Solange der Nutzen/Gewinn des Leidens den Nutzen/Gewinn einer möglichen Lösung übersteigt, ist es egal, welche Therapie ein Leidender anstrebt - er wird sie immer nur instrumentalisieren, um sich seines Nutzens zu vergewissern. Gute TherapeutInnen erkennen das und können damit hilfreich umgehen und/oder sich aus dem Spiel nehmen. TherapeutInnen mit einem Helfersyndrom freuen sich, ein Opfer gefunden zu haben, und spielen das Spiel begeistert mit.
Wenn der Punkt überwunden ist, an dem es noch darum geht, sein Leiden anderswo festzumachen ("Auch du hast mir nicht helfen können!"), dann kann eine systemische Aufstellung selbstverständlich einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zu Lösungen beitragen. Wozu sonst wäre das alles denn gut? Einzig und allein psychisches Wellnessprogramm? Nein, es geht schon um echte Bewegung, um echte Lösung.
Wobei in einer Aufstellung das jeweilige Leiden - hier also eine Suche nach etwas, die sich als Sucht manifestiert - in seine systemischen Zusammenhänge gestellt wird, und das ermöglicht eine ganzheitliche Erfahrung, wie sie tatsächlich mit anderen, nur kognitiv oder nur physiologisch/kinesiologisch ausgerichteten Verfahren nicht möglich ist. Schwachsinnig ist es, daraus sofort Gegensätze oder Konkurrenzen zu konstruieren; hilfreich ist es, das Zusammenwirken verschiedener Möglichkeiten einzusetzen. Dafür braucht es jemand, der im Lebensumfeld des Klienten solche Möglichkeiten kennt und gemeinsam mit ihm Strategien entwickeln kann, die Lösungswege begleiten.
Wundermittel ist die systemische Aufstellungsarbeit keines - wer das erhofft und das quasi wie die Zauberdroge konsumieren möchte, und dann ist alles gut, der wird vermutlich wenig von einer Aufstellung haben, es sei denn, er gerät an eine/n Aufstellungs-Gastgeber/in, die/der ihn entsprechend vorbereitet und die Erwartungen auf realistischen Boden stellt. Wobei Che Guevara gilt: Seien wir realistisch - vertrauen wir auf das Unmögliche! Vielleicht besser: das Überraschende. Die neue, lösende Erfahrung, die die vertrauten Routinen der immer wieder gleichen Teufelskreise aufbrechen kann.
Aufstellungsarbeit ist anspruchsvoll, auch für den Klienten... und er geht mit seiner ganzen Eigenverantwortung in eine Aufstellung und ins Nehmen von Lösungsschritten hinein.
Alles Liebe,
Jake