Ist karma einfach nur ein gutes konzept um die menschen zu guten taten zu motivieren?
Ich glaube wir müssen von dem Konzept wegkommen alles nach unseren eigenen Vorstellungen von "gut" und "böse" zu beurteilen. Die Wirklichkeit funktioniert anders als wir uns das vorstellen. Und die letztliche Entscheidungsgewalt liegt allein bei Gott, wie folgende Geschichte illustriert:
Die Geschichte von Ajamila (Srimad Bhagavatam 6.1)
Ajamila war ein wohlgeratener Brahmanensohn, also aus der Priesterkaste, ein guter Sohn und auch schon verheiratet und ein guter Vater. Eines Tages ging er im Wald spazieren und bemerkte ein Sudrapärchen wie sie an einen Baum gelehnt Sexspielchen trieben. Er war fasziniert,denn sie war genau sein Typ. Er verbarg sich und beobachtete sie gespannt. Als der Mann weg ging nahm er selber seine Stelle ein.
Sie freundeten sich an und zogen zusammen. Er hatte eine gewisse Neigung zu einer Form von Fetischismus und sie befriedigte sein Verlangen vollkommen. So bekamen sie im Laufe der Zeit zehn Kinder. Der jüngste Sohn war ihm besonders ans Herz gewachsen und er nannte ihn "Narayana". Das ist ein Name Gottes, doch ist es in Indien nicht ungewöhnlich sein Kind "Krishna", "Lakshmi" oder "Narayana" zu nennen.
Um seine Familie zu ernähren wurde er nun Dieb. Zahlreiche Betrügereien und sogar Mord soll auf sein Konto gegangen sein.
Die Jahre vergingen und schließlich war Ayamila über achtzig. Eines Tages war er in seiner Hütte und sein etwa zehnjähriger Sohn Narayana spielte in der Umgebung. Da bemerkte er drei wüst aussehende Gestalten, die um die Hütte schlichen. Kräftige, haarige Burschen mit fürchterlichem Aussehen und Seilen in den Händen. Es waren Yamadutas, Diener des Totengottes Yamaraja, des Gottes des Gesetzes, die gekommen waren um ihn zu seiner Verurteilung und danach in eine Hölle zu bringen. Sie begannen schon seinen Astralkörper aus dem materiellen Körper heraus zu zerren und ihn mit den mitgebrachten Seilen zu fesseln.
Voller Panik fiel ihm nichts Anderes ein als als laut "Narayana, Narayana" nach seinem Sohn zu rufen. Dann fiel er in Ohnmacht, konnte aber in einem veränderten Bewußtseinszustand alles weiter verfolgen. Darauf hin geschah das Unerwartete, Plötzlich erschienen, wie aus dem Nichts,vier wundervolle Gestalten, vierarmig, von strahlender Schönheit und mit Lotusaugen. Es waren Vishnudutas, Diener Vishnus. Sie forderten die Yamadutas auf Ajamila los zu lassen. Es entspann sich eine Diskussion, in der die Yamadutas erklärten, daß Ajamila zweifellos viele Sünden auf sein Konto geladen hatte und also rechtmäßig bestraft werden müsse.
Die Vishnudutas jedoch erklärten, daß der Name Gottes eine ganz besondere Kraft enthält und wer immer ihn ausspricht, sei es auch durch Zufall, sich unter den Schutz Gottes begibt. Schließlich zogen die Yamadutas ab und erkundigten sich bei Yamaraja persönlich, ob das denn rechtens sein könne. Der konnte ihnen allerdings auch nichts Anderes sagen. Er mußte zugeben, daß der Wille Gottes oberste Priorität hat und alle Wesen sich dem unterordnen müssen.
Als Ajamila erwachte erinnerte er sich der Geschehnisse, wie die Yamadutas ihn schon aus dem Körper gezogen hatten. Er bereute alles zutiefst, gab sein altes Leben auf und zog an das Ufer des Ganges wo er seine übrigen Tage in Gebeten und Meditation verbrachte, bis eines Tages die Vishnudutas erneut kamen um ihn abzuholen.
Was will uns diese Geschichte sagen?
1. Das die Namen Gottes eine gewaltige Kraft haben und du nach indischem Glauben in den Himmel kommst wenn du im Augenblick des Todes einen Namen Gottes auf den Lippen hast. Doch dieser kurze Moment hat eine lange, lange Zeit der Vorbereitung. Nur wer sein ganzes Leben immer wieder an Gott gedacht und zu ihm gebetet hat wird das auch im Moment seines Todes tun. Der Name Gottes hat eine Eigenenergie, wie eine Art Magnetismus. Er wirkt also auch ganz allein, selbst wenn er scheinbar zufällig ausgesprochen wird. Dazu heißt es, der Name Gottes ist von Gott nicht verschieden.
2. Es gibt die Regeln des Karmas, doch sie können auch ausser Kraft gesetzt werden. Gottes Wille hat höhere Priorität. Karma ist kein seelenloser Automatismus und wenn Gott sich anders entscheidet können wir daran absolut nichts ändern.
3. Karma ist von einem gewöhnichen Menschen schwer zu beurteilen, da hier viele Faktoren mit hineinspielen, die von ihm kaum zu überblicken sind. Das erfordert eine quasi göttliche Sicht, die in dieser Geschichte nur Yamaraja, der Totengott hat, der normalerweise die Taten der Verstorbenen beurteilt.
4. Es ist bei Karma weniger entscheidend, was wir für wichtig halten, sondern was Gott für wichtig hält, was ich
hier im Blog näher beschrieben habe.