Dschungelpfade

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DER AUGENBLICK
*****

Wie der Wind an schroffen Küsten,
fauchend wild wie Feuersbrünste,
voll der Wahrheit bar Gelüsten
oder Trugbild, listvoll Künste.

Splitterzart, fragil, hauchfein,
kaum mehr noch als ein ferner Stern;
zu rasch vergeht sein wilder Schein,
zurück bleibt sterbend nur der Kern.

Erinnerung, Vergangenheit,
ein Geschenk, nicht ewig während,
kostbar macht ihn erst die Zeit,
ihn Stück für Stück im Nichts verzehrend.

Ihm trauern wir noch lange nach,
so manche Chancen er uns bot,
die wir nicht sahen; es uns brach,
seitdem bleibt ferne unser Lot.

Oft wollten wir gar blind verbleiben
als die Stund’ entscheidend war,
nicht fähig, von der Seel’ zu schreiben,
was uns plagte wie bizarr.

Doch wie die Vögel südwärts ziehen,
schwand die Hoffnung auch dahin,
Freud’ und Frohsinn wollten fliehen,
Trübsal prägt’ der Tage Sinn.

Nicht bedacht ward, dass doch immer
auch die Vögel kehren heim,
und ein steter Hoffnungsschimmer
bleibt am Horizont allein.

Der Augenblick: stets absolut
und niemand kann ihn wiederhol’n,
doch ist er auch des Weisen Gut,
denn närrisch bleibt, wer ihn gestohl’n.

Ein Grab verbleibt im Widerhall,
Lektionen, die uns teuer wären,
selbst verbleibt nur Echoschall
und Neues will sich schon bewähren.

Verstrichen auch, ist er es wert,
ihn einmal schon durchlebt zu haben;
denn das Zögern uns nur lehrt,
uns an Entschlossenheit zu laben.


©L.A.W.
 
Ich habe mich wiedermal an einem englischen Gedicht versucht. ^^


GREY ONES
*****

Never walk leaderless, grey one,
Never forgive without seeing:
Silvery showers, the stars are all gone,
Glyphs passing by; fading being.

Never look back into distance
Where years disappeared in a horde.
Stay never behind, be insistence,
Do never forget your own chord.

Don’t tell the king of the ashen embers*
From what the world’s miracles said.
Be careful of what he remembers
Strong whirlwinds might come up instead.

A locked gate, once broken, may be
What successfully captures the gloom
Behind mirrors, eternally free,
But caught in a dark, eyeless room.

Never walk leaderless, grey one,
Never waste all your own blessing.
The darkness lies silent; and no one
But pain burns the soul while confessing.

Look at the silvery moon-pale spells;**
The real enemies of a false twilight.
Listen to what we name ocean; it tells
The forbidden, the unruly truth out of spite.

Don’t turn away from old concepts, too,
They might mean a lot more than you think;
Overlooked like shimmering morning dew,
But with wisdom in one hidden blink.

In a shady fortress***, dilapidated and old,
Filled with aged fears and conceit,
Tired ideas want to rest in the cold,
But often they died by own creed.

Never walk leaderless, grey one,
All battles remain full of loss.
But at large, serenity never is gone,
Every war is in peace to emboss.

That’s why we all walk as grey ones alone,
All the colours were once burned to ashes.
That is why the world - in a single tone -
Is more music than all summed rehashes.


©L.A.W.


_______________________________
Poetische Umschreibungen:

* king of the ashen embers = autumn
** moon-pale spells = moonlight
*** a shady fortress = subconscious
 
Ich habe mich wiedermal an einem englischen Gedicht versucht. ^^


GREY ONES
*****

Never walk leaderless, grey one,
Never forgive without seeing:
Silvery showers, the stars are all gone,
Glyphs passing by; fading being.

Never look back into distance
Where years disappeared in a horde.
Stay never behind, be insistence,
Do never forget your own chord.

Don’t tell the king of the ashen embers*
From what the world’s miracles said.
Be careful of what he remembers
Strong whirlwinds might come up instead.

A locked gate, once broken, may be
What successfully captures the gloom
Behind mirrors, eternally free,
But caught in a dark, eyeless room.

Never walk leaderless, grey one,
Never waste all your own blessing.
The darkness lies silent; and no one
But pain burns the soul while confessing.

Look at the silvery moon-pale spells;**
The real enemies of a false twilight.
Listen to what we name ocean; it tells
The forbidden, the unruly truth out of spite.

Don’t turn away from old concepts, too,
They might mean a lot more than you think;
Overlooked like shimmering morning dew,
But with wisdom in one hidden blink.

In a shady fortress***, dilapidated and old,
Filled with aged fears and conceit,
Tired ideas want to rest in the cold,
But often they died by own creed.

Never walk leaderless, grey one,
All battles remain full of loss.
But at large, serenity never is gone,
Every war is in peace to emboss.

That’s why we all walk as grey ones alone,
All the colours were once burned to ashes.
That is why the world - in a single tone -
Is more music than all summed rehashes.


©L.A.W.


_______________________________
Poetische Umschreibungen:

* king of the ashen embers = autumn
** moon-pale spells = moonlight
*** a shady fortress = subconscious

Das würde ich auch gerne mal in´s Deutsche umgedichtet lesen.

Das handelt wohl von etwas Überwundenem, oder?

Lg
 
Das würde ich auch gerne mal in´s Deutsche umgedichtet lesen.

Das handelt wohl von etwas Überwundenem, oder?

Lg
Ehrlich gesagt, hatte ich es ins Englische umgedichtet und dabei ziemlich vieles verändert. Das Original ist in Deutsch schon vorhanden, nur vom Inhalt her ganz anders - und im Kontext auch nicht mehr alleinstehend fassbar, weil es mit einer Geschichte zusammenhängt, die ich derzeit schreibe.


Wandle nicht führerlos, Grauer.
Verzeihe nicht ohne zu sehen,
Wo silbern im Sternenschauer
Die Glyphen im Nebel vergehen.

Sieh niemals zurück in die Weite,
Wo wortlos die Lenze entschwand.
Bleib niemals zurück, sondern reite;
Vergiss nicht das fern traute Land.

… etc.
 
WANDEL
*****


Im Nebel kühler Tage
kehrt träg’ die Ruhe ein
und auf des Jahres Waage
fließt Dunkelheit herein.

Die Nächte werden länger
und goldner Glanz erlischt.
Die Räume drängen enger,
vom Regen kalt erwischt.

Braunwelke Blätter sinken
in nassem Morast ein,
man sieht den Herbst noch winken,
doch schwindet er allein.

Erinnerungen ziehen
im Frost ummantelt um,
weißgrau die Tage fliehen
und Geister wandern stumm.

Dem Winter froh entlockend
schwebt nieder erster Gast.
Ihm folgend, sanfte flockend,
die Welt im Weiß verblasst.



©L.A.W.
 
Ehrlich gesagt, hatte ich es ins Englische umgedichtet und dabei ziemlich vieles verändert. Das Original ist in Deutsch schon vorhanden, nur vom Inhalt her ganz anders - und im Kontext auch nicht mehr alleinstehend fassbar, weil es mit einer Geschichte zusammenhängt, die ich derzeit schreibe.


Wandle nicht führerlos, Grauer.
Verzeihe nicht ohne zu sehen,
Wo silbern im Sternenschauer
Die Glyphen im Nebel vergehen.

Sieh niemals zurück in die Weite,
Wo wortlos die Lenze entschwand.
Bleib niemals zurück, sondern reite;
Vergiss nicht das fern traute Land.

… etc.
Und weiter? :)
 
WANDEL
*****


Im Nebel kühler Tage
kehrt träg’ die Ruhe ein
und auf des Jahres Waage
fließt Dunkelheit herein.

Die Nächte werden länger
und goldner Glanz erlischt.
Die Räume drängen enger,
vom Regen kalt erwischt.

Braunwelke Blätter sinken
in nassem Morast ein,
man sieht den Herbst noch winken,
doch schwindet er allein.

Erinnerungen ziehen
im Frost ummantelt um,
weißgrau die Tage fliehen
und Geister wandern stumm.

Dem Winter froh entlockend
schwebt nieder erster Gast.
Ihm folgend, sanfte flockend,
die Welt im Weiß verblasst.



©L.A.W.
:kuesse:
 
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Heute gab es bei uns den ersten Schnee. Dazu auch gleich ein Gedicht in experimenteller Versform. :)


WINTERHAIN
*****


Im Weiß erwacht
der Lande zitternd zugefrorner Hain
in dunkler Nacht.

Verlor’n im Triebgewerk der frostgen Welt allein
wo still und sacht
sich sanfte silbern bauscht der Mondenschein.


Ein Auge offen;
bannend jenes Wandels Wandelgang,
geheimnisvoll betroffen

in dunkler Nacht im bleichen Lichtgesang.
So voller Hoffen
dass endlich ferner Winter näher drang.


Am Himmel fern
dringt hell der Schein herab, gefroren nicht,
mit kaltem Kern.

Wie fremd die Botschaft, dunkel die Geschicht’,
doch erzählt sie gern
vom warmen, schneeversunken Sternenlicht.



©L.A.W.

 
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