"Die drei Lichter der kleinen Veronika" von Manfred Kyber

Liebe Diva, :)

na, vielleicht ist das Buch nix für Diven? Wobei dieser Satz nicht bös sein soll, sondern liebevoll. Du hast es ja gelesen und zweimal hier feste nachgefragt, um was es sich eigentlich dreht. Damit steht ein Interesse fest, jenseits des Diva-Seins.

Es geht nicht darum, dass einer eine liebt, und nun heute vielleicht nicht zu ihr hinkommen kann - das wäre vielleicht ein Diva-Thema - sondern die Protagonisten ( die Handelnden) sind sich aus früheren Leben längst bekannt.
Ihre, in der Geschichte - jetzigen - Lebensfäden sind aus früheren Leben längst verflochten.
Die kleine Veronika, die in diesem Buch früh und elfenhaft stirbt, war ein paar Generationen vorher die innig Geliebte ihres jetzigen Onkel Johannes.
Deshalb ist es auch nicht schlimm, dass sie stirbt.
Im Glauben an die Wiedergeburt, wird sie zu neuem Leben kommen, und die beiden werden ein weiteres Leben miteinander meistern, welches den wissenden Blick noch mehr vertieft.
Ulla Uhlbergs Augen hingegen sehen anfangs noch nicht. Zu sehr hängt sie an monetären Dingen, will den Johannes gern für sich.
Später gibt es Passagen in denen sie ahnt, dass es mehr gibt als Sex und Reichtum.

Also, das ganze Ding geht um Wiedergeburt, in einer schönen, zärtlichen Sprache.

Ich bin ziemlich sicher, dass es die gibt, dass Menschen darüber miteinander verflochten und verbunden sind. Dazu erzähle ich Euch folgende Geschichte: (Ich muss jetzt allerdings alle wirklichen Namen ändern, hoffentlich gelingt mir das. Auch ist der mir sichtbare Teil der Geschichte noch nicht zu Ende, ich kann also nur den Teil beschreiben, den ICH erlebte.)

Meine Großeltern zogen um 1915 von Marienburg/Ostpreussen nach Dortmund, um dort, in der wachsenden Industrialisierung (Kohleabbau/Stahlschmelzen) Geld zu verdienen.
Sie waren jung, beide knapp zwanzig, und hofften, dort ein besseres Leben für sich erwirtschaften zu können, als als (ehemalige - ihre Eltern waren es noch ) Leibeigene auf einem landwirtschaftlichen Gut.
Sie hießen mit Nachnamen so, wie der Gutsbesitzer hieß - ALLE Knechte und Mägde hießen so wie der Gutsbesitzer hieß - in diesem Fall
Sobrowski. "SKi" ist ein alter polnischer Adelstitel, okay?
Und alle Leute, die dort Knechte, Mägde und Leibeigene waren, führten von vorn herein, oft von Geburt an, den Namen des Gutsherren: Sobrowski, Sombrowski, Kalinowski, Pieotrowski.... zu DIESEM Gut gehörten sie.
Ihre persönliche Individualität ging unter, sie waren Massenarbeiter.

Deshalb ist das Ruhrgebiet auch so voll von ihnen. Die jungen Sobrowskis, Sombrowskis, Kalinowskis, Pieotrowskis und Sonstwienowskis konnten nach der Aufhebung der Leibeigenschaft ein besseres Leben in der
Industrialsierung suchen, ihre Namen nahmen sie aber mit.

So kamen meine Großeltern nach Dortmund. Sie zogen in den östlichsten Vorort.
Opa Sobrowski fand bald eine sehr ordentliche Stelle als Straßenbahnfahrer,
was für ihn so war, als würde er den Mond erkunden, denn Straßenbahnen gab es noch nicht lange in NRW und sie galten als überaus modisches, fortschrittliches Verkehrsmittel. Opa war sozusagen up to date! Er drehte den merkwürdigen halben Steuerhebel in alle richtigen Richtungen und klingelte von Haltestelle zu Haltestelle sozusagen am Puls der Zeit.

Ich wurde in diesem Vorort von Dortmund geboren. Ging dort zur Schule, machte Abitur. Ging nach Essen, um da zu studieren. Das war 1974. Dort lernte ich Klaus Möhrchen kennen. Das ist doch wohl ein süßer Name, gell?
Klaus war aber schwierig. Er war immer merkwürdig, verhalten, seltsam.
Wir wurden nicht recht vertrauensvoll warm, obwohl wir das gleiche Fach studierten - Grafik Design - und schon längst miteinander schliefen.

Ich ging dann nach London und verlor ihn für 25 Jahre aus den Augen.
Ich kehrte nach einiger Zeit wieder zurück, leitete eine Schule, heiratete und bekam zwei Kinder. Anfang der 90ziger initiiere ich ein Theaterprojekt für Grundschulen, mit einer Freundin, ich will sie mal Sybille nennen.
Als wir uns über die Einladungen zur Premiere unterhielten, sagte sie: "Na, dann muss ja auch mein langjähriger Freund Klaus Möhrchen mit dabei sein!"

Und da war er wieder, der Klaus. Ich wusste sofort, er würde meine Ehe ruinieren. Das geschah auch so. Indes: er war immer noch merkwürdig, verhalten, seltsam. Aber trotz seiner Seltsamkeit wollte ich ihn annehmen, lieben. Nach der Trennung von meinem Mann, erzählte ich meiner alten Mutter von ihm.
Mutter: "Wie heisst der? - Möhrchen? Doch nicht etwa der Sohn von Gustav Möhrchen? Der war Stationsvorsteher! Er war der Vorgesetzte von deinem Opa! Ich sag dir eins: Der Möhrchen, der war ein *********! - Was hat der meinen Vater/deinen Opa schikaniert! "

"Ach, kann doch nicht sein, Mutti! Der Klaus ist ja in Bochum großgeworden!"

Den Klaus angerufen, und ihm von den vermeintlich hahnebüchenen Unterstellungen meiner Mutter erzählt. "Nee," sagte der, "mein Großvater war tatsächlich Stationsvorsteher der Straßenbahn in diesem Dortmunder Vorort. Erst mein Vater ist später nach Bochum umgezogen. Opa war wirklich ein Haudegen. Der stand da ständig mit der Stoppuhr an der Weiche und rief immer: "Die Personale sind schon wieder zu spät! - Sie haben in dem und dem Haus am Ortsausgang an der Weiche gewohnt." Wie Klaus es beschrieb - ich kannte das Haus gut!

Also war Klaus' Opa tatsächlich der Vorgesetzte meines Opas gewesen.
Ich meine, Ihr müsst Euch mal vorstellen, dass wir hier von einer Stadt mit knapp 600.000 tausend Einwohnern sprechen. Als meine Großeltern dort ankamen waren es schon 200.000, zur Geburt meiner Mutter, 1921, 300.000 tausend.
Wie sich in diesem Getümmel, noch dazu über Stadtgrenzen und Generationen hinweg, Mitglieder zweier Familien sich wieder begegnen - die irgendwie miteinander zu tun, aber nie voneinander gewusst hatten - das ist schon erstaunlich. Ich meine damit Klaus und mich. Wir wussten ja nicht, dass unsere Großväter schon miteinander "verzahnt" waren.

Es sollte noch schlimmer kommen.

"Die Möhrchens", erklärte Tante Leni, eine uralte Cousine meiner Mutter, die mit der Schwester meines Opas ins Ruhrgebiet kam und noch andere Quellen kannte, "die Möhrchens haben ja auch in Ostpreussen gelebt! Das waren keine Leibeigenen und Niedersassen! Wie ihr Name schon sagt! Der Vater hieß Karl, der erste Sohn Gustav. Was haben die unsere Eltern damals schikaniert! Und der Gustav ist dann auch ins Ruhrgebiet ausgewandert. Und jetzt treibst du es, Angelika, mit dem Enkel?"

Ich lass das heute mal so stehen, erkläre nicht weiter, macht Euch selber einen Reim, denn ich muss ins Bett. Hmmm ...schlafen.
Gut Nacht,
:flower2:
Geli
 
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ich finds bemerkenswert was denn alles in diva hineingepresst wird.ich gönne es euch,divalike natürlich.
da das warum mich was interessiert rein privat ist bedanke ich mich nur für deine interpretation.
lgd.
lesen durft ich sie jetzt schon,oder???
 
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Liebe Diva, da das Buch einen anthroposophischen Hintergrund hat ist es schwierig zu verstehen.
Es spiegelt eben die antroposophische Weltanschauung!
Ich finde das Buch sehr gut. Das Du es nicht verstehst liegt an der heutigen allgemeinen Bildung.
Über die Zeit, welche sich Angelika-Marie genommen hat, um Dir das Buch etwas näher zu bringen, habe ich mich gefreut, da ich einen Kommentar in etwa dieser Art suchte. Frphe Festtage, DeLux
 

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