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Bert Hellinger schrieb:© 2004 Kösel Verlag] [/font]
DIE SCHULD
Schuld hat immer mit Beziehung zu tun. Ihre erste Wirkung ist, dass sie trennt. Doch nur auf eine bestimmte Weise. Denn auf der anderen Seite verbindet sie auch, allerdings auf Abstand. Weil die Schuld trennt, macht sie auch frei, sowohl den, der schuldig wurde, als auch den, an dem wir schuldig wurden. Allerdings auch hier nur auf bestimmte Weise.
Wo es um die Schuld am Leben eines anderen geht, zwingt uns die Schuld, ihm ähnlich oder gleich zu werden. Denn die Trennung, die diese Schuld bewirkt, kann nicht aufrecht erhalten werden. Indem wir dem anderen gleich werden, zum Beispiel, indem wir als Folge dieser Schuld einem ähnlichen Schicksal zustimmen, öffnet sich der andere für uns. Er lässt uns wieder in seine Nähe, ja sogar in sein Herz. Wir beide stimmen gemeinsam den Folgen dieser Schuld zu, er als Opfer, ich als Täter. Wir schauen auf unser gemeinsames Schicksal, ergeben uns in dieses Schicksal, lösen uns in diesem Schicksal auf und sind in ihm sowohl verbunden als auch getrennt.
Dies gilt auch für eine Schuld, die weniger weit reichend war. Sie trennt und macht frei für das je Eigene. Doch wenn das Eigene sich erfüllt als das unausweichliche eigene Schicksal und in der Zustimmung zu ihm, was immer es auch mir und dem anderen abverlangt, werden wir in etwas, das uns beide bei weitem übersteigt, sowohl eins als auch voneinander frei.
Manche meinen, sie hätten auch vor Gott Schuld auf sich geladen. Doch wer sich vor Gott schuldig fühlt, verliert den Bezug zu dem anderen, an dem er schuldig wurde. Gott wird dann zwischen ihn und den anderen geschoben. Die Schuld und ihre Folgen werden in die Ferne gerückt, statt sich ihr von Angesicht zu Angesicht zu stellen.
Doch wie könnte einer vor Gott schuldig werden, ohne dass er ihn vom Himmel und aus seinem unzugänglichen Licht in die eigenen Niederungen zerrt? Statt dass er ihn ehrt, entehrt er ihn.
Weil die Schuld am Ende für alle, die sie erfasst, seien sie nun handelnd oder leidend, eine reinigende und sie vollendende Wirkung hat, ist sie an Kraft und schöpferischer Macht größer als ihr Gegenteil und daher dem Göttlichen - was immer wir dahinter auch erahnen mögen - näher und dennoch unsagbar entfernt.