Cintamani schrieb:
Im übrigen würde ich gerne mal wissen, was denn diese viel beteuerte Menschenwürde nun eigentlich ist.
...und mich würde ausserdem noch interessieren, warum die Kirche diese bestimmen darf. Meinem Glauben als Hellenist widerspricht diese Lehre vom "Abbild Gottes" ziemlich, und sowas als Begründung zu nehmen ist mE mehr als zweifelhaft. Um es gleich vorweg zu nehmen, bevor mich wer fragt: ich glaube an keinen Schöpfergott, und meine Beziehung zu meinen Göttern basiert auf dem "Verhältnis einer Art Freundschaft zwischen ungleichen Partnern", nicht auf einem Abhängigkeitsverhältnis - also rufen mich meine Götter nicht zu sich, "wenn es an der Zeit ist", sondern ich bin "zufällig" geboren worden, habe einen Körper erhalten, der gewisse Mängel hat, die ich durch meine Lebensentscheidungen verändern kann, und irgendwann läuft die Maschine halt nicht mehr. Da hat kein Gott was damit zu tun (ausser ich verärgere einen sehr, dann fällt mir vielleicht ein Klavier auf den Kopf oder so).
So, nun aber (blöderweise bin ich Altenpfleger und das Thema wirft sich mir schon berufsmäßig dauernd an die Brust) kommt dazu noch sowas wie eine Seele und ein Geist (Seele als unsterbliches Teil, Geist als die persönliche Persönlichkeit der jeweiligen Person
) - der Körper ist also nicht allein.
Jetzt kanns vorkommen, dass der Körper im A....rgen liegt und das unbefangene Auge würde vermuten, "jetzt isses aus". Die Mediziner machen sichs nicht so leicht und haben Richtlinien für die Frage "wann ist einer wirklich tot?" Wachkomapatienten sind das definitiv nicht.
Folgt also die Frage nach der Lebensqualität - "was hat die gute Frau denn noch vm Leben?". Ich möcht ihrem Mann ja nicht unterstellen, dass er sie "hamdrahn" will, damit er endlich seine hübsche blonde Sekretärin heiraten kann, also unterstelle ich ihm mal nur die normalen Gedanken eines 08/15-Angehörigen, nämlich , dass er die Frage nach der Lebensqualität stellt. Was hat meine Frau noch vom Leben? Und wenn ich nicht 100% weiss, dass sie noch mal "voll da" sein wird, halt ich das einfach nicht aus....!
Die Eltern hingegen (es gibt für Eltern kaum was ärgeres, als das eigene Kind beerdigen zu müssen!) geben die Hoffnung nicht auf - sie reden sich also erfolgreich ein, dass da noch Lebensqualität da ist oder irgendwann wieder sein wird, schliesslich wachen ja soundsowiel Prozent der Apalliker wieder mal auf....
Was ist Lebensqualität denn?
Hat das 10jährige indische Mädchen, das 20 Stunden am Tag Nike-Schuhe näht, Lebensqualität? Oder der Obdachlose, der halb am Erfrieren, seine Leberzirrhose mit Billigrotwein nährt?
(Beide sind übrigens mehr oder weniger unschuldig an ihrem Los, nicht zu vergessen)
Wird meine Lebensqualität größer, weil ich mir darüber Gedanken machen kann? Hurra, ich kann frei denken. Kann selbst aufs Klo gehen. Kann mir selbst mein Essen machen und auch selbst essen. Suche mir meine Kleidung selbst aus und ziehe sie auch selbst an.
Im Alter oder durch schwere Krankheit wird die obige Liste immer kleiner.
Aber diese Liste wird nie ein leeres Stück Papier sein.
Das Leben hat Qualität, bis zum Schluss.
(und nicht vergessen: das Herz ist nicht nur eine Blutpumpe!)