Die Schlange in der "hindu" Spiritualität

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Garuda trifft seinen Vater Kasyapa

Sauti erzählte weiter:
Doch auch ein Brahmane war mit seiner Ehefrau in den Schlund Garudas geraten. Sogleich brannte die Kehle des Vogels wie ein Stück glühende Kohle. Der Wanderer der Lüfte sprach zu ihm: „Oh Bester der Zweifachgeborenen, komm sogleich wieder aus meinem Mund heraus. Ich öffne ihn für dich, denn niemals werde ich einen Brahmanen töten, selbst wenn er sich auf sündige Taten einließe.“ Der Brahmane sprach daraufhin zu Garuda: „Oh, laß meine Nishada Gattin auch mit mir heraus.“ Und Garuda antwortete: „Ja, nimm sie mit dir und komm sofort heraus. Rette dich ohne zu zögern, denn du wurdest noch nicht von der Hitze meines Magens verdaut.“ Von seiner Nishada Gemahlin begleitet kam der Brahmane heraus, pries Garuda und ging seiner Wege.

Der König der Vögel spreizte seine Flügel und stieg so schnell wie ein Gedanke in den Himmel auf. Dort erblickte der unvergleichlich Tapfere seinen Vater, ward von ihm gegrüßt und antwortete angemessen. Der große Rishi Kasyapa fragte ihn: „Nun mein Sohn, ist alles in Ordnung? Bekommst du auch jeden Tag genügend Nahrung? Gibt es für dich reichlich Essen in der Welt der Menschen

Garuda sprach:
„Meiner Mutter geht es gut, auch meinem Bruder und mir. Doch, Vater, ich bekomme nicht immer ausreichend Nahrung, und daher ist mein Frieden unvollkommen. Von den Schlangen wurde ich ausgeschickt, das hervorragende Amrit herbeizubringen, und dies wird nicht einfach sein. Doch ich werde es heute noch vollbringen, um meine Mutter von den Banden der Sklaverei zu befreien. Meine Mutter gebot mir, die Nishadas zu essen. Ich verschlang tausende von ihnen, doch mein Hunger ist noch nicht gestillt. Oh großer Meister, weise mir noch mehr Essen zu, damit ich stark genug werde, das Amrit mit Gewalt zu erlangen. Zeige mir die Nahrung, mit der ich Hunger und Durst stillen kann.“
 
Servus,
Infos aus der Vedishen Weissheit sind immer konstruktiv ... für Spiritualisten.


Guten Morgen, anadi!

Sollte eine Weisheit, wo sie auch immer ihre Wurzel hat, nicht dem Menschen als solchem dienen, ganz gleich ob er für dich nun ein Atheist, ein Spiritualist oder Christ ist? Sollte eine Weisheit nicht jeden Menschen ansprechen oder ist sie nur für bestimmte Gruppierungen gedacht?

Rob
 
Guten Morgen, anadi!

Sollte eine Weisheit, wo sie auch immer ihre Wurzel hat, nicht dem Menschen als solchem dienen, ganz gleich ob er für dich nun ein Atheist, ein Spiritualist oder Christ ist? ...
Rob
Hallo Rob,
Ja, selbstverständlich.
Es gibt doch einen Hacken: Man sollte qualifiziert sein um diese Weisheit zu empfangen.
Menschen haben auch in dieser Hinsicht verschieden Qualifikationen.

alles gute!
 
Es gibt doch einen Hacken: Man sollte qualifiziert sein um diese Weisheit zu empfangen.
Menschen haben auch in dieser Hinsicht verschieden Qualifikationen.

Ja, das stimmt, Menschen bringen verschiedene Qualifikationen mit! Was du damit ansprichst, ist eine der beiden Seiten, die im Menschen selbst liegt. Die andere ist die, wie durch den Einfluss eines anderen im Menschen ein Höheres angesprochen werden kann.

Rob
 
Die Geschichte vom Elefanten und der Schildkröte

Kasyapa erwiderte:
“Dieser See, den du vor dir ausgestreckt liegen siehst, ist heilig und sogar in den himmlischen Regionen bekannt. Hier gibt es einen Elefanten, der mit dem Gesicht nach unten ständig an einer Schildkröte zerrt, seinem älteren Bruder. Ich werde dir ausführlich alles über ihre Feindschaft in ihrem früheren Leben erzählen. Höre gut zu, ich erkläre dir, warum sie hier sind.

Vor langer Zeit gab es einen großen Rishi namens Vibhavasu, der einen starke Neigung zum Zorn hatte. Er hatte einen jüngeren Bruder, Supritika. Jener war ein großer Asket und äußerst abgeneigt, seinen Reichtum mit dem seines Bruder zu verbinden. Supritika sprach immer über Teilung. Nach einiger Zeit meinte Vibhavasu zu Supritika: „Nur aus großer Torheit wünschen sich vom Reichtum geblendete Menschen die Abtrennung ihres Erbteils. Ist erst einmal die Teilung vollzogen, kämpfen und streiten sie vom Reichtum verführt miteinander.

Dazu gesellen sich Feinde in der Gestalt von Freunden, welche die Entfremdung der unwissenden und selbstsüchtigen Brüder vorantreiben. Sie bestärken sie in ihren Streitereien, indem sie noch Fehler aufzeigen. So werden sie einer nach dem anderen fallen, und der vollständige Ruin überkommt die zerstrittenen Brüder. Daher sprechen die Weisen niemals zustimmend über die Teilung unter Brüdern, welche, einmal getrennt, die höchst maßgeblichen Shastren mißachten und ein Leben in Furcht voreinander führen.

Doch da du, Supritika, dem Wunsch nach Teilung erlegen bist, meinen Rat mißachtest und beständig an dein Eigentum denkst, sollst du ein Elefant werden.“ Solcherart verflucht sprach nun Supritika zu seinem Bruder Vibhavasu: „Und du sollst eine Schildkröte werden, die im Wasser lebt.“ So verfluchten sich die beiden Narren, Supritika und Vibhavasu, aufgrund ihres Reichtums und leben nun als Elefant und Schildkröte.

Wegen ihrer zornigen Natur wurden sie zu niederen Tieren und folgen nun ihrer alten, feindlichen Gesinnung. Und aus Stolz über ihre Stärke und das Gewicht ihrer riesigen Körper kämpfen sie in diesem Teich miteinander. Schau nur, gerade eben nähert sich der schöne Elefant mit dem gewaltigen Leib. Auf sein Gebrüll hin erhebt sich die riesige Schildkröte und wirbelt gewaltsam das Wasser auf. Kaum erblickt der Elefant seinen Bruder, rollt er seinen Rüssel und stürmt ins Wasser. Auch er wirbelt mit Stoßzähnen, Rüssel, Stirn, Schwanz und Füßen den See mit all seinen Fischen mächtig auf. Mit erhobenem Kopf ist die Schildkröte bereit zum Kampf. Der Elefant ist sechs Yojanas hoch (Ein Yojana sind etwa drei Meilen.) und mißt zweimal so viel im Umfang. Die Schildkröte ist drei Yojanas hoch, und ihr Umfang ist zehn Yojanas. Iß die beiden auf, die wie verrückt miteinander kämpfen und sich umbringen wollen, und verfolge dann dein gewünschtes Ziel. Iß die beiden Schrecklichen auf, die einem großen Berg gleichen oder einer riesigen Wolkenbank, und hol dir das Amrit

Sauti erzählte weiter:
Nach diesen Worten segnete er Garuda und sprach: „Oh du Eierlegender, möge dir Gutes widerfahren, wenn du in die Schlacht mit den Göttern eintrittst. Mögen dich bis an den Rand gefüllte Wasserkrüge, Brahmanen, Kühe und all die anderen glücksverheißenden Dinge segnen. Mögen dir im Kampf mit den Himmlischen die Riks, die Yayus, die Samas, die heilige Opferbutter und alle Mysterien und Veden Stärke verleihen.“

Auf den Rat seines Vaters hin begab sich Garuda ans Ufer des Sees, welcher an seinen reichen und klaren Wassern viele verschiedene Vögel beherbergte. Die Worte seines Vaters erinnernd packte der Wanderer der Himmel in schnellem Fluge mit jeweils einer Klaue Elefant und Schildkröte und erhob sich hoch in die Lüfte. Er kam an einen heiligen Ort namens Alamva und erblickte viele göttliche Bäume. Vom Wind seiner Schwingen gepackt erzitterten die Bäume mit den goldenen Zweigen ängstlich, denn sie fürchteten zu Bruch zu gehen. Doch der Wanderer der Lüfte erkannte, daß diese wunscherfüllenden Bäume vor Furcht erbebten, und wandte sich anderen Bäumen mit unvergleichlicher Erscheinung zu.

Jene gigantischen Bäume waren mit Früchten aus Gold und Silber geschmückt, und ihre Zweige trugen kostbare Juwelen, welche von den Fluten des Ozeans gesäubert worden waren. Unter ihnen war ein großer Banian Baum, der zu riesenhaften Ausmaßen angewachsen war. Dieser sprach zum Herrn der Vögel, der sich mit der Schnelligkeit des Geistes näherte: „Setz dich auf diesen gewaltigen Ast von mir, der sich über hundert Yojanas weit erstreckt, und verspeise in Ruhe Elefant und Schildkröte.“ Doch als sich der Beste der Vögel, der mit großer Schnelligkeit flog und dessen Körper einem Berge glich, auf dem Ast des Banian niederließ, da erbebte dieser belaubte Hort für viele tausend beflügelte Wesen und brach.
 
Garuda sucht und findet einen Ort, der seine Lasten tragen kann

Sauti sprach:
Sogleich als des gewaltigen Garudas Füße den Ast berührten, brach er ab. Doch bevor er zu Boden stürzte, fing ihn Garuda auf. Er ließ seine Blicke schweifen und entdeckte voller Staunen, daß an dem abgebrochenen Ast kopfüber viele Valakhilya Rishis hingen, die in asketischer Buße vertieft waren. Er überlegte, daß, wenn der Ast hinunterfallen würde, diese Rishis sterben würden, und so hielt er sowohl den Ast in seinem Schnabel, als auch Elefant und Schildkröte fest in seinen Klauen. Er fürchtete den Tod der Rishis und wollte sie retten.

So lüftete er seine Schwingen und die großen Rishis wunderten sich sehr bei diesem Anblick. Denn die von Garuda gezeigte Kraft überstieg die der Götter bei weitem. So gaben sie dem mächtigen Vogel einen Namen: „Dieser Wanderer der Himmel erhebt sich mit seinen Flügeln trotz seiner schweren Last. Dieser Beste aller Vögel, die sich von Schlangen ernähren, soll Träger schwerer Lasten, Garuda, heißen.“ Mit seinen Flügeln ließ Garuda die Berge erzittern und langsam durchmaß er die Himmel. Auf seinem Weg erblickte er viele Länder und suchte nach einem Ort zum Sitzen, damit er die Valakhilyas retten konnte. Schließlich kam er zu diesem Besten der Berge, Gandha-madana genannt.

Dort sah er seinen Vater Kasyapa, wie er asketische Hingabe übte. Auch Kasyapa erblickte seinen Sohn, diesen Wanderer der Lüfte in göttlicher Gestalt, von großem Glanz, mit Energie und Stärke ausgestattet, so schnell wie der Wind oder der Gedanke, so riesig wie ein Bergesgipfel, ein allseits Ergreifender, wie der Fluch eines Brahmanen, unvorstellbar, unbeschreiblich, schrecklich für alle Wesen, heldenmütig, furchtbar, so strahlend wie Agni, und nicht besiegbar, weder von Göttern und Danavas, noch von unsichtbaren Rakshasas.

Er war fähig, eine Bergesspitze zu spalten, den Ozean selbst auszutrinken oder die drei Welten zu zerstören, so heftig war er und glich Yama (Herr des Todes) selbst. Der ruhmreiche Kasyapa sah seinen Sohn kommen, wußte sogleich um dessen Absichten und sprach zu ihm: „Mein Sohn, begehe keine vorschnelle Tat, denn das wird dir Schmerzen bereiten. Die Valakhilyas ernähren sich von den Strahlen der Sonne und könnten dich, wenn sie ärgerlich werden, einfach fortblasen.“

Sauti fuhr fort:
Als nächstes besänftigte Kasyapa um seines Sohnes willen die äußerst glücklichen, sündenlosen und asketischen Valakhilyas: „Oh ihr Weisen, deren Reichtum Askese ist, die Geburt Garudas gereicht allen Wesen zum Guten. Er müht sich um die Vollbringung einer großen Tat. Gewährt ihm eure Unterstützung.“ Nach diesen Worten des ruhmreichen Kasyapa verließen die Asketen den Ast und begaben sich zu den heiligen Bergen im Himavat (Himalaya), um dort ihre asketische Buße fortzuführen. Nachdem die Rishis fort waren, fragte der Sohn Vinatas seinen Vater Kasyapa mit gepreßter Stimme, wegen des Zweiges in seinem Schnabel: „Oh du Ruhmreicher, wohin soll ich diesen großen Ast werfen? Nenne mir einen Ort, an dem keine Menschen leben.“

Da erzählte ihm Kasyapa von einem menschenleeren Berg mit Höhlen und Schluchten, welcher allseits von Schnee bedeckt war und von gewöhnlichen Wesen nicht einmal in Gedanken erklommen werden konnte. So trug der riesige Vogel Elefant, Schildkröte und den gewaltigen Ast, welcher nicht einmal mit einer Kordel aus hundert Kuhhäuten umschlungen werden konnte, mit großer Schnelligkeit zu diesem Berg. Und in kürzester Zeit flog Garuda, dieser König der Vögel, hundert Yojanas weit. Er folgte dem Weg, dem ihn sein Vater gewiesen hatte, und erreichte in einem Moment den Berg. Dort ließ er den mächtigen Ast mit großem Lärm fallen. Der König der Berge erbebte vom Sturm, den Garudas Flügel verursachten. Seine Bäume ließen Schauer von Blüten fallen, und seine mit Gold und Edelsteinen verzierten Felsengipfel wurden losgeschüttelt und rollten den Berg hinab. Der aufprallende Ast schmetterte zahllose Bäume zu Boden, welche mit ihren goldenen Blüten im dunklen Laub aussahen wie Gewitterwolken mit Blitzen. Die golden schimmernden Bäume fielen zur Erde, welche mit Edelmetallen eingefärbt war, und glänzten, als ob sie in den Strahlen der Sonne badeten. Dann ließ sich dieser Beste der Vögel auf der Bergesspitze nieder und aß sowohl Elefant als auch Schildkröte auf.
 
Die Götter sehen die bösen Omen und rüsten sich zum Kampf

Danach erhob er sich mit schnellen Flügeln, und viele Omen erschienen den Göttern, welche von kommender Furcht kündeten. Indras berühmter Donnerblitz loderte ängstlich auf. Flammende und rauchende Meteore stürzten am hellichten Tag aus dem Himmelsgewölbe herab. Die Waffen der Vasus, Rudras, Adityas, Sadhyas, Maruts und anderer Götter begannen ihre Kräfte gegeneinander zu richten. Solche Dinge waren noch nie geschehen, nicht einmal während des Kampfes zwischen Devas (Göttern) und Danavas (Asuras, Dämonen).

Die Winde bliesen donnernd, Meteore fielen zu Tausenden und der wolkenlose Himmel brüllte gewaltig. Sogar der Gott der Götter vergoß rauschende Blutströme. Die Blumenkränze der Götter welkten dahin, ihr Leuchten verebbte und ihr Heldenmut schwand. Riesige Wolkenberge ließen Blut dicht an dicht regnen, und von den Stürmen aufgewirbelter Staub verdeckte den Glanz der Kronen der Götter. Indra mit den tausend Opfern sprach mit den anderen Göttern verwundert und furchtsam wegen der dunklen Vorzeichen zu Vrihaspati (dem Lehrer der Himmlischen): „Oh Verehrter und Ruhmreicher, warum erscheinen plötzlich diese Störungen? Ich kann keinen Feind erkennen, der uns mit Schlacht unterdrücken will.“ Vrihaspati antwortete: „Oh König der Götter, du mit den tausend Opfern, deine Fehler und deine Sorglosigkeit sind die Ursachen dafür, daß auch aufgrund der asketischen Buße der hochbeseelten Valakhilya Rishis, der Sohn von Kasyapa und Vinata, dieser äußerst starke Wanderer der Lüfte, welcher jede Gestalt nach Belieben annehmen kann, sich nun nähert, um uns das Soma wegzunehmen. Und dieser Vogel, der Stärkste der Starken, ist wahrlich in der Lage, dir das Soma zu stehlen. Alles ist in ihm möglich. Ich glaube, er kann sogar das Unerreichbare erreichen.“

Und Sauti fuhr fort:
Da sprach Indra zu den Wächtern des Amrit (Nektar der Unsterblichkeit): „Ein Vogel von großer Kraft und Energie hat in seinem Herzen beschlossen, uns das Amrit zu stehlen. Ich warne euch im voraus, damit ihm sein Plan nicht glücken möge. Vrihaspati hat mir erzählt, daß seine Kräfte unermeßlich wären.“ Verwundert vernahmen dies die Himmlischen und trafen ihre Vorkehrungen. Sie stellten sich um das Amrit herum auf, und der große Indra nahm seinen Donnerblitz in die Hand. Sie alle trugen kostbare und wunderschöne Brustpanzer aus Gold und mit Juwelen besetzt und helle Lederrüstungen von großer Härte.

Die mächtigen Gottheiten hielten ihre zahllosen, scharfen und furchtbar geformten Waffen bereit, von denen rauchende Funken stoben. Auch waren sie mit Diskus, eisernen Stachelkeulen, Lanzen, Dreizack, Kriegsbeilen, vielen verschiedenen scharfen Geschossen, polierten Schwertern und Schlagstöcken bewaffnet, welche zu dem jeweiligen Träger paßten. Ihre Furcht hatten sie abgelegt und standen wartend, mit göttlichen Ornamenten geschmückt und strahlend in ihrem Waffenglanze, bereit, Garuda zu empfangen. Die Götter mit der unvergleichlichen Kraft, Energie und Pracht waren fest entschlossen, das Amrit zu beschützen. Sie alle waren in der Lage, ganze Städte der Asuras zu zermalmen, und zeigten sich so leuchtend wie das Feuer. Und von den vielen Göttern mit ihren hunderten und tausenden Waffen mit eisernen Stacheln erglänzte das Schlachtfeld wie ein zweites Firmament, welches von den Strahlen der Sonne erleuchtet wird.
 
Die Schuld Indras

Saunaka fragte:
Oh Sohn des Suta, was war Indras Vergehen? Was seine Sorglosigkeit?
Wie wurde Garuda aufgrund der asketischen Buße der Valakhilyas geboren?
Warum bekam Kasyapa, ein Brahmane, den König der Vögel zum Sohn?
Warum war er unbesiegbar für alle Wesen und unzerstörbar?
Warum konnte dieser Wanderer der Nacht zu jedem Ort gelangen und über jedes Maß an Energie verfügen, wie es ihm beliebte?
Wenn es in den Puranas beschrieben wird, möchte ich es gerne erfahren.

Sauti antwortete:
Was du mich gefragt hast, wird tatsächlich in den Puranas erzählt. Oh Zweifachgeborener, höre, ich will es dir kurz erklären. Vor langer Zeit, als der Herr der Schöpfung (Prajapati), Kasyapa, mit dem Wunsch nach Söhnen ein Opfer beging, da gewährten ihm alle Rishis, Götter und Gandharvas ihre Hilfe. Indra, die Götter und Rishis und auch all die asketischen Valakhilyas hatten von Kasyapa die Aufgabe bekommen, Holz für das Opfer herbeizubringen. Lord Indra nahm gemäß seiner großen Kraft eine Menge so groß wie ein Berg auf und trug es ohne zu ermüden heran. Auf seinem Weg sah er einige gerade mal daumengroße Rishis, wie sie alle zusammen einen einzigen Halm des Palasa Blattes trugen. Sie waren alle so dünn und schwach in Ermangelung von Nahrung, daß sie fast in sich zusammensanken. Und es bereitete ihnen eine große Plage, als sie in eine Vertiefung im Weg fielen, weil sich der Hufabdruck einer Kuh mit Wasser gefüllt hatte.

Indra, sehr stolz auf seine Kraft, beobachtete sie mit großer Verwunderung, lachte sie spöttisch aus und ließ sie schnell hinter sich, indem er über ihre Köpfe hinwegschritt und sie damit grob beleidigte. Die gekränkten Rishis wurden darüber sehr zornig und sorgenvoll. Und sie bereiteten ein großes Opfer vor, welches Indra das Fürchten lehrte. Höre, oh Saunaka, wie diese hervorragenden, weisen, die Gelübde befolgenden und entschlossenen Rishis geklärte Butter ins Opferfeuer gossen und laut folgendes Mantra aussprachen: „Es soll einen anderen Indra (König) der Götter geben. Er wird fähig sein, überall hinzugehen und wird über jedes Maß an Energie verfügen, die er sich wünscht. Er wird den jetzigen König der Götter ängstigen. Durch die Früchte unserer asketischen Buße soll sich einer erheben, so schnell wie der Geist und furchtbar stark.“

Das alarmierte den Herrn der Himmlischen mit den hundert Opfern, als er davon erfuhr, und er suchte Rettung beim gelübdebefolgenden Kasyapa. Nachdem Prajapati Kasyapa alles von Indra erfahren hatte, begab er sich zu den Valakhilyas und fragte sie, ob ihr Opfer erfolgreich war. Die wahrhaften Rishis antworteten ihm: „Es sei, wie du es sagst.“ So besänftige Prajapati Kasyapa sie: „Durch das Wort Brahmas (erste Lebewesen im einem Universum) wurde dieser eine Indra zum Herrn der drei (materiellen) Welten (Oberen- Himmlische, Mittleren - Irdische, Unteren - Daemonische). Doch ihr Asketen versucht, einen anderen Indra zu erschaffen. Ihr Hervorragenden solltet das Wort Brahmas nicht unwahr werden lassen. Doch eurer Wunsch soll auch nicht vergeblich sein. Laßt einen Indra (Herrn) der beflügelten Wesen entstehen, der große Kraft besitzt. Und seid gnädig zu Indra, der euch inständig bittet.“

Die Valakhilya Rishis grüßten Kasyapa und sprachen: „Oh Prajapati, unser Opfer erschafft einen Indra. Und tatsächlich war es dafür gedacht, daß dir ein Sohn geboren wird. Laß die Aufgabe nun die deine sein und tue, was du für gut und angemessen hältst.“

Sauti fuhr fort:
Mittlerweile begab sich die ruhmreiche Tochter Dakshas, die liebenswürdige und glückliche Vinata, nach Beendigung ihrer Askese und einem ihre unreine Zeit beendenden Bad zu ihrem Ehemann Kasyapa mit dem Wunsch nach Kindern. Es war die Zeit, da die Vereinigung mit ihrem Gatten fruchtbar sein konnte, und Kasyapa sprach zu ihr: „Oh Geachtete, das von mir begonnene Opfer war erfolgreich. Was von dir gewünscht wurde, wird geschehen. Dir sollen zwei heroische Söhne geboren werden, welche Herren der drei Welten sein werden. Durch die Buße der Valakhilyas und den Wunsch, mit dem ich mein Opfer begann, werden die beiden Söhne ein außerordentlich gutes Schicksal erfahren und in den drei Welten verehrt werden.“

Und weiter sprach er zu ihr: „Trage den vielversprechenden Samen mit großer Sorgfalt. Diese beiden werden die Herren aller Wesen mit Schwingen sein. Diese heldenhaften Wanderer der Himmel werden von allen in den drei Welten geachtet werden und in der Lage sein, jede gewünschte Form anzunehmen.“ Dann wandte sich Prajapati, der mit allem, was geschehen war, sehr zufrieden war, an Indra: „Du wirst zwei Brüder bekommen von großer Energie und Heldenkraft. Sie werden dir helfen. Von ihnen wird dir kein Leid zugefügt werden. Laß deine Sorgen vergehen, denn du bleibst der einzige Indra in der Welt. Doch du sollst niemals mehr diejenigen beleidigen, welche den Namen Brahmas aussprechen.

Kränke nie mehr jene, deren Worte Donnerblitzen gleichen, wenn sie zornig sind.“ Nach diesen Worten kehrte Indra sorgenfrei in den Himmel zurück. Und auch Vinata war sehr glücklich, da ihr Wunsch erfüllt war. Sie gebar zwei Söhne, Aruna und Garuda. Der körperlich unentwickelte Aruna wurde der Wagenlenker der Sonne. Und Garuda wurde die Herrschaft über die Vögel zuerkannt. Doch nun lausche den gewaltigen Taten Garudas, oh Nachfahre des Bhrigu.
 
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Der Kampf Garudas gegen die Götter um Amrit

Und Sauti erzählte:
Oh du Bester der Zweifachgeborenen, wie bereits erzählt standen die Himmlischen zur Schlacht bereit, und der König der Vögel kam schon bald über sie. Als die Götter den außerordentlich starken Garuda erblickten, begannen sie vor Angst zu zittern und verwirrt gebrauchten sie all ihre Waffen gegeneinander. Unter denen, die das Soma bewachten, befand sich Visvakarma mit seiner unermeßlichen Macht, so strahlend wie die Sonne und mit großer Energie.

Doch Garuda benötigte nur einen kurzen und schrecklichen Moment des Kampfes mit seinen Klauen, den Flügeln und dem Schnabel, da lag der Architekt der Götter wie tot am Boden. Der große Wanderer der Lüfte verdunkelte die Welten mit all dem Staub, den der Hurrikan seiner Flügel aufwirbelte, und er überwältigte die Himmlischen, welche das Bewußtsein verloren. Und die staubblinden Wächter des Amrits konnten Garuda gar nicht sehen, so wühlte Garuda die Regionen der Himmlischen auf und verwundete die Götter mit Flügeln und Schnabel.

Da sprach Indra, der Gott der tausend Augen, zu Vayu (dem Wind): „Dies ist deine Aufgabe, oh Maruta. Zerteile schnell den Staubschleier.“ Und der mächtige Vayu tat, wie ihm geheißen. Nachdem die Dunkelheit vergangen war, griffen die Himmlischen Garuda an. Dieser brüllte so laut wie eine große Wolke am Ende des Yuga und ängstigte damit jedes Wesen. Dann erhob sich der energiereiche König der Vögel, dieser Zerstörer von feindlichen Helden, mithilfe seiner Flügel über die Köpfe von Indra und all der anderen weisen Götter, die mit doppelschneidigen breiten Schwertern, eisernen Keulen mit spitzen Stacheln, geschliffenen Lanzen, Schlagstöcken, blitzenden Pfeilen und vielen Wurfscheiben in Form der Sonne bewaffnet waren.

Er griff sie von allen Seiten an und kämpfte sehr hart ohne zu zagen oder zu ermüden mit seinen Schwingen, der Brust, den Krallen und dem Schnabel. Der strahlende Sohn von Vinata ließ das Blut reichlich von den Körpern der Götter strömen, und er zerstreute sie in alle Winde. Vom König der Vögel besiegt, flohen die Sadhyas mit den Gandharvas gen Osten, die Adityas in den Westen, die Vasus mit den Rudras gen Süden und die Aswin Zwillinge nach Norden. Obwohl sie mit großen Kräften gesegnet waren, flohen sie vor dem Kampf und schauten jeden Moment zu ihrem Feind zurück.

Alsbald kämpfte Garuda mit den Yakshas, dem äußerst tapferen Aswakranda, Rainuka, dem mutigen Krathanaka, Tapana, Uluka, Swasanaka, Nimesha, Praruja und Pulina. Der Sohn Vinatas zerfleischte sie mit seinen Klauen und dem Schnabel wie Shiva selbst, dieser Feindezerstörer und rasende Träger von Pinaka am Ende der Zeitalter. Diese gewaltigen und tapferen Yakshas wurden vom Wanderer der Lüfte ganz verstümmelt und sie glichen einer großen, schwarzen Wolkenbank, aus der dichte Schauer von Blut regneten.

Garuda ließ die scheinbar toten Himmlischen zurück und begab sich dahin, wo das Amrit war. Dort sah er, daß es von allen Seiten von Feuer umgeben war. Die gräßlichen Flammen dieses Feuers bedeckten vollständig den Himmel. Von gewaltsamen Winden angefacht schienen sie sogar die Sonne verbrennen zu wollen. Da nahm der ruhmreiche Garuda eine Gestalt mit neunzig mal neunzig Mündern an und trank flugs Wasser aus vielen Flüssen. Er kehrte auf schnellen Schwingen zurück und löschte das Feuer aus. Nachdem nichts mehr brannte, nahm er eine winzig kleine Gestalt an, um damit den Ort zu betreten, an dem das Amrit war.
 
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