Die Sache mit der Achtung

SalixAlba

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Österreich - Kreis Voitsberg
So, aufgrund verschiedener Hinweise und Gespräche gehen mir jetzt jede Menge Gedanken durch den Kopf. Ich hab das Gefühl, da sind richtige Umwälzungen im Gange.

Konkret geht es um die Sache "Achtung". Bisher habe ich immer geglaubt, ich verachte niemand. Aber durch verschiedene Aktionen in meinem Leben hab ich wohl doch die Achtung übersehen.
Jetzt denke ich seit Tagen darüber nach, wo ich falsch lag und wie ich richtig achten kann.

Ich vermute mal, es hat auch damit zu tun, das Leben, den Weg der anderen zu akzeptieren. Das las ich in verschiedenen Threads, wo Familienaufstellung mit einfloß, heraus.

Es wurde auch immer wieder gesagt - im Zusammenhang mit Beziehungsproblemen, bzw. schwierigen Trennungen, wo auch Kinder im Spiel sind - als Frau würde man den Mann achten, wenn man es zuläßt, daß das Kind bei ihm lebt. Was nun, wenn der Mann nicht will, daß das Kind bei ihm lebt? Oder wenn er gar nicht die Möglichkeit dazu hat, weil er arbeitet? Würde es reichen, wenn das Kind ihn oft besucht?

Hm.. ich weiß gar nicht, wie ich richtig fragen soll. Und das herausragendste an der Sache: Wie achtet man sich selbst richtig? Ich denke, bei vielen Dingen muß man bei sich selbst anfangen. Wenn ich mich selbst achte, bin ich auch fähig andere richtig zu achten - sagt mir meine Logik. Stimmt das so?

Ich laß das jetzt mal so stehen und hoffe, es ergibt sich daraus eine Diskussion, die weiteres aufzeigt. Es mag jetzt so klingen, daß ich eine ganz genaue Anleitung will. Dann täuscht es aber, denn ich hoffe nur auf Anregungen, auf die ich dann weiter aufbauen kann.

Alles Liebe
SilverWillow
 
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Hallo SilverWillow,

Wie achtet man sich selbst richtig? Ich denke, bei vielen Dingen muß man bei sich selbst anfangen. Wenn ich mich selbst achte, bin ich auch fähig andere richtig zu achten - sagt mir meine Logik. Stimmt das so?

Gute Frage - leider irrige (aber weit verbreitete und beliebte) Antwort.

Genau anders rum wird ein Schuh draus:

Je mehr es mir gelingt, andere zu achten und zu lieben, desto mehr achte und liebe ich mich selbst. Denn im Anderen achte ich auch mich.

Zum Achten gehört auch, dem anderen die Folgen seiner Handlungen und seine Verantwortung zuzumuten und das in voller Wucht.

Was die Väter angeht: wenn sie geachtet sind und die mutter der Kinder sich nciht mehr zwischen sie und das Kind stellt (und da kommt es vor allem auf die innere Haltung an), dann können sie sich dem Kind stellen udn für es sorgen. Ich hab es in meiner Arbeit noch nie anders erlebt. Väter, die sich ihren kindern und ihrer Verantwortung nicht stellen, sind noch nicht von den Frauen geachtet. Fangen die damit an in der Tiefe, dann verändern sich auch die Väter und werden weich und weit im Herzen.

Liebe Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph,

langsam komme ich mir vor, wie damals, als ich mich mit Algebra rumgeplagt habe *ggg* Aber ich will die Sache auch richtig begreifen. Denn ich denke, wenn man das alles falsch versteht, wird das Pferd ja wieder von hinten aufgezäumt.

Christoph schrieb:
Was die Väter angeht: wenn sie geachtet sind und die mutter der Kinder sich nciht mehr zwischen sie und das Kind stellt (und da kommt es vor allem auf die innere Haltung an), dann können sie sich dem Kind stellen udn für es sorgen. Ich hab es in meiner Arbeit noch nie anders erlebt. Väter, die sich ihren kindern und ihrer Verantwortung nicht stellen, sind noch nicht von den Frauen geachtet. Fangen die damit an in der Tiefe, dann verändern sich auch die Väter und werden weich und weit im Herzen.

Du hast das schon oft auf verschiedene Weise erklärt, aber der Kernpunkt war immer derselbe und mir dünkt, langsam ich steige ich durch. Achtung bedeutet also, daß man die innere Sperre gegen den Vater löst? Daß man ihn sieht wie er ist, als Mensch und nicht als Feind?
Angenommen ich suggeriere dem Kind unbewußt, daß sein Vater (mit Verlaub - das ist nur ein Beispiel jetzt) ein Dreckskerl ist, dann mißachte ich ihn wohl auf übelste Weise. Wenn ich aber den Vater und auch die Beziehung zu ihm als Teil meines Lebens und somit auch als Teil des Kindes betrachte, komme ich wohl der Achtung schon näher. Und wenn ich z.B. sage: "Kind, du hast ein paar interessante Fähigkeiten von deinem Vater geerbt.", ist das auch Achtung? Ich nehme das Beispiel jetzt in Bezug auf deine Aussage wegen der inneren Haltung.

Wenn ich nun den Vater mit in die Verantwortung nehme, akzeptiere ich - und achte damit - wohl sein ganzes Sein als Vater.

Es ist nicht einfach (aber was ist schon einfach) und viele Mütter sehen das wohl ganz anders. Andererseits, wenn man selbst als Kind in so einer Situation aufgewachsen ist, wo der Vater noch heute Anti-Reaktionen bei der Mutter auslöst, kann man aus der Sicht eines Kindes im Grunde ganz gut nachvollziehen, daß das ungute Folgen hat. Heilung der Situation löst die Problemsachen auf. Heilung kann nur erfolgen, wenn man selbst über den eigenen Schatten springt und nach vorne geht.

Ich sehe jetzt, wie wichtig das alles ist.

Alles Liebe
SilverWillow
 
SilverWillow,

du machst dich... *g*

Achtung bedeutet also, daß man die innere Sperre gegen den Vater löst? Daß man ihn sieht wie er ist, als Mensch und nicht als Feind?

JA das ist wohl ein Teil davon. Und es macht Sinn auch ihn in seinem Gesamtsystem eingebettet zu sehen und in seine Verstrickungen und auch die zu achten.

Angenommen ich suggeriere dem Kind unbewußt, daß sein Vater (mit Verlaub - das ist nur ein Beispiel jetzt) ein Dreckskerl ist, dann mißachte ich ihn wohl auf übelste Weise. Wenn ich aber den Vater und auch die Beziehung zu ihm als Teil meines Lebens und somit auch als Teil des Kindes betrachte, komme ich wohl der Achtung schon näher.

Ja so kann man das sagen. Erinnere dich an die Liebe zwischen dir und dem Vater deines Kindes. Und stelle die in den Vordergrund. Das ist ein Anfang.

Es gibt aber dann noch Leute, die z.B. die Haltung haben; der Vater ist nicht gut genug und ein Stiefvater (oder Adoptivvater) ist der "bessere" Vater für das Kind, die tun dem keinen Gefallen.

Auch schlimm (mit Blick auf die Wirkung) ist die Haltung: ich mach das alleine ohne Mann. Natürlich erwachsen alle diese Haltungen aus Verstrickungen und die systemische Reaktion auf familäre Traumen über viele Generationen. das muss amn immer im Blick behalten, weil es womöglich sonst nahe liegen könnte, die Mütter zu verurteilen. Und das hilft keinem weiter.

Und wenn ich z.B. sage: "Kind, du hast ein paar interessante Fähigkeiten von deinem Vater geerbt.", ist das auch Achtung?

Nein - das ist Verachtung. Achtung wäre: "In dir liebe ich deinen Vater weiter - ganz und mit allem. Mir ist es recht, wenn du genau so wirst, wie dein Vater."

Merkst du den Unterschied? Ich meine den Unterschied, den es für das Kind macht?

Dein Satz grenzt einige Eigenschaften das Vaters aus und das Kind muss dann auch etwas ausgrenzen in sich. das führt zu einem unbewussten Schatten und dann wird das Kind genau so, wie du es nicht haben willst. Es muss so werden, wie genau die ausgeschlossenen Eigenschaften des Vaters - das erfordert die Seele und die unbewusste Bindungsliebe zum Vater.

Und merkst du den Unterschied für das Kind, wenn die Mutter es voller Vertrauen zum Vater ziehen lässt und ihm signalisiert: "Der Vater, der ist der Richtige für dich...und für mich war er auch der Richtige."

Und was ändert es, wenn du aus vollem Herzen zu dem Vater sagen (und danach handeln) kannst: "Bei dir ist unser Kind gut aufgehoben. Ich vertraue es dir an."? Immerhin steht der ja nicht allein, sondern es gibt noch eine ganze Familie für das Kind dort. Das muss man immer mit im Blick haben.

Es ist nicht einfach (aber was ist schon einfach) und viele Mütter sehen das wohl ganz anders. Andererseits, wenn man selbst als Kind in so einer Situation aufgewachsen ist, wo der Vater noch heute Anti-Reaktionen bei der Mutter auslöst, kann man aus der Sicht eines Kindes im Grunde ganz gut nachvollziehen, daß das ungute Folgen hat.

JA - oft setzt sich das über Generationen fort (s.o.).

Viele Grüße
Christoph
 
Danke für das Thema - Achtung ist ein nicht mehr so gebräuchliches Wort, was ich für sehr schade finde - andere Worte die in diese Richtung gehen, wären würdigen, tolerieren, akzeptieren, annehmen.
ich halte es für sehr wichtig bei sich selber anzufangen, schliesslich ist man sich selbst der Nächste ;) und kennt sich am besten. D.h. sich annehmen, sich Fehler verzeihen und sich die eigenen Schatten anschauen. Wenn ich mich mit den Fehlern anderer beschäftige und erst mal den anderen verzeihen will, bringt mich das sowiso immer wieder zu mir und meinen Schwachpunkten. Dieses erst mal den anderen verzeihen kann auch zu einem Automatismus führen, der kein Herz mehr hat und nur noch aüßerlich vollzogen wird, weil man die Richtigkeit dessen erkannt hat. Sehr viel hilft bei dieser Arbeit, die eigenen Urteile und Weltbilder in Frage zu stellen. Wenn sich Paare im Streit trennen, zeigt das nur, dass beide noch nicht mit sich im Reinen sind.
Liebe Grüße Inti
 
Dieses erst mal den anderen verzeihen kann auch zu einem Automatismus führen, der kein Herz mehr hat und nur noch aüßerlich vollzogen wird, weil man die Richtigkeit dessen erkannt hat.

Umgekehrt gilt doch das Gleiche, Inti. Beides ist möglich. Insofern ist deines kein gegenargument.

Interessant, wie Menschen den weit verbreiteten Narzissmus verteidigen...

Ich bleibe dabei:

Je mehr Menschen ich achte (und nicht "toleriere, akzeptiere" oder sowas weil das ist halbe Sache) und in mein Herz nehmen kann (als innerer Vollzug), desto mehr achte ich mich.

Viele Grüße
Christoph
 
Christoph schrieb:
Nein - das ist Verachtung. Achtung wäre: "In dir liebe ich deinen Vater weiter - ganz und mit allem. Mir ist es recht, wenn du genau so wirst, wie dein Vater."

Merkst du den Unterschied? Ich meine den Unterschied, den es für das Kind macht?

Ja, ich sehe es. Mein Beispiel ist wieder Ausgerenzung und Trennung des Ganzen. Deine Aussage ist Zusammenfügen des Ganzen, also hier, des Vaters als ganzer Mensch. In dem Fall nehme ich den Vater an, wie er ist und das Kind merkt, daß es sein darf, wie es ist, mit allen seinen Anteilen von Mutter und Vater und seiner selbst.

@ Inti

Ich dachte auch, man muß bei sich selbst anfangen. Aber ich habe auch immer wieder gemerkt, daß mein Umfeld - meine Kinder, meine Eltern, Freunde etc. - mir auch immer wieder Teile meiner Selbst zeigen. Christoph sagt, wenn man den anderen achtet, lernt man, sich selbst zu achten.
Angenommen, man würde als Einsiedler auf einer einsamen Insel leben und keinen Kontakt mit anderen Menschen haben, wie würde man dann sich selbst sehen können?

Bei mir ist es so, ich kann Dinge nur dann ändern, wenn ich bereit dazu bin. Wenn ich nicht bereit bin, mir oder anderen zu vergeben, dann tu ich es nicht, weil es dann nicht aus meinem Inneren kommt. Sicherlich automatisiert man vielleicht manches, aber trotzdem ist dann eine Bereitschaft zur Änderung da. Denn man würde sich überhaupt nicht dafür interessieren, wenn man absolut auf seinem Standpunkt stehen bleiben will. Anfangs mag das noch automatisiert sein, oder auf nachplappernde Weise. Aber irgendwann fängt man an, nachzudenken und dann öffnet man sich doch langsam den Veränderungen. Verändert man sich im Verhalten zu anderen, verändert man sich auch selbst innerlich.

Alles Liebe
SilverWillow
 
@christoph ich sage nur was ich als richtig und organisch empfinde, wenn du mit deiner Art weiter kommst bitteschön:)
Interessant, wie Menschen den weit verbreiteten Narzissmus verteidigen...
nenn es Narzissmus wenn du magst, aber wir sind uns selber immer permanent ausgeliefert, wir nehmen uns permanent selber wahr, also ist es doch nur natürlich, auch genau da mit der Arbeit zu beginnen.
@SilverWillow
daß mein Umfeld - meine Kinder, meine Eltern, Freunde etc. - mir auch immer wieder Teile meiner Selbst zeigen.
sehr richtig, sagte ich ja auch man wird auch von außen immer wieder zu sich selber geführt - andere ecken bei mir nur dann an, wenn ich in mir Ecken habe.
Angenommen, man würde als Einsiedler auf einer einsamen Insel leben und keinen Kontakt mit anderen Menschen haben, wie würde man dann sich selbst sehen können?
Andere Menschen können für uns Hinweise liefern aber auch wenn du allein bist, wirst du mit dir konfrontiert - du würdest immer wieder mit deinen Sorgen, Ängsten, Bedürfnissen etc. konfrontiert.
Liebe Grüße Inti
 
Hallo in die Runde,

Je mehr es mir gelingt, andere zu achten und zu lieben, desto mehr achte und liebe ich mich selbst. Denn im Anderen achte ich auch mich.

So rum hatte ich diesen Punkt bisher noch nie gehört. Bringe ich erst Achtung für mich auf und dann erst für die anderen passt sehr gut zum Narzissmus, finde ich. Hat bisher immer logisch geklungen die letztgenannte Variante, doch wieviel schwerer ist es die anderen wirklich zu achten. Leute, die ich gern habe und die mir sympathisch sind, da geht es leicht. Anders bei Menschen, die mir nicht sehr gut gesinnt sind. Da frage ich mich, ob ich dann ausgenutzt werden, wenn ich sie achte und lasse wie sie sind?

Den Vater des Kindes achten.

Bisher dachte ich immer, dass sich hierin die Beziehung zum eigenen Vater spiegelt. Kann ich diesen nehmen, so wie er ist, gelingt es mir dann auch beim Vater meiner Kinder.

Warum ist es so unheimlich schwer, auch die schlimmen Seiten des Partners zu lassen? Irgendwie klebt der Blick nur noch darauf. Ich versuche die Achtung schon länger, hatte deswegen auch schon aufgestellt, doch es geht immer nur einen Augenblick lang gut. Und schwupps bin ich wieder im alten Muster. Deswegen gehe ich davon aus, dass hier noch mehr angeschaut werden muss und richtig gestellt werden muss. Sobald ich wieder meine Mutter oder Geschwister getroffen habe, bin ich wieder zurückgefallen.

Liebe Grüße pluto
 
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Hallo Ihr
das ist ein schweres Thema, das mit der Achtung.
Aber wie ist das, wenn ich nur das mache was andere von mir erwarten, dann versucht jeder immer mehr zu nehmen und wenn ich nach langer Zeit den Blick auf mich lenke, dann sehe ich mich nicht - ich weiß nicht was mir gut tut und was ich tun soll, wenn niemand mehr da ist dem ich helfen kann, wenn ich sehe wie ersetzbar ich in der Familie bin.
Jetzt versuche ich meine Bedürfnisse zu achten, dann werde ich auch geachtet, stimmt nicht so, meinen die Hellinger - Experten. Erst muß ich alle anderen achten, dann werde ich auch geachtet. Bei mir dreht sich alles und ich frage mich habe ich denn meine Umwelt nicht wirklich wahrgenommen, was habe ich denn gelebt.
Versteht ihr, es bringt mich so in einen Zwiespalt, hat sich doch seit meiner Aufstellung vor geraumer Zeit soviel geändert und ist mein Leben doch so ganz anders geworden als wie ich es mir gewünscht habe.
Und immer wieder springt mich dieser Begriff Achtung an.
Ich weiß hier gilt es etwas zu lernen
Aniere.
 
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