Ramar
Sehr aktives Mitglied
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- 12. August 2005
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Hallo Ramar,
mir geht es auch so seit meinem NTE.
Die riesige Angst vor Schmerz ist weg, weil ich WEIß, dass die Wahrnehmung ab dem unerträglichsten Punkt in Bewusstlosigkeit schalten kann.
Bewusst-unbewusstes Atem-Einstellen und somit Schmerzvermeidung unter In-Kauf-Nehmen des Todes als die erträglichere Variante...
Klingt sicher für jemanden, der das nicht selbst erfahren hat, ziemlich krass.
Fühlst du dich durch deine extrem bewegte Lebensgeschichte lebenssatt? Ist "lebenssatt" mit "lebensmüde" gleichzusetzen?
Ich habe mich selbst schon ertappt, dass ich empfand, dass ich schon sooo viel erlebt habe, dass da eigentlich fast nichts mehr fehlen würde. Fühlte mich satt und dachte, wenn ich jetzt sterben würde, hätte ich wohl nichts Wichtiges versäumt.
Diese Erkenntnis war doppelt belegt: Zum einen zog sie mich aus meiner Depression. Es entstand ein Zustand von Freiheit in mir.
Zum anderen war der Nebeneffekt, dass ich mich wohlfühlte und eine innere Gewissheit aufkam, dass alles einfach nur gut ist, wie es ist. Dass ich mich wohl ganz gut durchgeboxt habe und es auch weiterhin tun werde.
Ramar, kennst du das auch so?
L.G., Romaschka
Ich kenne so manches davon.
Der Zustand der Freiheit entsteht schon alleine dadurch, subjektiv zu wissen, es geht nach dem Tode weiter - das ist eine unendliche Freiheit mit der Gefahr, den Tod in Extremlagen als probates Mittel, letzteren zu entfliehen, anzuwenden.
Noch klarer gesagt, ich halte mich da meist in meinen Aussagen sehr zurück, für mich hat der Tod, auch ein Suizid, wenig Schrecken oder besser gar keinen, wurde einfach Bestandteil meines Denkens und Seins.
Eigentlich hält mich nicht mein Leben am Leben sondern das meiner Lieben, meiner Familie. (Ich weiß schon, wie das klingt, aber es ist nunmal so.)
Das Gefühl, daß nichts mehr fehlt oder es nichts mehr zu erleben, zu lernen gäbe, habe ich überhaupt nicht - diese Sattheit oder schon besser Lebensmüdigkeit kenne ich aber trotzdem sehr gut.
Auf der anderen Seite glaube ich aus philosophischen Gründen eigentlich nicht, daß es Sinn macht, seinem Leben ein Ende zu setzen. Wir sind wohl hier, um uns zu entwickeln, dazu gehört der Schmerz in jeder Form. Ich sehe diesen als große Chance, zum Lernen angetrieben zu werden und das auch zu tun. Und so sehe ich auch "Schicksalsschläge", über deren Anzahl ich nicht klagen kann, als Mittel noch mehr zu tun, zu lernen und menschlich zu leben.
Wenn ich mir dein kurz geschriebenes durch lese denke ich müssen Menschen erst unten ankommen um wirklich zu leben.
Ja man trifft nur wenige Menschen die sich nicht in ihre Oberflächlichkeit verloren haben.
Das glaube ich auch, wobei "Unten" sehr relativ ist. Ich kenne etwa erfolgreichste Geschäftsleute, die glaubten ein Leben lang auf ihrer Erfolgswelle oben zu sein und mussten dann nach einigen Jahren "Pensionsnachdenken" feststellen, daß das Gegenteil der Fall war: Nicht nur, daß sie ihr Leben vergessen hatten - es blieb auch gar nichts übrig von den Jahren des Erfolgs, außer Geld und Luxus - das ist aber in der, nennen wir es Philosophie, nichts wert....
Ich sehe Schmerz, Leid, Schicksalsschläge als Chance, auch wenn das nicht immer gerade einfach ist...
L. G.
Ramar