Die Straßenbahnen des Grauens

Obwohl - ein bißchen Rätselraten um die Herkunft so um Mitternacht mit diesem Objekt ist eine gewisse Herausforderung.
 
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Dass ich in Deutschland so oft für einen Ausländer gehalten werde, ist ein klein wenig paradox.

Denn: Gibt es jemand, der einheimischer wäre, als ich? Kaum.

Durch meine Ahnenforschung weiß ich, dass alle meine Vorfahren seit dem Dreißigjährigen Krieg - und wohl auch davor - immer nur eines waren: Mittelbadische Winzer.

Warum nur werde ich dann für einen Griechen gehalten?

Ich denke, das geht auf die griechischen Legionäre zurück, die damals zu Caesars Zeiten an den Oberrhein gekommen sind.

Vielleicht waren es aber auch Ägypter? Wer weiß?

Mein mitternächtlicher Ausländerfreund hätte also mit einem gewissen Recht zu mir sagen können: Geh zurück nach Ägypten, woher du gekommen bist!

Und ich hätte dann vielleicht erwidert: Gerne! Können Sie mir sagen, welche Straßenbahn ich da nehmen muss?
 
Es geht weiter .....

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Während ich da so stand und wartete, ging mir eine ähnliche Situation durch den Kopf.

Diese Geschichte könnte ich vielleicht nennen:

"Die Unterführung des Grauens!"

Es war zu fast mitternächtlicher Stunde, als ich in einem Karlsruher Vorort auf eine Straßenbahn wartete.

Nicht mit einem Ausländerfeind zusammen, sondern mit einer Horde angetrunkener Jugendlicher.

Sie redeten oder besser schrien lautstark miteinander. Offenbar stand eine gepflegte Prügelei kurz vor dem Ausbruch.

Ich hielt Abstand, denn bei solchen Prügeleien kommt es leicht auch zu Nebenschäden bei Unbeteiligten. Oder "collateral damage", wie die amerikanische Bomberflotte es so schön und treffend formuliert.

Die rüstigen Rentner lassen grüßen!

Man schaut in solchen Fällen besser gar nicht so genau hin! Sonst heißt es: "Was kuckstu?"

Und schon hat man eine über dem Schädel! Oder "in der Fresse" , um beim Sprachgebrauch zu bleiben.

Früher hatte das noch mehr Stil. Da hieß es kühl: "Mein Herr! Sie haben mich fixiert! Ich schicke Ihnen meine Sekundanten! Bevorzugen Sie Pistole oder Säbel?"

Dann traf man sich im Morgengrauen am Waldesrand, mit oder ohne Feuer! Das heißt, man feuerte schon! Schoss sich so e bissl tot! Romantisch, irgendwie! *träum*

Die Duelle sind auch nicht mehr das, was sie mal waren!
 
Um einem solchen modernen Duell zu entgehen, dachte ich, es sei vieleicht besser, auf der anderen Seite der Gleise zu warten, und dann eben schnell wiederzukommen, wenn die richtige Bahn heranfahren würde.

Und so ging ich die Steintreppen hinunter in den Untergrund.

In die Unterführung des Grauens ......
 
Um einem solchen modernen Duell zu entgehen, dachte ich, es sei vieleicht besser, auf der anderen Seite der Gleise zu warten, und dann eben schnell wiederzukommen, wenn die richtige Bahn heranfahren würde.

Und so ging ich die Steintreppen hinunter in den Untergrund.

In die Unterführung des Grauens ......

Genauso meinte ich das auch, als ich schrieb, ich würde die Haltestelle verlassen. Nicht total. Ich will wiederkommen, um einzusteigen. Aber weit genug, um nicht (an)greifbar zu sein.
 
Mein erster Besuch dort war relativ kurz.

Ich begegnete dort einem Pärchen des Grauens. Die beiden kamen auf mich zu, und der Mann fragte mich irgend etwas Belangloses. Es war klar, er fragte nur, um irgendeinen Kontakt herzustellen, nach Art der Bahnhofspenner. Meine Antwort, die ebenso belanglos war, nahm er dann zum Anlass, einen Streit vom Zaun zu brechen. Seine Begleiterin schaute ihn dabei anhimmelnd an.

Nun war es zufällig gerade nicht mein streitlustiger Tag. Ich verabschiedete mich also nett und trat einen geordneten Rückzug an, die Steintreppen wieder hinauf. Die streitlustigen Jugendlichen dort schienen mir auf einmal irgendwie sympathisch, sympathischer jedenfalls als dieses streitlustige Pärchen des Grauens.

Die Situation am Bahnsteig hatte sich aber noch nicht entspannt, sondern eskalierte weiter. Die streitlustigen Jugendlichen waren inzwischen noch streitlustiger geworden. Ich hielt mich in sicherer Entfernung von den Randalierern, und sie hielten sich in sicherer Entfernung von mir. Sie hatten ja genug mit sich zu tun, und brauchten im Moment kein weiteres Zielobjekt für ihre Schlägerei. Noch nicht ......


Ich wartete eine Weile, bis ich annehmen konnte, das streitlustige Pärchen in der Unterführung des Grauens habe sich inzwischen verzogen. Zum zweiten Mal also ging ich die Steintreppen hinunter in den Untergrund.

Doch auf dem halben Weg schon hörte ich ein bestimmtes Geräusch, das mich davon abhielt, weiterzugehen.
 
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