Die Welt der Arbeitsbienen

Tanita

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1. August 2008
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792
Ort
Norddeutschland
Hallo :),

ich habe gerade einen 5-tägigen Ausflug in die Arbeitswelt hinter mir und der wirkt tief nach. Ich wollte mich aus meiner mir unerträglich erscheinenden privaten Situation befreien und dachte - ganz vernünftig - "Such Dir einen Job, Frau". Da es in unserer Region mit dem Stellenmarkt schwierig ist und es in meinem eigentlichen Beruf nix gibt, habe ich mich halt auf eine Stelle weit unter meinem eigentlichen Ausbildungsnivau beworben und die auch ganz schnell bekommen. 5 Tage habe ich das ausgehalten und gestern gekündigt. Aber diese 5 Tage waren in jeder Hinsicht intensiv.

Als ich dann gestern also wieder Zeit für all die Dinge hatte, die mir sonst so unerträglich erscheinen, waren die plötzlich überhaupt gar nicht mehr unerträglich, sondern ich empfand die kleinsten Dinge einfach als paradiesisch. Zeit zu haben für so "unwichtige" Sachen wie Kochen oder Einkaufengehen, Zeit für mich, Zeit, meinen Kindern wirklich zuzuhören.

Und ich muss permanent daran denken, wie unsere Welt aussehen würde, wenn die Menschen nicht arbeiten müssten, um was auch immer zu erreichen oder halt um einfach zu überleben. Wieviele Menschen gehen ohne echte Freude zu ihrer Arbeit, einfach weil eben sein muss. Und dann spielen sie Lotto mit der Hoffnung, es könnte alles mal ganz anders sein.
Meine Kollegin ( ein höchstens 25-jähriges Mädel) in dem Job, in dem ich da gerade war, die fand die Arbeit auch ätzend langweilig und öde, aber sie meinte, sie hält das jetzt 2 Jahre durch bis der Arbeitsvertrag entfristet wird und dann bewirbt sie sich innerhalb des Unternehmens um eine bessere Stelle. Das ist einfach irgendwie total traurig. Was weiß sie, ob sie in 2 Jahren überhaupt noch lebt? Und sind diese 2 Jahre nicht völlig vergeudete Lebenszeit in der Hoffnung darauf, es könnte mal besser werden? Und ich konnte ihre Körpersprache während der Arbeit gut beobachten, - die war völlig verkrampft und weg von sich und sie machte da eine Sache zu ihrer, die eindeutig nicht ihre ist.

Aber wir kennen es ja nicht anders. Wir müssen arbeiten, um zu überleben, um das Überleben unserer Kinder zu sichern. Wir sind die totalen Arbeitstiere. Und nicht nur das. Wir benötigen sogar Arbeit für unseren Selbstwert . Dabei entfremdet uns die "Muss"- Arbeit von uns selbst. Können wir denn wirklich sein, wer wir wirklich sind, wenn wir ständig irgendetwas tun müssen, um zu..............? Selbst eine Arbeit, die einem an und für sich liegt, die liegt einem doch auch nicht immer. Da gibt es doch Tage, an denen man einfach nicht arbeiten will aus welchen Gründen auch immer.

Wie sähe die Welt wohl aus, wenn niemand arbeiten muss, um zu überleben? Wenn alles in Hülle und Fülle da ist? Was würdet Ihr wirklich mit Euch anfangen, wenn Ihr keinen Mangel kennen würdet? Was sind Eure Träume?

Naja, so sind gerade meine Gedanken. Vielleicht mag ja jemand was dazu schreiben?

Liebe Grüße

Tanita
 
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Wie sähe die Welt wohl aus, wenn niemand arbeiten muss, um zu überleben? Wenn alles in Hülle und Fülle da ist? Was würdet Ihr wirklich mit Euch anfangen, wenn Ihr keinen Mangel kennen würdet? Was sind Eure Träume?

Darf ich mal provozieren und übertreiben? Ich lebe so. Obwohl ich arbeiten gehe. Und für meine Bedürfnisse "was tun muss". Also putzen, kochen, saubermachen usw. Allerdings ordne ich meine Bedürfnisse eher unter "bescheidene Lebensweise" ein, mir reicht es aus, gebrauchte Kleidung zu kaufen und gebrauchte Bücher, ich komme auch mit einem Hartz IV-Satz noch gut zurecht und essen tu ich auch nicht sehr viel. Ich fahre ganz selten in Urlaub, habe kein Auto... sowas eben. Drum reicht mir mein bescheidenes Einkommen auch aus, ich brauche kein dickes Auto, ständig neue Sachen, Urlaub usw.

Ich kann auch nicht einfach so abhängen und wenn ich mal erwerbslos war, hatte ich noch weniger Zeit als jetzt. Immer neue Ideen, immer was zu tun. *lol*

Manchmal habe ich schon den Wunsch nach freierer Zeiteinteilung. Aber diese Zeit täte ich zu füllen wissen. Momentan sammel ich Überstunden, weil ich ein Bild im Kopf habe, das auf Leinwand möchte und da werde ich demnächst wohl abfeiern und malen.

Ich finde, deine Frage nach Träumen klingt ein wenig nach Fingerschnippen und fertig, aber so meinst Du es nicht, oder doch? :confused:

Also ich fände eine Welt, wie Du sie da beschreibst, dauerhaft ziemlich furchtbar. Ich täte das sicherlich einige Wochen oder Monate toll finden, aber dann würde sich in mir eine Depression breit machen, glaube ich.

Gleichzeitig finde ich aber auch ein Leben furchtbar, wie Du es beschreibst, das nur aus Zwängen und Schufterei besteht und wo kein entsprechender Ausgleich da ist, wie sich z.B. Sachen oder Auszeiten mehr gönnen zu können, sondern nur zu hetzen um gerade so eben nicht hungern zu müssen.

Daher möchte ich betonen, dss ich das, wohin ich es jetzt schaffte, sehr zu schätzen weiß, auch wenn das nicht viel ist oder wo ich denke, so wie ich lebe, wären vielleicht viele Menschen unzufrieden mit. Und klar finde ich meinen Job manchmal lästig oder habe keine Lust. ^^

LG
Any
 
Wie sähe die Welt wohl aus, wenn niemand arbeiten muss, um zu überleben? Wenn alles in Hülle und Fülle da ist? Was würdet Ihr wirklich mit Euch anfangen, wenn Ihr keinen Mangel kennen würdet? Was sind Eure Träume?

Träumst du noch, oder lebst du schon.

Es besteht heute nur noch die Frage unter welchen Bedingungen noch gearbeitet werden muss, für welchen Preis, um weiterhin eine Lebensberechtigung zu erhalten.

Ein Video dazu für dich:

 
Was sind Eure Träume?

ohne zwang - freiwilligkeit.....

wenn keiner mehr muss, gibt's keine brötchen mehr - allerdings für keinen.

also wird irgendeiner, der brötchen haben will, sagen - hey leute, ich backe brötchen - wollt ihr welche abhaben von meinen brötchen?
ich hätte dafür gerne -
das oder jenes -
wahrscheinlich zuallererst das getreide aus der mühle, denn wo nimmt der brötchen backer denn das mehl her für die brötchen -
und der müller, der hätte dann halt gerne das korn vom bauern...

man kann natürlich auch komplett autark werden.
ein stückchen land, auf dem man anbaut usw und so fort...
 
man kann natürlich auch komplett autark werden.
ein stückchen land, auf dem man anbaut usw und so fort...


Das ist aber eher mit ziemlich viel Arbeit verbunden und auch Arbeit die körperlich sehr schwer ist und Arbeit, bei der die Natur die Einsatzseiten oft vorgibt und je mehr da autarker gemacht wird, desto eher ist ehr wenig Zeit für andere - Kinder oder so - sie laufen dann ehr so mit und helfen mit - oder sind so dabei.

Sicher ein erfüllendes Leben - aber wir gesagt, wenn kein Chef sagt, wo es lang geht, sagen es einem die (natürlichen) Anforderungen der Dinge die zu tun sind. Und je mehr ich Lebensmittels selbst anbaue, herstelle, desto weniger ist eigentlich Zeit für so Dinge die viele so in der Freizeit tun, z.B. in Foren schreiben.
 
Ich stelle mir gerade vor Geld in Hülle und Fülle und ich muss kein Fingerchen rühren. cool

Es war einmal eine Fee......................................................................!

Realistisch gesehen! Ich bin auch eine Biene-da ich Geld liebe wie die Biene ihren Honig.
 
Das ist aber eher mit ziemlich viel Arbeit verbunden und auch Arbeit die körperlich sehr schwer ist und Arbeit, bei der die Natur die Einsatzseiten oft vorgibt und je mehr da autarker gemacht wird, desto eher ist ehr wenig Zeit für andere - Kinder oder so - sie laufen dann ehr so mit und helfen mit - oder sind so dabei.

Sicher ein erfüllendes Leben - aber wir gesagt, wenn kein Chef sagt, wo es lang geht, sagen es einem die (natürlichen) Anforderungen der Dinge die zu tun sind. Und je mehr ich Lebensmittels selbst anbaue, herstelle, desto weniger ist eigentlich Zeit für so Dinge die viele so in der Freizeit tun, z.B. in Foren schreiben.

naja - wenn du es sagst - :)
 
Was war denn das für ein Job? Fließbandarbeit?

Nein, das war keine Fließbandarbeit, aber ähnlich nervtötend:). Eigentlich spielt das aber gar nicht so die große Rolle. Denn auch in meinem eigentlichen Beruf war ich irgendwann mal ab einem bestimmten Zeitpunkt zunehmend unzufrieden. Ich entwickele sehr schnell eine Aversion gegen alles, was ich routinemäßig muss. Ich habe eine Aversion gegen Fremdbestimmung und selbst in meinem damaligen sog. "freien Beruf" musste ich alles mögliche, um nicht in irgendwelche Regressgefahren zu kommen. Es ist egal, was es ist, das MUSS verleidet mir alles. Und das tägliche "Arbeitsmuss" finde ich ganz besonders schlimm, weil es so viel Energie bindet. Ich wage kaum, mir vorzustellen, welches kreative Potential plötzlich frei werden würde, wenn die Menschen nicht mehr müssten. Ich nehme an, zunächst gäbe es bei vielen eine Depression, weil ihnen ihre maßgebliche Selbstwertstütze fehlen würde, aber dann - nach diesem Tal -, was käme dann? Ist das überhaupt vorstellbar? Selbstwert ohne Leistung? Tja, mal unabhängig von der Frage der Finanzierbarkeit, aber ein bedingungsloses Grundeinkommen ist schon eine interessante Idee.


Tanita:)
 
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Nein, das war keine Fließbandarbeit, aber ähnlich nervtötend:). Eigentlich spielt das aber gar nicht so die große Rolle. Denn auch in meinem eigentlichen Beruf war ich irgendwann mal ab einem bestimmten Zeitpunkt zunehmend unzufrieden. Ich entwickele sehr schnell eine Aversion gegen alles, was ich routinemäßig muss. Ich habe eine Aversion gegen Fremdbestimmung und selbst in meinem damaligen sog. "freien Beruf" musste ich alles mögliche, um nicht in irgendwelche Regressgefahren zu kommen. Es ist egal, was es ist, das MUSS verleidet mir alles. Und das tägliche "Arbeitsmuss" finde ich ganz besonders schlimm, weil es so viel Energie bindet. Ich wage kaum, mir vorzustellen, welches kreative Potential plötzlich frei werden würde, wenn die Menschen nicht mehr müssten. Ich nehme an, zunächst gäbe es bei vielen eine Depression, weil ihnen ihre maßgebliche Selbstwertstütze fehlen würde, aber dann - nach diesem Tal -, was käme dann? Ist das überhaupt vorstellbar? Selbstwert ohne Leistung? Tja, mal unabhängig von der Frage der Finanzierbarkeit, aber ein bedingungsloses Grundeinkommen ist schon eine interessante Idee.


Tanita:)

Wird aber nicht kommen, es geht zum Zwang, immer stärker. Arbeite oder verhungere.

Der Herr aus dem Video ist mittlerweile sanktioniert und hungert. Da aber einigermaßen bekannt, engagieren sich derzeit auch Politiker ....... denn er hat Recht, mit dem was er sagt ..... wohin es nämlich steuert.

http://www.buergerinitiative-grundeinkommen.de/brandbrief/BUKA-berichte-ereignisse.htm

Nur, wer sich mit diesem Haufen anlegt, wird noch schneller abgekanzelt, da kommt dann die linke Hand der obersten dieser Ämter und dann freuen sich die sich wehrenden. Nur die linken Hände, sind in der Regel Juristen. Und der sich Wehrende freut sich, es gab Gehör ...... tja tja ..... nur welches.

Und Hartz4 ist das Damokles-Schwert, was gerade bis 25 jährige noch härter trifft, als ältere. Die Jüngeren werden noch härter sanktioniert. Die haben nur die Möglichkeit alles positiv zu sehen und allem nachzukommen.

Und ja, Hartz4 wurde zu Zeiten der SPD entwickelt, trat in Kraft unter der SPD, 9 Monate unter der SPD. Danach übernahm CDU/FDP 2005 die Regierung und danach erfolgten die heftigsten Änderungen in Hartz4. In den letzten 2 – 3 Jahren, hin zur Menschenunwürdigkeit.
Letztes Jahr auch von der UN heftigst kritisiert. Aber merkt ja keiner.
 
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