Ach Gott, Tarbagan, ich sage da gar nichts zu. Mehr als Abwinken ist es mir nicht wert. Ich würde mir jedenfalls nicht herausnehmen über andere Studiengänge herzuziehen, besonders, wenn ich diese selber nicht kenne. Auch nicht über solche wie Jura, was jeder studieren kann, der nüchtern genug ist, um durch die Tür zu kommen und ein bissel auswendig lernen kann. Das führt ins OT und ist es mir nicht wert.
Die Notwendigkeit Chemie weiter zu vertiefen ist auch dann nicht gegeben, wenn du Chemie ganz dolle toll findest.
Schön, dass du inhaltlich so viel entgegenzusetzen hast.
Anders als du es behauptest kenne ich aber eben ein Medizinstudium selbst, auch, wenn ich Medizin nicht studiert habe. Aber ich kenne die Studenten, ich kenne die Vorlesungen und die Professoren, ich kenne (insbesondere) die Skripte, und ich habe wahrscheinlich schon mehr Altklausuren bzw. Klausurfragen gesehen als der durchschnittliche Medizinstudent. Und deswegen nehme ich es mir heraus, darüber urteilen zu können - eine Immatrikulation würd an meiner Urteilsfähigkeit diesbezüglich nämlich nichts ändern.
Und das Jurastudium krankt genau an den gleichen Leiden wie Medizinstudium. (obwohl wir wenigstens richtige Gutachten ausarbeiten und nicht nur Kreuzerl machen müssen)
Und mir ist letztens auch klargeworden, warum, und es lässt sich für beide Studiengänge gleichermaßen erklären: Die Unis sind kein Ort mehr, um sich ausgiebig der Rechtswissenschaft oder der Medizin als solcher zu widmen, sie sind im Prinzip Ausbildungslager, die darauf abzielen, den Arbeitsmarkt möglichst sinnvoll aufzufüllen. Jeder Depp, der sein erstes Examen hat, kann dir den Aufbau der Zulässigkeit und Begründetheit eines Organstreitverfahrens vorbeten. Denn das bringt einem die wertvollen Punkte. In einzelnen, komplexen Rechtsfragen aber auf zündende juristische Ideen zu kommen - eben das, was einen Juristen "wertvoll" und zu einem wirklich guten Juristen macht - das ist was ganz anderes, und wenn du so eine zündende Idee in der Klausur hast bringt dir das regelmäßig nur ganz wenig Punkteverbesserung, und in manchen Fällen (I shit you not) Punkteabzug, weil deine (vielleicht brillante) Lösung nicht auf der Musterlösung des HiWis steht, der die Klausuren korrigiert. Bei Medizin ist das Prinzip genau das gleiche. Exzellenz wird durch so eine Ausbildungspraxis natürlich untergraben. Aber aus einer Arbeitsmarktperspektive macht es ja auch Sinn - wir brauchen nicht 10.000 Topjuristen. Wir brauchen Leute, die in Behörden Akten bearbeiten, die nach einem Verkehrsunfall die entsprechenden Anträge stellen, die im Prinzip Affenarbeit machen. Das ist 85% der Arbeit, die im juristischen Bereich anfällt. Und solche Affen bilden wir aus. Ein Topjurist mit brillantem Intellekt würde sich nach der zweiten Woche im Finanzamt umbringen.
Und bei Medizin bilden wir genauso Affen aus. Die Idee ist, mit möglichst wenig finanziellen Mitteln einen möglichst großen Output an Medizinern zu haben, die den Klinikalltag bewältigen können. Da fallen halt dann einige Patienten durch das Raster, aber für einen Gutteil passt die Diagnose im Durchschnitt. Exzellenz bringt wirtschaftlich keinen Mehrwert, und das schlägt sich im Studienaufbau nieder.
Und für den einzelnen Absolventen mag das ja nett sein (der will ja auch nur seinen Job), und für die derzeitige wirtschaftliche Lage auch - aber betrachtet man die gesellschaftliche Entwicklung als ganzes, fährt man das System so gegen die Wand.