warum führst du einen Buchverlag als Quelle an und nicht das BKA
Quelle ist hier das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFFSJ) veröffentlichte 2005. Bitte genau lesen! Guckst du hier:
http://www.klett-cotta.de/psychologie_buechern.html?&tt_products=2171&backPID=184&seite=leseprobe
Einige Fakten
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFFSJ) veröffentlichte 2005 eine Studie zur Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland, die sich neben der allgemeinen Gewaltbelastung von Frauen in der Gesellschaft in einem großer Teil der repräsentativen Studie mit dem Gewalterleben in Paarbeziehungen beschäftigte. Aufgrund der erhobenen Zahlen wurde deutlich, dass die Einschätzung der Gewaltbelastung in Paarbeziehungen in Deutschland in den letzten Jahren als viel zu niedrig angesetzt wurde. Nicht jede fünfte 2 bis siebte, sondern jede vierte Frau gab an, mindestens schon einmal von ihrem Partner körperlich angegriffen worden zu sein, ein Wert, der sich mit den vergleichbaren Studien in den USA deckt. Von diesen gewaltbelasteten Frauen gab eine Untergruppe von 30 Prozent an, dass sie diese Gewalt 10- bis 40-mal erlitten hatte das sind ca. 8 % aller befragten Frauen. Zusätzlich gaben 7 % der Frauen an, Opfer sexueller Übergriffe durch ihren Partner geworden zu sein, 60 % sagten aus, durch die Gewalthandlungen ihres Partners verletzt worden zu sein: genannt wurden blaue Flecken und Prellungen (90 % der Fälle), offene Wunden (20 %), Kopfverletzungen (ca. 18 %), vaginale Verletzungen (10 %), Fehlgeburten (etwa 4 %) und innere Verletzungen (3 %). Am häufigsten wurden blaue Flecken und Prellungen in Kombination mit anderen Verletzungen genannt, und das in knapp 59 % der Fälle.
Für unser Thema interessant ist der Befund der Studie, dass dort, wo in einem höheren Maß psychische Gewalt, Dominanz und Kontrolle in Paarbeziehungen ausgeübt wird, die Wahrscheinlichkeit von körperlicher und sexueller Gewalt ebenfalls hoch ist, und dass andersherum in durch körperliche und sexuelle Gewalt belasteten Paarbeziehungen auch häufiger psychische Gewalt ausgeübt wird. Tendenziell fand sich eine höhere Gewaltbelastung im Leben von Frauen in der Bevölkerungsgruppe mit niedrigem Bildungsstand; danach hatten 45 % der gewalttätigen Partner keinen oder einen niedrigen Schulabschluss. Demgegenüber konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Nettoeinkommen des gewalttätigen Partners und der Ausübung von Gewalt gegen die Partnerin festgestellt werden.
Des Weiteren wird im Begleitheft zur Ausstellung »Gegen Gewalt in Paarbeziehungen« des Landeskriminalamtes Niedersachsen 3 eine Evaluationsstudie des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) vom April 2004 vorgestellt, für die die Daten der Polizei zu häuslicher Gewalt aus dem polizeilichen Hellfeld ausgewertet wurden, also hinsichtlich der Fälle von intimer Gewalt, die der Polizei zur Kenntnis gelangt waren. Danach waren 90 % aller Opfer weiblich 4 , über 97 % der weiblichen Geschädigten wurden Opfer eines männlichen Täters. Bei den männlichen Opfern waren 50 % der TäterInnen Männer und 50 % Frauen (ebenda wie Fußnote 3, S. 122).
Nachdem in den letzten Jahren deutlich wurde, wie wenige Aussagen zur Gewaltbelastung von Männern vorlagen, gab das BMFSFJ die Pilotstudie »Gewalt gegen Männer in Deutschland« in Auftrag, die von Ludger Jungnitz , Hans-Joachim Lenz und anderen durchgeführt wurde (2002 2004) 5 .
Einschränkend muss gesagt werden, dass die in der quantitativen Untersuchung befragten Männer zwar repräsentativ ausgewählt wurden, die Ergebnisse aber wegen der geringen Fallzahl keine tragfähige Verallgemeinerung auf die Grundgesamtheit aller Männer in Deutschland zulassen.
Interessant fand ich den Befund, dass im Hellfeld der polizeilichen Kriminalstatistik die Gewaltbelastung von Männern über Jahre hin konstant drei Mal höher liegt als die von Frauen (S. 256); dabei werden 90 % aller körperlichen Gewalttaten, die Männer erleben, in der Öffentlichkeit und im Freizeitbereich durch meist männliche Unbekannte, Nachbarn, Bekannte und Freunde verübt.
Zum Bereich »Lebensgemeinschaften« heißt es:
- Jedem vierten der befragten rund 200 Männer widerfuhr einmal oder mehrmals mindestens ein Akt körperlicher Gewalt durch die aktuelle oder letzte Partnerin, wobei hier auch leichtere Akte enthalten sind, bei denen nicht eindeutig von Gewalt zu sprechen ist.
- Jeder sechste der antwortenden Männer (36 von 196) gab an, einmal oder mehrfach von seiner aktuellen bzw. letzten Partnerin wütend weggeschubst worden zu sein.
- Die folgenden Handlungen wurden jeweils von fünf bis zehn Prozent der Männer benannt: Sie wurden von ihrer Partnerin »leicht geohrfeigt« (18 von 196), »gebissen oder gekratzt, sodass es wehtat« (13 von 196), »schmerzhaft getreten, gestoßen oder hart angefasst«, (10 von 196) oder die Partnerin hat »etwas nach ihnen geworfen, das verletzen konnte« (10 von 196) (ebenda S. 392).
In diesem Buch möchte ich mich auf die Entstehung und Auswirkung destruktiver Beziehungsmuster in erwachsenen, heterosexuellen Beziehungen begrenzen, obwohl häufig auch Kinder durch die Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Was die Beobachtung von Gewalt in der Elternbeziehung angeht, ist zu befürchten, dass diese Erfahrungen für das eigene Konfliktverhalten prägend sein werden und die transgenerative Weitergabe von Gewalt fördern. Jungen, so scheint mir, laufen höhere Gefahr, sich am Vater zu orientieren und als Modell für das Mann-Sein selbst Gewalt bei der Lösung von Konflikten anzuwenden. Mädchen dagegen identifizieren sich eher mit den Müttern und neigen deshalb dazu, Weiblichkeit mit Unterlegenheit, Ohnmacht und Schwäche gleichzusetzen und in ihr eigenes Verhaltensrepertoire zu übernehmen. So zeigt die oben erwähnte repräsentative Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen in Deutschland deutlich, dass Frauen, die als Kind Gewalt in der Herkunftsfamilie erfahren oder beobachtet haben, ein höheres Risiko tragen, im Erwachsenenalter Opfer von sexueller oder körperlicher Gewalt zu werden. Dass in Deutschland wöchentlich zwei Kinder an den Folgen von Gewalt und Misshandlungen sterben, ist eine erschreckende Zahl. Dass diese Zahl noch nicht einmal außergewöhnlich hoch sei, wie Katharina Wagner in »Die Zeit-online« schreibt, ist wenig tröstlich: »In Frankreich sind es drei Kinder, in den natürlich viel größeren USA sogar 27 Kinder in der Woche, die die Misshandlungen, die sie erleiden müssen, nicht über leben. Weltweit sterben nach Angaben der Kinderhilfsorganisation UNICEF , in deren Auftrag die Studie durchgeführt wurde, jährlich über 50 000 Kinder an den Folgen von Gewalt und Missbrauch« (2006).
LG
Juppi