Hmmm. Ich mag das Wort Seele nicht. Für mich ist Bewusstsein = Seele.
Das Bewusstsein = die Seele des Menschen ist zweifelsfrei real existent. Da sind wir uns offenkundig einig. Wenn nun Indizien erhärten, dass das menschliche Bewusstsein nicht auf neuronale Prozesse reduzierbar ist, hältst Du es dann für legitim, dem Bewusstsein einen Teilchencharakter zuzusprechen und diese Bestand- und Austauschteilchen beispielsweise Psychonen zu nennen? Der Gravitation schreiben Physiker ja ebenfalls Elementarteilchen zu, indem sie selbige mit Hilfe der rein hypothetischen Gravitonen quantisieren, oder nicht? Psychonen sind definitionsgemäß immaterieller Natur, was deren Masse- und Energielosigkeit offenlegt.
Handelt es sich beim menschlichen Bewusstsein um eine autonome Instanz, die nicht auf komplexe Hirnstrukturen und -funktionen zurückführbar ist, könnte sie theoretisch den biologischen Hirntod überdauern, da sich das Bewusstsein in diesem Falle ja nicht zwingend in einer Abhängigkeit von der Vitalität des Gehirns befände.
Zwar wäre das Bewusstsein gemäß dieser These seiner sensorischen Sinne beraubt und könnte demnach weder tasten, noch schmecken, noch riechen, noch sehen, noch hören, aber es besteht ja die Möglichkeit, dass die hinterbliebenen Psychonen des Bewusstseins nach dem Sterben eines Organismus' einen neuartigen Körper zugeteilt bekommen (Reinkarnation buddhistischer oder hinduistischer Definition), oder? Vielleicht entschwinden die Psychonen aber auch in eine spirituelle Sphäre, welche z. B. Christen und Moslems als jenseitige Ewigkeit bezeichnen? Seit Alters her wird die Menschheit von einem Glauben an ein Leben nach dem Tod begleitet.
Selbstverständlich ist das alles spekulativ, zumal ja noch nicht einmal erwiesen ist, dass das Bewusstsein des Menschen etwas wesensmäßig vom Hirn Verschiedenes darstellt. Über ein eventuelles Fortleben nach dem Sterben möchte ich daher gar keine weiteren Aussagen mehr treffen, weil diese ohnehin jeder Verlässlichkeit und Seriosität entbehrten.
Der interaktionistische Substanzdualismus in Bezug auf die Bewusstsein-Gehirn-Liaison ist für mich die einzig rationale Variante neben dem Materialismus. Parallelistische Interpretationen des Bewusstseins lehne ich persönlich ab, weil ich hierfür keine Notwendigkeit sehe. Warum soll ich eine Seele für wahr halten, die keinerlei Hinweise auf ihre Existenz liefert und darüber hinaus keinerlei Funktion im Leben aufweist? Eine Psyche, die praktisch neben dem Organismus herlebt, ist nach meiner Meinung eine unbegründete Zusatzannahme und daher überflüssig. Außerdem widerspricht diese parallelistische Prämisse der Intuition und der alltäglichen Erfahrung aller Menschen, welche erleben, dass ihr bewusstes Wollen - ein Aspekt des Bewusstseins - durchaus einen Einfluss auf z. B. willkürmotorische Handlungen und die individuelle Sprachproduktionn ausübt.