Düstere Vorahnung oder nur Depression?

Aure

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9. Juli 2009
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Hallo!

Ich lese schon seit einiger Zeit hier im Forum immer mal wieder mit, habe mich aber jetzt erst registriert, weil mir ein Problem keine Ruhe lässt.
Vielleicht fällt ja dem einen oder anderen hier etwas dazu ein.

Mein Leben ist bis vor wenigen Jahren schlimm verlaufen (Gewalt und Missbrauch zogen sich durch Kindheit und Jugend, später bin ich an die falschen Männer geraten). Vor vier Jahren lernte ich meinen jetzigen Freund kennen, und mit der Zeit habe ich gelernt mich ihm zu öffnen.
Ich hätte nie gedacht, dass eine Beziehung, dass Liebe so sein kann.
Wenn er bei mir ist, dann ist es als würde meine "Batterie" aufgeladen werden, als würde ich innerlich leuchten. Immer. (Naja, wir kabbeln uns auch schon mal, aber ich denke es wird deutlich was ich meine.)

Seit etwa einem Jahr überfallen mich regelrechte Angstphasen, in denen ich fast panisch nachsehen muss: atmet er noch? wenn er neben mir im Bett liegt oder sich kurz hingelegt hat. Oder wenn er das Haus verlässt habe ich Angst er kommt nicht wieder, weil ihm was zustößt.
In manchen schlimmen Momenten sitze ich da und fange an zu schluchzen weil ich emotional davon überzeugt bin dass er tot ist und nicht mehr bei mir. Dabei spielt es keine Rolle, dass er vielleicht neben mir sitzt, oder dass ich rational versuche mir klar zu machen, dass das zwar vielleicht irgendwann passieren könnte, aber JETZT nicht so ist.
Am besten beschreiben kann ich es so: es fühlt sich an wie eine Erinnerung, als hätte ich diesen Schmerz bereits erlebt. Habe ich aber nicht, logischerweise nicht mit ihm, und auch sonst nie.

Mich macht das noch völlig fertig, ich will meine Zeit mit ihm doch nur geniessen, wo ich jetzt endlich Glück gefunden habe.

Ich bin 27, leide wie schon gesagt unter den psychischen Folgen meiner Vergangenheit, bin aber in Therapeutischer Behandlung und seit ich bei meiner neuen Therapeutin bin (~3 Jahre) und seit mein Freund bei mir ist (~4 Jahre) geht es mir Stück für Stück besser, ich konnte meinen Frieden mit vielem von dem Erlebten machen und inzwischen empfinde ich Liebe für mich, sorge gut für mich. Es geht mir eigentlich gut.

Was meint ihr - ist das einfach nur die Angst, dass es irgendwann aufhört so zu sein, weil ich mich "daran gewöhnt" habe, dass immer was Schlimmes geschieht? Bin ich so darauf trainiert zu leiden, dass ich mir selbst diese Steine in den Weg lege?
Oder erinnere ich mich vielleicht an etwas das erst noch passieren wird?
In meiner Therapie kommt das selten zur Sprache, und wenn ich das Thema anspreche versucht meine Therapeutin mir immer sehr lieb dabei zu helfen im Jetzt zu leben, in der Realität.
Das stimmt so auch für mich. Aber wenn ich alleine zu Hause bin (ob er nun da ist oder nicht), dann weiß ich oft nicht wie ich damit umgehen soll.

Ich hoffe ihr habt ein paar liebe Worte für mich, vielleicht ein paar Anregungen - eine Lösung erwarte ich sicher nicht! :)
Mich zerreist dieser Schmerz noch!
Man mag sich vielleicht fragen, was eine eindeutige Antwort denn für mich ändern würde (wenn es eine geben könnte). Und ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht.
Ich denke ich will vielmehr lernen damit besser umzugehen, damit ich meine Zeit mit ihm nicht damit verschwende um ihn zu trauern, obwohl er neben mir sitzt!

Aure
 
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Hallo

Du hast meiner meinung nach Angst deine wundervolle Beziehung zu verlieren,,die warscheinl.das bislang beste in dinem leben war-diese Angst versetzt dich in panik!
Bist Du in Therapie um deine Vergangenheit aufzuarbeiten?

Ich bin der meinung,wenn Du alles aufgearbeitet hast,dann brauchst Du auch keine Angst mehr zu haben!

Alles Gute!
 
Hallo!
Mich zerreist dieser Schmerz noch!
Aure

Hallo Du und herzlich willkommen im Forum...:)
Der Schmerz sagt etwas, verdräng ihn nicht, hör einfach hin,schau ihm ins Gesicht...sei bereit den ganzen Schmerz zu fühlen, es wird etwas altes sein aus der Vergangenheit und kommt jetzt hoch wo Du Dich endlich wohl fühlst mit jemandem zusammen, das gibt Dir den inneren Halt den Schmerz anzusehen.....
Wenn Du hinschaust verliert er an Macht über Dich,versuchs mal...:)
 
Hallo Aure

Erst einmal: Ich finde es ganz toll dass du so viel Kraft aufbringst und den Wunsch hast zu Leben und deine Probleme in den Griff zu bekommen!

Das mit deinem Freund ist vermutlich einfach eine extrem starke Verlustangst. Wahrscheinlich hat dein Unbewusstes aufgrund deiner früheren Erlebnisse eine unheimliche Angst entwickelt, dass du irgendwann aus diesem Sicherheitsgefühl mit deinem Freund herausfallen könntest, die sich jetzt so äussert. Ich glaube nicht, dass es sich um eine Vorahnung handelt. Unser Informationsspeicher (Gedächtnis, Erinnerungsvermögne, Gehirn allegemein) ist sehr komplex und kann deshalb auch mal Fehlinformationen durchsickern lassen. Diese lösen dann Ängste aus, obwohl man rational eigentlich weiss, dass sie nicht nötig sind.

Ich weiss zwar nicht, ob man das vergleichen kann, aber ich zb habe panische Angst vor Spinnen und dem Leiden/Sterben von Katzen. Beide gehen auf Erlebnisse in der Kindheit zurück, die die Angst ausgelöst haben und diese Angst wurde einfach nie überprüft und berichtigt. Spinnen sind ja wirklich harmlos.... das weiss ich, aber wenn ich eine sehe drehe ich durch. Das was du hier mit deinem Freund beschreibst schient mir ein ähnliches Muster.

Hast du deine Therapeutin mal auf die Verlustangst als Solche angesprochen?

Hoffe, es hilft ein bisschen ;)
lg
Krähe
 
Hallo Aure
Du siehst dich durch seine Augen, und das ist Liebe. Wunderschön! Das, was du dadurch erfahren durftest, ist ein ganz grosses Geschenk, und deine Dankbarkeit darüber kommt bei mir auch an.
Nun eine Frage: Kannst du dich selbst auch durch deine Augen sehen? Ich vermute, noch nicht so ganz... da könnte die Therapie weiterhin helfen. Finde ich gut, dass du die machst... da lernst du das.
In dem Masse, wie dir das gelingt, wird die Angst verschwinden. Vertraue einfach darauf, dass alles seine Zeit braucht um zu gedeihen.

Alles Liebe Dir:)
 
Liebe Aure,
ich kenne das Gefühl, das Du beschreibst sehr gut. Ich hatte in der Vergangenheit panische Verlassenheiutsängste und Einsamkeitsgefühle, egal, ob ich alleine war oder ich mich unter Menschen befand. Einmal wurde es durch eine mail von meinem damaligen Freund ausgelöst. Er wollte mit mir nach Indien reisen, aber schon mal 2 oder 3 Tage vor mir losfliegen. Ich hab Panik bekommen, obwohl für mich das Alleinereisen überhaupt kein Problem ist. Ich bin da abends absichtlich rein in dieses Gefühl. Ich hab mich diesem Gefühl hingegeben und mich dabei beobachtet. Ich lag wimmernd auf meinem Teppich und hab gedacht, ich halt das nicht aus. Es war eine unvorstellbares Einsamkeitsgefühl. Ich hab da über eine Stunde zusammengekrümmt geweint und irgendwann hab ich gespürt, dass ich JÜNGER ALS EIN HALBES JAHR bin. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen und am nächsten Tag war ich "leicht wie eine Feder". Hab mich supergut und befreit gefühlt. Dieses Gefühl der Einsamkeit ist ein altes und das Verlassenheitsgefühl auch. Ich konnte es mir anfangs nicht erklären, woher es kam. Meine Grossmutter, also die Mutter meiner Mutter, ist an Krebs gestorben, als ich 2 Monate alt war. Meine Mutter hat ihre Gefühle auf mich übertragen, die Einsamkeit und die Verlassenheitsangst. Ausserdem war sie wahrscheinlich durch ihre Trauer tatsächlich nicht in der Lage, sich genügend um mich zu kümmern.
Es gibt ein Buch mit dem Titel: "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung". Da kann man, wenn man den Mechanismus durchschaut hat, aus diesen Gefühlen aussteigen. Vielleicht hast du ja ähnliches erlebt und kannst mit meinen Erfahrungen etwas anfangen. Eines ist gewiss: Wenn Du nach einer Lösung suchst, wirst du sie finden. Meine Verlassenheitsängste sind fast weg!!
Ich wünsch Dir viel Kraft, Mut und Liebe!
Herzumarmung
Seestern
 
Ich bin 27, leide wie schon gesagt unter den psychischen Folgen meiner Vergangenheit, bin aber in Therapeutischer Behandlung und seit ich bei meiner neuen Therapeutin bin (~3 Jahre) und seit mein Freund bei mir ist (~4 Jahre) geht es mir Stück für Stück besser, ich konnte meinen Frieden mit vielem von dem Erlebten machen und inzwischen empfinde ich Liebe für mich, sorge gut für mich. Es geht mir eigentlich gut.

Was meint denn deine Therapeuthin zu dem Problem? IMHO fokussierst du dich und dein Sein viel zu stark auf deinen Freund. Vermutlich unternehmt ihr auch nichts alleine bzw. du nicht? Sich so extrem emotional an jemanden binden kann nicht gesund sein. Für beide nicht.

ciao, :blume: Delphinium
 
Sich ungestraft gut fühlen zu dürfen (wer soll es einem auch erlauben dürfen?) ist imho der gesunde Normalzustand.

Alles andere ist Erinnerung, die sich, wenn Angst hinzukommt, verselbständigt hat. Angst ist nicht das Jetzt. Aber das Jetzt ist die Zukunft. Trick's dich vielleicht selber halt ein wenig aus, indem du dir klarmachst, dass Strafe und Schuld weder dir noch deinem Leben entsprechen, sondern fremdbestimmte Erinnerungen sind/waren. Im Grunde weisst du es ja auch, nun muss sich das Gefühl auch drauf einstellen. Dann hast du es geschafft.

Loge33
 
Hallo und vielen Dank für eure Antworten.

Im Großen und Ganzen habt ihr mir das gegeben, was ich gesucht habe - die Bestätigung, dass es von mir kommt, und Anregungen, Denkanstösse.

Zu ein paar Beiträgen möchte ich nochmal ganz gezielt was sagen.

Seestern: Ja, solche Zustände kenne ich auch, und den Schmerz so zu durchleben (und loszulassen) kann sehr helfen. Aber ständig? Vielleicht muss das Thema an sich und eine dahingehende Körperarbeit mal in der Therapie angegangen werden.
Nach dem Buch werde ich mich sicherlich erkundigen!

Delphinium: Dass meine früheren Beziehungen gescheitert sind lag natürlich nicht nur an den Männern, mit denen ich zusammen war, sondern sicherlich auch genau daran: Ich wusste nicht wer ich selbst bin und ich habe mich emotional total fixiert.
Zu deiner Befürchtung im Bezug auf meine derzeitige Beziehung kann ich nur sagen: es fühlt sich gesund an! :) Wir lieben uns und stehen einander sehr nahe. Wir teilen unsere Hobbies aber ich habe eigene Freunde, die ich selten sehe, das liegt aber mehr daran dass ich eher ein Stubenhocker bin.
Diese Verlustängste überkommen mich überfallartig wie ein Gewitter und gehen vorbei - sie bestimmen nicht meine Beziehung. Gerade das macht es ja so unverständlich für mich.
Ich weiß (und zum Großteil liegt das auch an meiner Therapie) inzwischen wer ich bin, lerne mich jeden Tag ein Stück besser kennen.
Insofern: Keine Sorge, ich sorge gut für mich und vergesse mich nicht! :)

Ich denke ich werde mir eure Antworten wieder ansehen, wenn ich das nächste Mal drohe in das schwarze Loch zu fallen, und ich nehme mir vor das Thema Verlustangst in meiner Therapie eingehender zu thematisieren/zu fühlen.
Danke! :)
 
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Liebe Aure,


Ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg, denn Du hast erkannt, Dich selbst wichtig zu nehmen, und Deine Eigenständigkeit ist Dir wichtig.

Es gibt so viele Tips und Weisheiten, und ich denke, Du weißt, dass eine Richtung für einen Weg von Dir kommten wird.

Mir persönlich haben sehr wohl auch die Auseinandersetzung auf körperlicher Ebene sehr hilfreich: Entspannung, Tanzen, Yoga...
Mit der Erkenntnis, dass ich mir selbst gut tue.../ohne ein Wegschauen zu forcieren, im Gegenteil.

Hineingehen in das Gefühl ist eine Sache und sicherlich sehr wertvoll, seine eigenen Energien zu sammeln hat für mich aber auch ganz große Bedeutung und hat mir schon manchmal über Krisen hinweggeholfen.


Ich wünsche Dir das Allerbeste!
 
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