Notizen aus meinem Tagebuch 19.01.2017
Ich hab heute einen wirklich schrägen Tag erlebt. Gestern Nacht und heute früh betete ich die ganze Zeit um ein Zeichen von Gott, um einen Hinweis, wo ich langgehen soll, auch um Hilfe in den Behördengängen, ebenso in Bezug auf die Ärzte meiner krebskranken, 81-jährigen Mutter. Vor allem in Bezug auf den diensthabenden Arzt betete ich, denn er war irgendwie so verklemmt drauf bei den bisherigen Begegnungen. Ich betete speziell um seine Unterstützung für das Bleiben meiner Mutter in der Höhenklinik und um mehr Offensein, weil mich sein bisheriges Verhalten verunsicherte.
Als ich dem diensthabenden Arzt heute begegnete (entgegen seiner Absicht war er dann doch da am vereinbarten Termin mit der Sozialberatung), strahlte er mich wie ein Weihnachtsmann an, völlig verändert, ich schaute mehrmals hin, ob das wirklich der gleiche Mann ist, aber ja, er war es, auch derselbe Name. Meine Mutter darf dort in der Höhenklinik bleiben. Sie wollen sie behalten, auf unbestimmte Zeit. Sie werden sich dafür einsetzen, der Sozialberater wird das auch noch abklären, doch die Ärzte der Höhenklinik geben klar grünes Licht dafür. Sie möchten dies meiner Mutter ermöglichen, da sie selbst merken, wie gut meine Mutter sich bei ihnen aufgehoben fühlt. Sie ist richtig glücklich darüber.
Meine Mutter wird nun auch sauerstofftechnisch unterstützt auf den Hinweis meiner Schwester, die sich auch darin auskennt und abweichende Werte erkannte, als die Pflegefachfrau die Sauerstoffsättigung kontrollierte. Der Arzt ging diesem Hinweis nach und meine Mutter hat sich nicht geweigert, sauerstofftechnisch unterstützt zu werden, da es ihr Denken stärkt. Das ist ihr wichtig, präsent zu bleiben. Doch die Magensonde lehnt sie immer noch ab. Meine Schwester fragte erstaunt, ob das denn wirklich über die Nase führe. Auch da weiß sie von anderen Methoden. Ich wusste gar nicht, dass sie so viel weiß. Bin froh für ihre Hinweise und dankte ihr dafür. Dem werde ich später noch nachgehen.
Das zweite Zeichen von oben war ein Busgespräch, wo ich mit der Frau neben mir ins Gespräch kam und sich herausstellte, dass sie sozusagen für unseren Hausverkauf zuständig ist als Rechtsanwältin. Nachdem wir uns privat austauschten und duzten, setzte sie sich noch am gleichen Tag dafür ein, dass unser Hausverkauf aufgrund der dringenden Umstände Vorrang erhält. Sie hat mir viele Tipps gegeben, auch für den Fall, dass meine Mutter nicht mehr ansprechbar wäre, damit ich den Hausverkauf durchziehen kann. Da ihr Vater gerade starb, hegt sie eine große Empathie und Hilfsbereitschaft für mich, sodass ich nun auch diese behördlichen Schritte angehen kann.
Auch wenn für manche die Wirkung des Betens unwahrscheinlich erscheint, wurde eine solche sogar wissenschaftlich statistisch belegt bei Gebeten für Patienten und der Einfluss des Betens auf deren Befinden (Doppelbindestudio von Dr. Randy Byrd). Solche schrägen Gebetserhörungen erlebe ich schon seit Kindertagen. Für mich ist Gottes Wirken im Leben Realität, ebenso wie das Weiterleben nach dem Tod. Wenn es einen Gott gibt, warum sollte er dann nicht auch wirken bzw. warum sollte ich denn nicht davon ausgehen, dass er auch Einfluss nimmt auf mein Leben? Das ist doch nur folgerichtig. Wenn jemand ein anderes religiöses Weltbild hat, liegt das schlichtweg an dessen Weltbild, wie er dies sieht. Es ist seine subjektive Interpretation des Lebens, nicht meine oder anderer, die eben an Gottes Gegenwart im Leben glauben. Für mich ist es zum Beispiel total unglaubhaft und eine solche Einstellung wenig nachvollziehbar, davon auszugehen, dass nach dem Tod wirklich nichts weitergeht. Ein solches Denken ist für mich genauso befremdlich wie für manche der Glaube an die Wirkung eines Gebets. So unterscheiden sich nun mal die Weltbilder. Jedem das Seine.
Das Grundbuchamt rief mich übrigens unterwegs an. Das hab ich noch nicht erlebt, dass ein Amt mir so sehr hinterherrennt, telefonisch und per E-Mail. Normalerweise gäbe es sogar eine Warteliste, aber mein Fall wird eindeutig vorgezogen, auch in der Art, wie man mich anfragt. Auch das und die Umstände, die dazu führten, empfinde ich als Gebetserhörung, erst recht durch die doch sehr unwahrscheinlichen Faktoren, die dazu führten. Ich bete am Vortag um behördliche Hilfe und sitze am nächsten Tag gleich neben der Helferin, die sich fleißig anschickt, meinen Fall im Schnellgang auf die Wege zu leiten und mir dazu auch noch menschlich und privat beisteht.
Das ist also die Wirkung, wenn man "Beziehungen hat". Davon hörte ich öfter, wie karriereförderlich das sei. Bisher hab ich nichts Dergleichen erlebt, aber diese Rechtsanwältin hat es mir nun demonstriert, wie sehr das ein Türöffner sein kann, wobei sie natürlich auch die menschliche Tragweite meiner familiären Situation als Härtefall einbezogen hat. Nur hätte ich auf dem Amt wohl kaum näher darüber erzählt. Und das ist eben die Führung Gottes, dass er diese Begegnung herbeiführte, so wie ich grundsätzlich glaube, dass Gott mich durch das Leben führt und mir die Menschen schickt, die mich weiterbringen in meiner Entwicklung, ebenso wie ich für andere entwicklungsförderlich werde in der Führung meiner Person auf ihren Lebensweg. Ich hab schon vielen geholfen und auch vor dem Suizid abgehalten, das trotz meiner Angeschlagenheit. Doch ließ mich Gott im richtigen Moment am Ort sein, wo ich gebraucht wurde, wo niemand sonst dafür eintrat.
Ich fand übrigens heraus, dass nicht nur die Rechtsanwältin im Bus an Gottes Führung glaubt, sondern auch der diensthabende Arzt "alternativ" eingestellt ist, laut seines Lebenslaufs war er vor seinem Studium Naturheilpraktiker.
Meine Mutter erklärte mir von sich aus, dass ich sie versorgt wissen darf da oben. Ich müsse nicht so oft kommen, sondern soll lieber alles Notwendige erledigen, das sei auch für sie wichtig zu wissen, dass es vorangeht. Deshalb werde ich jetzt voranmachen und ihr dann davon erzählen, welche Fortschritte ich erzielen konnte, das bringt ihr auch etwas. Man merkt, dass sie sich geborgen fühlt in ihrem Zimmer, das sich visuell an den Berg zu schmiegen scheint, als würde sie auf einem Berggletscher liegen, nur umschlossen von der Wärme des Zimmers, aber sonst ganz nahe zum Himmel. Als Kind war sie oft auf den Gletschern mit ihrem Vater. Davon sprachen wir auch. Sie ist wirklich zufrieden so und in sich ruhend. Sie hat dort ihre eigene innere Welt und möchte dort nicht mehr weg. Durch den geplanten Hausverkauf hat sie sich von unserem alten Daheim gelöst, so wie ich. Sie lächelte fröhlich, als ich ihr begeistert davon erzählte, dass ich nun mit dem Generalabo der Bahn überall hinflitzen kann. Wir befinden uns in einer ähnlichen Mobilität, beide zu einem neuen Leben, sie gen Himmel, wobei ihre jetzige Station eine Art Vorhof zum Himmel ist, so wie Moses auf dem Berg mit Gott redete und irgendwann nicht mehr zu seinem Volk zurückkehrte, das Licht auf seinem Gesicht. Das Licht war auch Thema, meine Mutter sprach davon, wie die Lichtverhältnisse sich draußen auf einmal ändern zur Dämmerung hin, das sei ein sehenswertes Wechselspiel. Sie brauche die Bibel nicht mehr, ihre Bibel sei nun der Berg und Gott auf dem Berg. Von dort erhielt Mose auch die berühmten Gebote bzw. genauer Worte Gottes. Sie lebt nun die Bibel, die sie so lange begleitet hat. Das wäre wohl die Antwort auf die berühmte Frage nach der Insel. Man kann und muss nichts mitnehmen auf die Reise nach Drüben. Das Leben selbst wird zum Buch. Sie sprach davon, wie vor ihren Augen ihr ganzes Leben an ihr vorübergezogen sei. Ich bin froh, dass sie sich so sehr geborgen fühlt in Gott, wie sie sagt. Sie habe Gott, wiederholt sie oft. Wir müssen uns nicht sorgen um sie.
Sie strahlte, als ich ihr erklärte, dass sie die ganze Abteilung mit ihrem unverwechselbaren Charme eingelullt habe, deshalb wollen die sie alle behalten. Und das stimmt sicher auch, meine Mutter ist wirklich etwas Besonderes, das sagen mir immer wieder viele und weiß ich auch selbst seit Kindertagen. Meine Mutter hat eine sehr gütige Ausstrahlung, das zog die Leute schon immer an.