Die böse Stiefmutter

wenn ich's mir recht überlege: die Märchenjobs für Männer sind eh fast alle ein wenig karg, inhaltlich.... zum happy ending vorreiten ist ja kein superding, eigentlich... nagut, der ein oder andere darf mal Hecke schneiden oder wild herum suchen, irgendwo dran hoch klettern oder solche action scenes, aber es ginge vielleicht auch ohne die Jungs.....

Also kommt das nicht nur mir so vor, dass die Männer ziemlich daneben stehen.
Eigentlich kein Wunder bei solchen Männern, dass die Frauen in den Geschichten so stark sind - ihnen bleibt ja gar nichts anderes übrig!
 
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eine ganze zeit lang war ich sehr begeistert von märchen... mittlerweile mag ich das "märchenweltbild" jedoch nicht mehr.
es ist zu alt! es passt einfach nicht mehr.
ein mann rettet eine frau aus einer misslichen lage. ein sehr junge frau... und diese frau heiratet diesen mann nun aus DANK??? nein, das ist für mich ziemlich frauenfeindlich...
die "moral" von märchen lässt sich gut an dem märchen "der hase und der igel" erläutern. dabei stehen die einzelnen figuren nicht für personen, sondern für eigenschaften. der hase ist zum beispiel hier der hochmut, eitelkeit (jedenfalls sowas in der art ;) ) der hase stirbt zum schluss. aber in wirklichkeit stirbt nicht der hase, sondern die böse eigenschaft.
im märchen ist klar unterteilt in gut und böse... da gibt es keine mischform wie in der realität ;)
wenn man das märchen "hase und igel" genauer betrachtet, stellt man fest, dass der igel den hasen betrügt! er betrügt ihn! und der betrüger gewinnt! für mich doch eine etwas falsche moral die von dem märchen ausgeht *kopfschüttel*
des weiteren sind märchen auch eigentlich nicht für kinder. es gibt im prinzip nur sehr wenige kindermärchen. vor allem fü junge kinder. ein gutes märchen für jüngere kinder ist "der süße brei".
märchen sind eigentlich geschichten für erwachsene. so schlief rapunzel auch mit dem prinzen, als er bei ihr im turm war, das hat man aber mit der zeit ganz dezent weggelassen ;) (en bissl für kinderohren angepasst)
wie gerne hätte ich ein märchenbuch fü erwachsene... :) ich muss mal googeln ;)

märchen unterliegen gewissen gesetzen. so wie es nur gut und böse gibt, so stehen personen für "eigenschaften" bzw. die hauptperson ist so gewählt, dass man (kind) sich damit identifizieren kann. der hauptcharakter stößt auf verschiedene probeme, die er bewältigen muss. bekommt dabei auh hilfe von aussen. es gibt viele märchen für verschiedene situationen. "einer der ausflog um das fürchten zu lernen" eignet sich gut zum abnablungsprozess. und ich glaube hänsel und gretel für verlustängste...
aber immerhin wird im märchen alles wieder gut zum schluss...
ja, eine zumindest für mich sehr zwiespältige sache ;)

vlg, klamunkel :)
 
Hallo Indigomädchen,

Indigomädchen;967535 schrieb:
da ich meiner Tochter jeden Tag ein Märchen vorlese gehen mir klarerweise Gedanken dazu durch den Kopf.

ich bin - wie wohl die meisten - mit Märchen groß geworden. Heute würde ich sie keinem Kind mehr "antun". Ebensowenig, wie diese kleinen Bilderbücher mit dem erhobenen Zeigefinger, wo blinder Gehorsam "gepredigt" wird. Aber ich glaube fast, da bleiben nicht mehr viele Bücher übrig ?! ;)

Liebe Grüße
Gabi
 
Liebe Gabi,

da hast du wohl recht!

Ich kann mich noch an meine Märchenzeit zurückerinnern. Ich hatte dieses Mit-Leid nicht. Ich war nicht Hauptdarsteller, so wie jetzt im Erwachsenenleben.

Meine Tochter ist ganz verrückt nach den Hexen. Hänsel & Gretel gibt es vom 7 Tagen 6x.

Vermutlich nehmen das Kinder ganz anders wahr als wir Erwachsene. Denn ich hab noch kein Kind fragen gehört: "Warum hilft der Papa nicht?"
 
Hallo Greenbuddha,

über Entwicklungspsychologie weiß ich nichts. In den mir bekannten Märchen ist es meist so, dass erst die (schützende, nährende und fürsorgliche) Mutter stirbt und die (böse, aus dem Nest stoßende) Stiefmutter die Dinge ins Rollen bringt. Im Grunde sind Mutter/Stiefmutter eine Person in verschiedenen Lebensphasen: die schützende Mutter und die loslassende Mutter.

Wie wäre es mit Dornröschen? Die *böse* 13. weise Frau ist meiner Meinung nach eine Personifikation der weiblichen Natur: In ihrem 15. Lebensjahr sticht sich die Prinzessin an einer Spindel (bekommt also ihre erste Regel, damals, als das Märchen entstand, *reiften* Mädchen körperlich später...) und soll sterben (das Kind stirbt, die Frau wird geboren). Papa König will nicht das sein Töchterchen erwachsen und sexuell aktiv wird und verbrennt kurzerhand alle Spindeln im Land. (Sinnlos wie wir wissen...:) ) Dornröschen pikst sich und fällt in einen *tiefen Schlaf*, die Dornenhecke wächst. Eine Beschreibung der Pubertät? Mädchen sind auf sich bezogen und stachelig ein paar Jahre. (Wenn es denn gut geht.) Später erweckt sie der Prinz (*das erste Mal*) und sie befindet sich endlich auf Augenhöhe mit ihren Eltern.

Liebe Grüße,

Syndra
 
...:) okay, so kann man das sicher sehen.... die 13 ist ja die 12er Runde +Zentrum, also eigentlich (anders als in der missverstandenen christlichen Unglücks-Deutung, von wegen Judas...) die in sich geschlossene Vollkommenheit.
Was hat es mit dem fehlenden goldenen Teller für die 13. auf sich Deiner Ansicht nach?
 
Indigomädchen;967535 schrieb:
Hallo,

da ich meiner Tochter jeden Tag ein Märchen vorlese gehen mir klarerweise Gedanken dazu durch den Kopf.

Hänsel und Gretel, Aschenputtel und Co.

Die böse Stiefmutter steht dem absolut unfähigen, unterdrückten, offenbar total vertrotteltem Vater gegenüber.
Die Kinder werden von der Stiefmutter schlechtest behandelt, der Vater tut nichts, nichtmal widersprechen.
Die Kinder kommen irgendwann ohne Vaters Hilfe aus der Hölle raus und fallen in die Arme des liebenden Vaters.

Welches Bild von einem Vater wird denn da gemacht?
Welche Frau läßt sich von so einem Deppen ein Kind machen?


Dies kommt öfters vor, als man wahrhaben will.

Dies spricht nicht unbedingt für diese Frauen. Aber auch nicht für die Männer.

Gleich und gleich gesellt sich gern. Und jeder Topf findet seinen passenden Deckel.

.
 
Hallo Greenbuddha,

die goldenen Teller stellen vielleicht *Wertschätzung* dar: jede der weisen Frauen *schenkte* dem Kind eine (weibliche) Tugend, mit der der Vater einverstanden war (Schönheit, Sittsamkeit, Anmut, usw.), doch die dreizehnte weise Frau schenkte *Weiblichkeit & Sexualität* und das konnte der Vater nicht *wertschätzen*.

Liebe Grüße,

Syndra
 
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