Hi Fiona!
Im Unterbewusstsein wohnt auch: der Zweifler! Der Zweifler, meint oft man hätte dieses oder jenes nicht verdient, oder meint man müsse sich dieses oder jenes erst verdienen. Daran scheitert oft das positive Denken.
Ich meine, auch der "Zweifler" ist schon eine Etikettierung des Bewusstseins - vielleicht eher der Jungfrau-Seite des Merkur zugehörig als der Zwilling-Seite. Die Inhalte des Unbewussten sind vorbegrifflich, darum äußern sie sich ja auch gern über Bilder (Träume), Projektionen (Erleben am Anderen). Im Unbewussten (Haus 8, Pluto, Skorpion) liegen die Wurzeln der "unbewussten Verwirklichungsmagie", und dabei geht es letztlich um nichts Anderes als um den Ausgleich von Verbindlichkeiten - 8 kann ich auch als das sehen, was ich dem Leben schulde ... nicht als bewusste Bilanz und auch nicht als bewusstes Schuldgefühl, sondern als unbewusste Dynamik zum Ausgleich (wobei der letzte Ausgleich der Tod ist). Nun wird dieses unbewusste Konto aus verschiedenen Schichten gespeist - die Archetypen des kollektiven Unbewussten, die Verstrickungen systemischer offener Rechnungen, im persönlichen Unbewussten gelandete Verinnerlichungen von Erziehung und Sozialisierung und tatsächlicher Schuld als Folge subjektiven Handelns... und wenn sensible Punkte rund um 8/PL/Sco aktiviert werden, kommt es in der Regel zu Ausgleichsbewegungen (die verständlicherweise als heavy empfunden werden, wenn die zu Grunde liegende "Schuld" nicht bewusst ist). Ich finde das "positive Denken" als himmelschreiend naiv, wenn es meint, gegen diesen permanenten Strom des Ausgleichs antricksen zu können - und selbst wenn: das würde nur die Soll-Seite des Kontos anwachsen lassen.
Das klingt nun alles ganz fürchterlich und nach rabenschwarzem Horizont... hätte es nicht die Alternative:
sorge dich nicht, lebe. Ich habs nicht gelesen aber, der Titel spricht schon für sich. Wenn sich einer z.B. sich ständig um seine Gesundheit sorgt, wird er auch oft krank sein. Wenn einer gar nicht auf die Idee kommt, krank werden zu können, wird er es auch nicht.
Selbst die Gegner von Bert Hellinger (also zumindest die, die sich mit ihm inhaltlich auseinandersetzen und nicht nur Sekundärpolemik wiederkäuen) billigen ihm ein Verdienst zu: Er hat in seiner systemischen Aufstellungsarbeit das Thema der Schuld aus dem moralisierenden Dunst gehoben und es "ökonomisiert", sprich: Schuld als Ausgleichsbedarf gesehen. Was einschließt, dass Ausgleich möglich ist, wogegen die moralische Betrachtung zu einer unentrinnbaren Quelle von Selbst- und Fremdbezichtigung werden kann. Und ich denke, das ist tatsächlich ein bedeutsamer Perspektivenwechsel - nur auf dieser Basis kann ich wirklich sagen, ich sorge mich nicht, ich lebe. Ich nehme, was ist, und ich gleiche aus, was auszugleichen ist. Und es eröffnet auch gute Zugänge, die Konten des Unbewussten zu durchforsten und etwa systemische Verstrickungen auf "kurzem Weg" durch Aufstellungsarbeit zu lösen, statt den mühsamen und leidvollen Umweg "übers Leben" zu nehmen. Themen wie "hab ich das verdient?" wurzeln da sehr oft...
Und für Merkur eröffnet sich da ein hübscher neuer Aufgabenbereich - statt irgendwelcher Tricks kann er ganz handfeste Ausgleichsverhandlungen führen, wobei alle beide Merkurseiten ihre Stärken einbringen können. Und vielleicht liegt da auch eine Brücke, den moralischen Imperativ in "Sorge dich nicht, lebe!" zu verlassen ... das ist ja nix, was jedermann/frau so im Handumdrehen kann. Aber wenn es zu vermitteln gelingt, etwa auch durch entsprechende Deutung der astrologischen Rahmenbedingungen, dass es hier nix zu fürchten gibt, sondern im Gegenteil durch den Ausgleich von Schulden Freiheiten gewonnen werden, dann könnte das eine reizvolle Perspektive werden, die zu Lösungswegen ermutigt.
Alles Liebe,
Jake