Ego, Ich, Identität, Selbst, Persönlichkeit und Meditation

.ich habe einfach eine einfachere sichtweise und hab das auch hier mitgeteilt -hätte ich vielleicht auch lassen können -doch darum ist man doch im forum.

Wenn du jetzt mein Lächeln sehen könntest. Einmal ums ganze Gesicht herum. Es ist noch gar nicht so lang her, vielleicht zwei Jahre, da steht in einem meiner damaligen Beiträge genau so ein Satz... :)

Du hättest es lassen können - gut - es steht jetzt hier drin - genauso gut :)

Manche Dinge verändert allein die Zeit. Lies das hier in einem halben Jahr wieder durch... und vielleicht wird ein kleiner Blick auf das, was wir so allgemein für "ich" halten, frei.
 
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Hallo,

hm, jetzt will ich auch einmal kurz sagen, wie ich die Begriffe als Wegweiser verstehe.

Wenn ich nicht auf mich reflektiere, sondern in der Welt mit meinem Bewusstsein aufgehe, dann ist da eigentlich kein Ich, sondern einfach nur ein Selbstgefühl. Aber sobald ich mich dann vergewissern möchte und das scheinbar ichlose Selbstgefühl betrachten möchte, dann bin ICH plötzlich da :) Das Ich ist das Hier und Jetzt, wenn ich auf mich blicke, das, was ICH jetzt gerade bewusst fühle, denke: Ich denke, ich fühle.
Das Ich ist notwendig für die Identität, aber die Identität geht darüber hinaus. Unter Identität verstehe ich eine Art Selbstbild des Ich. Wir brauchen dieses Selbstbild, damit wir uns überhaupt orientieren können, weil wir uns mit dieser Identität verorten: Ich bin hier, wohin möchte/sollte ich jetzt gehen? Was ist mir alles schon zugestoßen? Wer bin ich? Die Identität ist also die Vorstellung dessen, was ich (alles) bin (und war und sein werde), und nicht der Vorstellende selbst.
Wenn wir als Kind aufwachsen, dann gibt es immer wieder Momente, in denen wir nicht so sein dürfen, wie wir wollen, in denen wir etwas von uns zurückhalten müssen, weil andere von uns etwas erwarten - und mit der Zeit erwarten wir das dann schon von uns selbst, dass wir gar nicht mehr mitbekommen, dass wir etwas zurückhalten. Entscheidend sind hierbei vor allem Ereignisse, wenn wir uns ungeliebt fühlen, wenn wir uns zurückgesetzt fühlen, vernachlässigt oder gar missbraucht. Das Ego, das falsche Selbst, dient dazu, diese Erlebnisse zu kompensieren. Es werden dadurch "Ego-Ritterüstungen" geschaffen. DAs Ego braucht die Anerkennung von anderen und hat immer wieder Angst, zu versagen, nicht perfekt zu sein. Es definiert seinen Wert über Anerkennung. Das Ego identifziert sich mit "Rollen", von welchen es sich Anerkennung verspricht: Professor, Lehrer, Arzt, Erleuchteter, Meister, Chef, Bundeskanzler, Enthaltsamer, Doktor, etc. . Das Ego möchte diese Rollen SEIN. Es möchte deshalb nicht das sein, was hinter und unter den Rollen ist, der ganze MEnsch, den es verdrängt, weil es diese verdrängten Eingeschaften als schwach, schlecht und unperfekt empfindet, wodurch es sich in seinem Wert sehr bedroht fühlt. Das Ego fühlt sich deswegen auch sehr oft verletzt, weil im Außen nicht das gespiegelt wird, was es sich wünscht.
DAs SELBST umfasst das Selbstgefühl, sowie das tiefe, wahre Selbst (unseren kreativen, freudestrahlenden Kern) das falsche Selbst (Ego) sowie das Höhere Selbst (der weise Mann/die weise Frau auf dem Berg, die uns liebevoll, geduldig und weise beistehen). Das SElbst kann mehr oder weniger bewusst sein, es kann sich fast auf das Ego und das Selbstgefühl beschränken, es kann aber auch darüber hinaus gehen, je mehr sich das tiefe, wahre SElbst und das höhre Selbst vereinen.
Persönlichkeit ist die Gesamtorganisation von Ich, Identität, Ego und Selbst zu einem Charakter. Wenn wir sagen, "dass sich seine Persönlichkeit verändert hat", dann hat sich ein Mensch wirklich fundamental gewandelt.

Wenn wir meditieren, dann werden wir zunächst in uns ruhiger, wir fühlen uns gelassener und leistungsfähiger. Wir können in der Meditation das Ego beobachten und gewinnen Kontakt zu unserem tiefen Selbst sowie zu unserem Höheren Selbst. Wenn wir darin eine Stabilität gewinnen, dann beginnen wir das Ego loszulassen und zugleich zu lieben, anzunehmen: es dadurch loszulassen, indem wir es annehmen. Wir beginnen immer mehr im Jetzt zu leben, das Vergangene loszulassen und die Gedanken für die Zukunft auf wesentliche GEdanken zu reduzieren.
Eine entscheidende Wende tritt ein, wenn das Ego nicht mehr mit Angst und Rückzug und Kontrolle reagiert, sondern wenn wir immer mehr auf die Ereignisse zugehen können, die dem Ego Angst machen, wenn wir uns diesen Situationen offen stellen, um zu erfahren, was wir vor uns verbergen, um uns dann, wenn die Angst auftaucht, liebevoll selbst annehmen zu können. Dann leben wir aus einem Urvertrauen heraus. Wenn wir vielleicht früher Angst hatten, zu verlieren, so können wir nun dieser Situation begegnen, uns selbst in der Situation der Niederlage annehmen und dem anderen freundlich begegnen. Wenn wir früher Angst hatten, unseren Expartner zu treffen, dann können wir ihm jetzt entgegentreten und in uns hineinhören, wie sehr wir noch an alten Erinnerungen hängen.
Der spirituelle Weg ist daher oft durch Identitätskrisen gekennzeichnet, da oft Identitätsbilder abgelegt werden, die an alte Rollen gebunden waren, so dass sich dann immer erneut die Frage stellt: und wer bin ich jetzt? wohin gehe ich jetzt? Früher dachte ich, ich bin ein Helfer, früher dachte ich, ich bin ein Genie, früher dachte ich, ich bin ein richtiger Mann, früher dachte ich, ich bin individuell und frei ... aber was bin ich jetzt? Langsam werden die sozialen Bilder abgelegt, mit welchen sich der Mensch bezeichnete, weil er sich einordnen wollte, die ihn zugleich aber einsperrten.
Auf diese Weise vollzieht sich ein Wandelt, der schließlich auch zu einem Wandel der Persönlichkeit führen kann: http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/970/49921/

Liebe Grüße,
Energeia
 
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