Ein paar mineralogische Infos:
Die violette Farbe des Amethyst ist eine sogenannte „Charge-transfer Farbe“, die durch das Vorhandensein von Titan und Eisen im Kristallgitter entsteht. Dabei müssen die Eisen- und Titan-Atome in einer bestimmten geometrischen Anordnung zueinander sein, damit es zum Ladungstransfer kommen kann, und damit zur Farbe.
Bei hohen Temperaturen kommt es zu einer thermischen Schwingung der Atome, die so stark sein kann, dass die Atome „auswandern“, und damit die nötige geometrische Anordnung (permanent) zerstört wird. Das geschieht beim „Brennen“ der Amethyste.
Die gebrannten Amethyste haben dann Titan-Atome als Fehlstellen im Kristallgitter (an Stelle des ebenfalls vierwertigen Siliziums), sowie Eisen-Fehlstellen, die zur Ionenfärbung, wie beim natürlichen Citrin, führen.
Natürlicher Citrin hat keine, oder wesentlich geringere Titan-Konzentrationen im Kristallgitter.
Auch die Eisen-Gehalte sind üblicherweise geringer, denn das Eisen wird bei der Kristallisation meist in anderen, gleichzeitig entstehenden Mineralien, eingebaut. Darum ist natürlicher Citrin auch relativ selten, und intensiv gefärbter, natürlicher Citrin eine ausgesprochene Rarität.
Eine blasse Farbe ist leider kein Zeichen dafür, dass der Citrin „echt“ ist, denn es wird auch viel Amethyst von schlechter Qualität zu Citrin gebrannt.
Das beste Unterscheidungsmerkmal ist bei intensiv gefärbten Steinen ein deutlich erkennbarer Rot- oder Braunton, den es bei natürlichen Citrinen nicht gibt.
Blasse Steine sind ohne technischen Aufwand nicht zu unterscheiden.
Das Brennen führt dazu, dass Flüssigkeitseinschlüsse, und zwar sowohl primäre, als auch sekundäre, zerspringen („dekrepitieren“ in der Fachsprache). Solche zerrissenen Einschlüsse kann man mit einer Lupe erkennen. Das Problem dabei: meist zerspringen beim Brennen die Amethyste an den Einschlüssen vollständig, so dass solche dekrepitierte Einschlüsse nach dem Schleifen und polieren nicht mehr sichtbar sind.
Zur Zeit sind im Handel 99,99% gebrannte Amethyste zu haben, und natürliches Material ist fast nicht zu bekommen. Auch die Beteuerungen der (meist fachlich nicht ausgebildeten) Verkäufer können daran Nichts ändern.
Die schönsten natürlichen Citrine kommen aus Bosnien, wo während des Bürgerkrieges beim Ausheben von Schützengräben ein Vorkommen entdeckt wurde. Die Kristalle erreichen bis zu 10cm Länge und 3cm Durchmesser, meist sind sie aber wesentlich kleiner. Die Jahresproduktion liegt bei etwa 150kg (!!!). Der Rest der Welt trägt mit etwa 1000kg (aber meist von schlechter Qualität) zur Jahresproduktion bei. Wenn man von einem Schleifverlust von ca. 50% ausgeht, kann man sich ausrechnen, wie wenig natürliches Material tatsächlich auf dem Markt ist.
Die wohl beste Möglichkeit natürliche Citrine zu sehen ist ein Besuch im Naturhistorischen Museum in Wien, das eine der schönsten, größten und vollständigsten (nach der Zahl der Spezies) Sammlungen auf der Welt beherbergt.
Ich hoffe, mit dieser kurzen Zusammenfassung zum Thema geholfen zu haben!
Ernst