die unterbrochene Hinbewegung

Werter doscho,


wie dir möglicherweise entgangen ist, geht es in diesem Thread um Bindungsstörungen von der Qualität, dass sie noch im Erwachsenenalter erhebliches Leid verursachen.

Welchen Teil von

Daher beim Wiedersehen die Kinder ganz lange fest an sich drücken und erst loslassen nachdem der Widerstand gebrochen ist. So wird die frische UH gleich wieder aufgelöst.

habe ich wohl als Aufforderung zur Gewalt gegen Kinder missverstanden?

Immerhin ruderst du ja inzwischen zurück und willst es ganz anders gemeint haben. Aber auch in dem Fall ist aufgezwungene körperliche Nähe eines Erwachsenen gegenüber einem Kind m.E. ein recht zweifelhafter "Tipp".

So ein solides Brett vorm Kopf ist schon was Feines. Wenn du das abnimmst, erkennst du vielleicht, was da wirklich steht und dass hier die Meisten ganz gut lesen können.

Beste Grüße,
Eva
 
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die Links zur Bindung waren sehr informativ.

Meine Frage wurde nicht beantwortet. ABER wenn ich daran denke, dass ein Krankenhausaufenthalt die unterbrochene Hinbewegung herbeifrühren kann, dann können dies auch andere Faktoren.

Eine Bindungsstörung scheint dann eine traumatisierte unterbrochene Hinbewegung zu sein.

lg Pluto

Liebe Pluto,

eher andersrum: Es gibt verschiedene Formen und Schweregrade von Bindungsstörungen und mit dem schwammigen Begriff "unterbrochene Hinbewegung" ist eine Bindungsstörung traumatischer Ausprägung gemeint. Vermute ich wenigstens,
denn leider ist die Hellinger'sche Definition ja hinsichtlich des Alters des "kleinen Kindes" und der Schwere der Erfahrung (länger getrennt) schon äußerst ungenau.
Plus dass dabei eben die ganzen Bindungstraumata unter den Tisch fallen, die ein Kind sich sonst noch so zuziehen kann.
Auch der Hinweis auf die Resilienz fehlt bei Hellinger und seine "Lösung" kann allzu leicht zur Retraumatisierung führen und zu den Schuldgefühlen, die noch zusätzlich zu seinem Leid erzeugt werden, wenn dem Klienten noch Widerstand, Lösungsunwilligkeit oder ähnlich widerlicher Deutungsdreck nachgeworfen wird, falls er sich nicht überwinden kann, bzw. er sich noch schützen muss.....

Welche Frage ist denn jetzt aktuell für dich noch offen?

Beste Grüße,
Eva
 
Lieber Jakob,

wenn es meine Reizschwelle überschreitet, dann zucke ich halt öffentlich :D
Vergebens ist das glaub ich nie, allein schon aufgrund der von dir schon erwähnten Selbsterfahrung.
Mich freut's dann auch jedesmal, wenn deine Reizschwelle überschritten ist und du dich äusserst, weil du mit deiner klugen und nachdenklichen Art und deiner guten Ausdrucksweise immer eine Bereicherung für mich bist.
Schon oft habe ich Dinge, die ich nicht hatte greifen können, von dir auf den Punkt gebracht gelesen.
Dass vielleicht nicht nur du müde warst, zum x-ten Mal Einspruch zu erheben, hat mich jedenfalls schnell beruhigt.
Und wenn ich jetzt lese, dass hier ein Jung-Papa vom fragwürdigen Umgang des Fremdelns seiner Zweijährigen schreibt, ist das Thema auch für mich gegessen.

Schönen Abend,
Eva
 
Werter doscho, wie dir möglicherweise entgangen ist, geht es in diesem Thread um Bindungsstörungen von der Qualität, dass sie noch im Erwachsenenalter erhebliches Leid verursachen.

Nein, das ist mir nicht entgangen. Ich habe mich dazu auch geäußert und zusätzlich einen Tipp gegeben wie Eltern auch einer geringfügigen Bindungsirritation vorbeugen können.

Welchen Teil von
habe ich wohl als Aufforderung zur Gewalt gegen Kinder missverstanden?

Den kompletten. Wenn Eltern ihrem Kind gegen dessen Widerstand Medizin verabreichen oder ein Thermometer einführen ist das streng gesehen auch Gewalt und dennoch zum Wohle des Kindes.

Immerhin ruderst du ja inzwischen zurück und willst es ganz anders gemeint haben.

Nein, ich rudere nicht zurück. Aber vielleicht war das Wort "Widerstand" unglücklich gewählt weil es offenbar bei dir eine Assoziation von Gewaltanwendung ausgelöst hat. Willst du mir im Ernst unterstellen, ich wolle hier Tipps zur Gewalt gegen eigenen Kindern geben? Du könntest bevor du losschießt auch erwägen, dass vielleicht einfach ein Missverständnis vorliegt.

Im Übrigen finde ich es unproblematisch wenn man verschiedener Meinung ist. Aber man könnte trotzdem respektvoll miteinander zu kommunizieren, oder? Sowas:

So ein solides Brett vorm Kopf ist schon was Feines.

verrät im Zweifelsfal eher etwas über den Absender als den Empfänger.;)
 
Deine ursprüngliche Formulierung war: "erst loslassen, nachdem der Widerstand gebrochen ist".

Das war vielleicht eine unglückliche Formulierung. Aber es sollte doch klar geworden sein, dass es hier um das sehr liebevollen Überwinden eines Widerstandes ging. Was denkt ihr denn? Treiben sich hier so viele Gestörte herum, dass ihr gleich vom Schlimmsten ausgeht?

Ich meine, Eltern sind ganz schlecht beraten mit solchen Tipps, das Kind möglichst rasch zum Wunschverhalten zu manipulieren.

Ein letztes Mal: Es geht und ging mir nicht darum, Kinder zu einem "Wunschverhalten" zu bringen. Wie kommst du darauf? :confused: Das Kind will ja Nähe, es traut sich nur plötzlich nicht mehr.

Ich geb zu, ich hab jetzt vermutlich ziemlich übertrieben. Ich werd nur leicht gallig, wenn ich solche "guten Tipps aus eigener praktischer Erfahrung" lese, hinter denen sich schlicht gut getarnte Relikte der schwarzen Pädagogik verstecken.

Ja, da hast du tatsächlich übertrieben - schwarze Pädagogik! Jetzt aber! ;)
 
Das Kind will ja Nähe, es traut sich nur plötzlich nicht mehr.
Das Kind zeigt in diesem Augenblick ganz offenkundig, dass es in diesem Augenblick diese Form der Nähe nicht mag. Was immer dem Kind unterstellt werden mag, was es womöglich will, ist eine Projektion. Das Offensichtliche ist, dass es jetzt Probleme mit dieser Nähe hat. Das zu respektieren und ihm nicht eine Nähe aufzuzwingen, die ihm nach Meinung der Eltern doch gut tun muss, hat ja nichts damit zu tun, das Kind allein zu lassen. In diesem Augenblick den klar ablesbaren Ausdruck des Kindes zu missachten und es in die Umarmung zu zwingen, halte ich für einen emotionalen Übergriff, dabei bleibe ich. Damit wird dem Kind u.U. die ganz essenzielle Erfahrung genommen, seine eigene Hinbewegung (um mal bei dieser Phraseologie zu bleiben) wieder aufzunehmen und zu lernen, gute Umgangsformen für seine emotionalen Schwankungen zu entwickeln. Wo Eltern so über Kinder drüberfahren, sehe ich schwarze Pädagogik.

Jake
 
Ein letztes Mal: Es geht und ging mir nicht darum, Kinder zu einem "Wunschverhalten" zu bringen. Wie kommst du darauf? :confused: Das Kind will ja Nähe, es traut sich nur plötzlich nicht mehr.
;)

Lieber Doscho!

Als auch erprobte Mutter mit ähnlich am eigenen Leib erfahrenen Erziehungsmethoden, die Du hier anpreist, möchte ich noch etwas beisteuern:

Ich wurde gehalten, gegen meinen Willen. Und sehr leicht führt genau dieses Umbringen des eigenen Gespürs des Kindes zu Missbrauch, egal welcher Art.

Meine Kinder habe ich genau gegenteilig erzogen - sie durften das, was sie spürten erstens als richtig annehmen und zweitens auch artikulieren bzw. auf ihre Art zum Ausdruck bringen.

Ich hätte es niemals zugelassen, dass jemand - und hier schließe ich mich selbst mit ein - die Kinder herzen darf, wenn die Kinder es nicht wollten. Denn das Gespür für richtig und falsch in IHRER Empfindung hätte ich um nichts in der Welt meinen Kindern absprechen wollen.

Gerade bei Kindern ist es ein Leichtes, ihnen ihre eigenen Empfindungen "abzugewöhnen". Mit weitreichenden Folgen, die nicht nur bis ins Erwachsenenalter reichen können, sondern sogar noch bis in die nächsten Generationen hinein Probleme machen können.

Liebe Grüße
Suena
 
Ich habe mich dazu auch geäußert und zusätzlich einen Tipp gegeben wie Eltern auch einer geringfügigen Bindungsirritation vorbeugen können.
Auch das ist doch wirklich fragwürdig ... zunächst hat das Kind, das von den Eltern alleingelassen wurde, ja allen Grund, erst einmal zurückhaltend zu schauen, was nun los ist. Ihm da eine "Bindungsirritation" unterzujubeln, ihm sozusagen eine Diagnose zu verpassen und damit auszudrücken, dass ja eigentlich das Kind das Problem hat, empfinde ich als starkes Stück. Abgesehen davon, dass "Vorbeugen" hier unverständlich ist. Wenn überhaupt, dann beugen in einem solchen Szenario Eltern allfälligen eigenen Schuldgefühlen vor, wenn sie beim Kind eine Reaktion orten, die sie auf ihr eigenes Verhalten zurückführen.

Souveräne liebende Eltern können, wenn sie nach einer Zeit der Abwesenheit wieder da sind, einfach da sein. Offen, verfügbar, dem Kind Raum gebend und auch seine Unmutsäußerungen annehmend.

Ich stell ja überhaupt nicht in Abrede, dass Deine Tipps einem liebenden Wollen entsprechen. Ich hab zugleich zu viele Beispiele gesehen, wie aus Liebe die schlimmsten Dinge geschehen sind (die ich Dir hiermit nicht unterstelle). Liebe ist unverzichtbar wichtig im Miteinander von Eltern und Kindern, aber kein Argument, um Verhalten damit zu rechtfertigen.

Jake
 
Hallo!

Ich kann mir gut Situationen vorstellen, wo es gut sein kann, einen "Widerstand zu brechen", bzw auf Tuchfühlung zu gehen - nämlich ganz im Sinne eines überraschenden Momentes. Dafür allerdings bedarf es eines sehr feinen Gepürs eben für die Situation des Kindes und auch für die eigene. Spüren ist das Stichwort.
Aber alls Pauschalrezept angewandt: vom Allgemeinen ist die Pädagogik doch nun abgewandt!

Liebe Grüße
Baubeau
 
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Ihm da eine "Bindungsirritation" unterzujubeln, ihm sozusagen eine Diagnose zu verpassen und damit auszudrücken, dass ja eigentlich das Kind das Problem hat, empfinde ich als starkes Stück.

Lassen wir mal die Fachbegriffe weg. Als Vater stelle ich keine Diagnose und jubel meinem Kind auch nichts unter. Ich spüre einfach was los ist und handle liebvoll und instinktiv.

Das hat nichts, aber wirklich gar nichts damit zu tun, Kinder zu bekuscheln wenn die nicht wollen.

Es geht auch nicht um schlechtes Gewissen wegen eigenen Verhaltens. Viel einfacher. Beispiel: Mutter mit Kindern vier Wochen in USA. Die Kleinen vermissen ihren Papa sehr, verstehen nicht warum er nicht da ist, dass da ein ganzer Atlantik dazwischen ist. Nach zwei, drei Wochen fangen sie an sich damit abzufinden, dass Papa "weg" ist. - Dann die Rückkehr. Die 2jährige rennt auf Papa zu, plötzlich weiß sie nicht, soll, darf sie ihn wirklich umarmen, ist er wirklich wieder "da"? Kann sie dem trauen?

Wenn ich in diesem Moment meine Tochter ganz fest umarme bis ich nach einer Weile spüre, ihre Anspannung lässt nach, sie ist erst noch sperrig, dann lässt sie sich genußvoll in die Geborgenheit fallen: Papa ist wirklich da, alles gut. - Sorry, Leute, da brauche ich kein Pädagogik-Diplom um zu wissen: das passt. Dass dieser harmlose Tipp so missverstanden werden kann, hätte ich mir im Leben nicht träumen lassen.
 
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