Die fünf Weisheiten des Buddhismus

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Dolphins Mind

Guest
"Diese ,Weisheiten' sind die Mandalas der fünf Tathagatas. Tathagata heißt wörtlich der ,So-gegangene' und kann umschrieben werden mit ,der, der mit dem Wesen dessen, was ist, einsgeworden ist'. Tathagata ist synonym mit Buddha, dem ,Erwachten' und Jina, dem ,Siegreichen'. Die fünf Tathagatas sind also die fünf Hauptformen der Energie des Buddha-Wesens, des völlig erwachten Bewußtseins. Die Eigenschaften, die sie verkörpern, sind die fünf Weisheiten, aber im Samsara - der Welt oder der Geistesverfassung, in der wir leben - erscheinen diese Energien als fünf Gifte oder verblendete Gefühle.

(...)

Die fünf Tathagatas (...) sind jeweils auch von ihrem weiblichen Aspekt und von Bodhisattva-Emanationen begleitet.

Während die Buddhas die transzendentalen Eigenschaften der Erleuchtung verkörpern, welche jenseits des Lebensstromes existieren, ist das Bodhisattva-Prinzip das einer aktiven Anteilnahme zum Wohle aller Lebewesen. Man könnte die Bodhisattvas als Aktivitäten der fünf Weisheiten verstehen. Die weibliche Energie stellt das fruchtbare Element, welches die Weisheiten vervollständigt und ihre völlige Manifestation ermöglicht. Diese und alle anderen Gottheiten (...) könnte man als Ausdrucksformen der Welt im Lichte der Wirklichkeit beschreiben. Sie verkörpern die verschiedenen Energie-Manifestationen, welche wir als Gesamtheit unserer physischen, mentalen und emotionalen Existenz erfahren. Obwohl wir unser Leben normalerweise nicht in der Form von Energien wahrnehmen, sind uns ihre Wirkungen jedoch allezeit gewärtig."

(Francesca Fremantle in: Das Totenbuch der Tibeter)
 
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@Dolphins Mind

Du beschreibst sehr schön, zumindest ansatzweise, die fünf Seiten der Buddhaschaft, als transzendentale Eigenschaften der Erleuchtung und des wahren Seins.

Um hierüber in einem Forum zu sprechen, bedarf es eines mystischen Zugangcodes, wie z.B. die Verinnerlichung der Bergpredigt von Jesus oder seines 'Neuen Gebots der Liebe'. Nur wer einen solchen mystischen Zugangscode lebt oder zumindest leben möchte, kann im Leben und im Sterben mit diesen fünf Tathagathas etwas anfangen. Wer dies aber kann, dem öffnet sich eine ganz neue Welt, die in einer sehr wertvollen Beziehung steht zur nachtodlichen Zwischenwelt, die unserem christlichen Schuld-, Sühne- und Erlösungsdenken näher zu sein scheint.

Als Zugang hierzu kann auch Jakob Boehmes 'Aurora, Morgenröte im Aufgang' dienen. Hierzu eine Passage aus Wikipedia:
Die außerordentliche Wirkung der Aurora auf Leibniz, später auf Goethe und auf den Deutschen Idealismus und dessen romantisches Umfeld, also Novalis, Schelling, Hegel, Philipp Otto Runge und deren Freundeskreise, beruht vor allem auf der Sprache Böhmes: Im beständigen Ringen um Versinnlichung des Übersinnlichen und um Ausdruck für das Unerhörte gewinnt er eine energetische Plastizität, eine kraftvolle Originalität, die in ihrer poetischen Dichte nur noch den Sprüchen der Propheten und Psalmendichter vergleichbar ist.

Wer geneigt ist, in der Sterbebegleitung tätig zu sein, kommt an dieser Denkweise garnicht vorbei. Sie ist geradezu eine Voraussetzung, um Sterben verstehen zu können.
 
@Dolphins Mind

Du beschreibst sehr schön, zumindest ansatzweise, die fünf Seiten der Buddhaschaft, als transzendentale Eigenschaften der Erleuchtung und des wahren Seins.

Es ist ein Zitat, aber es ist in meinem Sinne geschrieben.


Um hierüber in einem Forum zu sprechen, bedarf es eines mystischen Zugangcodes, wie z.B. die Verinnerlichung der Bergpredigt von Jesus oder seines 'Neuen Gebots der Liebe'. Nur wer einen solchen mystischen Zugangscode lebt oder zumindest leben möchte, kann im Leben und im Sterben mit diesen fünf Tathagathas etwas anfangen.


So ist es. Und natürlich können Bodhisattvas damit etwas anfangen :)
 
Wenn wir über Buddhismus sprechen, gehen wir davon aus, dass jede Religion gute Eigenschaften hat, aber auch solche, die vorbildlich sind und andere, die weniger den Bedürfnissen der Menschen entsprechen.
Eine der vorbildlichen Eigenschaften des Buddhismus ist die Erfahrung in der Transzendenz und ihre Hereinnahme in das tägliche Leben.

Der Buddha als historische Persönlichkeit hat die Buddhaschaft als kosmisches Prinzip in die Erdenwirklichkeit getragen. Dies ist vergleichbar mit Christus, der das göttliche Licht der Liebe und des Lebens in die Erdenwirklichkeiz gebracht hat.
Und ein Bodhisattva trägt seine buddhische Weisheit in andersartiger Gleichheit zu den Menschen, wie ein Mystiker die Erfahrung des göttlichen Lichtes im Inneren mit seinen Mitmenschen teilen möchte.

Nun wird die Buddhaschaft durch die fünf Dhyani-Buddhas begründet, die auch bei jedem Buddhisten nach dem Tode aufscheinen, in wieweit bestimmte zu erwerbende Fähigkeiten oder Weisheiten, Aspekte des erleuchteten Bewusstseins bereits erworben worden sind:
1.Die allesdurchdringende Weisheit transformiert Unwissenheit, Verblendung zur universellen Weisheitund Täuschung (Buddha Vairocana).
2. Die spiegelgleiche Weisheit transformiert Hass, Zorn und Ärger zur Zuverlässigkeit (Buddha Akshobhya).
3. Die gleichwertende Weisheit transformiert Stolz, Überheblichkeit und Dünkel zum Gleichmut (Buddha Ratnasambhava)
4. Die unterscheidende Weisheit transformiert Begehren, Sucht und Gier zu Mitgefühl (Buddha Avalokiteshvara)
5. Die alles-vollendende Weisheit transformiert Neid, Missgunst und Eifersucht zu Furchtlosigkeit (Buddha Amoghasiddhi)

Diese zu erwerbenden spirituelles Ziele entsprechen den fünf Buddhas, die auch gleichzeitig Schirmherr über diese Phänomene in der äußeren Welt sind. Der Buddhismus lehrt und akzeptiert aber auch, dass jede Religion ihre eigenen Erfahrungen in der Transzendenz vermitteln und leben kann.

Bei einem Indianer wird die Erfahrung der ewigen Jagdgründe zu den wichtigen Erfahrungen gehören. Bei einem Moslem werden es die Seligkeiten des Paradieses und das Schmoren in der Gehenna sein. Bei einem Christen werden es die Erfahrungen von Himmel, Fegefeuer und Hölle sein.

Wenn wir der buddhistischen Lehre folgen, so wird jeder Mensch seine verinnerlichten Vorstellungen von nachtodlicher Wirklichkeit auch in Tat und Wahrheit erleben. Diese Wirklichkeit ist einer Traumwirklichkeit vergleichbar. Und genauso, wie wir im Traum nicht wissen, dass wir träumen, so wissen wir auch nach dem Sterben zunächst nicht, dass wir gestorben sind.

Eine der wichtigsten Lehren, die wir ziehen können ist, dass jeder seine eigene überzeugte Wirklichkeit im und nach dem Sterben erfährt. Auch der überzeugte Attheist wird seinen Lebens-Überzeugungen und -Zielen vor dem Hintergrund des Nichts gegenüberstehen. Schwierig wird es für den Materialisten, dem genau das genommen wird, wofür er sein Leben lang gekämpft hat.
 
"Wenn dein Herz so überwältigt ist von Mitgefühl,
weil du das Leid der Menschheit siehst,
dass du Gänsehaut hast
und Tränen unfreiwillig deine Wangen herunter laufen,
dann bist du in deinem natürlichen Zustand.
Und wenn du so überwältigt bist von Hingabe,
weil du die Schönheit aller fühlenden Wesen siehst,
dass du Gänsehaut hast
und Tränen unfreiwillig deine Wangen herunter laufen,
dann bist du in deinem natürlichen Zustand."

(Urgyen Tulku Rinpoche)
 
Auf jeden Fall hat über den Belehrungen kein Gott einen Platz. Und das ist gut so. Natürlich muss man akzeptieren, wenn Leute an Gott glauben, aber auf keinen Fall kann man ihn über den Buddhadharma stülpen. Und das wird umgekehrt auch kein Buddhist mit einem Christen machen.
Glaubt, woran ihr wollt. Aber man braucht sicherlich keinen Jesus, um den Dharma zu verstehen, sondern nur ein bisschen Verstand und ein gutes Herz.

Gruß
FM
 
Auf jeden Fall hat über den Belehrungen kein Gott einen Platz. Und das ist gut so. Natürlich muss man akzeptieren, wenn Leute an Gott glauben, aber auf keinen Fall kann man ihn über den Buddhadharma stülpen. Und das wird umgekehrt auch kein Buddhist mit einem Christen machen.
Glaubt, woran ihr wollt. Aber man braucht sicherlich keinen Jesus, um den Dharma zu verstehen, sondern nur ein bisschen Verstand und ein gutes Herz.

Gruß
FM


Hm, ich glaube, dass Gott überall Platz hat. Wie kommst du überhaupt zu deinem Thema?
 
Wenn ich Dolphin richtig verstanden habe in seinem Eingangsbeitrag, dann geht es nicht darum, hier Buddhismus in einem Alleinvertretungsanspruch auszubreiten, sondern um die Schönheiten des Buddhismus.

Wer die verschiedenen Religionen ein wenig kennengelernt hat, wird das Gute in allen erkennen, das besonders Gute hervorheben und das weniger Gute milde lächelnd überlesen.

Das Besonders Gute widerspricht einander nicht. Und die Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit, von der Dolphin gesprochen hat, hat ebenfalls Buddha-Charakter. Wer es Gott nennen möchte, tut es. Wichtig ist die Toleranz.

Wir wollen aber nicht übersehen, dass der Buddhismus die toleranteste Variante der Religionen ist, weil kein Anspruch erhoben wird, sondern ein Lassen.
Lassen wir es einfach mal wirken und spüren wir hinein, was sich ausspricht, wenn wir unseren Verstandes-Papierkorb leeren und dadurch offen werden für die Wirklichkeit. So sei es - - -
 
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Die meisten haben ja bereits ihren Verstand abgegeben, dass sie sich nicht mehr bewusst sind, dass sie wirklich sind.

Tiefes, höchstes oder allumfassendes Verständnis und grenzenloses Mitfühlen, was andere nicht ausgrenzt, beruht doch auf dem, was wir zu uns selbst ganz im Guten zutiefst erhebend anstatt nur im Üblen höchst niedermachend verstanden haben...

Ausdenken und Einreden potenziert jedoch nicht das Selbst-Hoch-Wert-Gefühl, sondern nur geistige Vitalität.
:zauberer1
 
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