Lieber Christophe,
1. Du suchst nicht einfach nur "neue Freunde". An was du leidest ist die Trennung des Menschen, der sich der eigenen Existenz bewusst ist, der sich der Existenz der Welt bewusst ist, aber nicht weiss, wie er beide jemals zusammenbringen kann.
Der entscheidende Punkt ist: Das ist eine Fehlvorstellung, die dir eingepflanzt wurde. Es gibt nur EINE Existenz, nicht zwei geteilte. Dein Ich hört an den Grenzen der Aussenhaut nicht auf, sondern dehnt sich über auf andere Dinge, andere Menschen, andere Ichs. Die Idee einer Entität, die in sich geschlossen ist, und die du als Ich empfindest, diese Idee ist falsch. Was du glaubst, sei dein Ich, ist in Wahrheit ein loses, gegen alle Seiten völlig offenes Netzwerk, das sich dauernd verändert. (Streng genommen ist diese Idee noch immer falsch, aber für's erste soll's mal genügen.)
2. Die Esoterik war schon immer die Wissenschaft für diejenigen, welche mehr wissen wollten als die Durchschnittsbürger. Buffy oder ähnliche Serien, oder auch irgendwelche Fantasy ist aber eine relativ kindliche Sichtweise der Phänomene. Hinter der Vorstellung von "Dämonen und Engeln" stecken in Wahrheit tiefere Erkenntnisse über das grundlegende Wesen der Welt und der Wirklichkeit, die die früheren Menschen nicht anders in Worte zu fassen vermochten, als durch "überirdische Wesen mit grosser Macht". Es ist ähnlich wie mit der Bibel: Für einen akademisch denkenden Menschen ist es gar nicht wirklich wichtig, ob Jesus tatsächlich über's Wasser gelaufen ist oder nicht. Dein Theologe sagt es schon richtig, das ganze ist vermutlich eher beispielhaft gedacht um die Grösse dieser Figur herauszustreichen. Nun gibt es aber viele Leute, die das wörtlich nehmen und nehmen wollen. Und mit denen bist du im Konflikt.
3. Mit 18 war ich Agnostiker, kein Atheist, denn ich wusste ja nicht, ob es Gott gibt oder nicht. Aber auch der Agnostiker irrt eigentlich. Meine Erfahrung war, dass so gut wie alle Atheisten eigentlich gar nie wirklich meinten "Es gibt keinen Gott.", sondern immer bloss meinten "Es gibt keinen Gott, wie ihr (z.B. die Christen) ihn euch vorstellt." Wenn du nicht an Gott glauben kannst, weil er mit deinem Weltbild nicht vereinbar ist, dann liegt das nicht an Gott, sondern an der Vorstellung, die du dir von ihm machst. Wie könnte Gott jemals deiner Vorstellung genüge tun? Glaubst du nicht, dass wenn es ihn gibt, dass er so viel mehr ist, als du jemals mit deinem Verstand begreifen könntest? Gott wird sich deinen Vorstellungen nie unterordnen. Täte er das, so wäre er nicht Gott, sondern du wärst Gott, denn deine Vorstellungen würden über ihn herrschen.
4. Was du suchst, habe ich gefunden. Glaube nie jemandem, der dir sagt, es hätte irgendwas mit "Glauben" zu tun. Es ist Wissen, kein Glaube, und das ist nicht eine Allegorie oder Umschreibung oder ein schöner Spruch, sondern das ist hartes, nüchternes, verifizierbares Wissen, das auf persönlichem Erleben beruht. Es ist so real oder irreal wie das Wissen, wie es ist, sich zu verlieben, wütend zu sein oder eine Erdbeere zu essen. Aber es ist genau darum auch nichts, was ich dir durch Worte geben könnte. Du musst es selbst finden wollen, und du musst es selbst erleben. Ich weiss nicht, warum die Leute in die Kirche gehen, denn dort habe ich es nicht gefunden. Vermutlich sind sie halt nicht an Wissen interessiert, sondern an Glauben.
Mir hat damals Ken Wilber's Buch "Eros, Kosmos, Logos" entscheidend weitergeholfen, aber das ist nicht jedermanns Sache. Das Buch ist recht trocken und philosophisch.
5. Das Beste, was mir passiert ist, ist, dass ich angefangen habe zu meditieren.
6. Ja, du bist verrückt. Nur Verrückte wollen finden, was du suchst. Und damit bist du auf deiner Suche alleine, es wird dir niemand dabei helfen, sondern es werden dich alle höchstens für verrückt erklären. Das ist die zweite Hauptschwierigkeit, mit der du konfrontiert sein wirst. Die erste Hauptschwierigkeit bist du selbst.
Viele Grüsse
fckw
1. Du suchst nicht einfach nur "neue Freunde". An was du leidest ist die Trennung des Menschen, der sich der eigenen Existenz bewusst ist, der sich der Existenz der Welt bewusst ist, aber nicht weiss, wie er beide jemals zusammenbringen kann.
Der entscheidende Punkt ist: Das ist eine Fehlvorstellung, die dir eingepflanzt wurde. Es gibt nur EINE Existenz, nicht zwei geteilte. Dein Ich hört an den Grenzen der Aussenhaut nicht auf, sondern dehnt sich über auf andere Dinge, andere Menschen, andere Ichs. Die Idee einer Entität, die in sich geschlossen ist, und die du als Ich empfindest, diese Idee ist falsch. Was du glaubst, sei dein Ich, ist in Wahrheit ein loses, gegen alle Seiten völlig offenes Netzwerk, das sich dauernd verändert. (Streng genommen ist diese Idee noch immer falsch, aber für's erste soll's mal genügen.)
2. Die Esoterik war schon immer die Wissenschaft für diejenigen, welche mehr wissen wollten als die Durchschnittsbürger. Buffy oder ähnliche Serien, oder auch irgendwelche Fantasy ist aber eine relativ kindliche Sichtweise der Phänomene. Hinter der Vorstellung von "Dämonen und Engeln" stecken in Wahrheit tiefere Erkenntnisse über das grundlegende Wesen der Welt und der Wirklichkeit, die die früheren Menschen nicht anders in Worte zu fassen vermochten, als durch "überirdische Wesen mit grosser Macht". Es ist ähnlich wie mit der Bibel: Für einen akademisch denkenden Menschen ist es gar nicht wirklich wichtig, ob Jesus tatsächlich über's Wasser gelaufen ist oder nicht. Dein Theologe sagt es schon richtig, das ganze ist vermutlich eher beispielhaft gedacht um die Grösse dieser Figur herauszustreichen. Nun gibt es aber viele Leute, die das wörtlich nehmen und nehmen wollen. Und mit denen bist du im Konflikt.
3. Mit 18 war ich Agnostiker, kein Atheist, denn ich wusste ja nicht, ob es Gott gibt oder nicht. Aber auch der Agnostiker irrt eigentlich. Meine Erfahrung war, dass so gut wie alle Atheisten eigentlich gar nie wirklich meinten "Es gibt keinen Gott.", sondern immer bloss meinten "Es gibt keinen Gott, wie ihr (z.B. die Christen) ihn euch vorstellt." Wenn du nicht an Gott glauben kannst, weil er mit deinem Weltbild nicht vereinbar ist, dann liegt das nicht an Gott, sondern an der Vorstellung, die du dir von ihm machst. Wie könnte Gott jemals deiner Vorstellung genüge tun? Glaubst du nicht, dass wenn es ihn gibt, dass er so viel mehr ist, als du jemals mit deinem Verstand begreifen könntest? Gott wird sich deinen Vorstellungen nie unterordnen. Täte er das, so wäre er nicht Gott, sondern du wärst Gott, denn deine Vorstellungen würden über ihn herrschen.
4. Was du suchst, habe ich gefunden. Glaube nie jemandem, der dir sagt, es hätte irgendwas mit "Glauben" zu tun. Es ist Wissen, kein Glaube, und das ist nicht eine Allegorie oder Umschreibung oder ein schöner Spruch, sondern das ist hartes, nüchternes, verifizierbares Wissen, das auf persönlichem Erleben beruht. Es ist so real oder irreal wie das Wissen, wie es ist, sich zu verlieben, wütend zu sein oder eine Erdbeere zu essen. Aber es ist genau darum auch nichts, was ich dir durch Worte geben könnte. Du musst es selbst finden wollen, und du musst es selbst erleben. Ich weiss nicht, warum die Leute in die Kirche gehen, denn dort habe ich es nicht gefunden. Vermutlich sind sie halt nicht an Wissen interessiert, sondern an Glauben.
Mir hat damals Ken Wilber's Buch "Eros, Kosmos, Logos" entscheidend weitergeholfen, aber das ist nicht jedermanns Sache. Das Buch ist recht trocken und philosophisch.
5. Das Beste, was mir passiert ist, ist, dass ich angefangen habe zu meditieren.
6. Ja, du bist verrückt. Nur Verrückte wollen finden, was du suchst. Und damit bist du auf deiner Suche alleine, es wird dir niemand dabei helfen, sondern es werden dich alle höchstens für verrückt erklären. Das ist die zweite Hauptschwierigkeit, mit der du konfrontiert sein wirst. Die erste Hauptschwierigkeit bist du selbst.
Viele Grüsse
fckw