Liebe Hiltrud,
natürlich darf man zum Seelengedanken, seine eigene Vorstellungen einbringen. Es ist nur so, dass über die Seele schon sehr viel nachgedacht wurde und es manchmal wenig sinnvoll ist, das Rad erneut erfinden zu wollen. Mein Leben würde jetzt nicht ausreichen all die Gedanken nochmals zu denken und am Ende stünde ich dann da, wo andere vor mir schon längst waren. Ich knüpfe deshalb lieber an dem bereits Gedachten an und führe es für mich zu Ende – zumal unsere Altvorderen gewiss keine Dummköpfe waren.
Trotz aller Unterschiede in der Vorstellung von der Seele waren sich jedoch die meisten darüber einig, dass die Seele etwas sei, das uns mit Leben erfüllt und unser Wesen bestimmt. Die guten alten Griechen bezeichneten dieses Etwas dann sehr treffend als einen Lufthauch (Psyche), während dies den allzu Abgeklärten dann immer noch nicht nüchtern genug war und es lieber als das Unbewusste bezeichneten.
Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass unser ganzes Denken, Fühlen und Unbewusste an eine Bildersprache gebunden ist. Ja und genau dieser Sprache bedienen sich dann auch die Märchenerzähler, Filmemacher und Belletristen, damit diese Geschichten miterlebt werden können.
Ist es nicht so, dass wenn man ein Buch ließt oder Film betrachtet irgendwann merkt, dass man zu einem Teil dieser Geschichte geworden ist? Es fließen Tränen, obwohl das Leid der Protagonisten nur eine Fiktion ist. Eine Sprache, die von jedem Menschen und sogar von der Tierwelt verstanden wird und somit unsere Seelen verbinden. Ja, die Seele ist etwas Ganzheitliches, das man nicht fassen kann und dennoch unsere ganze Persönlichkeit bestimmt.
Einen Philosophen, wie Platon hatte das natürlich nicht so recht gefallen vom Unbewussten bestimmt zu werden, deshalb hatte er in seiner Seelenlehre die Seele aufgeteilt (die sterblich Begehrende und die unsterbliche philosophische Harmonie). Dennoch verstand er die Seele als etwas Ganzheitliches. Ich bin jedenfalls der Auffassung, dass man etwas Ganzheitliches nicht trennen sollte.
Merlin