Die Offenbarung des Vaters

GladiHator

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Ich habe nun lange mit mir gehadert, ob ich sie öffentlich machen sollte oder nicht, aber da ich denke, dass dieses sein Anliegen war, tu ich es hiermit nun auch.
Was der Einzele damit anfangen will oder nicht, muss er selber wissen.

Mein Vater war Waldorflehrer mit Herz und Seele. Ursprünglich ein Mensch ganz bodenständiger Natur, geboren und aufgewachsen in einem kleinen Eifeldorf, erlernte er den Beruf seines Vaters: Schreiner.
Anfang der 70er kam er zur Waldorfpädagogik und nahm eine Stelle als Waldorflehrer an, um Schreinern und Werken zu unterrichten.
Später kam auch noch Keramik und Töpfern dazu.
Er opferte sein ganzes Leben diesem Beruf.
Er war ein sehr lieber und herzlicher Mensch, der immer nur Gutes wollte, seine Schüler (er gab auch Cellounterricht und baute Instrumente selber), waren sein Ein und Alles, und diese verehrten ihn fast wie einen Heiligen.
Ja, er war sehr beliebt, auch bei den Kollegen, seine Herz hing dort.
Seine Familie und das Familienleben kam an zweiter Stelle.

Ich habe ihm das unterschwellig immer etwas übel genommen, denn durch seine starke Verbundenheit zur Schule, war ihm das Ansehen seiner Kollegen wichtiger, als die guten Noten seiner Kinder.

Nach seiner Pensionierung trennte er sich "räumlich" von seiner Frau, um ins Schulgebäude zu ziehen, und dort weiter Cello-Unterricht geben zu können.
Zu dieser Zeit plante er bereits seinen Tod, das heißt, er legte fest, wie und wo er beerdigt werden sollte. Immer wieder bekam ich Briefe mit "updates" zugesendet, in denen sein Testament überarbeitet worden war.
Ich fand das zwar auf eine Weise makaber, sah es aber als seine Art, sich mit seiner Sterblichkeit auseinander zu setzen.

Als er dann vor einigen Jahre starb, verspürte ich daher auch keine Trauer, sondern war der Überzeugung, dass er mit sich selbst und seinem Leben im Reinen gewesen ist, als es soweit war.
Zu dieser Einstellung trug auch der Spruch von Sokrates bei, den er sich auf seiner Todesanzeige gewünscht hatte:
"... dass ich nach meinem Tode ganz gewiss nicht dableiben, sondern mich auf und davon machen werde."
Ich war sicher, dass er das auch getan hatte.


Vor einigen Monaten tauchte mein Vater plötzlich in meinen Träumen auf.

Im ersten dieser sonderbaren Träume bekam ich ein Paket von meiner Großmutter mütterlicherseits, in dem Goldschmiedeutensilien aus dem Nachlass meine Großvaters waren (auch mütterlicherseits, beide schon lange tot). Anbei ein Brief meines Vater, in dem ein Plan der Schule zu finden war und seine Anmerkung, dass es darin um Beweise ginge, die der Schule Probleme machen könnten.

Nungut.
Zu diesem Zeitpunkt waren Träume für mich nichts weiter als Träume. Ich maß dem daher keine Bedeutung zu.
Zwei Wochen später fand ich in Rückführungen Dinge heraus, die, um es vorsichtig auszudrücken, an den Grundfesten der Kirche rütteln könnten, wenn sie publik würden.
Das aber nur nebenbei.
Vor einige Wochen tauchte mein Vater erneut in meinen Träumen auf, diesmal als leibhaftige Person und nicht nur als unsichtbarer Absender. Er erklärte mir, dass er unheilbar krank sei und nun deshalb hingerichtet werden müsse.
Er wurde zusehends schwächer, so dass ich ihn auffangen musste, und ich merkte, wie er immer dünner und leichter wurde, ich spürte ebenso seine furchtbare Angst vor dieser Hinrichtung.
Diese fand in meinem Traum in einer Moschee statt, was ich sehr merkwürdig fand.
Insgesamt hatte mich der Traum ziemlich durcheinander gebracht. Aber auch jetzt war es für mich nur ein Traum, für den ich meinem Unterbewusstsein die Schuld in die Schuhe schob.

Wieder verging eine Zeit und dieses Bild war bald vergessen, da tauchte er erneut in einem Traum auf, in Symbolik verpackt, die mir zu verstehen gab, dass ich ihm endlich mal zuhören, ihm folgen sollte.

So entschloss ich mich also, dieser Aufforderung mal zu folgen und wandte mich im inneren "Gespräch" vor dem Einschlafen an meinen toten Vater, bat ihn, mir zu zeigen, was er mir zeigen wollte.

Im folgenden Traum erhielt ich von ihm die Anweisung, mir die Holzskulptur im Goetheanum anzusehen.
Nun muss ich dazu sagen, dass ich der Antroposophie nie etwas abgewinnen konnte, sie hatte mich schon als Kind regelrecht abgeschreckt.
Selbstredend war ich diesem mysteriösen Glaubens-Konstruk bis zur 13ten Klasse ausgeliefert gewesen. Hatte also auch dementsprechenden Einblick in diese Welt.
Die Aufforderung nun, mich erneut mit diesen Dingen zu befassen, kam mir ziemlich verquer und ich tat es nur widerwillig und halbherzig. Bemühte also Google, um bei Antrowiki fündig zu werden.

Bei der Skulptur ging es um den Menschheitsrepräsentant zwischen Ahriman und Luzifer, ein furchtbar hässliches Ding, dem ich schon bei meinem Goetheanumbesuch im zarten Alter von ca. 7 Jahren nichts abgewinnen konnte.
Wie auch immer, ich konnte keinen Hinweis auf irgendwas finden und war so schlau wie vorher.
In der nächsten Nacht erzählte er mir dann von einem Jünger Johannes, der für die Skulptur verantwortlich sei...
hmm.
Offenbar wollte er das nicht auf sich beruhen lassen, also versuchte ich, etwas über das Ding heraus zu finden... Fehlanzeige.
Kein Johannes beim Menschheitsrepräsentant zu finden.

Was zum Geier wollte er mir damit sagen???
In den folgenden Nächten kamen immer wieder Hinweise auf diesen Johannes und dass es etwas mit einem Symbol zu tun hätte...
Doch, so sehr ich auch suchte, ich kam nicht dahinter. Und im Grunde war es mir auch egal, denn ich hatte zu der Zeit genug eigene Probleme und Rätsel, zu denen ich die Lösung nicht fand.

Dann erzählte ich meiner Mutter von den Träumen, und erfuhr von ihr, dass mein Vater bei einer Rückführung heraus gefunden hatte, dass er in seinem vorigen Leben ein gewisser Hermann Linde gewesen sei, der seine letzten Jahre im Umfeld Steiners gelebt, und für diesen gemalt hatte.

So kam mir der Gedanke, mir die "Werke" dieses Malers einmal anzusehen. Ich konnte nur drei Gemälde finden, aber auf einem davon ist dieser Menschheitsrepräsentant zu sehen. Doch dort, wo bei der Skulptur der Ahriman sitzt, steht hier eine Figur vor einem Kreuz, neben einer anderen, die aussieht wie Maria. Es erschien mir offensichtlich, dass diese Figur den Jünger Johannes darstellen musste, und dieser trägt eine leuchtende Blume in seiner Hand.
Was sollte mir die leuchten Blume nun sagen?

Mein Interesse war geweckt, und so veruschte ich, mehr über die Figur, die hinter allem steckt, heraus zu finden: Rudolf Steiner.

Was ich über diese Person heraus fand, ließ mir förmlich die Haare zu Berge stehen, und mir wurde mehr und mehr kklar, woher meine Abneigung gegen die Sekte rührte. Es war nicht nur der Personenkult, der damit einhergeht, die "Handlungen", Zeremonien und Riten... sondern das was ursprünglich dahinter steckte.
Steiners Lehre, die übrigens die Esoterik mitbegründete, aus der diese hervor gegangen ist, gründet auf okkulten Praktiken der Templer, Rosenkreuzer und Freimaurer.
Die leuchtende Rose in der Hand des Johannes symbolisiert diese erleuchtete Bewegung, es ist die Rose der Rosenkreuzer.

Das wäre aber alles noch halb so wild, denn diese Orden hatten sicher auch ihre guten Ansätze und noblen Absichten, keine Frage.
Dennoch bleiben es Orden, die okkulte Riten praktizierten, und mit diesen die Menschen an sich fesselten. Steiner arbeitete nicht nur mit Hypnose, sondern offenbar auch mit Selbstverwünschungen, welche die Seelen der Gläubigen in ein Zwischenreich fesseln können.
http://www.dilloo.de/occ.htm#BM3_3
http://www.dilloo.de/doc.htm#Selbstverw

"Ich gelobe und verspreche ferner, daß ich mich nicht durch Hypnose, Suggestion usw. in einen unfreien Zustand versetzen lassen werde, so daß alles, was im Leben je auf mich wirken wird, mich in dem Zustande des Wachens antreffen werde, auf daß durch mich niemals die Geheimnisse des großen Dienstes an Außenstehende verraten werden können.
Sollte ich dieses mein feierliches Gelöbnis jemals brechen, so möge meine Seele ruhelos wandern ohne Ziel und Bestimmung im Raume, möge sie richtungslos sein in der unermeßlichen Zeit.
Dieses gelobe ich bei den weisen Meistern des Ostens, die ihr Auge heften mögen auf meine Taten."

gez. Rudolf Steiner

Man musste einen Neuling im Grunde nach diesem Gelübte nur noch hypnotisieren, und schon war seine Seele "verdammt".
Was mit dieser Verdammung beabsichtig war, kann ich nur erahnen, aber es hat den Anschein, dass somit sicher gestellt werden konnte, dass das "Opfer" auch im nächsten Leben wieder dieser Sache, der Antroposophie, verfallen würde.

Hermann Linde starb ein halbes Jahr nach dem großen Brand, bei dem das Goetheanum zerstört wurde, laut Steiner an gebrochenem Herzen.
Mein Vater starb ein halbes Jahr, nachdem man ihn wegen Platzmangels aus dem Schulgebäude heraus genötig hatte...
Und sein Geist wanderte ruhelos, bis er seine Nachricht vermitteln konnte.

Ich hoffe inständig, dass er nun Ruhe finden kann.
 
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Was bedeutet das Ganze jetzt für Dich. Je nachdem, wie mans nimmt, hat Dir Dein Vater Botschaften aus dem Jenseits geschickt oder dein Unbewusstes meint, dass Du Dich mit Deinem Vater mal gründlich auseinandersetzen sollst. Er war ja net grade ein idealer Vater. Da Du eher ein realistischer Mensch zu sein scheinst, dann ... warum erzählst Du das nicht mal einem Psychologen. Wenns ein guter ist, wird er Dich sicher nicht auslachen.
 
Hallo GladiHator

Erstmal Hut ab für den Mut, dies hier zu schreiben.

Botschaften kommen nicht von ungefähr, auch nicht in Träumen. Am Anfang schreibst du, dass du deinem Vater unterschwellig sein Verhalten übel genommen hast. Schule war wichtiger als Familie, war wichtiger als die Noten der Kinder. Für mich schwingt da mit "er hat sich nicht/zu wenig um uns bzw. mich gekümmert". So etwas verletzt natürlich eine Kinderseele (auch, wenn es mit der Zeit immer mehr verdrängt wird).

Für mich liest sich das wie das grosse Reinemachen deines Vaters. Durch die Beschäftigung mit dem Thema, den Gegebenheiten, den Umständen, weisst du jetzt besser Bescheid, verstehst ihn auch besser. Das bewirkt etwas in deiner Seele, egal ob du es bewusst wahrnimmst oder nicht.
Meinem Gefühl nach war sich dein Vater zu Lebzeiten dessen nicht bewusst, wie verletzend sein Verhalten war. Jetzt, wo er "drüben" ist, ist ihm bewusst, was geschehen ist und was das ausgelöst hat.

Ich glaube, es geht nicht wirklich darum, dass "nur er" seinen Frieden findet, sondern dass auch du in gewisser Weise in deiner Seele Frieden/Heilung findest bzw. gefunden hast. (Da hat sich jetzt gerade ein sehr warmes Gefühl in mir breit gemacht.)

Wenn ihr beide wollt... Segen für euch. :)

LP
 
Danke dir, Lichtpriester!

Ja, so ein ähnlicher Gedanke kam mir auch, dass er versucht hat, sein Verhalten so zu erklären. Ich hatte aber auch unterschwellig das Gefühl, es war eine Art Hilferuf, da er nun in dieser "Twilight Zone" gefangen steckt. Der Traum mit der Hinrichtung hatte diesen Beigeschmack.
Also es bleibt noch ein Rest Sorge um ihn in meinem Kopf. Aber wie gesagt, ich verstehe nun, warum er war wie er war, und das ist schonmal ein sehr gutes Gefühl :)

Jetzt hoffe ich nur, dass er sein nächstes Leben frei von dieser Fessel beginnen kann.
20 Jahre will oder muss er insgesamt drüben verweilen.

@Ssirona, das hatte ich mich auch gefragt. Ich denke, es gab mehrere Gründe für die Kontaktaufnahme. Einmal eben die Erklärung seines Verhaltens, dann eventuell der Hilferuf, und eben die Aufdeckung der dunklen Machenschaften eines Mannes, den er zeitlebens wie einen Gott verehrt hat.
 
GladiHator schrieb:
Ja, so ein ähnlicher Gedanke kam mir auch, dass er versucht hat, sein Verhalten so zu erklären. Ich hatte aber auch unterschwellig das Gefühl, es war eine Art Hilferuf, da er nun in dieser "Twilight Zone" gefangen steckt. Der Traum mit der Hinrichtung hatte diesen Beigeschmack.
Also es bleibt noch ein Rest Sorge um ihn in meinem Kopf. Aber wie gesagt, ich verstehe nun, warum er war wie er war, und das ist schonmal ein sehr gutes Gefühl

Jetzt hoffe ich nur, dass er sein nächstes Leben frei von dieser Fessel beginnen kann.
20 Jahre will oder muss er insgesamt drüben verweilen.

Ich glaube, es sind seine eigenen Schuldgefühle, die ihm zu schaffen machen. Kann sein, dein Gefühl des Hilferufs ist von seiner Seite aus die Bitte um Vergebung. Wenn du ihm helfen möchtest, schick ihm ganz viel Licht, schick ihm Liebe, vergib ihm aus ganzem Herzen. Und - ganz wichtig - vergib' auch diesem Mann, der euer Leid verursacht/mitverursacht hat. Schuldgefühle und Schuldzuweisungen dürfen gehen.

Wenn ich von deiner Seite aus darf, zünde ich eine (geweihte) Kerze an und bitte Jesus Christus und Mutter Maria um Mithilfe, für inneren Frieden für euch. Und wenn alles bereinigt ist, ist der Friede auch in deinem Vater präsent, also ist er von dieser Fessel, wie du sagst, befreit. Hab keine Sorge! :)

LP
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hat etwas den eigenen Vater genommen, ihm wurde verziehen, aber das, was ihn entzog, stellt sich als Übervater dar, dem nicht verziehen werden kann.
 
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