Die Ewigkeit der letzten Sekunde

Grüß Gott,

interessantes Thema, ich denke, das passt recht gut dazu:

http://theol.uibk.ac.at/itl/107.html

Es gibt sehr viele Untersuchungen im Bereich Hirnforschung und es gibt eine Menge wissenschaftlicher Rätsel, was die Beziehung des Gehirnes zum Bewusstsein betrifft. Das läßt sich nicht mit einer Untersuchung alleine aufklären. Dazu kommen die Fälle derer, die bereits gestorben sind und wieder ins Leben zurückgeholt wurden und eindeutige Erinnerungen an das Geschehen mitbringen. Auch die wurden ja dokumentiert. Also das Ganze mit dem (Gehirn)-Tod als erledigt zu betrachten, ist ein wenig gewagt würde ich sagen.

Ab Punkt 26 wird´s dann interessant, wo die Frage auftaucht, wo denn genau die Verknüpfung der verschiedenen Bewusstseinsinhalte und ´gestückelten´ Wahrnehmungen in ´ein Ganzes´ stattfindet.

Grüße von sam
 
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Hab auch ein paar Fragen:

1. Zeit ist Illusion - ist das wirklich wissenschaftlich bewiesen?

2. Nehmen wir an, es wäre so - warum sollte mein letzter Moment eine subjektiv wahrgenommene Ewigkeit für mich darstellen (mal ganz nebenbei: gefangen in der eigenen subjektiven Hölle - was für eine Horrorvorstellung). Da ja nach der Theoire ohnehin alles außerhalb der Zeit stattfindet, findet ja alles immer (<- ein zeitlicher und somit unpassender Begriff, aber das kann man als Mensch wohl nicht anders erklären) statt. Viel wahrscheinlicher erscheint es mir da, dass "Ich" halt immer nur einen Moment als zeitlichen Ablauf meines Lebens wahrnehme und in einer Endlosschleife gefangen bin. [Ein Gedanke, der mir übrigens tatsächlich vor einiger Zeit kam]

3. Wie erklärst du dir Reinkarnations-Forschungen von Ian Stevenson?

LG von Sansara
 
Hallo Sansara,

Sansara schrieb:
1. Zeit ist Illusion - ist das wirklich wissenschaftlich bewiesen?

Zumindest ist der konstante Verlauf der Zeit Illusion, dabei vergeht für das Subjekt die Zeit völlig unterschiedlich schnell.

Hattest Du noch nie Träume, die scheinbar viel länger andauerten, als der Schlaf selbst? Oder warst Du schonmal ohnmächtig, und hast den Verlauf der Zeit als Sekunde wahrgenommen, wobei außerhalb Deiner selbst Stunden vergingen?

Sansara schrieb:
2. Nehmen wir an, es wäre so - warum sollte mein letzter Moment eine subjektiv wahrgenommene Ewigkeit für mich darstellen (mal ganz nebenbei: gefangen in der eigenen subjektiven Hölle - was für eine Horrorvorstellung).

Warum muß das eigene Innere eine Hölle sein? Sind alle Deine Träume die Hölle?

Es könnte natürlich die Hölle sein, das hängt damit zusammen, ob das Subjekt vielleicht in seinem Leben sein Gewissen sehr stark belastet hat.

D. h., abhängig davon, wie man sein Leben selbst sieht, erlebt man entweder Himmel oder Hölle in der eigenen Traumwelt.

Sansara schrieb:
Viel wahrscheinlicher erscheint es mir da, dass "Ich" halt immer nur einen Moment als zeitlichen Ablauf meines Lebens wahrnehme und in einer Endlosschleife gefangen bin. [Ein Gedanke, der mir übrigens tatsächlich vor einiger Zeit kam]

Das wäre aber wahrhaftig eine Hölle, oder? Der gleiche Gedanke für alle Ewigkeiten.

Sansara schrieb:
3. Wie erklärst du dir Reinkarnations-Forschungen von Ian Stevenson?

Ian Stevenson hat selbst an Reinkarnation geglaubt. Seine Forschungsergebnisse waren also vorbelastet. Er hat zudem nachweislich Folklore und religiöse Mystik bemüht in seiner Arbeit, also Geschichten, die von Gläubigen erzählt wurden, die selbst auch Reinkarnations-Anhänger waren.

Gegen die von Stevenson angwandte Rückführungstechnik spricht zudem eine Möglichkeit der Suggestion von Sachverhalten während der Hypnose, zudem werden die meisten Erzählungen über vorherige Leben aus reiner Konfabulation ermittelt. D. h., viele Geschichten sind einfach nur ausgedacht und mit Fakten gemischt. Das Unbewußte ist äußerst effektiv, was die phantastische Ausmalung von Wissenslücken betrifft.

Desweiteren spricht gegen Stevensons Idee die Tatsache, daß es weit zu viele Menschen gibt, die in der Rückführung die gleichen berühmten Persönlichkeiten waren. Ich glaube nicht, daß es mehr als 1000 Kleopatras auf der Welt gegeben hat.

Gegen Reinkarnation spricht zudem wie erwähnt die Tatsache, daß es keine Möglichkeit gibt, das Wissen und die Charaktereigenschaften eines toten Lebewesens auf ein neues Lebewesen zu übertragen. Dieser Beweis bleibt aus bisher.

Gruß,
lazpel
 
Hallo lapzel,

lazpel schrieb:
Hallo Joey,
Eine reine These ist kein Beweis f&#252;r ihren Wahrheitsgehalt.

Nein, ist sie nicht. Aber eine These, so wenig untermauert sie auch sein mag, kann aus einem Beweis auch wieder "nur eine These" machen, bis die erste These genau untersucht und wirderlegt wurde.

lapzel schrieb:
Die Gehirnforschung hat eindeutig bewiesen, da&#223; das Gehirn der Speicherort der Erinnerungen und der Entstehungsort von Gef&#252;hlen ist.

Sie hat aber nicht gezeigt, dass die Erinnerungen nicht auch irgendwo "im Jenseits" f&#252;r uns bis zum Tod nicht mehr erreichbar, ebenso gespeichert ist.

Kennst Du das Spiel "Ultimo online"? Da kann man sich als Charakter in einer Online-Welt anmelden und umherwandeln.

Jetzt nur mal angenommen, das Diesseits ist sowas wie ein Online-Spiel. Das Gehirn ist dann sowas wie eine Verarbeitungs- &#220;bermittlungsstation der Sinneswahrnehmungen und der Emotionen. Wenn wir jetzt keine Ahnung h&#228;tten, dass wir gerade "am Computer" sitzen, w&#252;rden wir den Unterschied nicht merken.

Dass durch Reizung des Mandelkerns Emotionen hervorgerufen werden k&#246;nnen... ja was ist dadurch genau wirklich gezeigt? Jedenfalls nicht, dass es keine Seele irgendwo gibt, die nach dem Tod weiter lebt. Nur, dass sie so stark an das Gehirn verkoppelt ist (sofern es sie gibt), dass man ihre Emotionen und Erinnerungen solange sie an den K&#246;rper hier gekoppelt ist, manipulieren kann.

lapzel schrieb:
Soll ich dazu weitere Studien verlinken?

Nein, nicht n&#246;tig. ich kenne da auch sehr viele. Denke nicht, nur Du liest sie.

lapzel schrieb:
Bzw. bist Du dazu in der Lage, Deine Empf&#228;nger These auf etwas stabilere Beine zu stellen?

Nein, bin ich nicht. Das ist auch nicht Ziel meiner Postings hier. Ich will nur m&#246;gliche Szenarien aufzeigen, die genau das gleiche Ergebnis h&#228;tten, und die ein Weiterleben nach dem Tod beinhalten.

Die These "Es gibt kein Jenseits" beweist Du mit der Gehirnforschung. Mag sein, dass es das nicht gibt. Allerdings ich habe auch andere Thesen. Und die sind nicht so leicht zu widerlegen. Mit etwas Phantasie k&#246;nnte ich, wenn ich Lust h&#228;tte, das Jenseits in alle Studien "reinpressen".

lazpel schrieb:
Es ist allgemein anerkannt in der Gehirnforschung, da&#223; Erinnerungen im Gehirn gespeichert werden. Weder wurde eine "Strahlen-Empfangseinrichtung" noch gar eine "Jenseits-Phalanx" im Gehirn des Menschen gefunden.

Auch wieder: Was man noch nicht gefunden hat, kann dennoch existieren. Mag sein, dass es das nicht tut. Sag aber nicht: "Es wurde nicht gefunden, also existiert es nicht."

lazpel schrieb:
Das mag sein, allerdings k&#246;nnte man auch durchaus aus wissenschaftlicher Sicht dar&#252;ber diskutieren. Meiner Meinung nach kann nur die Wissenschaft das letzte Geheimnis l&#252;ften.

Da stimme ich zu. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass einige Thesen heutzutage etwas voreilig als bewiesen angenommen werden; w&#228;re nicht das erste Mal.

lazpel schrieb:
Das ist nach meiner Meinung ein Trugschluss. Die Erforschung ist nur eine Sache der Zeit, auf mittelfristige oder langfristige Sicht wird die Funktion des Gehirns bis ins kleinste Detail genau erforscht sein.

Und vielleicht findet man dann doch noch die Verbindung zwischen Seele und Diesseits.

lazpel schrieb:
Die Frage, ob Emotionen im Gehirn generiert und Erinnerungen im Gehirn gespeichert werden, ist mittlerweile klar und eindeutig beantwortet.

Ja, aber nicht, ob es nur da gespeichert wird, und ob da die Seele nicht noch nach dem Tod irgendwie anders auf die Erinnerungen zugreifen kann.

Ich zweifel nicht die Richtigkeit der neurologischen Ergebnisse an. Sie sind nur solange kein Beweis gegen ein Weiterleben nach dem Tod, wie nicht andere Thesen denkbar sind, die beides beinhalten, sowohl die Ergebnisse als auch ein Jenseits.

Viele Gr&#252;&#223;e
Joey
 
lazpel schrieb:
Das wäre aber wahrhaftig eine Hölle, oder? Der gleiche Gedanke für alle Ewigkeiten.
Hi Lazpel, das wäre wirklich die Hölle. Aber sie dauert zumindest
nicht ewig, denn dazu müsste das Gehirn einen Gedanken
unendlich schnell, in Nullzeit, erzeugen können. Die endliche
Verarbeitungsgeschwindigkeit limitiert also die Wahrnehmung
dieser letzten Sekunde, und da bin ich froh drüber.

Gruss
Camajan
 
Joey schrieb:
Sie hat aber nicht gezeigt, dass die Erinnerungen nicht auch irgendwo "im Jenseits" f&#252;r uns bis zum Tod nicht mehr erreichbar, ebenso gespeichert ist.
Das ist auch kein Ziel der Forschung. Deine Annahme ist n&#228;mlich
keine wissenschaftliche These, sondern ein Glaubensbekenntnis.

Joey schrieb:
Jedenfalls nicht, dass es keine Seele irgendwo gibt, die nach dem Tod weiter lebt.
Dieses Erkl&#228;rungsmodell w&#228;re auch unbrauchbar, da es nichts
erkl&#228;rt, sondern nur weitere Fragen aufwirft.

Joey schrieb:
Ich will nur m&#246;gliche Szenarien aufzeigen, die genau das gleiche Ergebnis h&#228;tten, und die ein Weiterleben nach dem Tod beinhalten.
Das sind aber ausnahmslos Glaubensszenarien.

Joey schrieb:
Die These "Es gibt kein Jenseits" beweist Du mit der Gehirnforschung.
Lazpels These hast du falsch verstanden. Sie lautet etwa "Alle
emotionalen, kognitiven und sonstigen Ich-bezogenden
Abl&#228;ufe haben eine physiologische Entsprechung im Gehirn."
Und das ist mittlerweile wissenschaftlich unstrittig.

Joey schrieb:
Auch wieder: Was man noch nicht gefunden hat, kann dennoch existieren.
Woher weisst du, ob etwas existieren k&#246;nnte oder nicht? Du kennst
doch die komplexen Zusammenh&#228;nge, die f&#252;r oder gegen etwas
sprechen &#252;berhaupt nicht. Daher kannst du dir keinerlei qualifizierte
Meinung dar&#252;ber erlauben.

Joey schrieb:
Ich zweifel nicht die Richtigkeit der neurologischen Ergebnisse an. Sie sind nur solange kein Beweis gegen ein Weiterleben nach dem Tod, wie nicht andere Thesen denkbar sind, die beides beinhalten, sowohl die Ergebnisse als auch ein Jenseits.
Solche Thesen sind im Rahmen des Glaubens immer m&#246;glich.
Das interessiert die Forschung aber nicht, da sie sich nur mit
wissenschaftlichen Thesen besch&#228;ftigt.

Gruss
Camajan
 
Hallo,

mein Ziel hier ist nicht, das Jenseits zu beweisen oder zu widerlegen. Ich will auch nicht die Hirnforschung widerlegen. Einzig die Aussage "Es ist bewiesen, dass es kein Weiterleben nach dem Tod gibt" ist falsch. Denn solange irgendwelche Szenarien denkbar sind, wie sie auch aufgebaut sind, die die Ergebnisse der Hirnforschung haben, wo es aber dennoch ein Weiterleben nach dem Tod gibt, ist das Jenseits nicht widerlegt.

Ich habe hier nicht geschrieben, wie das Jenseits aufgebaut ist. Das wei&#223; ich selber nicht. Ich kann auch nicht beweisen, ob es ein Weiterleben nach dem Tod gibt oder nicht. Das wei&#223; ich selber auch nicht. Aber diese Szenarien sind denkbar, und somit ist das Jenseits nicht widerlegt durch die Ergebnise der Hirnforschung.

Camajan schrieb:
Das ist auch kein Ziel der Forschung. Deine Annahme ist n&#228;mlich
keine wissenschaftliche These, sondern ein Glaubensbekenntnis.

Ja, ist es. Wie schon gesagt, es ging nicht darum etwas zu beweisen, sondern wirklich nur, eine denkbare These aufzustellen.

Camajan schrieb:
Dieses Erkl&#228;rungsmodell w&#228;re auch unbrauchbar, da es nichts
erkl&#228;rt, sondern nur weitere Fragen aufwirft.

Stimmt auch. Das beweist aber auch nicht, dass es falsch ist. Es war auch nur ein Beispiel, was vielleicht denkbar ist.

Camajan schrieb:
Das sind aber ausnahmslos Glaubensszenarien.

Ja, was anderes habe ich nie behauptet. Und diese Szenarien habe ich mir selber schnell ausgedacht; sie entsprechen da nicht irgendwelchen offiziellen Meinungen oder Statements von Jenseitsgl&#228;ubigen. Ich habe mich eigentlich immer bem&#252;ht, im Konjunktiv zu schreiben; sorry, falls mir das nicht gelungen ist.

Camajan schrieb:
Lazpels These hast du falsch verstanden. Sie lautet etwa "Alle
emotionalen, kognitiven und sonstigen Ich-bezogenden
Abl&#228;ufe haben eine physiologische Entsprechung im Gehirn."
Und das ist mittlerweile wissenschaftlich unstrittig.

Das bestreite ich auch nicht. Ich bestreite nur, dass man daraus die Nichtexistenz des Jenseits beweisen kann.

Camajan schrieb:
Woher weisst du, ob etwas existieren k&#246;nnte oder nicht? Du kennst
doch die komplexen Zusammenh&#228;nge, die f&#252;r oder gegen etwas
sprechen &#252;berhaupt nicht. Daher kannst du dir keinerlei qualifizierte
Meinung dar&#252;ber erlauben.

Ich habe Physik studiert und das Diplom mit ausgezeichnet bestanden; logisch denken sollte ich schonmal k&#246;nnen. &#220;ber Neurologie wei&#223; ich in der Tat zu wenig, um da etwas behaupten zu k&#246;nnen (habe mich in diesem Thread da ja schon in die Nesseln gesetzt).

Aber ich kann den Spie&#223; umdrehen: Beweise, dass die Erinnerungen wirklich nur im Gehirn gespeichert sind, und nicht noch zus&#228;tzlich irgendwo in einer parallelen Existenzebene, und uns nach dem Tod dann wieder zur Verf&#252;gung stehen; wie auch immer das aussieht. Das wirst Du anhand von Studien nicht untersuchen k&#246;nnen. Das bleibt eine Sache des Glaubens/Hoffens.

Camajan schrieb:
Solche Thesen sind im Rahmen des Glaubens immer m&#246;glich.
Das interessiert die Forschung aber nicht, da sie sich nur mit
wissenschaftlichen Thesen besch&#228;ftigt.

Das stimmt. Aber solange solche Thesen denkbar sind, kann nicht gesagt werden: "Es gibt kein Weiterleben nach dem Tod." Es kann nur gesagt werden: "Wir haben bisher kein Hinweis darauf gefunden... und glauben auch in Zukunft keinen zu finden, weil..."

Was sind wissenschaftliche Thesen? Es sind Thesen, die sich anhand reproduzierbarer Experimente untersuchen lassen, und anhand derer sich ein Bild bzw. eine Beschreibung der Welt ableiten l&#228;sst. Beweise, dass es nicht mehr gibt. Auch das bleibt eine Glaubenssache. M&#246;glicherweise wird es aber irgendwann m&#246;glich sein, es zu beweisen oder zu widerlegen.

Klar ist es f&#252;r die Neurologie derzeit sinnlos dar&#252;ber nachzudenken. Und ich will die angef&#252;hrten und nicht angef&#252;hrten Studien nicht in Frage stellen. Aber aus allen kann nichts gegen ein Jenseits gesagt werden, solange man es noch in das Bild "pressen" kann... wie auch immer das aussieht.

Ihr k&#246;nnt gerne sagen: "Ich glaube nicht an ein Weiterleben nach dem Tod." Was Ihr glaubt ist Eure Sache. Aber mit den Studien wird sich das nicht beweisen lassen. Die Aussage "Es ist bewiesen, dass es kein Jenseits gibt" ist aber falsch. (Man beachte: das ist eine andere Aussage ist als "Es gibt kein Jenseits.", welche m&#246;glich ist, aber nicht bewiesen werden kann)

Ich hoffe, es wird deutlicher, was ich sagen wollte.

Viele Gr&#252;&#223;e
Joey
 
Joey schrieb:
Denn solange irgendwelche Szenarien denkbar sind, wie sie auch aufgebaut sind, die die Ergebnisse der Hirnforschung haben, wo es aber dennoch ein Weiterleben nach dem Tod gibt, ist das Jenseits nicht widerlegt.
Nun, die Hirnforschung kann Ph&#228;nomene erkl&#228;ren,
ohne sich der Hilfskonstruktion eines "Jenseits" zu
bedienen. Damit hast du eine "&#252;bersch&#252;ssige"
Behauptung (Existenz des Jenseits) und bist also
derjenige, der seine Behauptung beweisen muss.

Das erfordert die Logik. Nimm an, ich behaupte
"Du schuldest mit 1.000 Euro" und du bestreitest
dies. Ich kann jetzt nicht hingehen und sagen:
"Und jetzt beweis mir mal, dass du mir keine 1.000
Euro schuldest!", denn ich habe eine Behauptung
mehr aufgestellt, als unbestritten ist - und da ich
der Urheber der "&#252;bersch&#252;ssigen" Behauptung bin,
bin ich auch derjenige, der die Behauptung
beweisen muss. D. h. du schuldest mir nur genau
dann 1.000 Euro, wenn ich einen Beweis f&#252;r meine
Behauptung aufbringen kann. Sonst nicht!

Das Jenseits ist also solange widerlegt, wie du es
nicht beweisen kannst.

Jedenfalls im Sinne einer rationalen, logischen
Analyse des Sachverhalts. Alles andere ist Glauben!

Joey schrieb:
Was sind wissenschaftliche Thesen?
Solche, die falsifizierbar sind! Die These "Es gibt ein
Jenseits" ist damit unwissenschaftlich. Sie ist nicht
zu widerlegen.

Die These "Es gibt kein Jenseits" hingegen ist Ausdruck
des &#214;konomieprinzips der formalen Logik. Auch bekannt
als "Ockhams Rasiermesser":

Wann immer zwei Hypothesen alle verf&#252;gbaren Informationen gleich gut erkl&#228;ren, w&#228;hle die einfachere.

Das ist die einzige Methode, systematisch Wissen
aufzubauen. Denn neues Wissen kann nur durch
bereits vorhandenes Wissen erkl&#228;rt und verstanden werden.

Ockhams Rasiermesser besteht also in der
Warnung, nicht zu versuchen, Unbekanntes oder
Bekanntes mit Unbekanntem zu "erkl&#228;ren". Es ist
die Warnung vor einer Denkfalle. Denn wenn man
es versucht, landet man irgendwann unweigerlich
in zirkul&#228;rem Pseudo-Erkl&#228;ren und Pseudo-Verstehen.

Du solltest im Bereich des Glaubens verbleiben und
dich nicht in dir ungel&#228;ufige Gebiete des Wissens
begeben.

Gruss
Camajan
 
Camajan schrieb:
Nun, die Hirnforschung kann Phänomene erklären,
ohne sich der Hilfskonstruktion eines "Jenseits" zu
bedienen. Damit hast du eine "überschüssige"
Behauptung (Existenz des Jenseits) und bist also
derjenige, der seine Behauptung beweisen muss.

Yup, wenn ich sie beweisen wollte oder könnte, was (vielleicht noch) nicht der Fall ist. Es bleibt aber erlaubt daran zu glauben; im Gegensatz zu wirklich falsifizierten Behauptungen.

Camajan schrieb:
Das erfordert die Logik. Nimm an, ich behaupte
"Du schuldest mit 1.000 Euro" und du bestreitest
dies. Ich kann jetzt nicht hingehen und sagen:
"Und jetzt beweis mir mal, dass du mir keine 1.000
Euro schuldest!", denn ich habe eine Behauptung
mehr aufgestellt, als unbestritten ist - und da ich
der Urheber der "überschüssigen" Behauptung bin,
bin ich auch derjenige, der die Behauptung
beweisen muss. D. h. du schuldest mir nur genau
dann 1.000 Euro, wenn ich einen Beweis für meine
Behauptung aufbringen kann. Sonst nicht!

Das Jenseits ist also solange widerlegt, wie du es
nicht beweisen kannst.

Das Schuldenbeispiel setzt sich im juristischen Gesetz fort: "Im Zweifel für den Angeklagten." Es gibt durchaus auch wahre Gläubiger, die ihren Anspruch nicht beweisen können, und im Prozessfall wird dann das Gericht dem Angeklagten recht geben. Allerdings nicht mit der Begründung: "Sie schulden ihm garantiert nichts." Sondern mit sinngemäß "Er ist selber schuld, wenn er sich nicht besser absichert."

Es ist nicht solange widerlegt, solange macht man außerhalb des Glaubens keine Aussagen darüber. Und dagegen habe ich auch nie was gesagt. Ich sagte nur etwas dagegen, dass einige Neurologen von vornherein sagen: "Das gibt es nicht!!!". Klar, für sie ist es sinnlos, sich darüber Gedanken zu machen. Ihre Untersuchungen dienen ja auch nicht der Suche, sondern dem Verständnis des Gehirns, um Erkrankungen desselben besser verstehen und behandeln zu können.

Camajan schrieb:
Jedenfalls im Sinne einer rationalen, logischen
Analyse des Sachverhalts. Alles andere ist Glauben!

Habe ich was anderes behauptet? Ich sagte nur: Es lässt sich (noch) nicht falsifizieren, also ist es weiter "erlaubt" daran zu glauben.

Camajan schrieb:
Solche, die falsifizierbar sind! Die These "Es gibt ein
Jenseits" ist damit unwissenschaftlich. Sie ist nicht
zu widerlegen.

Stimmt.

Camajan schrieb:
Die These "Es gibt kein Jenseits" hingegen ist Ausdruck
des Ökonomieprinzips der formalen Logik. Auch bekannt
als "Ockhams Rasiermesser":

Wann immer zwei Hypothesen alle verfügbaren Informationen gleich gut erklären, wähle die einfachere.

Ist mir bekannt. Ich hatte auch nicht vor, irgendwelche Gehirnfunktion durch das Jenseits zu erklären, nur, dass ich es für denkbar halte, dass das vielleicht mal sein könnte. Allerdings hast Du recht, dass ich mich mit dieser Behauptung sehr auf's Glatteis gewagt habe, weil ich lange nicht genug von Neurologie verstehe. Du?

Camajan schrieb:
Das ist die einzige Methode, systematisch Wissen
aufzubauen. Denn neues Wissen kann nur durch
bereits vorhandenes Wissen erklärt und verstanden werden.

Ockhams Rasiermesser besteht also in der
Warnung, nicht zu versuchen, Unbekanntes oder
Bekanntes mit Unbekanntem zu "erklären". Es ist
die Warnung vor einer Denkfalle. Denn wenn man
es versucht, landet man irgendwann unweigerlich
in zirkulärem Pseudo-Erklären und Pseudo-Verstehen.

Auch wieder: Habe ich was anderes behauptet? Wenn man das Gehirn versteht... umso besser. Es bleibt aber erlaubt, an ein Jenseits zu glauben, ohne der Gehirnforschung irgendwie zu widersprechen.

Camajan schrieb:
Du solltest im Bereich des Glaubens verbleiben und
dich nicht in dir ungeläufige Gebiete des Wissens
begeben.

Zugegeben, ich habe mich in diesem Thread sehr auf's Glatteis gewagt. Allerdings habe ich nicht versucht etwas zu erklären mit dem Jenseits, bzw. derartige Aussagen aufgegeben. Ich habe nur etwas gegen die Behauptung: "Das gibt es nicht!!!", solange es nicht wirklich falsifiziert ist, was, wie Du schon sagtest, (noch) nicht möglich ist. Aber solange bleibt der Glaube legal, ohne, dass ich mir Realitätsverlust vorwerfen lassen müsste.

Nur der Neugierde halber: Bist Du Neurologe oder Arzt?

Viele Grüße
Joey
 
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Joey schrieb:
YEs bleibt aber erlaubt daran zu glauben; im Gegensatz zu wirklich falsifizierten Behauptungen.
Aber ganz klar!

Joey schrieb:
Es lässt sich (noch) nicht falsifizieren, also ist es weiter "erlaubt" daran zu glauben.
Was denn sonst? Glaube braucht auch nicht um
Erlaubnis zu fragen! Deinen Glauben kann und will
dir niemand nehmen.

Joey schrieb:
Auch wieder: Habe ich was anderes behauptet? Wenn man das Gehirn versteht... umso besser. Es bleibt aber erlaubt, an ein Jenseits zu glauben, ohne der Gehirnforschung irgendwie zu widersprechen.
Ja sicher. Wie gesagt: dein Glaube braucht keine
Erlaubnis.

Joey schrieb:
Ich habe nur etwas gegen die Behauptung: "Das gibt es nicht!!!", solange es nicht wirklich falsifiziert ist, was, wie Du schon sagtest, (noch) nicht möglich ist.
Das ist eine durch logisches Vorgehen erzwungene
Annahme. Die Forschung KANN NICHT anders.
Letztlich kann die Annahme aber völlig falsch sein.
Deinen Glauben sollte das also überhaupt nicht
ankratzen.

Joey schrieb:
Aber solange bleibt der Glaube legal, ohne, dass ich mir Realitätsverlust vorwerfen lassen müsste.
Dein Glaube bleibt immer legitim, ohne dass du dir
irgendetwas vorwerfen lassen musst.

Joey schrieb:
Nur der Neugierde halber: Bist Du Neurologe oder Arzt?
Nein. Bin Physiker und arbeite jetzt in der IT-Branche.

Gruss
Camajan
 
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