Hallo Groovy,
für die von Dir erwähnten Thesen zum Tod Jesus gibt es verschiedene Bücher, welche ich auch schon gelesen habe. Wenn man diese Bücher ließt, können sie in sich schon schlüssig sein, nur, wenn man diese Thesen dann in den Zusammenhang mit dem restlichen Wissen um Jesus und die Evangelien stellt, ist es dann schnell vorbei mit der Schlüssigkeit.
Obwohl auch in anderen Mysterien der jeweilige Heilsbringer sein Leben opfern mußte, dürfte die Kreuzigung Jesus tatsächlich stattgefunden haben. Indiz dafür sind die letzten Wort Jesus Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?, das ist ein Ausruf, der nichts Göttliches in sich trägt sondern die Zweifel und die Not eines leidenden Menschen. Da ist dann auch noch das unrühmliche Verhalten seiner Jünger bei seiner Kreuzigung, denn nur Maria Magdalena und seine Mutter stehen ihm in dieser Situation bei. Wäre diese Geschichte erfunden, hätte der Autor diese Geschichte auch anders ausgestaltet.
Da ist dann auch noch die einzige historische außerbiblische Quelle des römischen Geschichtsschreibers Tacitus zum Leben Jesus. Er hatte zwar erst 90 Jahre nach dem Tod Jesus gelebt, aber er schreibt ganz eindeutig davon, daß Jesus getötet worden sei.
Bei der Geschichte um die Auferstehung ist das anders. Bei einer Reihe von Mysterienreligionen war das Leiden, die Sühne, der Tod und die Auferstehung eines Gottes eine gängige Geschichte.
Das ist mit ein Grund warum einige Bibelforscher, die Existenz eines historischen Jesus anzweifelten. Einer dieser Geschichten handelt zum Beispiel vom babylonischen Gott Tammuz, die lange vor Jesus entstanden ist.
Interessant ist dabei, daß nicht nur dieser nach einer Frist von drei Tagen auferstanden ist. Neben Tammuz ließen sich bequem noch eine Reihe weiterer Namen anführen. Auch in dem mit dem Christentum konkurrierenden Mithraskult mußt Mithras für das Seelenheil der Menschen sterben. Warum, wann und wieso solche Dinge eingefügt wurden, hatte seinen Grund in der Entwicklung der Lehre des Christentums selbst.
Das hatte aber nichts mit der bösen Absicht der Täuschung zu tun, sondern mit dem notwendigen Wandel der Paradigmen. So hatte ursprünglich Jesus mit seiner Lehre ein ganz anders Ziel verfolgt. Das Ziel Jesus war es durch sein Wirken das Reich Gottes mit dem Jüngsten Gericht mittelbar herbeizuführen. Das war dann auch der Grund, warum er mit offenem Auge auf seine persönliche Katastrophe zusteuerte.
Mit dem Einzug in Jerusalem und dem Kreuzestod wollte er die Prophezeiungen Jesajas vom Knecht Gottes erfüllen, welche diesem Ereignis vorausgehen sollte. Diese Endzeit sollte aber nach seinen Vorstellungen nicht zu einem ungewissen Zeitpunkt eintreten, sondern mittelbar bevorstehen, deshalb auch diese Worte am Ölberg.
Dieses Paradigma der Urchristen veränderte sich aber erst mit der zunehmenden Zeit, die verstrichen war, ohne daß dieses Ereignis eintrat. Das war auch der Grund, warum man begann, die Evangelien zu verfassen. Die Urchristen hatten mit dem längeren Ausbleiben ein grundsätzliches Erklärungsproblem, das zu Folge hatte, daß man dieses Ereignis zunächst auf das Jahr 500 verlegt hatte.
Dieses Jahr ist dann auch verstrichen und so wurde der Zeitpunkt erneut auf das Jahr 800 und dann später auf das Jahr 1000 verlegt. Erst nach diesem letzten Termin wurde dann das Ereignis auf einen imaginären fernen Zeitpunkt verlegt.
Dieses Problem haben übrigens ganz aktuell auch verschiedene christliche Strömungen, welche sich mit dem Endzeitgedanken verbinden (z.B. Zeugen Jehovas, Mormonen usw.).
Mit der Taufe, der Vergebung der Sünden und der Nächstenliebe sollte, der Eingang in dieses Reich Gottes und das Bestehen vor dem Jüngsten Gericht ermöglicht werden.
Wenn Du der Wahrheit näherkommen willst, solltest Du Dich mit Bücher beschäftigen, die sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen. Nur so kannst Du dann auch erkennen, warum dies oder jenes im neuen Testament so geschrieben werden mußte. Dazu reicht es dann nicht aus sich nur mit dem Leben und Wirken von Jesus zu befassen, man muß dazu auch den Rest des Christentums kennen.
Es gibt eine Menge guter Bücher über Jesus und dem Christentum. Eines der besten Bücher dazu, ist das von Hans Küng verfaßte Das Christentum Wesen und Geschichte und das etwas kritische Buch von Karlheinz Deschner Abermahls krähte der Hahn.
Um es gleich vorwegzunehmen, ich verstehe mich nicht als Christ, sondern als Heide. Um aber zu wissen, warum man einem Weg nicht folgen mag oder kann, sollte man ihn zumindest auch kennen
Merlin