Heute fand ich durch 'Zufall' einen Text, den ich mal am 20.8.2013 geschriebeen habe und der recht gut zum Thema dieses Threads passt
Das jüngste Gericht
Im 2. Bardo des Bardo Thödol wird das erlebt, was im Christentum das jüngste Gericht genannt wird. Hierbei tritt der göttliche Richter dem Menschen als ein gerechter Richter im Aussen entgegen. Alle Verfehlungen während des Lebens sind vom Gewissen gespeichert und bedrängen den Verstorbenen je nach der Schwere des Einzelfalles mit Pein und Schrecken. Aber es ist keine fremde Pein und kein fremder Schrecken, es sind keine Teufel oder Dämonen, sondern die Umkehrung dessen, was der Mensch in seinem Leben selbst angerichtet hat. Hat sich der Mensch allerdings teuflische und dämonische Taten zuschulden kommen lassen, so treten ihm diese auch in gleicher Weise von aussen entgegen und fordern von ihm eine psychoseelische Genugtuung.
Jeder Mensch hat seinen Richter in sich
Die Seele des Verstorbenen wird im Bardo Thödol gleich wie im Ägyptischen Totenbuch nach ihren guten und schlechten Taten gewogen und wenn die Letzteren überwiegen, der eigenen Pein überantwortet.
Wir haben uns das so vorzustellen, dass unsere Taten in Nachtodlichen ja nicht mehr gutgemacht werden können; das geht nur in der physischen Welt des Lebens. Dies verursacht Schmerzen, die umso grösser sind, je grösser die Verfehlungen sind, bis hin zu Höllenqualen.
Darum sollen wir während des Lebens alles wiedergutmachen, was wir angerichtet haben,
denn es kommt die Nacht, wo niemand wirken kann
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass das nachtodliche Leben zwei Seiten hat, nicht nur Pein und Qual für Verfehlungen, auf die kirchlicherseits gerne hingewiesen wird. Es gibt auch ein Leben in Seligkeit. Sehr gerne wird dem Menschen eine bestimmte verordnete Seligkeit zugesprochen. Wenn wir aber die bisherigen Ausführungen konsequent ansehen, so erhält jeder Mensch seine eigene Seligkeit, die er sich durch seine guten Taten ‚verdient’ hat. Der Indianer erhält seine ewigen Jagdgründe, der Moslem sein himmlisches Harem, der Jude sein himmlisches Jerusalem und der Christ seine Nächstenliebe zurück, die er zu Lebzeiten anderen Menschen geschenkt hat. Jeder erhält das, wonach er sich am meisten gesehnt hat. Wer aber anderen Schaden, Qualen und Pein zugefügt und sie übervorteilt, unterdrückt und bestohlen hat, der erlebt dieses alles selbst
Um dies zu erreichen, tut der Mensch gut daran, sich zudem einen Wahrspruch zuzulegen, z.B.
Tue recht und scheue niemand
oder
Edel sei der Mensch, hilfreich, mitmenschlich und gut
Alles Liebe