Eigene Entscheidung oder Schicksal?

Hallo Reinfriede,

mir ergeht es ähnlich, und ich verstehe auch nicht, warum es verboten ist WARUM zu fragen. Gerade durch das warum-fragen wurden mir schon viele neue Sichtweisen zuteil. Es ist für mich fast so, als ob ich ein kleines Kind wäre, und ich nicht zu fragen hätte und das, was mir meine Eltern oder sonstige Erwachsene, wie z.B. Lehrer, sagen, das Maß der Dinge sei.

Ich bin jedenfalls der Ansicht: solange ich das warum nicht kenne, kann ich auch von schädlichen oder übernommenen Verhaltensweisen nicht ablassen. Meine Gedanken drehen sich ständig im Kreis und sind nur mit Überlegungen beschäftigt. Weiß ich warum etwas so ist, dann kann ich davon ablassen und mich neuem zuwenden.

Und damit habe ich ein Problem - ich verstehe nicht, wenn es verschiedene Ansichten gibt, warum an diesem Punkt nicht weitergeforscht
wird.

Es könnte sein, dass es hier sehr viele Menschen gibt, die von ihrer endgültigen Meinung nicht ablassen wollen und so versuchen andere Sichtweisen von vornherein abzublocken. Und diese versuchen natürlich jegliche konstruktive kritische Forschungsarbeit zu verhindern. Dann kann ich mir gut vorstellen, dass es dabei mehr ums recht haben geht, anstatt um Kooperation, letztendlich auch um die eigene Macht.

Liebe Grüße pluto
 
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Es könnte auch sein, dass eben gerade Warum-Fragen nicht aufstellungstechnisch gelöst werden können - und daher von Aufstellern auch keine Antworten kommen, welche dem entsprechen würden, was jenen, die auf Warum-Fragen beharren, zusagen könnten.

Also mir persönlich ist es egal, warum ich was von wem übernommen habe (=Problemorientierung), mir persönlich ist es wichtig, dass ich es durch eine Aufstellung wieder lösen kann (=Lösungsorientierung).

Wenn ich persönlich auf dem Warum beharren wollen wollte, würde ich meine mir zusagenden Erklärungen halt eher in einer problemorientierten Richtung suchen, denn in einer lösungsorientierten.

Reinfriede schrieb:
Und nun frage ich mich natürlich, WARUM. Ich meine dieses "natürlich", weil ich IMMER nach dem Warum frage, es gehört zu mir.
Pluto schrieb:
solange ich das warum nicht kenne, kann ich auch von schädlichen oder übernommenen Verhaltensweisen nicht ablassen.
Das sind Glaubenssätze, der sowieso jegliche andere Erfahrung nachaltig verhindern müssen.

Pluto schrieb:
Es könnte sein, dass es hier sehr viele Menschen gibt, die von ihrer endgültigen Meinung nicht ablassen wollen und so versuchen andere Sichtweisen von vornherein abzublocken.
Korrekt, ich nehme an, dass ich dabei nicht nur mich einschliessen darf sondern auch dich? :daisy:
 
Liebe Pluto

sich zu entschuldigen kann man üben und das kann dann recht einfach sein. Auch wenn ich mich ernsthaft bei jemandem, dem ich etwas angetan habe, entschuldige, ist damit die Tat noch nicht aus der Welt. Ungeschehen kann ich sie nicht machen, aber mich nur zu entschuldigen, weil ich meinen Fehler eingestehe ich ein bisschen dürftig und mir aus dem systemsichen Zusammenhang nicht bekannt.
Mit sich entschuldigen meinte ich ausschliesslich ehrlich gemeinte Entschuldigung ( Reue ). Ist das in diesem Forum nicht selbstverständlich ?

Wie du sagst, ungeschehen machen kann ich gar nichts. Und eine Entschuldigung, ein Einsehen ob des Übergriffs, der Anmassung einem anderen Menschen gegenüber, genaus DAS ist es, was ich bei Aufstellungen als lösend erlebe.
Da machen wir wohl sehr verschiedene Erfahrungen ( oder wir beide erleben bei FA's absolut versch. Aufstellungsthemen und Lösungen ).



Verstehe ich jetzt nicht ganz. Taten werden meines Wissens immer ohne Einverständnis des anderen verübt. Ebenso werden sie ohne Einverständnis eines anderen übernommen.

Soweit ich in Familienaufstellungen gesehen und erlebt habe, waren das immer Übergriffe und das Opfer war auch nie mit einverstanden, wenn ein Späterer für ihn etwas übernommen hat. Im Gegenteil. Die Früheren sind froh, wenn alles, was mit ihnen zu tun hat, bei ihnen bleibt und bleiben kann und sich kein Späterer einmischt und ihres als seines ansieht.
Ich habe das oben (Beitrag #37 ) schon beschrieben. Ich glaube, wir haben uns vor der Inkarnation was vorgenommen. Viele Taten/Begegnungen werden vorher (vor diesem Leben ) abgesprochen. Öfters haben wir "den Plan für dieses Leben" mit aufgestellt, und vor allem bei sehr orientierungslosen Personen wurde dieser oft nicht mehr gesehen oder falsch verstanden.

Da bei FA's aber meist das Drama, das, was im Weg steht, aufgestellt wird, kommen allerdings vielfach Übergriffe, Anmassung zutage. Die sind natürlich nicht abgespochen. In einem Krankenhaus darf ich aber nicht auf den allgemeinen Gesundheitszustand der Menschheit schliessen.
- Ich glaube, das ist überhaupt die Hauptursache für so viele versch. Meinungen im Forum Familienstellen. Wir erleben jeder nur Bruchteile des menschlichen Sprektrums in dieser Arbeit und schliessen auf die Allgemeinheit. Da könnten wir mal einen eigenen Thread draus machen. Nach Weihnachten.

Die Früheren sind froh, wenn alles, was mit ihnen zu tun hat, bei ihnen bleibt und bleiben kann und sich kein Späterer einmischt und ihres als seines ansieht.

Ich habe genügend Menschen mit Helfersyndrom kennengelernt, und alle mussten sich durch ihr Helfen beweisen, dass sie so gut sind. Es ging einzig um sie und der andere, dem geholfen wurde, war einzig ein Vorwand um eigene Bedürfnisse zu befriedigen.
Auch da habe ich gegenteilige Erfahrungen. Oft war es Anmassung zu "helfen" ( negatives Helfersysndrom ).
Oft allerdings aber auch ehrliche Hilfestellung ( also inklusive Absprache mit dem Betroffenen ).
Das Drama, die Verstrickung war allerdings -dass dann nicht mehr loslassen können-, oder noch mehr oder anders ( ich weiss es besser ) helfen zu wollen, als abgesprochen ( dem anderen "seins" nicht zutrauen ).

Alles Liebe
Harry
 
Hallo ChrisTina,

Zitat:
Zitat von Pluto
Es könnte sein, dass es hier sehr viele Menschen gibt, die von ihrer endgültigen Meinung nicht ablassen wollen und so versuchen andere Sichtweisen von vornherein abzublocken.

Zitat von ChrisTina,
Korrekt, ich nehme an, dass ich dabei nicht nur mich einschliessen darf sondern auch dich?

Ich hatte nicht explizit die User dieses Forums gemeint, sondern alle Beteiligten, obwohl es auch Ausnahmen gibt. Warum sollte ich zu den Ausnahmen gehören?


@ Harry,

Wie du sagst, ungeschehen machen kann ich gar nichts. Und eine Entschuldigung, ein Einsehen ob des Übergriffs, der Anmassung einem anderen Menschen gegenüber, genaus DAS ist es, was ich bei Aufstellungen als lösend erlebe.

Habe ich aus so erlebt, aber mehr in Opfer-Täter-Beziehungen. Oder ich hab´s vergessen? :confused: (Beim nächsten Seminar werde ich nochmal genau darauf acht geben, was du geschrieben hast.) :confused:

Ich glaube, das ist überhaupt die Hauptursache für so viele versch. Meinungen im Forum Familienstellen. Wir erleben jeder nur Bruchteile des menschlichen Sprektrums in dieser Arbeit und schliessen auf die Allgemeinheit
.

Auf dieses Syndrom falle ich auch immer wieder herein. Zu verallgmeinern, was ich gesehen und erlebt habe. Dabei zeigt sich mir immer wieder, dass alles, was ich vorher gedacht habe, falsch war und es in Wirklichkeit ganz anders zusammenhängt.

Auch da habe ich gegenteilige Erfahrungen. Oft war es Anmassung zu "helfen" ( negatives Helfersysndrom ).

Das Drama, die Verstrickung war allerdings -dass dann nicht mehr loslassen können-, oder noch mehr oder anders ( ich weiss es besser ) helfen zu wollen, als abgesprochen ( dem anderen "seins" nicht zutrauen ).

Deswegen die Übergriffe.

Oft allerdings aber auch ehrliche Hilfestellung ( also inklusive Absprache mit dem Betroffenen ).

Sowas ist etwas anderes und hat nichts mit einem Helfersyndrom zu tun. Letzteres ist eine Sucht zu helfen, ersteres geht auf das Gegenüber ein und spürt in sich, was dem anderen gut tut oder nicht. Es besteht ein Dialog, beim Helfersyndrom eine Art Mutter-Kind-Beziehung.

Öfters haben wir "den Plan für dieses Leben" mit aufgestellt, und vor allem bei sehr orientierungslosen Personen wurde dieser oft nicht mehr gesehen oder falsch verstanden.

Gute Idee.

Liebe Grüße pluto
 
Ich möchte nur kurz anmerken, dass ich weder ausdrücken wollte, dass "warum" zu fragen verboten sei, noch dass es falsch sei.

Um beim Topfenstrudelbacken zu bleiben : In der Zeit, in der man der Frage nachgeht, warum Backpulver wirkt, kann man keinen Topfenstrudel backen. Ich gehe jetzt lieber einer neuen Topfenstrudel-Kreation nach (mit Ananas-Stückchen - LECKER !!!), als mich in die chemischen Prozesse des Backpulvers zu vertiefen.

Ich sag "Mahlzeit",

Reinhard
 
Liebe Pluto, Reinfriede und ihr Mitleser,

ich halte es nicht im geringsten für verboten, nach dem "Warum" zu fragen. Es geht eher um die Bandbreite der Möglichkeiten, mit den verschiedenen (!) Antworten auf diese Frage umzugehen. Und schon gar nicht ist damit ein Gegensatz zu wissenschaftlich-kritischem Denken errichtet. Nehmt zum Beispiel die Physik: Da werden viele Fragen durch die Relativitätstheorie beantwortet - aber keineswegs alle. Von den übriggebliebenen Fragen beantwortet viele die Quantentheorie - und wirft zugleich neue Fragen auf. Dann noch die Stringtheorie und und und... alles weit weg von Eindeutigkeit. Es gibt die Urknall-Theorie, es gibt die Idee eines Multiversums als Alternative zum Multiversum, es gibt Annahmen zum Phänomen der Zeit, die mit unserer Gewohnheit, die Zeit als linearen Ablauf zu betrachten, nichts zu tun haben ... alles Versuche, auf Warum-Fragen Antworten zu finden, und keine einzige eindeutige ist dabei. Es bleiben letzten Endes Theorien, Konstrukte, die in vielen Bereichen von hohem praktischem Nutzen sind (sogar dann, wenn sie später mal durch eine andere Theorie falsifiziert werden sollten). Warum-Fragen führen immer zu weiteren Warum-Fragen, in allen Gebieten, und es gibt keinen Anhaltspunkt, warum das hier anders sein sollte.

Die Frage nach der Wahrheit (also nach der "richtigen", letztgültigen Antwort auf eine Warum-Frage) ist eine Glaubensfrage. Wenn meine Suche nach dem Warum nicht auf Modelle ausgerichtet ist, sondern auf Wahrheiten, dann lande ich zwangsläufig bei Glaubenssätzen. Kein einziger Wissenschaftler kann erklären, warum es die Welt gibt ... und damit meine ich noch nicht einmal die Warum-Frage nach dem Sinn, sondern die schlicht funktionale: Wenn ich am Ende aller denkbaren Kausalketten angelangt bin, stellt sich immer noch die Frage: Warum dieser vermutbare Anfang?

Um zum Loch im Fahrradschlauch zurückzukommen: Warum? Weil ein Nagel auf dem Radweg lag. Das ergibt eine schlichte, unmittelbare, praktische Erklärung, und man kann im Handumdrehen zur Lösung schreiten. Man kann aber auch weiterfragen. Warum lag da ein Nagel? Da wird es schon komplizierter... weil ihn jemand aus der Tasche verloren hat. Okay, aber es ist die Aufgabe des Straßenkehrers, den Radweg regelmäßig zu säubern. Warum hat der den Nagel nicht entfernt? (Nebenbei: die Verwandtschaft zur Schuldfrage lässt sich erahnen...). Ah ja, der ist heute krank... warum ist er krank? Und warum hat die Straßenverwaltung nicht rechtzeitig für einen Ersatz gesorgt? Andere Ebene der Warum-Fragen (speziell für Hypochonder zu empfehlen): Warum hat von den 237 Radfahrern, die in der letzten halben Stunde hier vorbeigekommen sind, der Nagel ausgerechnet meinen Reifen durchbohrt? Darauf könnte unter Umständen die Astrologie eine Antwort geben, zur Zeitqualität und "offenen Zeitfenstern für Ereignisse" ... aber das wirft gleich wieder eine Fülle von neuen Warum-Fragen auf, mehr als ein Hund Flöhe hat. Es ist absehbar: das könnte nun bis zu Adam und Eva so weitergehen. Welche Warum-Frage hat nun wirklich eine befriedigende Antwort gebracht?

Für die Lösungswege - Reifen flicken oder neuen Schlauch aufziehen oder mit dem Taxi weiterfahren oder im Straßengraben hocken und weinen - ist die Warum-Frage völlig unerheblich. Da genügt es, das Loch im Reifen zu sehen und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Oder doch nicht? Muss ich nicht den Nagel von der Fahrbahn entfernen, muss ich nicht bei der Straßenverwaltung vorstellig werden und auf ein anderes Organisationsmodell drängen, damit die Radwege von solchen Gefahren verschont bleiben? Das könnte sich aus der Kette meiner Warum-Fragen ergeben ... aber das ist dann nicht mehr die Lösung des ursprünglichen Problems, sondern das sind Lösungsversuche von Problemen, die ich mir überhaupt erst durch meine Warum-Fragen erschaffen habe. Wer seinen Reifen flickt und fröhlich weiterfährt, bleibt von solchen Problemen frei. Ist das nun asozial, agiert der aus einer reduzierten Bewusstseinslage heraus?

Auch da sehe ich keine eindeutige Antwort - bzw. ich sehe nur dann eine (oder, je nachdem, eine andere), wenn ich ein ideologisches Gerüst bastele, wie "man" sich in solchen Fällen zu verhalten hat. Und damit bin ich wieder auf der Ebene der Glaubenssätze (gegen die ich nichts habe, die sind eh unausweichlich und vermutlich die einzige Möglichkeit, aus der endlosen Kette der Warum-Fragen auszubrechen). Schön, dass es solche Glaubenssätze gibt. Und folgerichtig, dass sie sich voneinander unterscheiden.

Einen solchen Glaubenssatz hat im Frühjahr Matthias Varga von Kibed bei einem Seminar erzählt, als Teilnehmer die Warum-Frage nach dem Phänomen der repräsentierenden Wahrnehmung in Rollen in Aufstellungen stellten. Er meinte, es sei für uns selbstverständlich, dass jeder ein von allen anderen abgetrennter Einzelner sei. Und das könne man hinterfragen. Wenn wir einmal annehmen, wir seien zugleich auch individuelle Ausprägungen einer gemeinsamen Ganzheit, dann sei eher vorstellbar, dass wir auch in andere Bereiche/Dimensionen dieser Ganzheit hineinspüren könnten. Ich gebe das jetzt aus der Erinnerung wieder, ohne Anspruch auf korrektes Zitieren. Für eine solche Vermutung gibt es etliche theoretische Ansätze ... die Systemtheorie mit ihrem holarchischen Modell, in dem Ganzheiten Teile von Ganzheiten sind und in sich Ganzheiten umfassen. Die Theorie der morphogenetischen Felder von Rupert Sheldrake. Die Theorie des kollektiven Unbewussten von C. G. Jung. Die Gaia-Hypothese von Lovelock e.a. ... alles Modelle, auf deren Basis man recht bald zu einem Verständnis kommen kann, wie sich "fremde" Empfindungen wahrnehmen lassen. Aber keine einzige dieser Vermutungen ist eine einfache, klare Antwort wie "da lag ein Nagel auf dem Radweg". Letzten Endes stehen wir in der Aufstellung und spüren aus einer Rolle heraus eine Empfindung ... werden von ihr angeweht, und dann sind wir das kleine Kind, das wissen möchte, warum der Wind weht. Und es lässt seinen Drachen steigen, mit großem Vergnügen, ganz egal, welche Antwort es bekommt (außer es ist ein frühreifes Wunderkind, das nur dann an den fliegenden Drachen glaubt, wenn es eine zufriedenstellende Erklärung zum Wind erhalten hat, und die Drachen der anderen Kinder für eine Illusion hält, weil nicht sein kann, was nicht sein darf...)

@reinhard: Schon klar, dass Rationalität allein (oder überhaupt) keine Lösungen bringt. Ich muss etwas tun, um den Reifen zu flicken, Erklärungen genügen nicht. Wenn ich eine (oder diese) Lösung will. Ich halte es aber auch für legitim, keine Lösung zu wollen oder jetzt keine zu wollen - wie im Buch Kohelet: Es gibt eine Zeit, Häuser zu bauen, und es gibt eine Zeit, Häuser niederzureißen. Freilich, wenn Erklärungsmodelle als Ersatz für lösendes Tun angestrebt werden, dann wird das wenig bringen. Die Tatsache allein, dass jemand sich Gedanken über etwas macht, heißt m.E. aber noch nicht, dass er eine Lösung für ein ihn bewegendes Problem sucht und/oder vermeidet. Meine Erfahrung: Dinge, die mich erreichen, können einfach interessant sein (sie berühren etwas in mir, mein Inter-esse, und das muss nicht immer ein wunder Punkt sein, das kann auch eine erogene Zone sein). Denken kann auch Spaß machen, lustvoll sein. Eine schöne Bewegung des Geistes, vielleicht so sinnvoll wie Pirouetten auf dem glatten Eis, aber schön...

Alles Liebe,
Jake
 
Meine Erfahrung: Dinge, die mich erreichen, können einfach interessant sein (sie berühren etwas in mir, mein Inter-esse, und das muss nicht immer ein wunder Punkt sein, das kann auch eine erogene Zone sein). Denken kann auch Spaß machen, lustvoll sein. Eine schöne Bewegung des Geistes, vielleicht so sinnvoll wie Pirouetten auf dem glatten Eis, aber schön ...
Hallo Jake,

All's erstes eine Riesenunterschrift, unter alles, was Du gerade gesagt hast. Auch ich liebe manchmal "geistiges Schach" - die Lust am Denken.

Zu diesem Punkt : Reinfriede hat geschrieben, dass es für sie eine Plage ist, dass sie ihr ganzes Leben nach dem "warum" fragen MUSS. Sie stellt eine Frage, bekommt viele Antworten - und als Ergebnis schreibt sie einen Vorwurf und Unzufriedenheit : "Hey, forscht ihr nicht weiter ?" "Ich komme nicht weiter, es ist frustrierend". Das klingt für mich nicht lustvoll und frei.

Für mich klingt die eigentliche Frage : "Warum muss Reinfriede immer nach dem warum fragen ?". (Es gibt auch zwanghaftes Denken - wo Menschen darunter leiden, dauernd denken zu müssen und dadurch in der Teilnahme am Leben behindert werden.) Etwas in diese Richtung habe ich bei Reinfriede herausgehört - ob zurecht oder zu Unrecht, weiß ich natürlich nicht. Es ist mein Eindruck, bei dem ich natürlich völlig daneben liegen kann.

Mein Beispiel : Wenn ich mich mit dem Verstand nach dem Sinn des Lebens Frage, bin ich schon herausgefallen aus dem Sinnzusammenhang. Bei dieser Frage hilft mir der Verstand nicht - und wenn er noch so einleuchtende Antworten gibt. Die greifen nicht. Und dann spüre ich zB. Zuneigung und Liebe. Und schlagartig ist die Frage weg. Mein Leben IST mit einem Mal sinnvoll. Gut - ich kann die Begründung herausdestillieren : der Sinn des Lebens ist Liebe. Was nutzt mir diese Antwort, wenn gerade keine Liebe (und niemand zum Lieben) da ist ?

Einen schönen sonnigen Vorweihnachtstag wünsche ich,

Reinhard
 
Reinfriede hat geschrieben, dass es für sie eine Plage ist, dass sie ihr ganzes Leben nach dem "warum" fragen MUSS. Sie stellt eine Frage, bekommt viele Antworten - und als Ergebnis schreibt sie einen Vorwurf und Unzufriedenheit : "Hey, forscht ihr nicht weiter ?" "Ich komme nicht weiter, es ist frustrierend". Das klingt für mich nicht lustvoll und frei.
Nein, so klingt das wirklich nicht. Die Sehn-Sucht nach Eindeutigkeit, nach dem All-Einen, da fühlt man/frau sich auch schnell mal allein mit der Suche. In der Astrologie gehört beides zum gleichen Prinzip des Neptun: das Transzendente (die Wahrheit hinter all den Wahrheiten) und das Chaos, das Verwirrende und das Erlösende, das, worin alles aufgehoben ist und das, worin sich alles aufzulösen scheint, die Sucht und die Suche, tiefes Vertrauen und unfassbare Angst, Misstrauen, das spirituelle Getragensein und die Scheinwelten der Illusionen. Vielleicht - aber das frag ich Reinfriede lieber direkt - liegt ein Weg darin, die Lust an der Vielfalt des Denkbaren zu entdecken und gern (und im Bewusstsein der Vorläufigkeit aller Resultate) damit zu spielen im allerbesten Sinn... und bei Gelegenheiten zu schauen, was es so schwer macht, dem Leben zu vertrauen.

Euch auch einen schönen Frühlingstag,
Alles Liebe,
Jake
 
Stopp, stopp, stopp!

Nun geht die Sache eindeutig in eine Richtung, die ihr nicht entspricht.

Bitte Reinhard, gehe zu dem Posting zurück, das in Dir folgenden Verdacht aufkommen ließ:
Zu diesem Punkt : Reinfriede hat geschrieben, dass es für sie eine Plage ist, dass sie ihr ganzes Leben nach dem "warum" fragen MUSS.

Ich nehme mal an, dass Du folgenden Satz von mir:
"Und nun frage ich mich natürlich, WARUM. Ich meine dieses "natürlich", weil ich IMMER nach dem Warum frage, es gehört zu mir.:clown:"
....der als einfache Feststellung gedacht war, dass dieses Warum-Fragen zu meiner Persönlichkeit gehört - als "Plage für mich" aufgefasst hast.

Nun, DAS habe ich nie behauptet. Ganz im Gegenteil - das Warum-Fragen macht für mich das Leben erst so richtig interessant - es ist vielleicht für andere eine Plage ;) aber nicht für mich. Und unter dieser Berichtigung erübrigt sich Dein Statement:

Sie stellt eine Frage, bekommt viele Antworten - und als Ergebnis schreibt sie einen Vorwurf und Unzufriedenheit : "Hey, forscht ihr nicht weiter ?" "Ich komme nicht weiter, es ist frustrierend". Das klingt für mich nicht lustvoll und frei.
Das bedeutet nämlich auch NICHT, dass es für mich eine PLAGE ist, wenn ich nach dem Warum FRAGE.

Für mich klingt die eigentliche Frage : "Warum muss Reinfriede immer nach dem warum fragen ?". (Es gibt auch zwanghaftes Denken - wo Menschen darunter leiden, dauernd denken zu müssen und dadurch in der Teilnahme am Leben behindert werden.) Etwas in diese Richtung habe ich bei Reinfriede herausgehört - ob zurecht oder zu Unrecht, weiß ich natürlich nicht. Es ist mein Eindruck, bei dem ich natürlich völlig daneben liegen kann.
Da möchte ich jetzt eigentlich nichts dazu sagen - wie war das mit den Glaubenssätzen? Reinhard, Du bist gerade dabei, mich in eine Schablone zu pressen - das ist zwar rhetorisch bei jedem Menschen leicht machbar, aber weder fair noch dient es dieser Diskussion.

Schau bitte genau hin! In einem Seminar über Homöopathie ist uns beigebracht worden, dass der größte Fehler, den man machen kann, der wäre, sich zu schnell ein Urteil zu bilden, aufgrund weniger Aussagen des Gegenübers an ein bestimmtes Mittel zu denken und den Menschen damit falsch einzuschätzen, weil dann jede Aussage des Gegenübers in diese Richtung interpretiert wird. Damit MUSS dann das entsprechende - und möglicherweise FALSCHE Mittel - herauskommen.

Überleg Dir bitte einmal: Ich beginne einen Thread, in dem ich eine Frage stelle und nun wird nur noch darüber diskutiert, warum ich diese Frage stelle und ob das nicht vielleicht zwanghaft wäre..... merkst Du, wie sich das entwickelt?

Ich möchte Dich jetzt bitte nocheinmal fragen: Wo bitte siehst Du, dass ich einer Problematik ausweiche, weil ich nach dem Warum frage? Woraus (aus welchen Aussagen) schließt Du das?

Die Sache mit dem Fahrradschlauch (das Beispiel aus der Küche ist nicht richtig rübergekommen):

Ich kann den Reifen flicken - ist ja klar - aber muss ich deshalb ständig über denselben Nagel fahren, weil ich nicht wissen will, was die Ursache war?
(Ist jetzt natürlich auch konstruiert, der Nagel ist ja schon drin :clown:, aber ich hoffe, es kommt jetzt mal rüber, was ich eigentlich meine).

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Vielleicht - aber das frag ich Reinfriede lieber direkt - liegt ein Weg darin, die Lust an der Vielfalt des Denkbaren zu entdecken und gern (und im Bewusstsein der Vorläufigkeit aller Resultate) damit zu spielen im allerbesten Sinn... und bei Gelegenheiten zu schauen, was es so schwer macht, dem Leben zu vertrauen.

Jake

Lieber Jake!

Danke für diese Frage bzw. eigentlich Antwort - ja, so ähnlich empfinde ich es. Warum zu fragen, bedeutet für mich Leben, Interesse, nicht nur Staunen (was ich auch oft tue), sondern auch dahinter zu schauen.

Ich vertraue dem Fluss des Lebens - doch ich will nicht nur staunender Zuseher sein, sondern auch fragen dürfen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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