Diskussions-Stil. Hoffnungslos?

LiLaLoh

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6. Januar 2011
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Egal, wo man hin geht. Egal, wo man mitliest oder reinhört. Wo Menschen diskutieren, ist es immer dasselbe.

Sobald einer etwas sagt, das einem anderen nicht zusagt, mutiert das Gespräch zum Streit. Als würde eine Idee, Sache oder Meinung an Wahrheit und Realität gewinnen, wenn man den Andersdenkenden persönlich angreift, beleidigt oder abwertet.

Nummer 1 sagt A.
Nummer 2 sagt B. oder
Nummer 2 springt gleich rein, beleidigt Nummer 1, weil nur B richtig sein kann.
Nummer 1 beleidigt Nummer 2 weil B falsch ist. Nur A richtig sein kann.
Nummer 3 kommt dazu und haut ein paar Beleidigungen drauf. Auf welcher Seite ist sowieso egal. Der Ablauf ist immer derselbe.
Die Nummern häufen sich auf beiden Seiten (nur ganz selten drei Seiten). Weitere Blickwinkel, Aspekte, Seiten werden ignoriert und ausgeklammert.

So werden aus zwei Streithähnen dann zwei Armeen, die sich gegenseitig bekriegen. Schon lange geht es nicht mehr um A oder B. Es geht nur noch darum, wer besser glänzen kann. Wer stärker, schlauer, besser ist. Wer den anderen besiegen, niedermetzeln kann.

Das ist nicht nur hier im Esoterikforum so. Dasselbe findet sich in den Kommentaren der verschiedenen News-Plattformen und in Foren zu x-beliebigen anderen Themen. Auch in TV-Diskussionen. An Stammtischen. In der Familie. Am Esstisch. Am Besprechungstisch. Überall.

Die wenigsten merken, dass sie selbst ständig dieses ewig gleiche Spiel treiben und sich ständig im Kreis drehen. Schuld sind prinzipiell immer die anderen, die zu blöd sind, um zu verstehen oder sich zu benehmen.

Es scheint ein grundsätzliches und zwanghaftes Verhalten von Menschen zu sein, das sich nur durch länger andauerndes bewusstes Arbeiten daran langsam ausser Kraft setzen lässt.

Eine eigene Meinung ist ein Bestandteil des persönlichen Reviers. Und das darf eben kein Gegner überschreiten. Das wird sofort als persönlicher Angriff gewertet und entsprechend muss man sich verteidigen. Dann fühlt sich der andere angegriffen und muss sich auch verteidigen.

Daher führen die wenigsten "Diskussionen" zu einem konstruktiven Ergebnis. Es schlagen sich nur die Teilnehmer so lange gegenseitig die Köpfe ein bis eine Seite übermüdet aufgibt.

Wenn sich nur Leute zusammen finden, die dieselbe Meinung haben, ist es natürlich nicht sonderlich schwierig, freundlicher zu bleiben und sich gegenseitig zu unterstützen. Denn wenn man in diesem Fall den anderen unterstützt, unterstützt man sich ja selbst.

Und so ist jeder das Zentrum seines eigenen Universums. Unverrückbar bleibt er es auch.

Ist die Menschheit zum ewigen Krieg verdammt bis am Ende nur noch ameisenhafte Einheitlichkeit übrig bleibt?
Sind wir wirklich nicht in der Lage, andere Meinungen höflich und sachlich zu kritisieren oder widerlegen zu wollen? Muss es wirklich gleich mit einer Herabsetzung der Intelligenz des Gegenübers anfangen und im Gruppenzoff enden?

Anfangs dachte ich, dass man bei den besser Gebildeten öfter noch Individuen findet, die das ein wenig besser im Griff haben. Aber dann hab ich schnell gesehen, dass das Benehmen nicht von Intelligenz abhängig ist. Man findet die ruhigeren, sachlicheren Diskussionsteilnehmer nicht nach Intelligenz gefiltert. Man findet sie bei den Leuten, die gerne mal in Ruhe über etwas Nachdenken und nicht gleich reflexartig auf alles reagieren.

Was mich grad noch zu einem anderen Punkt bringt, der - ausgerechnet von intelligenten Menschen - oft falsch gesehen wird. Es hat doch einer nicht automatisch Recht nur weil er meint, er wär intelligenter. Wie kommt man überhaupt dazu, sich auf seine Intelligenz etwas einzubilden? Intelligenz ist - nach aktuellem Forschungsstand - v.a. angeboren und kann, je nach Bildungsangebot, um maximal zehn IQ-Punkte verbessert werden. Sich auf seine Intelligenz etwas einzubilden ist genauso dämlich, wie sich auf ein hübsches Gesicht etwas einzubilden.
Wären intelligente Menschen nicht eher in der Pflicht ihre angeborene Gabe dafür zu nützen, den weniger Gesegneten zur Seite zu stehen? Aber wie auch immer. Intelligenz ist nicht dazu da, um sich über weniger Intelligente lustig zu machen.

Laut Studien denken ca. 95% aller Menschen sie wären besonders tolerant und intelligent. Wenn man sie auf die mathematische Diskrepanz aufmerksam macht, bleiben sie trotzdem dabei. Jeder meint immer noch, er wäre besonders tolerant und intelligent. Die anderen müssen sich irren.

Womit wir wieder am Anfang wären.

Schaffen wir es, in diesem Thread hier eine Diskussion zu starten, ohne einander zu beleidigen und abzuwerten oder ist es hoffnungslos?
 
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Schuld sind prinzipiell immer die anderen, die zu blöd sind, um zu verstehen oder sich zu benehmen.

Ja, hm ...

Egal, wo man hin geht. Egal, wo man mitliest oder reinhört. Wo Menschen diskutieren, ist es immer dasselbe.

Wie wäre es dann mit "meiden" - oder "umgehen" - oder auch damit: http://images.mtvnn.com/f9dc910615662291524320a04fea75da/310x174_ (=zumachen ;))

... oder nicht weiter darauf "re-agieren", wenn man was liest/hört ... aber man "re-agiert" vermutlich auch solang, solang es einen betrifft o. irgendwas in einem anspricht.


Schaffen wir es, in diesem Thread hier eine Diskussion zu starten, ohne einander zu beleidigen und abzuwerten oder ist es hoffnungslos?

Worum geht es denn eigentlich genau? Dass Menschen nichts "verstehen" und sich nicht "benehmen" können?

Menschen reiben sich, streiten, diskutieren usw. - was willst du da jetzt machen? - und vor allem, warum willst du da jetzt was machen? :rolleyes:
 
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"Alles entsteht aus dem Konflikt" (Heraklit) ;)

Dort, wo man sich schreibend austauscht, ist es doch auch schwierig. In der Unmittelbarkeit, also einer Face-to-Face-Begegnung hätte man so viel mehr Möglichkeiten, einen anderen Menschen von einer Sache zu überzeugen... z. B. durch Zeigen. Aber das ist 'hier' unmöglich.
 
Worum geht es denn eigentlich genau? Dass Menschen nichts "verstehen" und sich nicht "benehmen" können?
Meiner bescheidenen Meinung nach müsste es möglich sein. Wenn man sich betroffen fühlt, müsste man vor der eigenen Reaktion nur einen Moment innehalten, sich der Situation bewusst werden und dann eine bewusste Entscheidung darüber treffen, auf welchem Niveau man sich bewegen will.
Doch Menschen können verstehen und auch sich benehmen. Aber je schneller sie unreflektiert re-agieren anstatt nachzudenken, desto schneller verliert sich das.

Menschen reiben sich, streiten, diskutieren usw. - was willst du da jetzt machen?
sich reiben, streiten, diskutieren .... das muss doch auch sachlich gehen. Ohne die fortlaufenden Erniedrigungen des Gegenübers. Die sind wie Schläge unter die Gürtellinie. Also wünschte ich mir mehr faire Kämpfe. Nicht nur hier. Sondern weltweit für die ganze Menschheit.

und vor allem, warum willst du da jetzt was machen? :rolleyes:
Machen? Machen will ich da gar nichts. Höchstens beim einen oder anderen ein paar Gedanken anregen.

"Alles entsteht aus dem Konflikt" (Heraklit) ;)
Ein Konflikt muss nicht unbedingt die Herabwürdigung und respektlose Behandlung des Gegenübers beinhalten. Es geht auch anders.

Dort, wo man sich schreibend austauscht, ist es doch auch schwierig. In der Unmittelbarkeit, also einer Face-to-Face-Begegnung hätte man so viel mehr Möglichkeiten, einen anderen Menschen von einer Sache zu überzeugen... z. B. durch Zeigen. Aber das ist 'hier' unmöglich.
Ich finde nicht, dass das hier unmöglich ist. Eigentlich könnte man genauso gut gegenteiliger Meinung sein. Weil man in der schriftlichen Diskussion in einem Forum u.ä. nicht so umittelbar reagiert wie in einem persönliche Gespräch Auge in Auge, hat man hier eher die Möglichkeit seine Re-Aktion mehrfach zu überdenken. Das eröffnet Chancen.
 
Egal, wo man hin geht. Egal, wo man mitliest oder reinhört. Wo Menschen diskutieren, ist es immer dasselbe.

Sobald einer etwas sagt, das einem anderen nicht zusagt, mutiert das Gespräch zum Streit. Als würde eine Idee, Sache oder Meinung an Wahrheit und Realität gewinnen, wenn man den Andersdenkenden persönlich angreift, beleidigt oder abwertet.

Wie wäre es mit einem Spiegel, wäre das nicht die Idee.

Nur Vorsicht, wenn dann dein Spiegelbild mit dir das Streiten anfängt.
 
Meiner bescheidenen Meinung nach müsste es möglich sein. Wenn man sich betroffen fühlt, müsste man vor der eigenen Reaktion nur einen Moment innehalten, sich der Situation bewusst werden und dann eine bewusste Entscheidung darüber treffen, auf welchem Niveau man sich bewegen will.
Doch Menschen können verstehen und auch sich benehmen. Aber je schneller sie unreflektiert re-agieren anstatt nachzudenken, desto schneller verliert sich das.

Ich denke, dass es in dem Moment schon schwierig sein kann...


Wenn sich jemand 'betroffen fühlt'/einen Angriff (auf sein Selbstbild) erlebt, kommt es zu Zorn, Wut, Angst, Unsicherheit - und das Reptilienhirn wird aktiv > Flucht/Verteidigung.

Wenn sich nun jemand - seinen Wert - über sein Wissen, seine Meinung,...definiert und dies in Frage gestellt gesehen wird, wird auch sein Selbstbild in Frage gestellt bzw. der 'Angegriffene' erlebt es so.

Mein Tipp - sich selbst klar werden: bin ich meine Meinung, bin ich was ich denke, sage,..ist mein Wert daran gebunden?
 
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sich reiben, streiten, diskutieren .... das muss doch auch sachlich gehen. Ohne die fortlaufenden Erniedrigungen des Gegenübers. Die sind wie Schläge unter die Gürtellinie. Also wünschte ich mir mehr faire Kämpfe. Nicht nur hier. Sondern weltweit für die ganze Menschheit.

Ich sehe es auch so, dass es Worte, Handlungen gibt, die beim Gegenüber Gedanken des 'sich erniedrigt Erlebens' auslösen; gleichzeitig ist es so, dass das nicht möglich. Ist sich jemand bewusst, was er ist, erlebt er es auch nicht so.


Ein Konflikt muss nicht unbedingt die Herabwürdigung und respektlose Behandlung des Gegenübers beinhalten. Es geht auch anders.

Jo - siehe oben.


Ich finde nicht, dass das hier unmöglich ist. Eigentlich könnte man genauso gut gegenteiliger Meinung sein. Weil man in der schriftlichen Diskussion in einem Forum u.ä. nicht so umittelbar reagiert wie in einem persönliche Gespräch Auge in Auge, hat man hier eher die Möglichkeit seine Re-Aktion mehrfach zu überdenken. Das eröffnet Chancen.

Die Schriftform kann durchaus dazu führen, seine Gedanken, das, was ich von xy lese und/oder er/sie denkt, schreibt, zu reflektieren - mit welchem Ergebnis hängt von der Bewusstseinsebene ab.

Analogie: Ein Kind, das die Verbzweitstellung noch nicht erworben hat (nicht abhängig vom Alter nach Jahren - siehe Entwicklungsalter) kann 'reflektieren', so viel es will - es wird sich so lange der Verbendstellung bedienen, bis es ausreichend entsprechende Trigger erhalten hat, welche die nächste Stufe einleitet - es erkannt hat - verstehen kann...
 
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Laut Studien denken ca. 95% aller Menschen sie wären besonders tolerant und intelligent. Wenn man sie auf die mathematische Diskrepanz aufmerksam macht, bleiben sie trotzdem dabei. Jeder meint immer noch, er wäre besonders tolerant und intelligent.
Ich gehe mal davon aus, dass du selbst dich durchaus zu diesen 95% zählst, und die Ansicht vertrittst, dass alles was du hier reklamierst wenig mit dir zu tun hat, sondern lediglich mit "den anderen".

Ich verstehe derartige Threads nicht, die immer und immer wieder in Neuauflage hier erscheinen.

Menschen sind wie sie sind, und ändern können wir ausschließlich uns selbst und unsere eigenen Verhaltensweisen, nicht aber die anderen.

Wenn wir selbst anders auf andere zugehen, und unseren eigenen Diskussionsstil weniger rechthaberisch gestalten, ist schon sehr viel passiert. Zum Kämpfen gehören immer (mind.) zwei Seiten, und wer sich zum (Macht-)Kampf auffordern lässt, ist um keinen Deut besser, als der, der provoziert.

Aber es ist natürlich wesentlich einfacher "die anderen" für missglückte Threads verantwortlich zu machen.

R.
 
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Also wünschte ich mir mehr faire Kämpfe.
Wofür brauchst du Kämpfe? Ist es dir genauso wichtig wie den Leuten, über die du dich hier aufregst, deine eigene Meinung als die einzig Wahre durchzusetzen?

"Kämpfe" um unterschiedliche Ansichten, egal ob fair oder unfair, sind so ziemlich das allerletzte wozu ich mich hinreißen lasse.

Wenn mich mein Gegenüber nicht von einer anderen Meinung überzeugen kann, behalte ich meine eigene und gehe weiter.

Ich muss allerdings sagen, dass ich oft erstaunt bin über wie viele Seiten sich an manchen Themen "festgebissen" wird, aber das muss ja wohl jeder selbst wissen, denn niemand ist gezwungen sich da immer wieder einzuklinken und noch einen draufzustehen.

R.
 
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Meiner bescheidenen Meinung nach müsste es möglich sein. Wenn man sich betroffen fühlt, müsste man vor der eigenen Reaktion nur einen Moment innehalten, sich der Situation bewusst werden und dann eine bewusste Entscheidung darüber treffen, auf welchem Niveau man sich bewegen will.
Doch Menschen können verstehen und auch sich benehmen. Aber je schneller sie unreflektiert re-agieren anstatt nachzudenken, desto schneller verliert sich das.

Das, was reflektiert werden soll oder will, muss aber auch erst mal "ausgesprochen" werden (meiner Erfahrung nach) - um dann darüber nachdenken zu können und sich dessen bewusst zu werden, was da ist oder war. Meiner Meinung und Erfahrung nach. Und vllt. haben wir u.a. auch genau deshalb und dazu einen Mund, um den Gefühlen, Problemen usw. Ausdruck zu verleihen - und was erst einmal "Gestalt" und/oder "Form" angenommen hat (=Worte), ist dann so auch eher "greifbar", im übertragenen Sinne.



sich reiben, streiten, diskutieren .... das muss doch auch sachlich gehen. Ohne die fortlaufenden Erniedrigungen des Gegenübers. Die sind wie Schläge unter die Gürtellinie. Also wünschte ich mir mehr faire Kämpfe. Nicht nur hier. Sondern weltweit für die ganze Menschheit.

Jeder hat es auch anders gelernt. Was für mich oder für dich "normal" ist, ist für andere vllt. schon "unsachlich". Manchmal verletzt man auch Menschen, ohne das überhaupt zu wollen oder auch mitzubekommen - weil diese Menschen das "so" eben nicht kennen, zum Beispiel.

Ein Kampf kann manchmal auch besser sein, als rein gar "nichts".
 
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