Deutsch ist in erster Linie ein undurchdringliches Gewirr von Ausnahmen. Ein Verlies, um Ausländer darin einzusperren und in Geiselhaft zu nehmen, wobei man sie wiederholt mit unverständlichen und im Großen und Ganzen nutzlosen grammatischen Instrumenten misshandelt, deren einziges Verdienst es ist, sehr, sehr deutlich und ausdrücklich klar zu machen, wer was hat und was wem von wem angetan worden ist.
Die schlechte Nachricht ist: Wenn ihr euch voll und ganz unter die Deutschen mischen wollt, müsst ihr die Sprache lernen. Das ist im Prinzip gar nicht so schwer und erfordert zwei Schritte: Vokabeln lernen und Grammatik lernen. Vokabeln lernen macht großen Spaß. Die meisten Wörter ähneln dank unserer gemeinsamen Vorfahren sogar ihrem englischen Gegenstück. Ihr werdet daher eine Weile lang rasante Fortschritte machen und es genießen, euch solche Leckerbissen wie Schwangerschaftsverhütungsmittel, Haarschmuckfachgeschäft, Muckefuck und Streicheleinheiten auf der Zunge zergehen zu lassen.
Dann beginnt ihr, voller Selbstvertrauen angesichts der vielen kleinen Bausteine, die ihr schon angesammelt habt, die Grammatik zu lernen, den Kitt, der aus eurem Gestammel richtige, zusammenhängende deutsche Sätze macht. Und jetzt werdet ihr euch verraten und verkauf fühlen. Denn deutsche Grammatik ist Unsinn.
Das Englische ist – linguistisch gesehen – immer schon die größte Schlampe von allen gewesen. Es gibt und nimmt von anderen Sprachen. Es tut, was es kann, um jedem zu gefallen. Es ist immer leicht zu haben. Meine Lieblingserklärung dafür ist, dass die Deutschen eben trotz allen ernsthaften Bemühungen in Sachen Weltherrschaft nie so erfolgreich waren wie wir Engländer. Anders als das Deutsche wurde das Englische deshalb immer wieder gezwungen, Brücken über die kulturellen und sprachlichen Abgründe zu bauen, die zwischen uns und den Ländern lagen, die wir gerade eroberten (Entschuldigung, kolonisierten). Mit der Zeit mussten wir die Ecken und Kanten des Englischen abschleifen oder, um es etwas weniger vornehm auszudrücken: Wir schmissen alles Schwierige raus.
Die englische Sprache musste sich notgedrungen ganz anders entwickeln als die deutsche. Deshalb hat das Deutsche die grammatische Komplexität des Altenglischen behalten, während sich das Englische daran machte, sich auf ein massenkompatibles, idiotensicheres Niveau herunterzukochen.