Ich arbeite in einem Alten- und Pflegeheim und ich muss sagen, dort ist optimal für ältere oder pflegebedürftige Menschen gesorgt. Sie verbringen ihren Lebensabend in einem geschützten Umfeld und sollte mal ein Notfall eintreffen, ist auf jeden Fall für Hilfe gesorgt. Wir haben ein vielfältiges Freizeitangebot, u.a. Rätselspiele, Kochstunden, konfessionelle Veranstaltungen, verschiedene Tiere, wie z.B. Ziegen, Schafe, Ketzen, Hunde, Meerschweinchen, Hasen etc.. Diese Fülle an Aufmerksamkeit für einen pflegebedürftigen Menschen, kann nur von den wenigsten berufstätigen Menschen auch nur annähernd erreicht werden, geschweige denn eine 24/7 Erreichbarkeit von ausgebildetem Pflegepersonal respektive Ersthelfern.
lieber Muka, das klingt wunderbar!
Ich persönlich kenne solche menschlichen Pflegeheime nicht. Das mit den Tieren gefällt mir ausserordentlich gut!
Ich wünsche mir für die Steiermark auch solche Pflegeheime.
Dazu möchte ich jedoch sagen dass ich nur ein privates und eben das öffentliche Pflegeheim von innen gesehen habe : Im Privaten war das Verhältnis von den Pflegern zu den Bedürftigen familiärer, intimer, sie nahmen sich Zeit...
Im öffentlichen Pflegeheim, wo mein Vater war ( weil es für Mutter besser erreichbar war, ihn täglich zu besuchen), erlebte ich meinen Vater oft stinkend, nass und angemacht, wenn ich ihn besuchte, so Nachmittags. Und immer wenn ich es der Schwester sagte, so meinte sie, sie hätten ihn gerade erst gewickelt...
Er wurde rasiert und gewaschen, doch nicht immer ordentlich. Einmal klebte der Kot noch auf seinen Fingern ( hatte wahrscheinlich wieder in die Windel gegriffen) , bis sie ihn in den Strampelanzug steckten, denn von da weg konnte er nicht mehr an seinen Unterleib.
Und das mit dem Essen stimmt leider, denn mein Vater hatte einen Zimmernachbarn, der auch nicht mehr alleine essen konnte, und dem hab ich auch oft geholfen beim Essen, weil einfach keiner gekommen ist um ihn zu füttern. Eine einzige Schwester hat sich die Zeit genommen, wenn sie Dienst hatte. Bei allen anderen lief es so ab: Das Essen wurde ihnen reingestellt, das Lätzchen umgehängt, und dann sind sie wieder gegangen. Nur manchmal hat eine reingeschaut und gefragt, warum er denn nix essen will.....!!! Dann hat man ihm zwei, drei Löffel voll eingegeben, hat das Tablett wieder geschnappt und weggeräumt.
Ich hatte bei meinen Besuchen oft das Bedürfnis, auch anderen Heiminsassen Wärme, Liebe und Menschlichkeit zu geben,und sei es nur für eine kurze Zeit. Wie haben sich diese Menschen gefreut!
Aber was mich am meisten schockierte, ist die Tatsache, dass einige Heiminsassen niemals Besuch bekommen.
Die hat man wirklich im wahrsten Sinne " abgeschoben". Jeden Tag hoffen diese Menschen, dass ein bekanntes Gesicht reinkommt, doch es passiert nicht. Sie warten vergebens, und diese Leere sieht man in ihren Augen; sie stumpfen ab und werden innerlich hoffnungslos.
Es gibt schon den Fernseher, ein Cafe im Erdgeschoß, Spielenachmittage, Bastelrunden,Turnen, Grillfeste, Tanzveranstaltungen, und die Schwestern bemühen sich wirklich, doch Zeit können sie nicht geben, denn sie haben alle Hände voll zu tun. Durch die Arbeitsplatzrationalisierungen , weil ja alles so teuer ist, gibt es bei weitem nicht genug Pflegepersonal, und die Schwestern derstessen sich, wissen oft nicht, wo sie zuerst angreifen sollen.
Wir - also unsere Familie, waren immer für Vater da; wir haben ihn abwechselnd besucht, Vormittags, zu Mittag, Abends, und wie gesagt, meine Mutter war sowieso fast jeden Tag bei ihm - damit es ihm in dieser Situation an nichts mangelt.
Und wenn man so oft im Heim ist, kriegt man natürlich einiges mit - ich bewundere alle Pflegeheimbediensteten, zu solchen Bedingungen zu arbeiten, und es zeigt von wahrer menschlicher Liebe, sich diesen Stress und diese Personalpolitik gefallen zu lassen, wie wir sie als Aussenstehende erlebt haben. - Aber vielleicht war das, was ich gesehen habe, ja eine Ausnahme.
Wie gesagt: Ich wünsche mir für alle alten oder kranken Menschen, die in Pflegeheimen untergebracht sind, dass es andere Menschen gibt, die ihr Herz erwärmen, damit sie keine lebenden Toten werden.
Möge es wärmer werden auf Erden - und sei es nur im Herzen !