter, dass du das so glaubst?
Verblüfft stellte ich fest: Das Ego! Ich will mein Ich verbessern! Ich will ein schönerer Mensch werden dadurch, dass ich es schaffe, indem ich es nur "richtig anpacke".
Ich fragte mich: Welches ist denn die Motivation dahinter, dass ich ein schönerer Mensch werden will?
Erneut die Antwort: Das Ego! Es will fett und wichtig sein, ich will ein Mensch sein, der "erkannt hat", der klug ist, der intelligent und erleuchtet ist. Ich will Glück ohne Ende, will Frieden ohne Streit.
Ich fragte mich: Warum will ich intelligent und erleuchtet sein? Warum will ich Glück ohne Ende?
Die Antwort: Das Ego! Es will nicht sterben. Es will sich nicht der Vorstellung beugen, dass es gar kein Ich gibt! Es hält sich künstlich am Leben, indem es sich Vorstellungen aufbaut, wie Glück ohne Ende, Erleuchtung, Frieden, Seligkeit usw. Denn nur wenn es etwas gibt, das das Ich besitzen oder haben kann, zu dem es sich also in eine Beziehung stellen kann, dann und nur dann sichert es sich seine Existenzgrundlage.
Ich fragte mich: Was kann ich tun, um dieses Ich zu töten?
Die Antwort: Nichts, denn jeder Versuch, das Ich zu töten, entstammt demselben Ich, das versucht, sich zu verbessern. Es ist völlig paradox und absurd, aber das Ich flüstert dir durch den Verstand ein, wenn du es erstmal getötet hättest, dann wärst du ein besserer Mensch, nämlich klug, weise, ohne Ich, glücklich, schön erleuchtet!
Ich fragte mich: Aber verdammt noch mal, das hatten wir ja schon, dadurch sichert sich das Ich ja seine Existenz.
Die Antwort: Ja - aber du kannst nichts dagegen tun.
Ich fragte mich: Was?! Ich kann nichts dagegen tun? Ist Nichtstun nicht auch eine Art von Tun?
Die Antwort: Richtig, auch Nichtstun ist eine Art von Tätigkeit.
Ich frage mich: Ja aber verdammt noch mal, das ist ja der grösste Widerspruch, dem ich jemals begegnet bin!! Ich kann doch nicht einfach weder etwas tun noch nichts tun!
Die Antwort: Ebenfalls korrekt. Diese Situation ist eine unmögliche Situation, und es gibt keinen Ausweg.
Ich: Nein, das kann ich auf keinen Fall glauben. Das widerspricht aller Vernunft!
Antwort: Richtig, dein Verstand wird von deinem Ich gesteuert. Er ist es, der dich diesen Dialog denken lässt.
Ich: Was?! Du willst mir doch nicht etwa sagn, dieser Dialog sei ebenfalls nur Auswuchs des Ichs, um sich am Leben zu erhalten?
Antwort: Du hast's erfasst. Auch dieser Dialog ist eine Lüge. Sieh in dir an: Du erschaffst dir künstlich ein Problem, das gar keins ist.

So ging das tagelang in meinem Kopf.

Wer das nicht durchgemacht hat, wird immer glauben, er befinde sich auf dem richtigen Weg. Aber diesen Weg gibt es nicht und gab es nie.

Untersuche selbst, was deine wahre innere Motivation ist, "es richtig anzupacken", Lotusz. Es ist das Ego, also dein Ich, mehr nicht.
 
Hallo xyto

So ganz glaube ich dir nicht. Oder vielleicht verstehe ich dich falsch. Es geht mir um deine Aussage, dass dich der Wunsch nach einem Auto bzw. der Wunsch nach einem Studium nicht mehr interessiert und das Du das aus einer neutralen Sicht heraus betrachtest.

Kurz, ich glaube dir die neutrale Sichtweise nicht. Vielmehr vermute ich dahinter Resignation. Wie gesagt, es könnte sein, dass ich dich falsch verstanden habe.

Ich suche genau das gleiche wie Du, nämlich Heiterkeit und Gelassenheit. Mit anderen Worten, wir haben die gleichen Ziele.

Weisst Du, was die Yogis sagen, wie man dieses erreichen kann? Der Weg sieht wie folgt aus:

1. Yama (Die 5 Enthaltungen): Nicht töten, Ehrlichkeit, Nicht stehlen, sexuelle Enthaltsamkeit, Kein annehmen von Geschenken
2. Niyama (Die 5 Verhaltensregeln): Reinlichkeit (Läuterung), Zufriedenheit, geistige Disziplin, Studium, Hingabe an Gott
3. Asana (Yogaübungen)
4. Pranayama (Atemübungen)
5. Pratyahara (Verinnerlichung)
6. Dharana (Konzentration)
7. Dhyana (Meditation, Autogenes Training)
8. Samadhi (Erleuchtung - Glückseligkeit)

nachzulesen bei: telecom.at

Aber das ist ein Weg, der nicht von heute auf morgen Erfolge bringt. Man muss schon etwas Geduld haben. Soviel erst mal für den Anfang. Und wie gesagt, ich selber betrachte diesen Weg ziemlich unreligiös.

Alles Liebe. Gerrit
 
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xyto schrieb:
Das Gleichnis sollte die Ausweglosigkeit verdeutlichen, denen sich ein suchender Verstand am Ende gegenüber sieht. Wo soll ich noch hin? Was kann ich noch tun?

Ich finde, die Motivation zur Arbeit an sich selbst (also Selbsterforschung, Bewusstseinserweiterung, Heilung auf allen Ebenen, Selbstverwirklichung, usw.) - diese Motivation braucht keine Vorstellungen.

Vorstellungen kommen vom Vorstand; die Motivation für die oben genannten Dinge kommt aber durch das Gefühl. Da braucht man den Verstand eigentlich nicht zu bemühen. Und ja, entweder man hat diese Motivation, oder man hat sie nicht, das ist auch richtig (denke ich..).

Was man tun kann, um die Motivation zu erhöhen, ist z.B.: Man versucht sich an errinern, in welchen Situationen man während seines Lebens dieses tiefe Verlangen nach ... hatte (nach Spiritueller Entwicklung, der Wahrheit, oder wie auch immer man es nennen will). Je länger/öfter und intensiver man sich auf dieses Gefühl/Gefühle konzentriert und sie wieder fühlt, desto mehr wird auch die Motivation zunehmen.

Das ist eine einfache Technik, aber die hat es in sich. Es ist ja nur der Verstand, der alles kompliziert haben will, und "einfach" erscheinenden Dingen keinen Wert beimisst.
 
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