Ein altes Zeitungscover...

LoneWolf

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16. Februar 2006
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Wien
Mich würde eure Meinung dazu interessieren.

Ich denk in letzter zeit sehr viel nach über Freiheit und Kunst
und arbeite daran, mir eine eigene zu bilden.
Aber es ist nicht immer einfach.

http://www.welt.de/vermischtes/article7108740/Das-Titanic-Cover-und-der-missbrauchte-Jesus.html

ist es nicht so, dass mit so einem m.E. recht geschmacklosen Bild auch über viele ausgetretene Katholiken drüber gefahren wird, die zwar nicht mehr dem Heuchlerverein angehören, für die aber alte christliche Werte noch nicht ganz bedeutungslos geworden sind?

Ned jetzt, dass mich das Bild in meiner verkümmerten Christenseele verletzen würde, so innige Verehrung erfährt das Kruzifix von mir nicht, aber ganz grundsätzlich frage ich: ist das passend oder geht die Diffamierung über die katholische Kirche hinaus?

Helfts ma bitte, teilt mir eure Meinung mit.
 
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Klar, als halbwegs intakter Geist wird ma natürlich ned reagieren, wie ein armseliger Dschihadist. Darum gehts a gar ned. Aber das Bild, die Provokation an sich, wie sinnvoll und zielführend ist sie... wie scharf grenzt sie den Missstand in der Kirche ein.

Den Rechtsweg kann die Kirche beschreiten, aber des is mir relativ wurscht. Als ausgetretenem Katholiken ist die Kirche nicht mehr mein Interessensvertreter. Als Ausgetretener könnte ich einen eigenen Prozess anstreben, oder einfach damit leben, dass hier undifferenziert und propagandistisch gearbeitet wird.
 
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Mich würde eure Meinung dazu interessieren.
Wir haben doch die Freiheit, wenn uns was nicht paßt, es einfach zu ignorieren. Ich kann mit solchen Satiren, deren Pointe mir meistens eh entgeht (ich brauchte den Text, um zu sehen, wo's drauf hinausläuft), nichts anfangen, also so what...
Grundsätzlich: So Dinge wie Blasphemie-Paragraphen haben in einem modernen Land nichts zu suchen.
Und so nebenbei: Eine Religion, die wirklich selbstbewußt auftritt, kann über so was großzügig lächeln. Wer meint, gleich tödlich beleidigt sein zu müssen, kann nicht sehr von sich überzeugt sein.

LG
Grauer Wolf
 
Da ging es um Missstände in einer Institution, die natürlich aufgezeigt gehören, keine Frage. Und auch wenns mir bei dem Bild ein bisserl sauer aufstößt, is es ja nicht so, dass ich seelisch zsambrech oder glei zum Kadi renna miaßt. Aber es schießt halt a bisserl übers Ziel hinaus, vereineheitlicht Christ und perversen Pfaffen, schmeißt sie in unpassender Weise in einen Topf und ja, natürlich wird ma als halbwegs intakter Mensch damit fertig, aber man fragt sich vielleicht auch: Gibts ned an andern Weg? Muaß des sei?

Ja und wenn i der Chef von so ana Zeitung bin und so a Büdl druck und dann werd i gfragt, was i ma dabei dacht hab, dann sag i halt, wias is: "Wir wollten Misstände in der Kirche aufzeigen und dachten uns, das gelingt uns am besten, wenn wir in schockierender Weise in die sexuelle Phantasie des Lesers eingreifen und diese zum arbeiten anregen."

Dann steh i dazua und drah mi ned umanand wia a Windradl:
"Titanic"-Chef Leo Fischer kann die ganze Aufregung jedoch nicht nachvollziehen."Wir von Titanic sehen hier einen Priester, der sich hingebungsvoll einem Kruzifix zuwendet – vielleicht in demütiger Anbetung, vielleicht poliert und entstaubt er das heilige Utensil sogar, zum Wohlgefallen des Heilands"

Ja, i waß eh, i bin ja selber oft a Zyniker, i kenn mi eh a bissl aus. Aber manche Sachen dawischn mi halt a am haglichen Nerv und da denk i dann immer a bissl länger drüber nach als gsund is.

Aber wurscht, besser is, ma lasst si von nix mehr berühren, was an obe zaht. Immer gelingts halt ned.
 
Im Grunde wollt ich mich eigentlich nur mal selber prüfen, wies mir geht, wenn Satire arbeitet und bei ihre Arbeit mich trifft. Wenn sie religiöse Werte, die mir persönlich lange Zeit doch etwas bedeuteten, durch den Dreck zieht und völlig entwertet. Und ja, ich geb es zu, es geht mir nicht gut, aber es wird immer besser. Mittlerweile denk ich mir, ja... bitte sehr, wenn sie damit einen Missstand aufdecken, der aufgedeckt werden soll, dann sollen sie meinetwegen auch den Angenagelten dazu benutzen. Warum nicht. So gesehen sogar ein christlicher Akt.

Mein erster Gedanke beim Anblick des Bildes war allerdings nicht so gewogen. Da dachte ich: "Scheißfigur unnediche, tät da scho gern mein Respekt zeigen, den i vur deiner Arbeit hab." Der zweite Gedanke war dann schon enspannter und vielleicht sogar a bissl sachlicher: "Naja, so is halt, was willst machen... a Redaktionsschwein ziag über Katholikenschweine her, und dann verdrahts no seine eigenen Absichten, is ma eh gwohnt, so is halt auf der Welt." Na und jetzt, am Ende, sag i: "Warum ned, wenns hilft, Licht ins Dunkel zu bringen, dann solls so sei. Der Christus halt des scho aus. Der hat scho ganz andere Sachen ausghalten."

Aber i bin halt ned so auf Zack im Hirn, muaß immer lang nachdenken und oft drei, vier Meinungen verwerfen, bis i zu ana kumm, mit der i dann wirklich ident bin.

Drum bin i a immer so voller Bewunderung für die andern Leut da im Club, die oft ganz schnell wissen, wie der Hase läuft und die überall glei a stabile, unumstößliche Meinung haben. Und des in ana Welt, in der sich alles bewegt und in der ma ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert is. Hut ab, denk i ma oft. :thumbup:
 
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Hm, naja, passt doch.
Der Jesus ist festgenagelt und kann sich nicht wehren, die Kinder konnten sich auch nicht wehren. In der Bibel steht das Jesuswort: Was ihr dem Geringsten antut, habt ihr mir angetan.
Das Bild verdeutlicht das Verbrechen des individuellen Priesters und die Unterschrift weist darauf hin, dass die Institution Kirche diese Taten in allzu vielen Fällen gedeckt hat. Die Verunglimpfung der Religion geht vom Täter aus, nicht vom Zeichner.

Die provozierte Reaktion: Wut und evt. auch Ekel ist ein Aufruf, die Misstände zu beseitigen und sicher zu stellen, dass diese Individuen nie wieder solche Taten vollbringen können. Es ist typisch für Kollektive und kollektivistisch denkende Menschen, die Wut statt dessen auf den Überbringer der Botschaft, den Zeugen zu richten.

Natürlich macht sich in der Reaktion auch der Einfluss der Aufklärung auf die Kirche bemerkbar! Auch den Kirchenoberen ist klar, dass Kindesmissbrauch in der Kirche nicht länger öffentlich zu leugnen ist und das es ein Verbrechen ist und das sie in dieser Gesellschaft ganz schnell alle Karten verspielt haben, wenn sie weiter versuchen, es unter den Tisch zu kehren. Die Mehrheit der Menschen (einschließlich der Kirchenfunktionäre) würde es heute nicht mehr unterstützen oder zumindest billigen, wenn die Kirche dem Zeichner die Schweizer Garde auf den Hals hetzen würde, um ihn als Ketzer auf den Scheiterhaufen zu bringen (und die Kinder gleich dazu, wegen teuflischer Verführung).
Zumindest ist der christlichen Kirche und auch jedem einzelnen Christen glasklar, dass für Vergewaltigung, Steinigung, Auspeitschung, Kreuzigung, Mord und Totschlag keine einzige Rechtfertigung in der heiligen Schrift zu finden ist!
Aber auch bei der christlichen Kirche handelt es sich letztlich ja um eine Institution, die ihre Macht erhalten und deshalb Untaten ihrer Funktionäre möglichst im Schatten halten will und eben kollektivistisch ist und versucht, ihre Mitglieder im Kollektiv zu halten.

Da zitiere ich mal frei nach Dieter Nuhr: Die Religion ist überall da friedlich, wo sie keine Macht hat. Und wir sollten dafür sorgen, dass das so bleibt.

Es gibt jetzt die ersten Petitionen für die Abschaffung des Blasphemiegesetzes, damit die Meinungsfreiheit zukünftig nicht weiter durch teure Anwalts und Gerichtskosten bedroht wird. Das unterstütze ich natürlich! Und ist das nicht entspannend, dass wir gegen die Androhung von Geldstrafen vorgehen können, dass wir, was die christlichen Kirchen angeht, nicht gegen willkürlich verhängte Todesstrafen vorgehen müssen?
 
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