Die Eltern lieben. Gibt es Ausnahmen ?

Was ich noch loswerden wollte: Ich denke mir oft, welche Vorwürfe ich mir später von meinen Kindern anhören werden kann für Dinge, die ich heute im besten Glauben, das "Richtige" zu tun, getan habe...
Liebe Grüße Reinfriede
Am besten, Du gibst Ihnen gleich ein dickes Buch mit leeeren Seiten (oder einen 2GB-Speicherstick) - damit sie jetzt schon alles aufschreiben können, damit sie später bestimmt NICHTS vergessen, was sie Dir vorwerfen könnten.

Ich versuche mir gerade Deine Riesenenttäuschung vorzustellen, wenn sie Dir später GAR NICHTS vorwerfen sondern Dich nur simpel fragen, wann Du ENDLICH mit dem Abendessen fertig bist - oder sogar (besonders gemein !) fragen, ob sie Dir dabei helfen können ...

:liebe1:

Reinhard

PS.: Wo kann man sich für eine allfällige Wiedergeburt bei Dir als Kind vormerken lassen ? (Falls Du vorhast, diesen Job nochmals zu machen.)
 
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Ja, das stimmt, es wird in der herkömmlichen Lehre an den Eltern kritisiert. Ich hatte mir schon sehr früh geschworen, ich werde die Kette unterbrechen. Da war ich 11.

Es ist eine relativ verzwickte Angelegenheit gewesen, mich haben gute Menschen begleitet, auch welche an welchen ich mich echt gerieben hatte. Jeder jedoch, hatte ein buntes Steinchen für meine Lösung. Die behalte ich mir auch.
Eine Therapie hatte ich absetzen wollen, oder habe das Thema ausgespart; es ging um Missbrauch, den Diffusen (wie von Walter erwähnt) aus der Großelterngeneration, verschoben, verstrickt, tauchte er über den Köpfen der Enkelinnen wieder auf. Ich wollte auf keinen Fall eine Lösung nach Freud, sie hätte, das wusste ich bei der Schuld des Vaters geendet, der ja schon aus dem Grund weil er Elternteil ist, Fehler machte. Das hätte mich vollends weggerissen, von dem Menschen der mein Anker ist. Die Therapie hatte ich nicht mal abbrechen brauchen, der Therapeut verstarb.

Wirkungen:
Zwei Geschwister. Eine in der großen Lehranalyse (A), eine nach Aufstellungen (B):

1)
A: Vater hat vorgelesen. Es waren immer so grausame Geschichten. Warum, (ein Blick aus dem Fenster dabei) hat er immer solche Geschichten gewählt ? Er hat den Verlust der Mutter so übertragen. Wie grausam mir das anzutun.

B: Vater hat vorgelesen. Es waren die Geschichten der Zeit, die Kinderbücher waren so, aus der Nachkriegszeit. Ich mochte seine warme Stimme, ich habe es geliebt. Ich mag die Geschichten, sie erzählten von der Wirklichkeit. Im grunde waren sie etwas Schönes, ein Lichtblick. Es ist mein Papa.

2)
A: Er hat sich immer eingemischt. (Es folgt der Speicherstick) Er hat mal das und das gesagt, und später was ganz anderes.

B: Das blüht mir auch in der Erziehung. Ich verändere mich. Gott sei dank. Hoffentlich bekomme ich nicht jeden Mist wieder vorgekaut.

3)
A: Mutter ....Schuld, Kritk.., sie erpresst, macht Vorwürfe, ich halte das nicht aus....

B: Ich danke ihr für das Leben. Ohne sie sähen wir nicht so gut aus, sie kann das sein was sie ist. Ich darf meins sein. Sie hat mich unter Schmerzen geboren mir mein Leben geschenkt. Es ist meine Mama. (Stimmt sie ist anstrengend, weil krank, aber ich lebe mein Leben gerne)

4)
A: Sie haben Zwietracht unter uns gesäht. Sie haben ihre Verantwortung nicht genommen. Sie sind Schuld an deiner schlechten Ausbildung. Und von den anderen auch.

B: Es wird gut. Ja, ich war auf deinem Platz, vielleicht war ich auch ein wenig neidisch, ich hab dich lieb. Schön das ich jetzt die zweite bin. Da waren andere Kräfte im Spiel. Lass gut sein. Ich bin froh für das was ich bin. Ich war immer ein Freak und werde es bleiben. Meine Ausbildung war gut, ich hatte immer Arbeit und was zu beißen. Das langt mir.


Monate später:
A: Ich habe euch gern. Kommt zu Tee und Keksen.:liebe1:

B: Jau, ist gut. :liebe1:
 
Ja das liest sich immer alles so gut und ich persönlich finde es auch gut wenn man so versöhnlich mit der Vergangenheit umgehen kann.
Theoretisch weiß ich auch warum meine Mutter dies und jenes so gemacht hat.
Aber es waren so verletzende Dinge dabei das ich es einfach nicht fertig bringe ihr aufrichtig zu verzeihen.
Ich habe selbst zwei Kinder und kann wirklich mit gutem Gewissen sagen, das ich mit meinen Kindern anders umgehe.
Wenn man Mutter wird finde ich das ein Kind das RECHT hat Schutz,Liebe und Fürsorge zu bekommen zumindest wenn man ein gewolltes Kind ist.
Wie gesagt, liest sich gut aber für mich persönlich leider nicht umsetzbar.
Jedenfalls im Moment...
 
PS.: Wo kann man sich für eine allfällige Wiedergeburt bei Dir als Kind vormerken lassen ? (Falls Du vorhast, diesen Job nochmals zu machen.)

*loool* - ist vielleicht nicht so eine gute Idee, ich sympathisiere nämlich mit dem Gedanken, im nächsten Leben als ein in sich ruhender Apfelbaum in Erscheinung zu treten - ist als Kind sicher nicht so dolle, in der saftigsten, süßesten Zeit des Lebens einfach abgeworfen und zum allgemeinen Verzehr freigegeben zu werden....*grins*

Aber nun im Ernst: Die paar GB würden nicht reichen, um meine Fehler zu dokumentieren - meine Jüngste schrieb voriges Jahr auf ihrer Homepage: "Ich bin ein von der Mutter vernachlässigtes Kind" :blue2:

Auf Befragung erklärte sie mir, sie habe das geschrieben, weil ich mich bei Plänkeleien mit ihrer Schwester zuwenig einmische (sprich: keine Partei für sie ergreifen würde). Die betroffene Schwester empörte sich daraufhin, dass genau das Gegenteil zutreffen würde - ich würde mich viel zuviel einmischen *ächz*..... so entstehen auch "vernachlässigte Kinder"....

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Kido,

Aber es waren so verletzende Dinge dabei das ich es einfach nicht fertig bringe ihr aufrichtig zu verzeihen.
Bei einer Familienaufstellung wird niemand gezwungen den/die Täter zu verzeihen.
Bitte lies oben nochmals nach ;-)
Es geht darum die Eltern zu lieben. Zumindest dafür, dass sie dir dein Leben gaben. Aber nicht für ihre schlechten Taten !!!!!
Ich weiss, ich weiss, wer zuteifst verletzt ist, kann nicht lieben. Leider schränkt diese Verletzung dich dann allgemein ein, auch in der Liebe zu allen anderen.
Am allermeisten in der Liebe zu dir selbst.

Wenn man Mutter wird finde ich das ein Kind das RECHT hat Schutz,Liebe und Fürsorge zu bekommen zumindest wenn man ein gewolltes Kind ist.
Also so was :nudelwalk : Auch ein ungewolltes Kind hat ein Recht auf Schutz,Liebe und Fürsorge !!!
Es wird sogar noch viel mehr brauchen, da es ja spürt, dass es ungewollt ist.

Liebe Grüsse
Harry
 
Liebe Kido,


Bei einer Familienaufstellung wird niemand gezwungen den/die Täter zu verzeihen.
Bitte lies oben nochmals nach ;-)
Es geht darum die Eltern zu lieben. Zumindest dafür, dass sie dir dein Leben gaben. Aber nicht für ihre schlechten Taten !!!!!
Ich weiss, ich weiss, wer zuteifst verletzt ist, kann nicht lieben. Leider schränkt diese Verletzung dich dann allgemein ein, auch in der Liebe zu allen anderen.
Am allermeisten in der Liebe zu dir selbst.


Also so was :nudelwalk : Auch ein ungewolltes Kind hat ein Recht auf Schutz,Liebe und Fürsorge !!!
Es wird sogar noch viel mehr brauchen, da es ja spürt, dass es ungewollt ist.

Liebe Grüsse
Harry
Heee musst nicht gleich hauen! Klar weiss ich doch auch! Hab mich nur etwas unbeholfen ausgedrückt!
Kann doch mal passieren oder?
Musst bedenken wenn ich hier mal Zeit hab was zu schreiben springen meist zwei eigene Kinder und noch ein paar Spielkameraden derselben hier herum.
Heute saß ich zum Bsp. mitten im Meer und war für die kleinen Moby Dick!
Also nix für ungut!
P.S. Danke für Deine Antwort im oberen Teil es hat mich zumindest nachdenklich gemacht.
Gruß kido:rolleyes:
 
Aber es waren so verletzende Dinge dabei das ich es einfach nicht fertig bringe ihr aufrichtig zu verzeihen.
Hi Kido!

Klingt fast ein bisserl kämpferisch - Aikido... :) Im Ernst: Es geht nicht nur nicht ums Verzeihen, der BH bezeichnet das Verzeihen irgendwo sogar mal als anmaßende Haltung, mit der sich ein "Opfer" über den "Täter" stellt und ... ja was? Dem "Täter" die Chance, die Kraft und die Würde nimmt, das Seine zu nehmen und zu tragen? Verzeihen geht in diesem Sinn nur, wenn ich auf der Opferrolle bestehe. Das möchten nicht wenige, weil Opfer sein durchaus Rabattmarken bringt, wenn man/Frau eh schon Opfer ist... Verzeihen kann heißen: Okay, ich trag weiter diese Last, die mich nix angeht, aber mach Du dir weiters nix draus, ich trag sie jetzt für Dich...

Ich hab schon oft beobachtet, dass Lösung dort beginnt, wo die Last abgegeben wird, wo auch Eltern zugemutet wird, sie zu tragen. Auch (und vielleicht vor allem) das ist Liebe: Jemand nicht kleiner und schwächer machen als er ist. Jemand nicht das ab(weg)zunehmen, was derjenige selbst zu tragen. Wenn da Verletzungen waren, waren da Verletzungen - und in einer Aufstellung siehst Du dann oft, auf welchen Wegen es zu Verletzungen kommt - es kommt zu einer Einsicht. Und Einsicht heißt hier nicht (wie's oft missverstanden wird) "Jetzt weiß ich es besser als...", sondern einfach "Jetzt sehe ich Zusammenhänge...". Es kann (!) sein, dass du in der Aufstellung die Eltern selbst als Verletzte siehst, die als Kinder von Verletzten etwas weitertragen, was so nie gesehen wurde... dann gibt es nichts zu verzeihen, dann entgleitet dem "Ihr habt mich verletzt..." schlicht der Vorwurf, und es bleibt die Einsicht "Ihr habt mich verletzt...". Das ist eine Information, die auch dazu beiträgt, sich selbst und sein eigenes So-Sein zu verstehen, das ist eine wertvolle Information.

Ich habe oft beobachten dürfen, dass an der Schwelle, an der aus dem Vorwurf eine Einsicht wird, auch die Liebe zu fließen beginnen kann. Das erlebe ich - wenn ich in einer entsprechenden Rolle stehe - wie ein wohlig-warmes Strömen als Körpergefühl, das geht durch und durch, ist deutlich als Unterschied wahrnehmbar, es löst (oft auch Tränen aus), und nichts ist mehr so, wie ich es gerade gesehen/gespürt hatte.

Es ist nicht immer so, das ist kein Automatismus. Manchmal sind etliche Zwiebelschichten abzutragen. Und es steht manchmal vielleicht auch noch etwas anderes im Wege: eine überzogen rosarote Vorstellung davon, was Liebe zu sein hätte und wie sie sich anfühlen muss. Das ist eine andere Form des Vorwurfs - eine Anspruchshaltung, die von wem auch immer - der Welt, dem Partner, den Eltern - die Erfüllung der Ansprüche erwartet.

"Liebe" ist ja ein extrem weiter Begriff, vor allem hinsichtlich der Äußerungsformen von Liebe. Da seh ich es als ein Verdienst von BH (und ich weiß nicht, ob es originär von ihm kommt oder von sonstwo her), dass er auch die als Last, als Verletzung empfundenen systemischen Verstrickungen als Ausdruck von Liebe gesehen hat ... eben auch als destruktiv gelebte Bindungsliebe möglich. Ich meine - und das muss mir niemand abkaufen -, dass es in Aufstellungen primär darum geht zu sehen, dass die tiefe Kraft solcher Liebe sich durch's System zieht und aus den verschiedensten Gründen Formen angenommen hat, die weh tun, die auf einem lasten, die Schlimmes gebracht haben und bringen. Wenn ich das sehe, dann kann ich der Liebe im System zustimmen und mich zugleich von den schlimmen, pervertierten Erscheinungsformen dieser Liebe lösen. Und mit dem Zustimmen stimme ich (mich) ein (und um), und dann kann ich auch in mir vielleicht den Strom dieser Liebe spüren ... und mich lösen ... alles andere erschiene mir deppert: Wie könnte ich jemand auffordern "Liebe mich!" !?!?!?

Und wenn ich ihn nicht - oder nicht gleich - spüre, kann ich sagen: Es war/ist schwer, es hat mich tief verletzt. Ihr habt es so gut gemacht wie Ihr es konntet, das sehe und achte ich. Ich achte auch Euer Schicksal, und von Euch ist das Leben zu mir gekommen, dafür danke ich Euch. Ich lasse bei Euch, was ich nicht zu tragen habe, und bin frei davon, frei, meinen eigenen Weg zu gehen.

So ungefähr. Um die Liebe brauch ich mir keine Gedanken zu machen, die wird fließen, wenn ich die Schritte der Lösung zu gehen beginne. Und das erscheint mir auch noch wichtig: die Landkarte nicht mit der Landschaft zu verwechseln. Lösungen lassen sich vielleicht im Kopf konzipieren, aber Wege entstehen erst beim Gehen, unter den Füßen.

Alles Liebe,
Jake
 
Hallo Jake,
in der Tat bin ich oft sehr kämpferisch:rolleyes:
Danke für Deine Antwort, habe sie mir ausgedruckt und schon ein paar mal durchgelesen.
Ich verstehe genau, was Du mir damit sagen möchtest.
Also, ich habe mir vorgenommen genau darüber nachzudenken und versuchen eine Lösung anzustreben.
Vielen Dank für Deine netten Worte.

Auch Alles Liebe
Kido

P.S. Hab gesehen Meine Mutter und Du ihr habt am gleichen Tag Geburtstag!
(Wenn das kein Zeichen ist...):)
 
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Lieber Jake,

Es ist nicht immer so, das ist kein Automatismus. Manchmal sind etliche Zwiebelschichten abzutragen. Und es steht manchmal vielleicht auch noch etwas anderes im Wege: eine überzogen rosarote Vorstellung davon, was Liebe zu sein hätte und wie sie sich anfühlen muss. Das ist eine andere Form des Vorwurfs - eine Anspruchshaltung, die von wem auch immer - der Welt, dem Partner, den Eltern - die Erfüllung der Ansprüche erwartet.

Liebe" ist ja ein extrem weiter Begriff, vor allem hinsichtlich der Äußerungsformen von Liebe. Da seh ich es als ein Verdienst von BH (und ich weiß nicht, ob es originär von ihm kommt oder von sonstwo her), dass er auch die als Last, als Verletzung empfundenen systemischen Verstrickungen als Ausdruck von Liebe gesehen hat ... eben auch als destruktiv gelebte Bindungsliebe möglich. Ich meine - und das muss mir niemand abkaufen -, dass es in Aufstellungen primär darum geht zu sehen, dass die tiefe Kraft solcher Liebe sich durch's System zieht und aus den verschiedensten Gründen Formen angenommen hat, die weh tun, die auf einem lasten, die Schlimmes gebracht haben und bringen. Wenn ich das sehe, dann kann ich der Liebe im System zustimmen und mich zugleich von den schlimmen, pervertierten Erscheinungsformen dieser Liebe lösen. Und mit dem Zustimmen stimme ich (mich) ein (und um), und dann kann ich auch in mir vielleicht den Strom dieser Liebe spüren ... und mich lösen ... alles andere erschiene mir deppert: Wie könnte ich jemand auffordern "Liebe mich!" !?!?!?

Herzlichen Dank! Du hast es viel besser gesagt, wie ich es gemeint habe.

Und auch das:

Und wenn ich ihn nicht - oder nicht gleich - spüre, kann ich sagen: Es war/ist schwer, es hat mich tief verletzt.
Muss anerkannt werden, ehe die Liebe wieder fließen kann. Da stimme ich ganz zu! Allerdings ist das etwas völlig anderes als ein Anspruch an die Eltern, dass sie irgendwie zu sein hätten. Oder der Anspruch, dass sie etwas auszugleichen hätten.

A.
 
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