Die Kraft des Gebets

Ok, Basileus - gehen wirs an
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Ich schätze Deine Beiträge wirklich sehr. War es aber hier nicht so, dass Du mehr lesen wolltest, als dort stand.

Vl. könnte man es anders sehen - beim Gebrauch der selben Worte versteht doch jeder etwas anderes?

Ich habe in keinem Wort erwähnt, dass Gott diese Not abwenden soll und unsere Gebet dazu etwas beitragen kann. Ich bat Euch lediglich in Gedanken oder im Gebet mit diesen Menschen verbunden zu sein.

Ok - was bedeutet dann für dich das Wort Gebet?
Geistige Verbundenheit mit Gott?
Energetische Verbindung mit dem/denen, denen geholfen werden soll?

Und am wichtigsten - die Menschen, die NICHT beten in dem von dir verstandenen Sinn, sind die denn nicht in Gedanken mit den Menschen in Not verbunden?
Du findest hier im Forum mehrere Threads, die die Verbundenheit darstellen. Mit und ohne religiösen Bezug.

Da war kein implizierter Mangel. Keine Not, die von Gott kommen oder gar abgewendet werden soll.

Ich versuch´s noch mal..
Das Wort Gebet als solches - beton einfach mal die erste Silbe - sagt in sich aus, dass man etwas braucht = einen Mangel feststellt.
Wir sind durch Erziehung, Kultur und oft genug auch durch Religion förmlich darauf gedrillt, unser Hauptaugenmerk auf unseren Mangel anstelle auf unseren Reichtum zu richten, wodurch wir nun mal den Mangel bestärken, denn alles, was wir mit Energie füttern, wird größer...

Und Gott wird es wirklich nicht ändern. Was Gott kann und was wir können und gemeinsam sind wir dann unschlagbar
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ist, in all dem Leid, in dem eigenen und im fremden, doch noch Kraft und vor allem Liebe zu entwickeln - und dabei hat nun mal jeder seine eigenen Methoden..

Es ging um nicht mehr aber auch nicht weniger als unsere Gegenwart mit diesen Menschen. Zu einem neuen Tread über „Leid“ werde ich mich gerne äußern, hier ging es aber um Gegenwart.

Warum bezweifelst du unsere/eure/ irgendwelche Gegenwart mit diesen Menschen?
Du gehst da über das "Gebet" deinen ganz eigenen Weg, andere gehen andere. Es ist gleich-gültig, es gilt gleich.

Und so ganz hab ich noch nicht kapiert, was dich da so wortlos machte....
Dass andere unter dem, was für dich eindeutig scheint, etwas ganz anderes verstehen?
Dass in einem Diskussionsforum diverse Aspekte einer Sache, eines Themas behandelt werden?
Dass du nicht so verstanden wurdest, wie du es gemeint hast?

Wir haben leider nur missverständliche Worte, uns zu verständigen - aber ich denke, so schrecklich weit auseinander sind wir nicht wirklich..

Lieben Gruß,
RitaMaria
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Hallo Rita Maria,
danke erstmal für die Blumen (oben und unten in Form der Smilies)!

RitaMaria schrieb:
Ok - was bedeutet dann für dich das Wort Gebet?

Was bedeutet das Gebet für mich? Ich möchte es aus meiner Religion beschreiben, da sie mir vertraut ist. Das Gebet selbst mündet aber letztlich in einen Zustand, in dem Religion zweitrangig wir. Gott erfüllt den Beter ganz und gar, da ist kein Raum für Schrift und Gesetz.

Das Gebet hat für mich viele Etagen, die aber letztlich in einem einzigen Punkt zusammenfließen, der Gegenwart. Gott ist ein Gott der Gegenwart. Diese Gegenwart ist ein grenzenloser Raum, in dem es nichts weiter gibt als den liebenden Blick von Schöpfung und Gott. In dieser Gegenwart gibt es kein Denken, kein Argumentieren, sie existiert jenseits allen diskursiven Denkens. Auf dem Weg zu dieser Gegenwart durchschreitet man verschiedene Räume, die herkömmlichen Gebetsaufassungen und Praktiken entsprechen.

Diese beginnen meist mit kleinen vorformulierten Gebeten oder Lieder, die wir als Kinder erlernen. Später werden die Inhalte dieser vorformulierten Gebete reifer, erwachsener und sie finden nun auch in der Gemeinschaft statt, die Form bleibt aber meist die gleiche. Viele bleiben ein Leben lang auf dieser Stufe des Gebetes stehen und sind frustriert oder gelangweilt, weil ihnen diese Art des Betens nicht (mehr) zusagt; nicht selten schläft das Gebetsleben dabei ein. Eine weitere Gebetstufe ist das betrachtende Gebet. Auf dieser Stufe setzten wir Christen uns mit der heiligen Schrift und dem Leben und der Botschaft Christi auseinander. Dies kann mit dem Verstand passieren wird aber im besten Fall ein schauen des Herzens auf das Leben Jesu. Auf dieser Stufe entdeckt der Betende den Zusammenhang zwischen dem Evangelium und den eigenen Leben. Die nächste Stufe ist das persönliche Gebet oder die Zwiesprache mit Gott. Man redet, fragt, bittet, dankt, äußert seine Liebe oder Reue, gibt sich in die Hand Gottes etc.

Dies ist scheinbar die von Dir gemeinte Stufe, die Du etymologisch ableiten wolltest (Geb(e)t). Gebet ist für mich kein abwenden von Mangel. Dieser Mangel in all seinen Erscheinungsformen ist notwendiger Bestandteil der Freiheit. Wenn ich aber die Freiheit, die Gott der Schöpfung offensichtlich schenkte, ernst nehme, kann ich nicht darum bitten, dass er sie uns wieder nimmt, wenn es mal erst wird. Freiheit ist absolut und kompromisslos. Leid oder Mangel ist der Möglichkeit nach in die Schöpfung eingewoben und ist notwendig, damit das Geschöpf sich frei entscheiden kann. In allem, wofür wir uns entscheiden, ob gut oder schlecht, schreiben wir uns in diese Schöpfung ein mit unserer Wahl.

Ich komme zurück zum Gebet. Die folgende Gebetsstufe ist eine sehr persönliche Stufe des Gebets, die mehr und mehr zu einem Leben im Gebet wird. Gott wird hier zu einem Begleiter, einem Freund, einer inneren Lebensmitte, Jemand, dem man sich ganz konkret anvertrauen kann, ihm das Leid aber auch die Freude schenken kann. In dieser Stufe des Gebets klingt bereits die nächste Stufe an. Das Gespräch mit Gott wird hierbei immer gelassener. Die Intensität des Nachdenkens lässt nach und das Gefühl überwiegt. Das „Ich“ tritt immer weiter zurück, um Platz zu machen für Gott. Der Verstand wird zunehmend leiser, um dem Herzen Raum zu geben.

Diese Stufe kennen wir Christen als „affektives Gebet“. In dieser Stufe des „Leerwerden für Gott“ kann es zu langen und sehr schmerzhaften Phasen der Trockenheit kommen, in denen man das Gefühl hat, Gott habe einen verlassen. Dies ist aber ein notwendiger Abschnitt und bereitet die nächste Gebetsstufe vor. Teresa von Avila umschreibt diese öde oder trockene Phase als „Hausputz“, in der man ganz leer wird für Gott. Andere Religionen werden dies aber sicherlich auch kennen. Die folgende Gebetstufe hat in meiner Tradition verschiedene Namen: einfaches Gebet, inneres Gebet, kontemplatives Gebet, Herzensgebet oder auch „das schweigende Gebet“. Das Gebet wird hier immer mehr zum liebenden Schauen auf Gott, in dem alle früheren Formen bereits enthalten sind. Es ist ein stilles verweilen in der Gegenwart Gottes, in der sich alles Seiende in einem Augenblick spiegelt.

Gebet kann also bis zur einer bestimmten Ebene ein Wandern hin zu dieser Gegenwart sein. Dieses Wandern im Hier und Jetzt ist ein zugehen auf Gott und alles Seiende, beide sind längst in uns gegenwärtig. Dies ist kein räumliches, physikalisches, ethisches oder gar religiöses Phänomen, sonder eines der gegenseitigen liebenden Gegenwart. Dabei müssen wir nicht auf einen fernen Himmel hoffen. Der ganze Himmel Gottes ist bereits in jedem Menschen anwesend. Wir müssen nur den Schritt wagen, hinzuzutreten. Das Himmelreich ist bereits in uns, in allem Seienden angebrochen. Wir sind im Hier und jetzt aufgerufen, seine Gegenwart zu suchen. In uns, in allem, was ist. Der Schöpfer und das Geschöpf sind in der liebenden Gegenwart des jeweils Anderen.

Diese Gegenwart ist nichts anderes, als ein liebendes Anblicken. Der Schöpfer erblickt in seinem Geschöpf sich und auch das Geschöpf erkennt im Schöpfer sich selbst. Er ist bei seinem wahren Namen gerufen. Er ist von jeher in unserer Gegenwart und er lädt den Menschen ein, in seiner Gegenwart zu ruhen.


RitaMaria schrieb:
...Und am wichtigsten - die Menschen, die NICHT beten in dem von dir verstandenen Sinn, sind die denn nicht in Gedanken mit den Menschen in Not verbunden?

...Warum bezweifelst du unsere/eure/ irgendwelche Gegenwart mit diesen Menschen?

Das tue ich nicht!
Aus dem oberen Text hervorgehend zweifle ich nicht die Gegenwart mit anderen Menschen im Gebet an. In dieser Gegenwart ist die ganze Schöpfung der Möglichkeit und Wirklichkeit nach enthalten. Der erste Schritt ins Gebet ist das JA zum Seienden. Daher glaube ich, dass der liebende Gedanke an einen (leidenden) Menschen bereits Gebet ist, weil er ein JA zum Menschen, ein JA zur Schöpfung, ein JA zu Gott ist.

RitaMaria schrieb:
Und so ganz hab ich noch nicht kapiert, was dich da so wortlos machte....

Was mich wortlos machte war, dass die Antwort auf meine Bitte um Gegenwart mit den leidenden Menschen, Analyse, Deutung und Begriffdefinition war.

Was die missverständlichen Worte betrifft, da stimme ich Dir zu. Mein Reden über das Unfassbare ist bestenfalls Gestammel. Aber das ist meine menschliche Natur. Zumindest bleiben wir als Menschen nicht wortlos vor dem, was mit Worten nicht zu fassen ist.

Liebe Grüße,

Basileus
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Den habe ich mir geborgt
 
basileus schrieb:
Es ist für mich wirklich sehr erstaunlich und befremdlich, wie man eine Bitte um ein Gebet oder Gedanken an leidende Mitmenschen dazu missbrauchen kann, eine Grundsatzdiskussion über das Gebet, dessen Funktion, Nützlichkeit oder Notwendigkeit zu starten.

Anscheinend sind dir Sinn und Zweck eines "Forums" gänzlich unbekannt.

PS: Ich persönlich finde es befremdend, wie du eine Religion dazu missbrauchst, dir eine Gefängniss für deinen Verstand zu bauen...
 
Christliche Meditation

Du, der über uns ist,
Du, der einer von uns ist,
Du, der ist -
auch in uns.


Ich halte meinen Geist fest in meinem Körper.
Ich widerstehe seinem Drang, aus dem Fenster zu entweichen,
an jedem anderen Ort zu sein als an diesem hier,
in der Zeit nach vorn und hinten auszuweichen,
um der Gegenwart zu entkommen.
Sanft und fest halte ich meinen Geist dort, wo mein Körper ist: hier in diesem Raum.
In diesem gegenwärtigen Augenblick lasse ich alle meine Pläne, Sorgen und Ängste los.
Ich lege sie jetzt in Deine Hände, Herr.
Ich lockere den Griff, mit dem ich sie halte und lasse sie Dir.

Für den Augenblick überlasse ich sie Dir.
Ich warte auf dich erwartungsvoll.
Du kommst auf mich zu, und ich lasse mich von Dir tragen.

Ich beginne die Reise nach innen.
Ich reise in mich hinein zum innersten Kern meines Seins, wo Du wohnst.
An diesem tiefsten Punkt meines Wesens bist du immer schon vor mir da,
schaffst, belebst, stärkst ohne Unterlaß
meine ganze Person.

Gott, Du bist lebendig.
Du bist in mir.
Du bist hier.
Du bist jetzt.

Du bist der Grund meines Seins.
Ich lasse los.
Ich sinke und versinke in Dir.
Du überflutest mein Wesen.
Du nimmst von mir Besitz.

Ich lasse meinen Atem zu diesem Gebet der
Unterwerfung unter dich werden.
Mein Atem, mein Ein- und Ausatmen, ist
Ausdruck meines ganzen Wesens.
Ich tue es für dich - mit Dir in Dir.


[Dag Hammerskjölds]
 
tamash schrieb:
Anscheinend sind dir Sinn und Zweck eines "Forums" gänzlich unbekannt...
Möglich, dass ich die Funktion dieses Forums tatsächlich überschätzt habe; zu sagen, dass mir Sinn und Zweck gänzlich unbekannt seien, ist überheblich und frech und es fällt mir nur folgender Satz ein: Wenn A über B spricht, sagt dies meist mehr über A aus, als über B.
tamash schrieb:
PS: Ich persönlich finde es befremdend, wie du eine Religion dazu missbrauchst, dir eine Gefängniss für deinen Verstand zu bauen...
Was ist für Dich der oder die Hinweis(e), dass ich a) eine Religion missbrauche und b) ein Gefängnis für meinen Verstand baue? Erzähl mir, was jenseits der vermeintlichen Gefängnisgitter auf meinen Verstand wartet.
 
Diese Gegenwart ist nichts anderes, als ein liebendes Anblicken. Der Schöpfer erblickt in seinem Geschöpf sich und auch das Geschöpf erkennt im Schöpfer sich selbst. Er ist bei seinem wahren Namen gerufen. Er ist von jeher in unserer Gegenwart und er lädt den Menschen ein, in seiner Gegenwart zu ruhen.

Richtig. Das nennt sich Mystik und ist ein wichtiger Aspekt in allen Religionen und allen religiösen Menschen, die sich nicht auf Schriften alleine beziehen.

Daher glaube ich, dass der liebende Gedanke an einen (leidenden) Menschen bereits Gebet ist, weil er ein JA zum Menschen, ein JA zur Schöpfung, ein JA zu Gott ist.

Kann man so ausdrücken, ja.... aber dennoch hast du dich irgendwie beschwert, oder?

Und so ganz hab ich noch nicht kapiert, was dich da so wortlos machte....

Was mich wortlos machte war, dass die Antwort auf meine Bitte um Gegenwart mit den leidenden Menschen, Analyse, Deutung und Begriffdefinition war.

Das ist die Eigenart dieses Forums :schaukel:
In einem christlichen Forum - schriftchristlichem Forum a la Bibel über alles - hätte man dir klaglos zugestimmt, fromme Sprüche zitiert, Gottes Hilfe erfleht und zu GEbetsstunden aufgerufen.
Hier wird hinterfragt, hier wird versucht, die tiefere Bedeutung hinter der scheinbar offensichtlichen zu sehen.

Darum bin ich hier und zwar gerne. :)


Was die missverständlichen Worte betrifft, da stimme ich Dir zu. Mein Reden über das Unfassbare ist bestenfalls Gestammel. Aber das ist meine menschliche Natur.

Ich wandel hier mal einen Spruch von Franz von Assissi ab..
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Über all unserer anerzogenen fehlbaren Menschlichkeit vergessen wir viel zu oft unsere göttlichen Wurzeln.

Lieben Gruß,
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RitaMaria
 
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RitaMaria schrieb:
...Ich wandel hier mal einen Spruch von Franz von Assissi ab...

Über all unserer anerzogenen fehlbaren Menschlichkeit vergessen wir viel zu oft unsere göttlichen Wurzeln.

Lieben Gruß,
RitaMaria

Es kommt mir da passend der Ausspruch Augustinus in den Sinn: „Werde, was Du bist“
Grüße Basileus alias Didimus

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