aus Friedrich Weinreb ; Der Weg durch den Tempel
SECHSTER VORTRAG
Die Schöpfung als solche ist das Gesunde. Darum ist das Wort für Quelle, »be-er«, 2-1-200, (woraus das hervorfließt, was für die Erde erscheint, nämlich das Erfrischende) aus denselben Buchstaben aufgebaut. Das ist nicht anders zu erwarten. Es kommt vom »en sof«, ist eine Botschaft des Unbekannten, des Grenzenlosen, wo alles immerzu da ist, wovor man dann also auch keine Angst haben muss, denn dort ist alles fortwährend da, unsere Lieben, sogar unsere Wünsche. Es sind keine Missverständnisse möglich, weil eine durch keine Trennungen behinderte Kommunikation stattfindet. >Grenzenlos< weist nämlich nicht nur auf den Umfang des Ganzen hin, sondern auch auf die Verhältnisse zwischen den im »en sof« befindlichen Dingen, zwischen dem einen und dem anderen. Das ist dann ebenfalls >gesund<. Sobald man »klippoth« macht (»klippah«, 100-30-10-80-5, Hülle, Schale), trennt man sich von den anderen ab und gibt es Missverständnisse, Einsamkeit.
Krankheit ist durch »klippoth« gekennzeichnet. Bei der Heilung ist es wichtig, dass man die »klippoth« vom Menschen wegnimmt. Die »klippoth« machen ihn krank, und seine Umgebung, die auch diese »klippoth« hat, macht ihn noch kränker. Der Mensch muss das Gefühl bekommen, dass er mit seinem Bewusstsein dorthin er¬hoben werden kann, wo das Unsichtbare ist, und wo er ja ebenfalls ist, also über die Schwelle weg - von der ich Ihnen gesprochen habe - bis hinter diesen Nullpunkt, von dem man denkt, er sei unmöglich zu überschreiten, wo aber diese neue Welt ist, die die¬selbe Welt ist wie unsere Welt, aber ohne die Abstoßung, die Ab¬lehnung unserer Welt, nämlich eine Welt ohne »klippoth«.
Wie Sie vielleicht schon wissen, entstehen diese »klippoth« dadurch, dass im Licht aus den Augen des Adam Kadmon eine derart intensive Liebe zur Welt liegt, dass die »kelim« - die Gefäße, also das, was fassen kann, was aufnehmen kann - es nicht mehr fassen können und zerbrechen. Der Mensch begreift die Liebe Gottes nicht, erträgt sie nicht und zerbricht, weil er nicht begreift, was ihm gegeben wird. Die Scherben, die dabei entstehen, haben aber, bevor die Gefäße zerbrochen sind, das Licht umfasst. Dadurch ist in ihnen allen ein Funke, »nizuz«, 50-90-90, ein Teilchen des ewigen Lichtes verborgen. Seite 112