Drei Narren - drei Welten

FIST

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Schalom Alechem

Der Narr ist das Tor zum Tarot und die Gestalltung des Narren ist sehr Unterschiedlich und auch sehr Persöhnlich und von Tarot zu Tarot verschieden - kaum eine Karte, die soviel verschiedene Interpretationen hat, kaum eine Karte, über die so viel Unklarheit herrscht: ist er die erste oder die Letzte Karte oder gehört er gar zwischen das Gericht und die Welt? Ist der der Jüngling der nochts weis oder der, der alles Verlohren hat oder hütet er gar ein grosses Geheimniss? oder ist jeder ein Narr, der den Narren überhaupt verstehen will? Wollen wir mal 3 verschiedene Narren anschauen: den Narr des Visconti Sforza Spiels, den Narren von Pamela Colman Smith und den Narren von Herman Haindl.

Gehen wir Chronologisch vor, also beginnen wir mit dem Visconti-Sforza Narren

Die Karte zeigt einen Junen Mann in Lumpen. Er ist nur gekleidet mit einem zerschlissenen Hemd und einem Unterkleid. Die Hosen hängen an seinen Knien. Über seiner rechten Schulter liegt ein Stock, denn er leicht mit der rechten hand hält. Auffällig ist sein Kropf, der an Hoden erinnert. er ist Unrasiert und hat zerzaustes Haar in dem mehrere Federn Stecken... Sein Blick ist Schwermütig nach unten gerichtet... Im Grossen und ganzen ist es ein Bild, das Mitleid erregt, dieser Narr kann einem Leid tun.

Stellen wir uns diesen Narren vor in der Pompösen, Machiavellischen Zeit in den Städten von Italien - die Griechischen "Werte" wurden wieder entdeckt - gut war, was schön war und was schön war war richtig. Geld hat man und mit Geld protzt man und wer Kein Geld hat hat nichts zu Melden. Was wird dieser junge Mann wohl für ein Schicksal gehabt haben? schön ist er nicht und Reich auch nicht - er ist ein Ausgestossener, einer, der in der Gesellschaft keinen Platz findet, warscheinlich hat man über ihn gelacht, ihn verspottet...

Die Federn deuten an, dass er nicht ganz Dumm war, das er warscheinlich sogar Inteligent war, vieleicht sogar Kreativ, Geistrech, vieleicht konnte er auch gut Singen, Dichten - und da die federn auch für etwas Leichtere Gedanken stehen, kann man wohl auch annehmen, dass er auch die eine oder andere Zote zu reissen Wuste (vieleicht hat er sich so in den Spelunken ein Stück Brot verdient).

Der Stab zeigt seinen Willen, er ist kein Willenloser Mensch, kein Mensch, der nicht genau weis, wass er will. Trotzdem hällt der den Stab sehr leicht? hat er gelernt, dass es ihm, dem Hässlichen nicht Vergönnt war, seinen Träumen zu folgen? oder aber steht in seiner Zuunft ein Gandenerlebniss bevor, in dem er seinen Stab wegwerfen wird und aus tiefstem Herzen sprechen wird "aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe?" wir wissen es nicht.

Alles in allem bleibt dieser Narr eine Anklage eines Sozialen Misstandes, zeigt die Konsequenzen einer Welt, in der Nur schönheit, nur äusserlichkeiten Zählen - sehen wir da vieleicht das Bildniss des Künstlers, der nicht das Glück hatte, zur Priviligierten schicht zu gehören? Der traurige Blick des Narren schweigt, er nahm seine geschichte mit ins Grab.

was für ein anderes Bild liefert uns Pamela Colman Smith: einen reuch gekleideten Jüngling in einem Reich besticken Wams, einem federgeschmückten Hut.. Voller Leichtigkeit blickt er in den Himmel, wenn nicht sogar schon Arrogant. Auch er hällt einen Stab, und an diesem Stab ist ein Bündel.. in der Linken Hand hällt er eine Weisse Blume... nichtsahnend läuft er auf einen Abgrund zu, und eins ist ganz gewiss, er wird runterfallen. Denn in seiner Trance, die sehr selbstverliebt wirkt, ignoriert er den Hund, der neben ihm aufbellt...

War der Visconti Narr ein Bild, das Mitleid erregte, so finden wir hier keinen Grund für Mitleid, im Gegenteil, eher für Schadenfreude: wer so liederlich und Arrogant wirkt, dem wünscht man fast schon dass er Fallen wird und man möchte fast ein wenig Mitschubsen, möchte ihm zurufen: ha, nun fall in die Welt und Rappel dich selber wieder hoch.

Aber ist das alles? das währe ein durchaus lächerlicher Narr: sehen wir darin nicht auch die Jugentliche Unbekümmertheit, eine Apollonische Freiheit des Geistes? Ruht er nicht in der Ruhe seiner eigenen Gedanken, seiner Meditation? vieleicht lesen wir sein Gesichtsausdruck auch Falsch, vieleicht weis er ja auch dass er fallen wird, ja weis es nicht nur, sondern will es auch und noch einmal Athmet er den Freien Geist Philosophischer Höhenluft, noch einmal athmet er seine die Freiheit der Höhe, die Leichtigkeit, die Schönheit um sich dann selber zu erniedrigen, um in der Göttlichen Ebene zu sterben und in der Menschlichen Gebohren zu werden.

Alles in allem bleibt uns dieser Narr doch etwas verborgen: auch in sein Kopf können wir nicht dringen, seine Gedanken nicht lesen, wir wissen nicht ob er die Dionysische Selbsverliebtheit darstellt und demensprechend von den Satyrn zerrissen werden wird (also fallen und sterben um neu gebohren zu werden), oder ob er in Apollonischer Klarheit vom Olymp hinuntersteigen will um den Menschen in Orakelsprüchen den Willen der Götter zu verkünden.

Kommen wir zum Letzen Narren, und wieder in eine ganz andere Welt, zum Narren von Herman Haindl. Dieser Narr ist ein klassischer Hofnarr mit einem Maskenhaften, Androgynen und ambivalenten Gesicht. Gekleidet ist mit einer Narrenkappe und mit Glöcklein an seinem Gewand. Der zeigefinger seiner Rechten Hand zeigt auf die Wunde in der Brust einen Schwanes, des sich zum Himmel erheben will. Im Hintergrund sehen wir mehrere Planeten.

Waren die beiden anderen Narren schon mehrdeutigt, wird hier alles zum Rätsel und übrig bleibt ein Fragezeichen.. Ist dies ein Mann oder eine Frau (oder gar beides? lächelt er oder weint er (oder gar beides?) schaut er uns oder den Schwan an (oder gar beides?) will er uns auf die Wunde aufmerksam machen damit wir Mitleidn mit dem schwan haben, will er die Wunde zuhalten? oder drückt er vielmehr in die Wunde in einer Kindlich/perversen Schadenfreude (oder gar beides?)... Unser Verstand kommt bei diesem Narren nicht weiter, und glauben wir ihn fassen zu können, dann ist er schon wieder ein ganz anderer, glauben wir den einten Aspekt sie stärker lächelt schon der andere Aspekt überlegen über uns - wollen wir aber mit ihm lächeln, dann weint er... und so fort, ein ewiges hin und her, ein ying und yang, ein Fluktuieren, Oszilieren, etwas unfassbares.... Und wir merken, dass hinter dem Unfassbaren dieses Narren etwas sehr tiefes Steckt, eine Weiheit, die dem Verstand nicht zugänglich ist - der Narr von Haindl ist ein Zen-Koan in Bildform.

"Ich bin der Hüter der Herzen, Der Prinz der Poeten
Ein Krieger des Lichts, Ein Engel des Lebens
Wir sind alle verflucht auf dieser Welt zu verharren
doch wenn ihr mich nicht hört bleib ich nur König der Narren"
(by Thomas D.)

Liebe Grüsse

FIST
 
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"Ich bin der Hüter der Herzen, Der Prinz der Poeten
Ein Krieger des Lichts, Ein Engel des Lebens
Wir sind alle verflucht auf dieser Welt zu verharren
doch wenn ihr mich nicht hört bleib ich nur König der Narren"
(by Thomas D.)

Welch ein schöner Text, kenne das Lied gar nicht.

~*~

Kleiden wir uns mit bunten Farben, und Schellenrasseln kündigt uns an.
Wir spielen die Leichtigkeit, und lächeln für die Ewigkeit.
Wir drehen Pirouetten und tanzen in unserem eigenen Kreis.
Wir bezaubern, die Verhärmten, die innerlich leer sind am Sein.

Und was ist mit uns selbst?
Im Inneren?

Und keine Stimme fragt den Narren.

~*~

0. der Narr

FIST, ich glaube du benutzt die falschen Decks ;)

Also im Crowley Tarot ist der Narr durchwegs ein positive Karte.

*mein kleines büchlein zur hand nehme*

Verkörperung durch Dionysos, und Botschafter des Frühlings, umgeben von 4 Spiralwirbeln.
Reinkarnation auf allen Ebenen: physisch, emotional, mental, sprituell und intellektuel.

Die einzelnen Spiralen zu deuten, vermagst du wohl selbst.

Der Tiger spielt noch eine Rolle, symbolisiert er doch die Angst, aber er kann nicht wirklich verletzen, nur seine Zähne blecken, denn der Glaube und das Vertrauen an die unerschütterliche Existenz, wird ihm nicht unterliegen.

Der Narr hält rechts das Feuer und links das Gefäß in seinen Händen, alchimistische Symbole.
Feuer und Wasser werden eins, was unvereinbar schien verbindet sich und transformiert.

Dionysos trägt die Sonne im Schoß, und strahlt sein Licht zu den Menschen, verliebt in das Leben, das Irdische und das Göttliche.

:liebe1:

lotus light
 
hehe

ich hab schon die richtigen Decks und nur Positiv, das währ mir zu langweilig ;)

ich mein, der Crowleysche Dionysos in seiner weggetrettenen Selbstverliebtheit nimmt die Umwelt doch nicht wahr, erkenntniss hat er nicht, nur Rausch - in der Luft hängt er, es fehlt ihm an Erdung... auch dieser Narr muss fallen, der Dionysos muss zerrissen werden, denn nur dadurch schaft er neues Leben, sein Blut tränkt seine Wiedergeburt - auch dieser dionysische Narr muss seinen Weg noch gehn um die apollonische Erkenntniss zu erlangen ;)

Ohne erkenntiss
wandeln wir des Nachts
und wenn die sonne scheint
erhebt sich unser geist
trennt uns zuerst
von unser Einheit ab
doch wenn wir alles durchdrungen
und jedes erkannt
haben wir erneut gelernt
alles ist eins

:liebe1:

FIST
 
*lotus light zu Fist rennt*

*seine decks schnappt*

*fenster weit aufreisst*

Guck mal du Trotzkopf, da fliegen sie dahin deine Narren :weihna1


:liebe1: :liebe1: :liebe1:

bitte tu mir jetzt nichts, denn ...

~*~ Seelig sind die Sanftmütigen ~*~
 
Der Narr
solange der heitere narr des toa nicht in dir aufsteht,
kennst du die freiheit nicht. der sich unentwegt selbst
erneuernde geistige reichtum und die unverwundbarkeit werden
als letztes ideal der 22 rollen in der sorglosen unabhängigkeit des toren
verwirklicht. denn jemand, dem man etwas nehmen kann, ist selbst
dann ein bettler, wenn er seine lumpen unter dem glänzendsten kostüm
verbirgt. eine freude, die im nächsten takt zur trauer wird, ist nur ein kontrast, der die finsternis des todes stärker hervorhebt.

der narr fürchtet sich vor nichts. er schützt seinen körper nicht..
achtet nicht auf seine schritte. sorglos und unbeschwert dahinwandernd
beobachtet er den lauf der sterne..und läuft mit geschlossen augen am
abgrund... im stillen vertauen an den inneren quell.
zwar weiss er, dass die zahl seiner schritte und der boden, über
den er wandelt, vorherbestimmt sind. doch für den in ihm lebenden ewigen
wallfahrer gelten die gesetze nicht. auch wenn die materie von
ihm abfällt, setzt er seinen weg fort, über den wassern, in den wolken
oder auf den sternenpfaden des kosmos. sein dasein bleibt eine
unzerstörbare wirklichkeit.
und diese wirklichkeit wird immer deutlicher, während sich seine
energien abstrahieren, sein körper schwerelos wird hinüberschwingt.
wer sich davon überzeugt hat, dass er niemals sterben wird, der schenkt dem tod noch ein lächeln.

der ins sein eingetretene narr wird zum weltschöpfenden magier,
der sich in seinen geschöpfen selbst lebt, sich selbst darstellt und
in der welt, sein eigenes spiegelbild betrachtet. er ist es also,
der in jeder kreatur leidet, er stirbt millionen tode, in den fallen von
zeit und raum.
das materielle universum, des aus der welt ausgetretenden narren ist ein
rahmen, aus dem das bindeglied der idendifikation, sich bereits
verflüchtigt hat. und sobald die zeittermiten auch seine letzte erdenminute
verschlungen haben, zerfällt der körper zu staub, und diese schrumpft
zu einem imaginären punkt zusammen. dieser punkt ist die
materia prima der alchemie, der jungfräuliche sand, von dem es
in der genesis heisst: denn du bist erde, und sollst zu erde
werden. diesen punkt bedeckt die rose, in der mitte des kreuzes.
academia occulta.
alice
 
*lotus light zu Fist rennt*

*seine decks schnappt*

*fenster weit aufreisst*

Guck mal du Trotzkopf, da fliegen sie dahin deine Narren :weihna1


:liebe1: :liebe1: :liebe1:

bitte tu mir jetzt nichts, denn ...

~*~ Seelig sind die Sanftmütigen ~*~

und wie schön sie fliegen - ma gucken, ob du auch so schön fliegen kannst, wenn du sie wieder einsammeln gehen darfst :D

ich werd dich auch ganz sanftmütig aus dem Fenster schupsen

:liebe1:
 
Vielleicht landen wir ja sanft auf den Narren ...

falls nicht küssen wir hart den Beton ...

dafür können wir nachher für immer fliegen
a010.gif


hallo, willst nen Luftballon? sie fliegen, hier unten fliegen sie alle

:liebe1:
 
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