Hi Pia,
Zadorra schrieb:
Harte Worte, und das von einer Frau. Ich bin da nicht der Meinung, denn ich sorge für mich alleine. Ich verdiene das Geld für mich. Wenn ich lust auf Sex habe, klar sage ich nicht nein. Doch ist Sex etwas anderes wie den Körper hin halten. Und denken hoffentlich ist er bald fertig!
ich hab das gar nicht so hart gemeint, Pia....Ich dachte in meinem Beispiel auch eher an eine herkömmliche Ehe, Frau zu Hause, Mann "draußen". Früher war dieses Lebensmuster generell der Fall und so haben sich über Generationen gewisse Mythen von dem Zusammensein der Geschlechter in die Gesellschaft "eingebrannt". Sie handelt auch davon, dass Mann und Frau durch die Gesellschaft gewisse geschlechtsspezifische Erwartungen an das jeweils andere Geschlecht hat.
Wenn sie diese Erwartung aber mal vom Dunkel ins Licht des Bewusstseins zögen, nämlich, was man wirklich von einander erwartet und verlangt, würde man den Konflikt und das Dilemma erkennen können, nämlich, was einerseits die eigene, wahre innere Natur verlangt und was von der Gesellschaft, der Umwelt oder der Familie aufdoktriert wurde und welche Rolle man zu spielen hat. Und hier meine ich beide Seiten - Mann wie Frau.
Welches ist deiner Ansicht nach das grundlegende und fundamentale Bedürfnis in einer Beziehung? Die überwiegende Mehrheit der Leute wird sicher antworten, dass es Dinge wie Liebe, Sicherheit, Fürsorge, Zuwendung, Nähe und Gemeinschaft ist. Ich glaube jedoch, dass das grundlegende Bedürfnis lediglich in der Bestätigung unserer grundlegenden Mythen besteht. Einem Muster, welches uns von klein an eingeredet wurde. Das Zusammensein von Mann und Frau ist kein Paradiesgarten, und doch enden die Märchen dieser Welt immer mit den Worten: "Und so lebten sie glücklich zusammen bis an ihr Lebensende." Gerne glauben wir das, ja, ich kenne eigentlich niemanden, der sich entschließt zu heiraten und nicht an diesen Mythos glaubt. Damit blenden wir aber aus, dass das Leben Veränderung ist und schon kommt die Schlange aus dem Paradies in unser schönes Märchen hereinspaziert, nämlich dann, wenn ein Partner anfängt, Fragen zu stellen. An sich, an die Partnerschaft oder, schlimm, schlimm, an die Ehe als Form des Zusammenlebens an sich
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Nun ist es dann aber nicht so, dass dieser Sich-In-Frage-Steller sich sagt: OK, es war eine Zeit sehr nett mit meinem Mann/meiner Frau, ich habe auch vieles gelernt und nehme vieles mit aus dieser Ehe, aber mein Weg führt in die Welt, denn in mir lebt die Veränderung, während mein Partner statisch geblieben ist
u.s.w. Nein, dieser Sich-In-Frage-Steller bekommt ein schlechtes Gewissen, gibt sich die Schuld an der Misere, da er ja seinen eigenen Mythos verraten hat und er ruft eine ganze Armee von Helfern auf den Plan, vom Astrologen, Psychologen, Eheberater oder Familiensteller, um ihn wieder auf den rechten Weg zu bringen. Und oft sind es gerade die Frauen, die diesen Weg beschreiten
Ihnen möchte ich immer zurufen: Schaut euch an, was sich in euren Beziehungen tut, denn Beziehungen sind euer Spiegel. Möglicherweise könnt ihr genau da erkennen, dass ihr euch verändert habt und der Zeitpunkt gekommen ist, einen eigenen Weg zu beschreiten.
Mann wie Frau sollten sich bewusst fragen, ob die ihnen zugewiesenen Rollen noch mit dem konform gehen, was ihnen zwar bislang Sicherheit gegeben hat, aber nicht mehr mit ihrem gewachsenen Bewusstsein zu vereinbaren ist, denn eine Beziehung hat keine eingebaute Ablaufgarantie. Gut, es ist schwer für den Partner, der nach wie vor in seinem Mythos lebt, die Veränderung des anderen zu akzeptieren und doch wäre es schön, wenn er zu dem scheidenden Ehepartner sagen könnte: Sei, wer und was du bist, auch wenn du dann ganz anders sein solltest, wie ich. Ich liebe dich genug, um dich gehen zu lassen. Aber in Wirklichkeit durchleben die meisten sich trennenden Paare eine Phase der schmerzlichen Konfrontation und können die Individuationen des anderen, ja selbst die eigene, nicht akzeptieren.
LG
Urajup