Die Ohrfeige

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Mich macht das sehr traurig, merke ich, diese Gewalt in den Familien. Das ist immer schon so ein Problem von mir gewesen.



:liebe1:

ja, ich habe diese traurigkeit lange mit mir rumgetragen. der widerstand gegen meinen vater hat sich wohl damals verhärtet, es war ein ständiger machtkampf, gipfelte nach der pubertät in meiner extremen phase, als ich mich in dieses schwarzgewandete "kunstwesen" verwandelt habe. im nachhinein betrachtet eine einzige maskierung, hinter der ich verschwunden bin. dann bin ich ausgezogen, jahrelange emotionale funkstille, nichts empfinden. irgendwann habe ich dann mal meine kindliche wut herausgeschrien und ihn mit seinen taten und seinen folgen für mich konfrontiert. ich habe ihm das bündel zurückgegeben. dies war ein akt verbaler gewalt meinerseits. meinen letztendlichen frieden konnte ich endlich in den tagen und nächten alleine im wald schliessen. mir wurde klar, dass meine eltern selbst auch nur die opfer ihrer umstände waren, dass sie eine harte zeit durchstehen mussten und oft einfach überfordert waren mit ihrem leben. ich habe gesehen, dass dort auch liebe war, oft hilflos, gerade für meinen dad war es sehr schwer, dies zu zeigen. ich konnte ihn zum ersten mal verstehen und so lassen, wie er ist. dann habe ich ihm verziehen. und mir.
jetzt, ganz langsam, entwicklet sich unsere beziehung so, wie sie sein sollte.
da entsteht achtung voreinander, sich zuhören, liebe.

:liebe1: krabat.
 
ja, ich habe diese traurigkeit lange mit mir rumgetragen. der widerstand gegen meinen vater hat sich wohl damals verhärtet, es war ein ständiger machtkampf, gipfelte nach der pubertät in meiner extremen phase, als ich mich in dieses schwarzgewandete "kunstwesen" verwandelt habe. im nachhinein betrachtet eine einzige maskierung, hinter der ich verschwunden bin. dann bin ich ausgezogen, jahrelange emotionale funkstille, nichts empfinden. irgendwann habe ich dann mal meine kindliche wut herausgeschrien und ihn mit seinen taten und seinen folgen für mich konfrontiert. ich habe ihm das bündel zurückgegeben. dies war ein akt verbaler gewalt meinerseits. meinen letztendlichen frieden konnte ich endlich in den tagen und nächten alleine im wald schliessen. mir wurde klar, dass meine eltern selbst auch nur die opfer ihrer umstände waren, dass sie eine harte zeit durchstehen mussten und oft einfach überfordert waren mit ihrem leben. ich habe gesehen, dass dort auch liebe war, oft hilflos, gerade für meinen dad war es sehr schwer, dies zu zeigen. ich konnte ihn zum ersten mal verstehen und so lassen, wie er ist. dann habe ich ihm verziehen. und mir.
jetzt, ganz langsam, entwicklet sich unsere beziehung so, wie sie sein sollte.
da entsteht achtung voreinander, sich zuhören, liebe.

:liebe1: krabat.

Dein Weg ist für mich zu beneiden, Krabat. Ich bin z. B. noch nicht so weit, verzeihen zu können. Die jahrzehntenlange Verhärtung der Gefühle, die eine häßliche dicke Kruste der Kälte gebildet hat, kann bei mir nur langsam durch Liebe und Schauen nach Ihnen aufgelöst werden. Erschwert wird diese Arbeit dadurch, dass diese Kruste für mich mit der Zeit zu einem Schutzschild geworden ist. Logischer Weise ist es sehr schmerzhaft, einen Schutzschild aufzulösen. Man steht dann schutzlos gegenüber neuen Angriffen da. Denn dazu auch gehört Arbeit, neuen Schutzschild aus Liebe aufzubauen. Nur sieht dieser Schutzschild nicht mehr als Abgrenzung aus. Sondern kommt vom Herzen und macht Dich automatisch unbesiegbar.

Definition: Schauen nach Ihnen = zu sich selbst 100% ehrlich sein.
Liebe Grüße
 
danke inti, Dein Gedicht bildet die Energie ab, die ich mir vorstelle. Dass es so tief hinuntergeht, hätte ich nicht gedacht. Danke für den Input.

hi Anamu, danke für das Teilen Deiner Geschichte. Ich habe eine ähnliche erlebt, aber ohne Ohrfeige. Bei uns ging sehr viel über das Wort (Frauenhaushalt:) ). Die "Ohrfeige", die mir aus meinem Leben dazu einfällt, die findet statt, als ich auf einem Höckerchen in der Küche vor der Spüle stehe und spüle. Ich machte so in etwa die Äusserung, dass ich aber schön spülen könne. (ein Ruf des Kindes: "bestätige mich", oder so.) Meine Mutter rümpfte die Nase und sagte: "naja". Das reichte- jedes Mal beim Spülen begrüsse ich meine Mutter. Das ist wirklich faszinierend. Sie steht da wie früher, links von mir und ihr habe ich damals die "kalte Schulter" gezeigt. Das war- klingt vielleicht komisch, aber ich war ein sensibles Kind- ein Trauma durch eine Missachtung vor meinem kindlichen Spülwerk, die ich mit einigen Schmerzen in der Schulter bezahlt habe, die ich mühsam aus mir herauswinden musste um der Mama ins Gesicht zu blicken und zu sagen: Du hast sie nicht alle. Ich steh hier auf einem Höckerchen- stell Du dich nicht über das Kind, Frau.

So ganz christlich- jou. Muss ich gestehen. Das half. Urteil- Gegenurteil- und die Zeit heilte dann die Wunden. Aber das nur am Rande.

:liebe1:

Beim Lesen deiner Geschichte fiel mir so spontan ein, dass ich die Erfahrung gemacht hab, dass es sogenannte "Schlüsselerlebnisse" in unserem Leben gibt. Das sind Erlebnisse an die wir uns erinnern, weil an diesem Tag alles in einer Handlung zusammenkommt, was so nicht gestimmt hat und irgendwie dann in uns abgespeichert wird als Bild. Also sozusagen speichern wir dieses Erlebnis stellvertretend für alle anderen "Fehler/Mißhandlungen/Vergehen" - wie auch immer man das nennen mag, ab, weil es eben alle Teile enthält.

Und so brauchen wir "nur" dieses Ereignis eigentlich entschlüsseln und auflösen, heilen und heilen damit alles andere gleich mit :)

Nur so als Gedanke dazu.

Ich hab mal eine auf den Mund bekommen, von meiner Mutter und war entrüstet, weil sie mich endlos und immer verwöhnt hat nach Strich und Faden und dann ist ihr der Geduldsfaden ausgerechnet mitten in der Stadt gerissen - in aller Öffentlichkeit. Komisch, aber das hab ich auch nie vergessen, wobei der Schmerz eher lächerlich war. Aber verraten hab ich mich gefühlt... zumal ich immer schon ein sehr stolzer Mensch war. :nudelwalk

Und einmal ist sie mir mit dem Kochlöffel nachgerannt und ich hab mich aufs Bett geworfen und die Beine angezogen und sie hat zugeschlagen und der Kochlöffel war in der Mitte durch und dann haben wir beide einen Lachkrampf bekommen und später war ich schlauer und hab erst dann gereizt, wenn ich vorher den Kochlöffel versteckt hatte, den sie neu gekauft hat :clown: :weihna1
 
Dein Weg ist für mich zu beneiden, Krabat. Ich bin z. B. noch nicht so weit, verzeihen zu können. Die jahrzehntenlange Verhärtung der Gefühle, die eine häßliche dicke Kruste der Kälte gebildet hat, kann bei mir nur langsam durch Liebe und Schauen nach Ihnen aufgelöst werden. Erschwert wird diese Arbeit dadurch, dass diese Kruste für mich mit der Zeit zu einem Schutzschild geworden ist. Logischer Weise ist es sehr schmerzhaft, einen Schutzschild aufzulösen. Man steht dann schutzlos gegenüber neuen Angriffen da. Denn dazu auch gehört Arbeit, neuen Schutzschild aus Liebe aufzubauen. Nur sieht dieser Schutzschild nicht mehr als Abgrenzung aus. Sondern kommt vom Herzen und macht Dich automatisch unbesiegbar.

Definition: Schauen nach Ihnen = zu sich selbst 100% ehrlich sein.
Liebe Grüße



hallo roksenia,

ja es ist schmerzhaft, wenn man sich noch einmal mit diesen dingen konfrontiert. es braucht eben auch seine zeit. für mich waren es auch jahrzehnte...sehr geholfen hat mir dabei eben die erkenntnis, dass jeder auch das opfer seiner umstände ist. das rechtfertigt vielleicht nicht die angetane gewalt, macht mir die handlung aber verständlicher, so dass ich eine gewisse nachsichtigkeit entstehen lassen kann.

lg : krabat.
 
ZACK
Hat es z.B. Eure Zuwendung des Ohres nach Aussen in die Welt verändert, oder so.
Im privaten Umfeld habe ich das nur selten erlebt, im beruflichen dafür umso mehr. Und jedesmal habe ich innerlich gekündigt und mich nach was anderem umgesehen (sofern die Ohrfeige nicht im Rauswurf bestand).

Genau das geschieht m. E.: man zieht sich völlig vom anderen zurück, von einem Moment auf den anderen ist sämtliche innere Verbindung zum Gegenüber dahin. Da stirbt sozusagen etwas ab.
 
Hi Krabat, Hi Roksenia.

Es hat mir ganz viel gegeben eure Beiträge zu lesen. Danke für die Offenheit. Ich hab dieselben oder gleiche Erfahrungen gemacht ...

Rein in die Gewalt ist leicht, raus ist ein riesen Akt - aber machbar. Man muss nur einen starken Anreiz in sich finden ... und es nicht ablehnen als Teil von einem selbst - denn wenn man genauer hinschaut, dann sieht man - so wie Krabat das schildert auch die Heilung ...

Und dann kann man irgendwann in sich diesem Wunsch nach einem gewaltfreien Leben endlich nachgeben - das ist eine Gnade und ich bin dankbar dafür, sehr ...

Ich mag euch alle mal hier umärmeln und Trixi mag ich noch sagen: Ich bewundere dich und hab deine Botschaft verstanden, was ich als eine gute SAche für mich, auffasse :umarmen:
 
Zitat fuchs63
Genau das geschieht m. E.: man zieht sich völlig vom anderen zurück, von einem Moment auf den anderen ist sämtliche innere Verbindung zum Gegenüber dahin. Da stirbt sozusagen etwas ab.

Ja, das ist bei mir auch so. Und es stirbt sehr viel. Selbst gewaltbereit zu werden ist ja "nur" das Symptom. Die Schmerzen und wunden Punkte sitzen verstreut an ganz vielen Stellen.


Liebe Roksenia, danke für deine Antwort. Jetzt verstehe ich dich! Aber gib dem Monster in dir mal keinen zu großen Arschtritt, denn möglicherweise hat es dich am Leben erhalten. Ich drück dich ganz herzlich :liebe1:

lieben gruß
anamu
 
Schläge, Ohrfeingen?!
Ich bin ein Gegner von Gewalt egal welcher Art, denn sie erzeugt immer Gegengewalt.
...
Vor kurzem habe ich aber gelernt, daß es viele Menschen gibt, die mit aller Gewalt das was anders ist oder anders denkt unterdrücken möchten. Daraus können sehr ernsthafte Konflikte entstehen.
...
Gewalt niemals ein Weg zum Frieden oder in das Licht sein

Also...

dass Gewalt Gegengewalt erzeugt ist sicher unbestritten und auch beobachtbar, auch wenn die Gegengewalt nicht immer die gleichen Ausmasse annimmt.

Dass es Menschen gibt die alles was anders ist 'gewaltig' unterdrücken ist allerdings schon länger bekannt... darf ich fragen warum Du erst vor kurzem darauf gekommen bist?

<ironie ein>
Ich meine, hast Du irgendwo in der Kommune des Friedens in Sibirien gelebt, oder wie kommt das?
<ironie aus>

Das Gewalt und Gegengewalt irgendwann zu einer Eskalation führen ist ebenfalls klar. Meine Erfahrung ist allerdings, dass so manch einer auch gar keine andere Sprache spricht... man sich erst mal durch entsprechende Fertigkeiten den Respekt verschaffen muss auf dem dann konstruktive Kommunikation entsteht.

Das ist als ob man in ein fremdes Land kommt. Erst muss man dessen Sprache lernen, dann kann man sich unterhalten.


ging mir grade so durch den Kopf


Fuchs
 
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ZACK

Mitten auf's Ohr drauf und das hallt noch Minuten später nach.

habt ihr das schon mal erlebt und was meint ihr/habt ihr beobachtet, was es mit Euch macht, geohrfeigt worden zu sein. Hat es z.B. Eure Zuwendung des Ohres nach Aussen in die Welt verändert, oder so.

:liebe1:

Mama hat' schwer. Sie geht auch arbeiten und hat dann noch den Haushalt. Mama sagt, sie würde lieber mit mir spazieren gehen oder schwimmen, aber sie hat so viel zu tun. Sie will fertig sein, wenn Papa heimkommt. Dann tu ich was, schlimmes: mir fällt etwas hin, ich mach mich schmutzig, ich lauf ihr im Weg rum. Dann scheppert's bei mir, von einer Sekunde auf die nächste, schneller, als ich es kapiere. Mama haut, wenn sie wütend ist, wenn sie überlastet ist. Da behalt ich lieber alles für mich, was mir auf der Seele liegt. Geh ihr aus dem Weg. Papa hat's besser, Papa ist lieb. Wenn ich groß bin, werd ich wie Papa.

Das alte Muster kommt heute noch bei mir an, wenn Mama traurig ist oder wütend, spüre ich das bei mir und will ihr helfen. <Seufz>

Gewalt ist heute noch in vielen Familien ein sehr trauriges Thema und ich erlebe Kinder, sie schon einem Schweigegebot unterliegen. <nochmehrseufz>
 
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