Die Sache mit der Achtung

Ich habe gar nicht gemerkt, daß es hier weiter gegangen ist, aber erst muß ich etwas schreiben, das mir gerade durch den Kopf geht, dann kann ich nachlesen.

Ist es möglich, daß in einer Partnerschaft jemand sich zu sehr geachtet fühlt, aber eher das Gegenteil "sucht" (natürlich nicht willentlich) und sich deshalb aus dieser Partnerschaft löst? Wird derjenige also mehr geachtet, als er vertragen kann, geht er dann, weil ihn irgendwas im Inneren dahin zieht, wo er weniger geachtet wird?
Ich weiß, es ist etwas verwirrend.

Hm.. vielleicht sollte ich ein Beispiel nehmen:
Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen. Der Mann hat bisher ein Leben geführt, wo er sehr viel Geringschätzung erlebt hat. Die Frau nimmt ihn als Mensch an, achtet ihn und schätzt ihn. Dann tut er immer wieder Dinge, die das Gegenteil bewirken können, also Verachtung von seiten der Frau. Aber die Frau steigt nicht wirklich auf das Muster ein. Der Mann geht, weil er im Grunde nicht geachtet werden "will". Er sucht sich eine neue Partnerin, die vom Charakter her ganz anders ist, als die vorherige Frau. Sie steigt dann auf sein Muster ein und verhält sich so, daß sie ihn eben nicht genug achtet.

Macht das Sinn? Kann es sein, daß es Menschen gibt, die auf eine unbewußte Weise immer wieder Erlebnisse suchen, bei denen sie eher gering geschätzt werden?

Alles Liebe
Moonrivercat
 
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Hallo Moonrivercat,

was du beschreibst ist wohl eher ein Gefälle in der Balance von geben und Nehmen.

Wenn einer den anderen mehr liebt, als dieser selbst lieben kann (vielleicht weil er noch an frühere Partner gebunden ist), dann entsteht ein Gefälle von Geben und Nehmen, welches zu Ungunsten dessen ausfällt, der weniger lieben kann. Dann kommt irgendwann der Punkt, wo die ganze überhäufende Liebe nie mehr ausgeglichen werden kann und der "Beschenkte" wird dem anderen zu Recht böse und geht. So in dem von dir beschriebenen Fall.

Der Mann hat sich eine Partnerin gesucht, die ihm ebenbürtig ist und der er in die Augen sehen und von vorne anfangen kann. Seinen Partner "schlecht" zu behandeln kann insofern ein Akt tiefster Liebe sein und "gut" zu ihm zu sein, kann ein Akt der Missachtung dessen sein, wie der Andere nun mal ist; so absurd es sich vordergründig betrachtet anhören mag.

In Beziehungen verhält es sich mit der Verteilung von "Gut" und "Böse" sehr oft umgekehrt, als es sich an der Oberfläche darstellt. Wer mölichst immer "gut" zum Partner ist und dem keine Möglichkeit des Ausgeliches gibt oder nie im Bösen ausgleicht, der achtet den Partner nicht. Denn was geschieht dann? Der "Gebende" wird zum Heiligen und der "Nehmende" zum Schuldner in der unbewussten Beziehungsbilanz. Er muss sich immer "schlecht" fühlen, je mehr der Andere gibt.

Im krassesten Fall und auf Deutsch gesagt wäre mein Rat: Wer ein Ar******* liebt und es halten will, muss bereit sein, sich ebenfalls wie ein Ar******* zu benehmen und seine Heiligkeit aufgeben. Das ist eine große Herausforderung. Und wo sie gelingt, da wird das Glück stetig mehr.

Nun werden wieder welche aufschreien: "Wir sind nicht so materiell!!! Wir brauchen keinen Ausgleich! Spirituelle Liebe braucht keinen Ausgleich!" Die weigern sich, diese tiefe Ebene anzuerkennen, und doch wirkt sie auch bei denen.

Gruß
Christoph
 
Hallo Christoph,

Eine Frage habe ich an dich zu diesem Beispiel:
Christoph schrieb:
was du beschreibst ist wohl eher ein Gefälle in der Balance von geben und Nehmen.
Wenn einer den anderen mehr liebt, als dieser selbst lieben kann (vielleicht weil er noch an frühere Partner gebunden ist), dann entsteht ein Gefälle von Geben und Nehmen, welches zu Ungunsten dessen ausfällt, der weniger lieben kann. Dann kommt irgendwann der Punkt, wo die ganze überhäufende Liebe nie mehr ausgeglichen werden kann und der "Beschenkte" wird dem anderen zu Recht böse und geht.
Hätte derjenige auch andere Optionen, als letztlich zu gehen und wenn ja, welche? Hast du da vielleicht in deiner Aufstellungs- und Coaching-Praxis was dazu gesehen oder erfahren?

Liebe Grüße, Stephan
 
Hallo Christoph,


ich bin jetzt "zufällig" über dein letztes Posting gestolpert, und hatte so etwas wie ein aha-Erlebnis. Ich bin im Moment nämlich in einer Verbindung (keine Beziehung) mit einem Mann, von dem ich weiß, dass er mich sehr liebt. Er hofiert mich, erklärt mir, wie sehr er mich liebt, ist zuvorkommend ohne Ende, will mit mir leben .....

Wann immer ich mich öffne, ihn mir nahe sein lasse, reagiert er unglaublich verletzend. Er tut mir weh (nicht körperlich!), und wenn ich ihn darauf anspreche, merke ich, dass er sich dessen nicht mal bewußt ist.... Ich ziehe mich dann zurück, wobei er nicht versteht, was denn mit mir los ist, und das Spiel beginnt nach einiger Zeit von neuem ...... Es ist ein Kreislauf, eigentlich ein Irrsinn - und ich verstehe es nicht.

Den Gedanken, dass er irgendwie "verstrickt" ist, hatte ich nämlich auch schon, ihn zu einer Familienaufstellung zu schicken, kommt für ihn absolut nicht in Frage. Glaubst du, dass es eine Möglichkeit gibt, den Kreislauf zu unterbrechen, ohne die "Beziehung" zu beenden?

Liebe Grüße

Skysue :flower2:
 
hmmm.okay, gut. Das Leben ist wirklich paradox. Will man etwas nicht, kommt es, weil man es nicht will. Will man immer nur gut sein, erreicht man damit eher das Gegenteil. Man sollte es mal mit böse sein wollen versuchen :D.

Nein, im Ernst, mir leuchtet das schon ein. In der Theorie kann ich es nachvollziehen und das Prinzip war mir auch schon länger klar, allerdings nicht in diesem Bereich.

Aber alle Theorie ist nichts wert, wenn man sie nicht in die Praxis setzt. Und da genau wirds schwierig. Zum einen muß man herum experemtieren, wie das am besten zu bewerkstelligen ist und zum anderen muß man darauf achten, nicht über alle Grenzen zu gehen. Oder doch? Über die eigenen möglicherweise. Auf jeden Fall muß man sich in vielen Dingen, um zu erreichen, daß man achtet.

Und Achtung bedeutet auch nicht zwangsläufig, daß ich das Gegenüber immer nur lieb behandel. Wenn ich aufmerksam bin, zeigt mir das Gegenüber selbst wie es behandelt werden will.

Bei meinen Kindern hab ich das teilweise mitbekommen. Ich merke, wenn sie Grenzen haben wollen. Meistens zumindest. Sie testen es richtig aus. Wenn ich etwas gesagt habe, etwas festgelegt habe, versuchen sie immer wieder, ob ich auch dabei bleibe oder mich abbringen lasse. Ich muß dann konsequent bleiben. Natürlich werden sie sauer und behaupten, ich bin gemein. Aber das ist nur Taktik. Bleib ich fest, kann ich spüren, daß sie im Grunde froh darüber sind.

@ Stephan

Vielleicht wäre eine Option seine Muster zu ändern. Aber dazu müßte er ja merken, daß es Muster sind, die man ändern kann.

Ich muß erst wieder nachdenken.

Alles Liebe
Moonrivercat
 
Hi Moonrivercat,

hm, welche muster willst du ändern und wie, wenn du das gefühl hast und/oder auch vermittelt bekommst, daß du weniger liebst als deine partnerin?

Vielleicht mehr lieben wollen? Aber wie das?
Liebe entzieht sich dem Wollen - leider und zum Glück.

Liebe Grüße, Stephan
 
Stephan schrieb:
Hallo Christoph,

Eine Frage habe ich an dich zu diesem Beispiel:

Hätte derjenige auch andere Optionen, als letztlich zu gehen und wenn ja, welche? Hast du da vielleicht in deiner Aufstellungs- und Coaching-Praxis was dazu gesehen oder erfahren?

Liebe Grüße, Stephan
DAS würde mich auch brennend interessieren.
Dieses Gefälle stört in meiner Beziehung nämlich auch enorm.
Elke
 
ElkeB schrieb:
DAS würde mich auch brennend interessieren.
Dieses Gefälle stört in meiner Beziehung nämlich auch enorm.
Elke

Hallo Elke,

es gibt einen "Point of no Return". Danach ist nichts mehr zu kitten.

Ansonsten muss man jeden Fall aufgestellt sehen um sichere Aussagen im Einzelfall machen zu können. Wie gesagt: oft ist es unter der Oberfläche umgekehrt wie dargestellt.

Christoph
 
Christoph in meiner Beziehung ist es eher mein Partner, der offensichtlich mehr gibt. Also zumindest sieht er und ein großer Teil unseres Umfeldes es so.
Es ist aber ein einziges Gezerre. MEist läuft das so ab, dass wenn er mir zu nahe rückt ich laufen geh und wenn er laufen geht, ich näher rücke. Ist doch blöd sowas und das zieht sich durch alle meine Beziehungen, auch Freundschaften lebe ich meist so. Lebe ich irgend wen in meiner Ursprungsfamilie aus, oder habe ich einfa :rolleyes: ch einen Klatsch an der Rübe ?
Elke
 
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Hallo Christoph,
Christoph schrieb:
Hallo Elke,

es gibt einen "Point of no Return". Danach ist nichts mehr zu kitten.

Ansonsten muss man jeden Fall aufgestellt sehen um sichere Aussagen im Einzelfall machen zu können. Wie gesagt: oft ist es unter der Oberfläche umgekehrt wie dargestellt.

Christoph
hm, da steh ich nun wie ochs vorm tor und bin verwirrter als zuvor...

bedeutet das, daß sich letztlich nur per Aufstellung klären läßt, wer mehr liebt/e in einer Beziehung?

ich habe mir über deine Heiligkeits-Aussagen so meine Gedanken gemacht; offenbar wollte ich (unbewußt) in der tat oft "heilig" sein, heiliger zumindest als sie.
andererseits hat sie mehr gegeben/mehr geliebt - zumindest empfand sie das so und ich irgendwann auch.
nun weiß ich echt nix mehr - zuviel? zuwenig? beides gleichzeitig?

Kennst du'n kluges Buch oder einen Artikel dazu vielleicht? Oder geht's halt nur übers Aufstellen?

Liebe Grüße, Stephan
 
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