Die Leere der Lehre (II)

Regina

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Der folgende Text ist eine eigenständige Übertragung des Tao The King von Laotse.
Für die Übertragung wurde die Übersetzung von Richard Wihelm, Ausgabe Jena 1921 genützt.

© Regina Svoboda

Das Tao ist in 81 Versen unterteilt

Das erste Drittel der Übertragung soll hier vorgestellt werden...




1. Der Verborgene (Die Leere)
2. Die Trennung
3. Die Bindung
4. Die Quelle
5. Das Opfer (der Schöpfung)
6. Der (ungeteilte/eine) Geist
7. Die Ursache (Das Karma)
8. Die Liebe
9. Die Begrenzung

10. Die Kraft des Karmas
11. Die Kraft der Bindung (Das Gesetz)
12. Die Kraft der Trennung ( Die Illusion)
13. Die Kraft der Liebe (Die Gnade)
14. Die Kraft der einen Quelle
15. Die Kraft des Verborgenen (der Leere)
16. Die Kraft der Begrenzung
17. Die Kraft des Einen Geistes
18. Die Kraft des Opfers

19. Die Auswirkung des Opfers
20. Die Auswirkung der einen Quelle
21. Die Auswirkung des Verborgenen (der Leere)
22. Die Auswirkung der Liebe
23. Die Auswirkung der Begrenzung
24. Die Auswirkung des Karmas
25. Die Auswirkung der Trennung (der Illusion)
26. Die Auswirkung des Einen Geistes
27. Die Auswirkung der Bindung (Das Gesetz)



Ich hoffe auf Euer Feedback!

LG
Regina
 
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Das thread heißt "Die Leer der Lehre II", da das thread "Die Leere der Lehre" von mir bereits existiert.
Dort kann man nachlesen wie die Idee der Übertragung des Tao zustande kam.
Mit Unterbrechung beschäftigt mich nun der Text seit einem halben Jahr und ich muss sagen, das ich noch niemals ein so vollkommenes Werk in Händen hilet (im metaphorischen Sinn).
Das Thomas Evangelium beschreibt (natürlich) die gleichen Wahrheiten, doch ist das Tao wie ein Lehrwerk, das T.E. wie eine Klausur gestaltet.

Mit jedem Schritt durch dieses Werk ist meine Ehrfurcht gewachsen.
Mein Wissen über das, was ist, und welches seit meiner Gotteserfahrung in mir ist, konnte sich auf diese Weise neu formulieren und ich verneige mich hier dankbar vor dem Meister, der dieses Werk schuf.
 
Das Leerwerk wurde in Form chinesischer Schriftzeichen verfasst.
Wie die ägyptischen Hieroglyphen beschreiben diese Zeichen aber keine Laute, sondern BILDER(!) und Bild_Symbole.
Das Werk ist somit wie ein Bilderbuch (ursprünglich) gestaltet worden.
Und natürlich haben Bilder als Übertragungsmedium den Vorteil RAUM zu lassen und den Nachteil, dass der Betrachter das Wesentliche im Bild SELBST erfassen muss.
(man denke nur daran, wie unterschiedlich das selbe Bild/Objekt/Ereignis von verschiedenen Personen wahrgenommen werden kann. Erst wenn ein bestimmter Schwerpunkt festgelegt wird, werden die Wahrnehmungen in sich ähnlicher)

Was kann man sich nun unter meinem Begriff von "Übertragung" vorstellen?

Es ist eine Konzentration auf den Ursprung der Bild_Erscheinung.
IN dieser Konzentration hebe ich das Bild neu hervor und beschreibe es dadurch neu.
 

Der Verborgene (Die Leere)

(1)
Die Empfindung,
die man empfindet,
ist nicht ewig.

Die Wahrnehmung,
die man wahrnimmt,
ist nicht von Dauer.

Der Name,
den man nennen kann,
ist nicht der ewige Name.

Erst JESEITS des Wahrnehmbaren,
Empfindbahren,
Nennbahren
liegt der Ursprung der Welt.

Denn vor dem Anbeginn der Welt,
gibt es NICHTS,
das empfunden werden könnte.

Denn vor dem Anbeginn der Welt,
gibt es NICHTS,
das wahrgenommen werden könnte.

Denn vor dem Anbeginn der Welt,
gibt es NICHTS,
das genannt werden kann.


Jenseits des Anbeginns
liegt die Ursache der Schöpfung.
Jenseits aller Erscheinungsformen
liegt der Ursprung alles Erschaffenem.


Da alle Kräfte DORT Ihren Anfang nehmen,
führt der Weg in den EINEN Ursprung
zum Schauen der ursprünglichen Kräfte.

Mit dem (eigenen) Eintreten in den Ursprung,
wird das Wesen von Raum und Zeit geschaut.

Beides hat EINE Ursache,
doch verschiedene Ausrichtungen.
Die EINHEIT VON BEIDEM
ist das große Geheimnis.

Dieses Geheimnis ist nicht ergründbar,
da es ohne Ursache ist.
Wäre das Geheimnis ergründbar,
offenbarte es sich auf diese Weise
nur als Urgrund eines noch größeren Geheimnisses.

Die letzte Ursache kennt keinen Verursacher,
denn sie ist selbst die Pforte der Offenbarwerdung aller Kräfte.

(Übertragung R.S.)
 
Die Trennung

(2)
Wenn etwas auf Erden
schön genannt wird,
ist dadurch auch schon das Hässliche definiert.

Wenn jemand etwas als gut erkennt,
dann erkennt er mit dem, was gut ist,
auch dessen Gegenteil.

Sein und Nichtsein erzeugen einander
auf diese Weise.

Die Trennung in
gut und nicht gut,
schön und hässlich,
führt zur Erfahrung
auf diese Weise.


Wo ein schwer, da ein leicht,
wo ein lang, da ein kurz,
wo ein hoch, da ein tief,
wo ein vorher, da ein nachher,
wo eine Stimme, da ein Ton.

Das ist das Wesen der Erfahrung.


Wo eine Wirkung, da eine Handlung.
Wo ein Handelnder, da ein Wirkung.

Das ist der Kreislauf der Erfahrung.


Auch der Berufene wirkt und handelt,
doch er verweilt nicht darin.
Auch der Berufene lehrt und spricht,
doch er verweilt nicht darin.

Keiner Erscheinungsform verweigert er sich, sobald sie sich zeigt.

Auf diese Weise erzeugt er, ohne zu besitzen,
auf diese Weise bewirkt er, ohne zu behalten.

Er verweilt nicht bei dem, was er erschaffen hat
und er verharrt nicht bei dem, was er bewirkt hat.

Auf diese Weise bleibt der Berufene nicht hinter seiner Berufung zurück.




 
Die (An)Bindung

(3)
Das nicht hervorzuheben,
was für einen selbst von Bedeutung ist
und dadurch das zurück zu weisen,
was für einen nicht von Bedeutung ist.

Den nicht zu bevorzugen,
der für einen selbst von Bedeutung ist,
und dadurch den zu benachteiligen,
der für einen nicht von Bedeutung ist.

Das nicht fest zu halten,
was für das Ich von Bedeutung ist,
sondern das los zu lassen,
was für das Ich von Bedeutung ist.


Solcher Art Denken und Handeln
beschützt der Menschen Herz vor Verwirrung,
der Menschen Gedanken vor Streit
und der Menschen Auge vor der Begierde.


Da der Berufene das Wesen der Trennung erkennt,
zähmt er seine Gedanken, sein Auge und sein Herz.

Auf diese Weise bewirkt er,
dass der Menschen Herz sich durch Ihn nicht verwirrt
und sie aus Ihrer eigenen Kraft schöpfen.

Auf diese Weise bewirkt er,
dass der Menschen Auge nicht begehrt
und sie durch sich selbst stark werden.

Auf diese Weise bewirkt er,
dass der Menschen Gedanke sich bezähmt,
(sie nicht mehr hervorheben, anhaften oder danach handeln),
da sie zu erkennen beginnen,
was diese Art des Denkens und Handelns bewirkt.

Sie üben sich dann darin Ihr Herz zu zügeln,
und lernen aus Ihrer eigenen Kraft zu schöpfen.

Sie üben sich dann darin Ihre Begierde zu bezähmen,
und begehren, was in Ihnen selbst liegt.

Sie üben sich dann darin Ihre Gedanken zu bezähmen,
da sie nicht mehr hervorzuheben oder zu erniedrigen suchen,
was in Ihnen selbst ist.

Auf diese Weise fügt sich alles in die Ihr innewohnende Ordnung ein.



 
Die Quelle

(4)
Die Trennung umfasst
alles Bestehende, alles Erfahrbare und alles Existente.

Sie umfasst somit das, was das Materielle genannt wird ebenso,
wie das, was das Innmaterielle genannt wird.


Die Einheit mit der Quelle ist daher niemals zur Gänze erfahrbar.

Weder durch das, was das Materielle genannt wird,
noch durch das, was das Inmaterielle genannt wird.


Ohne Gebärmutter ist die Quelle aller Erscheinungsformen,
der Urgrund der Trennung selbst.

Sie, die Quelle,
vermindert sich,
sobald sie aus sich heraustritt.

Sie, die Gebärende,
opfert Ihren Glanz,
indem sie gebärt.

Sie, die Erschaffende,
gibt sich selbst hin,
sobald sie sich offenbart.

Niemals wird sie als das,
was sie ist,
hervortreten,
niemals als das,
was sie ist,
erfahren werden,
niemals als das,
was sie ist,
gesehen werden.


Und doch ist sie wirklich!
Sie ist DAS EINZIGE, das WIRKLICH und WAHR ist(!).


Nichts gibt es, das sie begründet.
Nichts gibt es, von dem sie abhängt.
Nichts gibt es, das sie begrenzt.

Sie schreitet der Sichtbarwerdung jeder Schöpfung voran.

Auf diese Weise sind
Quelle, Schöpfung und der Verborgene in Ewigkeit eins.






 
Das Opfer (der Schöpfung)

(5)
Nicht Liebe nach Menschenart hat das Seiende.
Dem Seinenden sind die Geschöpfe ein Opferbrand.
Nicht Liebe nach der Menschen Vorstellung hat der Berufene.
Er sieht in allen Geschöpfen das Opfer und den Opferbrand.

Das, was getrennt wurde, erkennt er als einen Feuerofen.
Das Opfer, das hineingegeben wird, ist sein Blasbalg.

Das, was nicht geopfert wurde, da es nicht getrennt wurde,
verbrennt auch nicht
und das, was geopfert wurde, da es getrennt wurde,
wird darin verbrannt.

Das, was getrennt wurde, gleicht einer Flöte.
Nichts wird in sie hineingegeben
und doch kommt Bewegung aus Ihr hervor.
Da nichts geopfert wurde, vermindert sie sich nicht,
da sie in sich leer ist, wird auch nichts in Ihr verbrannt.

Alle Worte erschöpfen sich
an der Beschreibung des niemals Geborenen.
Da das Innerste Selbst niemals getrennt wurde,
ist es besser,
dies im Innersten selbst zu erfahren.


 

Der Eine Geist

(6)
Der EINE Geist, das eine Bewusstsein,
das keiner Begründung unterliegt und doch alles begründet,
ist ewig.

Der EINE Geist, das eine Bewusstsein,
das von niemanden abhängt und doch jede Bewegung definiert,
ist dauerhaft.

Der EINE Geist, das eine Bewusstsein,
das keiner Begrenzung unterliegt und doch alles begrenzt,
ist unbewegt.

Der EINE Geist, das eine Bewusstsein,
das nicht in Erscheinung tritt und doch alles in Erscheinung treten lässt,
bleibt ungesehen.

DER EINE GEIST, das eine Bewusstsein,
ist das ewig Weibliche der Welt,
da das Weibliche der Welt es offenbart.

So ist es der Geburtskanal
von allem, das existiert.

So ist es die Wurzel
von allem, das heranwächst und vergeht.

Begründet wird es durch das, was da ist.
Unbegründet ist es durch das, was es ist.

Bewegt wird es durch seine Teile,
unbewegt ist es durch das, was es ist.

Gesehen wird es durch seine Teile,
ungesehen bleibt es durch das, was es ist.

NICHTS gibt es, das sich dem Wirken des Einen Geistes entziehen kann.


 
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Die Ursache (Das Karma)

(7)
Das,
was die Ursache der Trennung von Himmel und Erde ist,
ist ewig.
Das was der Himmel und die Erde ist,
unterliegt der Form und der Zeit.

Da die Ursache von dem, was der Himmel ist,
nicht der Himmel ist,
ist die Ursache von dem, was der Himmel ist,
ewig,
doch das,
was die Form und die Zeit des Himmels ist,
ist nicht ewig.


Da die Ursache von dem, was die Erde ist,
nicht die Erde ist,
ist die Ursache von dem, was die Erde ist,
ewig,
doch das,
was die Form und die Zeit der Erde ist,
ist nicht ewig.

So ist die Ursache des Lebens ewig,
da sie nicht in der Zeit als Form in Erscheinung tritt.

Doch das Leben,
da es in der Zeit als Form in Erscheinung tritt,
ist nicht ewig,
(da es Form hat und in Erscheinung tritt).


Alles was in Erscheinung tritt
begründet sein Ende
DURCH SEINEN ANFANG.

Das was nicht in Erscheinung tritt
ist die Ursache der Erscheinung.

Sie liegt vor dem, was der Anfang ist
und hinter dem, was das Ende ist.

Die Ursache der Erscheinungsform
ist EINS
mit Ihrer Erscheinungsform.

Daher liegt die Ursache jeder Erscheinungsform
in Ihrem Anfang und in Ihrem Ende verborgen.


So auch das Wirken des Berufenen:

Die Ursache seines Wirkens
liegt in seinem Anfang und in seinem Ende verborgen.

Er selbst unterliegt der Zeit,
doch die Ursache seines Wirkens ist zeitlos.

Er selbst unterliegt der Erscheinungsform,
doch die Ursache seiner Erscheinungsform ist erscheinungslos.

Auf diese Weise wird sein Wirken
in jeder Zeit und Erscheinungsform wiedererkannt.

Da er selbst in die Ursache
seines eigenen Anfanges und seines eigenen Endes
eingetreten ist,
vermag er dies zu bewirken.



 
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