Ich glaube, zunächst mal ist es wichtig zu wissen, warum ein Mensch Substanzen (gleich welcher Beschaffenheit) zu sich nimmt, die in der Lage sind, Veränderungen in seinem Körper vorzunehmen.
Der gerade im jugendlichen Alter vorherrschende Grund 'IN' zu sein setzt nicht unbedingt Kenntnis über die Funktionsweise von Drogen voraus. Anders sieht es aus, wenn der Konsument sich bewußt ist, das die Droge ihn Verändern kann/wird, und er sie aus eben diesem Grunde zu sich nimmt. Beispiele gäbe es genug; der eine nimmt sie, um seine Schüchternheit zu überwinden, der andere, um endlich mal zur Ruhe zu kommen, der nächste zur Stärkung des Selbstbewußtseins, und so weiter.
Ich habe die Erfahrung gemacht, das ich mich durch die Einnahme einer Droge zum (meiner Meinung nach) Positiven veränderte. Da ich diese scheinbar positive Veränderung bemerkte, nahm ich die Droge weiterhin zu mir. Ohne sie wurde ich wieder 'ich', also mußte ich sie immer weiter nehmen. Auf diese Weise geriet ich in Abhängigkeit von dieser Droge.
Je länger ein Mensch 'seine' Droge zu sich nimmt, desto mehr verändert er sich, und zwar in eine Richtung, die er durch die Droge erzwingen wollte. Da es aber nicht seinem eigentlichen Naturell entspricht, wird er nie 'perfekt', sondern ist mehr ein Abklatsch dessen, was er sein will (halb Fisch, halb Fleisch ^^).
Nach Absetzen der Droge blieb dieser 'Abklatsch' vorhanden; nun lag es an mir, ob ich etwas daran änderte, oder nicht. Einige Jahre fiel es mir nicht einmal auf, das ich nicht mehr 'der Alte' war; ich hatte sehr früh angefangen, und konnte mich kaum noch an 'mich' erinnern. In vielen Situationen, in denen ich mit der Droge sicher und schnell agierte, war ich nun unsicher und unschlüssig. Ich konnte mich nicht entscheiden, war fahrig und unkonzentriert, und reagierte auf mein eigenes Verhalten gereizt. Dieses 'Knurren' richtete sich natürlich gegen andere, da ich mir nicht bewußt war, das es an mir lag. Dazu kam noch die in der Abhängigkeit entwickelte Paranoia; jetzt nicht mehr so stark, aber noch immer vorhanden. Und zu guter Letzt das Verlangen nach der Droge, das in den ersten Jahren noch stark ausgeprägt war.
Der nun 'trockene' Mensch reagiert auf Zuneigungs-Bekundungen mißtrauisch und auf Hilfsangebote gereizt; er will nun alles besser als vorher machen, und er will es allein schaffen. Die Menschen, die vorher für ihn gesorgt haben, die alles für ihn erledigt haben, fühlen sich zumeist (ihrer Meinung nach zu Unrecht) zurückgewiesen, manche wünschen sich sogar, er 'solle wieder so (pflegeleicht) sein wie früher'.
Erst eine Therapie hat mich gelehrt, das ich nicht alles allein schaffen würde. Ich würde Hilfe benötigen, 'dort draußen'. Dieses 'Ich schaffe das alles allein' ist 'nasses Denken', ein Denken, von dem ich erst wieder entwöhnt werden mußte. Die Therapien dauerten insgesamt fünfeinhalb Monate. Nach dieser Zeit war ich der Meinung es geschafft zu haben; das dem nicht so war, wurde mir Jahre später bewußt. Das Leben selbst ist die Therapie des Süchtigen, sie wird wahrscheinlich nie enden.
Nach der Therapie muß der 'trockene' Abhängige weiterhin an sich arbeiten, Gruppen besuchen, vielleicht Einzeltherapien, Gespräche mit Partner oder Freunden. Er muß sich selbst bewußt werden, um sein altes 'Ich' so wieder zu finden. Sein Umfeld wird dabei ständige Veränderungen an ihm bemerken; kannten es den Süchtigen vor der Sucht noch nicht, wird er später (möglicherweise) ein anderer Mensch für sie sein.