Leider aber ist aber die böse Saat der Höllenlehre bereits großflächig verstreut worden und nur noch schwer aus manchen besonders evangelikal geprägten Köpfen zu entfernen.
Billy Graham, der weltweit bekannteste Evangelist, sagte laut "ideaSpektrum 35/06" gegenüber dem Magazin Newsweek, dass er glaubt, "dass Gottes Liebe umfassend ist und dass er seinen Sohn für die ganze Welt gab. Jeder wird geliebt, unabhängig davon, was für ein Etikett [es ging um Angehörige anderer Religionen] er trägt". Dies wurde von idea als Bekenntnis zur Allaussöhnung ausgelegt.
Längst ist geklärt (mehr...), dass der eigentlich heidnische Begriff Hölle zu Unrecht in einige Bibelübersetzungen kam. Ebenso widerspricht die Höllenlehre wesentlichen Aussagen der Bibel über Gott und dem Kontext (mehr...) der Bibel insgesamt.
Bleibt nur noch die Frage, warum die europäischen Völker so lange an den bösartigen Unsinn glauben mussten, gegen den sich der junge Mönch am Beginn der christlichen Ära bereits aufgebäumt hatte. Nicht er war der Ketzer, wie sich im Nachhinein zeigt, sondern im Irrtum befanden sich die 400 Bischöfe und 800 Abte, die das Dogma von der Ewigkeit der Höllenstrafen verabschiedet haben, im November 1215 in Rom, unter jenem Papst Innozenz, der sechs Jahre zuvor den Kreuzzug gegen die südfranzösischen Albigenser befohlen hatte - das erste Genozid aus Gesinnungsgründen.
Vertreter der biblischen Allaussöhnung werden auch heutzutage noch mancherorts als Ketzer oder Irrlehrer beschimpft und oft sogar aus "christlichen" Gemeinden vertrieben oder es wird ihnen Redeverbot auferlegt. Besonders ist dies in "frei"-kirchlichen und evangelikalen Mileus festzustellen.
So gesehen wirkt die Geschichte der Allversöhnungslehre wie ein düsteres Gemälde der verfinsterten Vernunft, das nur von wenigen Blitzen erhellt wird. Das Licht vom Himmel, wie Nikolaus Lenau es genannt hat, setzt sich nur mühsam durch - aber gelegentlich doch.