Die Bibel verstehen!

Ein solch vermenschlichter Gott, wie du ihn beschreibst, wäre schrecklich eitel und hätte erhebliche Minderwertigkeitskomplexe.

Sehr gut, Solis,
da kommen wir der Sache schon näher. In so mancher Hinsicht wird - speziell in der Kirche, hin und wieder aber auch in der Bibel, speziell im Alten Testament - das Handeln Gottes tatsächlich so beschrieben: eitel und voller Minderwertigkeitskomplexe. Ein Gott, der es nötig hätte, irgendwelche Feinde zu bekämpfen, ist in meinen Augen ein kleiner Popanz. Einer, der es nötig hätte, kleine Kinder für freche Zurufe mit dem Tode zu bestrafen (ich bin schon wieder zu faul zum Suchen, aber es gibt da eine Stelle im 1. oder 2. Könige-Buch, wo der Prophet Elischa zwei Bären auf mehrere Kinder hetzt, die ihn "Kahlkopf" genannt haben. Die Bären zerreißen die Kinder als Strafe für ihre Lästerung an dem Gottesmann....), ist bei kleinsten Anlässen beleidigt und rachsüchtig, da kann etwas nicht stimmen.
Man merkt daran, dass die Schreiber der biblischen Bücher bestimmten Vorstellungen und Interpretationen erlagen und sich ihr (allzu menschliches) Bild von Gott machten. (Der Gott, der im Koran zu Wort kommt, wirkt übrigens ebenso, man lese dieses Büchlein auch mal...) Und da gesagt wird, der Mensch sei immerhin nach Gottes Ebenbild geschaffen, ist ein solcher Perspektivwechsel nicht ganz verkehrt.
Man muss sich schon fragen:
Kann und will ich mir einen Gott vorstellen, der einesteils eine unfassbare Lebensvielfalt erschafft und andererseits von seinen Gläubigen extreme Lebenseinschränkungen verlangt, so dass er auf den Kalender sieht und darauf achtet, ob sie regelmäßig zur Messe oder sonst zum Gottesdienst (wer soll da wem dienen?) gehen? Kann und will ich mir einen Gott vorstellen, der eingeschnappt und grantig ist, wenn man einen Witz über ihn reißt? Kann und will ich mir einen Gott vorstellen, der die Schlafzimmer überwacht, damit niemand etwas "Unziemliches" tut? Kann und will ich mir überhaupt eine Art Person oder Überperson vorstellen, die wie der alte Mann auf zahlreichen Bildern ein paar Sterne und die Erde geschaffen hat und sich von der schweren Arbeit am 7. Tag ausruhte?
Kann und will ich mir einen Gott vorstellen, dem es n i c h t auf die Nerven fällt, stets und ständig und in allen Sprachen dieselben heruntergeleierten Gebete anzuhören und das ganze Gesülz, das in seinem Namen von den Kanzeln abgelassen wird?
Oder gibt es eine andere Möglichkeit, Bibeltexte zu verstehen?
(Vorsicht: der Gott, an den ich glaube, ist keine Person, weder männlich noch weiblich noch sonstwas, sondern ALLES-IN-ALLEM. Hat also auch keinen Gegner, vielleicht Teufel genannt oder so...)
Herzliche Grüße,
nanabosho
 
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Das AT besteht aus den kanonischen Schriften des jüdischen Tanach. Einteilung und Reihenfolge wurden zum Teil verändert. Es handelt sich um eine Zusammenstellung von Büchern, die im Verlauf von 1200 Jahren entstanden sind und bis in das 2. Jahrhundert zuerst von Juden, dann von Christen gesammelt wurden.
Schriftlich festgehalten wurden sie in hebräisch, mit zum Teil aramäischen Passagen.
Das älteste vollständig erhaltene Dokument dürfte 180 v.Chr. entstanden sein. Es handelt sich um eine Rolle aus Schafsleder die am toten Meer gefunden wurde.

Das NT entstand zwischen 50 und 130 n.Chr. Über die Frage welches nun das älteste der Evangelien ist, wird eifrig diskutiert. Laut Mehrheitsmeinung dürfte es das Markusevangelium sein.
Der einzige Augen- und Ohrenzeuge unter den Evangelisten dürfte aber Johannes gewesen sein. Angeblich schrieb er die Offenbarungen des Johannes im Alter von über 100 jahren auf der Insel Patmos nieder.
Die ältesten vollständigen Abschriften die bereits die Grundlage des NT bilden stammen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.


danke :)
 
Man merkt daran, dass die Schreiber der biblischen Bücher bestimmten Vorstellungen und Interpretationen erlagen und sich ihr (allzu menschliches) Bild von Gott machten.
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Oder gibt es eine andere Möglichkeit, Bibeltexte zu verstehen?

Also, den Autoren der Bibel müsste man schon eine erhebliche Vertrottelung und Verrohung ihres Geistes unterstellen, wenn sie Menschliches in dieser Weise in die Texte hineinprojizieren. Mache ich mir dieses bewusst, kann ich mir eine solche dekadente Vorgehensweise überhaupt nicht vorstellen! Darum müsste es eine andere Möglichkeit der Interpretation geben, weil es offensichtlich eine Art Geheimcode geben muss, durch den erst die Texte verständlich werden.

(Vorsicht: der Gott, an den ich glaube, ist keine Person, weder männlich noch weiblich noch sonstwas, sondern ALLES-IN-ALLEM. Hat also auch keinen Gegner, vielleicht Teufel genannt oder so...)

ALLES-IN-ALLEM? Das ist ja kaum nachvollziehbar, denn wenn ich den Monitor betrachte, durch dessen Hilfe ich hier schreibe, dann müsste er ja auch Gott sein? Und wenn dann noch der Gegner keiner mehr ist, wie ist dann das Böse zu verstehen?

Solis
 
ALLES-IN-ALLEM? Das ist ja kaum nachvollziehbar, denn wenn ich den Monitor betrachte, durch dessen Hilfe ich hier schreibe, dann müsste er ja auch Gott sein? Und wenn dann noch der Gegner keiner mehr ist, wie ist dann das Böse zu verstehen?

Ich fürchte, es führt zu weit, Solis,

und auch ich habe als "normaler" Bibelgläubiger angefangen. Leider habe ich sie zu genau kennengelernt, deswegen auch der Hinweis auf die Stelle in den Königebüchern. Wenn ein Prophet Gottes Bären auf Kinder hetzt, die nichts weiter getan haben, als ein paar Schimpfworte zu rufen, kommen schon ein paar Fragen auf. Und das steht nun mal in der Bibel drin, und auch in einem Buch, das von Juden, Katholiken und Protestanten gleichermaßen anerkannt ist.
Das mit der Gottesfrage ist das Zu-weit-führende, aber ich will mal sehen, ob ich ein paar Sätze dazu ablassen kann.
1. Wenn Gott nicht ALLES-IN-ALLEM wäre, wäre er/sie/es zu klein. Mir jedenfalls. Denn bekanntermaßen haben wir die polare Einteilung der Welt (heiß/kalt, Tag/Nacht, Mann/Frau, gut/böse, Gott/Teufel usw.) nur hier, auf diesem Planeten. D. h., alles, was polar gedacht werden kann, ist unserer Auffassungsgabe untergeordnet und eben nicht drüber.
2. Der Bildschirm, auf dem Du oder Ihr oder ich oder wer auch immer schreib(s)t, ist ebenso Teil Gottes wie jeder Grashalm, jeder Stein, jede Schraube, jeder Geldschein, jeder Windstoß, jeder Furz, jeder Stuhl, jeder Tisch, jede Spinne, jede Bombe, jeder Blutstropfen, jeder Psychopath, jeder Tyrann, jeder Sklave, jeder König, jedes Friedenssymbol, jedes Kraftwort, jede Fantasie, jede Idee, jede Religion, jede Ablehnung von Religion, jede Wut, jede Zärtlichkeit und und und.... Die unterschiedlichen Gefühle, die durch die einzelnen Wörter ausgelöst werden, hängen mit der Bewertung zusammen, die w i r - und nicht Gott - diesen Wörtern geben.
Warum sollte es anders sein? Alles andere wäre kleiner, und zwar z u klein, weil unseren eigenen Schemata unterworfen.
Viele Naturvölker denken so. Für sie ist das, was wir GOTT nennen, eine unendlich schöpferische Energie, die ALLEM innewohnt, was irgendwie überhaupt denkbar ist und existiert. (Vgl. auch Johannes 1, 3: Alles ist durch ihn (den ewigen LOGOS) geworden. Ohne ihn ist nichts geworden, was geworden ist. Übers. H. Bruns)
Das umfasst auch alles, womit wir Ablehnungs- oder Ekelgefühle verbinden, was wir schlecht oder böse nennen. Die Physik ist diesem Begriff weit näher gekommen als die Theologie. Sie erkennt eine solche Energie und das gesamte Universum als pulsierend. Im Rhythmus des sich Verengens und Ausdehnens. So wie der Atem. Man kann psychologisch sagen, dass die Enge der ANGST entspricht und die Weite, das Ausdehnen der LIEBE. Die Wachstumstendenz entspricht natürlich der Ausdehnung, also wiederum der LIEBE. Die ANGST ist dabei Teil der LIEBE, drückt aber ihre verwandelte oder "verwunschene" Form aus, die nicht wirklich ist. Bei den Gegensätzen LICHT und DUNKELHEIT kennen wir zwar beides, aber nur das Licht ist wirklich. Weil Dunkelheit bei Licht verschwindet, aber nicht umgekehrt. So verhält es sich auch mit LIEBE und ANGST. Bei den Gegensatzpaaren Gott und Teufel kann man höchstens sagen, dass, wenn Gott ein Mittelpunkt aus LICHT und LIEBE ist, die Figur des Teufels am äußersten Rand dieses Mittelpunktes agiert. Aber nicht außerhalb davon oder "gegen". Denn durch die Figur des Teufels (das von uns als BÖSE empfundene!) entsteht Spannung zwischen den - künstlich errichteten - Polen, durch die Entwicklung möglich wird. So ist der Teufel bestensfalls eine Figur in Gottes Schachspiel...
Verständlich?
Herzliche Grüße,
nanabosho
 
2. Könige 2, 23 ff.

Und die "Bewertung"? Lies die Stelle und sag mir, wie Du das nennen würdest.

Herzliche Grüße,
nanabosho

2 Könige 2,23 Und er ging von dort hinauf nach Bethel. Wie er nun den Weg hinaufging, kamen kleine Jungen aus der Stadt heraus und verspotteten ihn und sagten zu ihm: Komm herauf, Kahlkopf! Komm herauf, Kahlkopf!

Hast wahrscheinlich die Stelle verwechselt, dass Gott Minderwertigkeutsprobleme haben soll ist ganz sicher eine menschliche Bewertung.
 
2. Der Bildschirm, auf dem Du oder Ihr oder ich oder wer auch immer schreib(s)t, ist ebenso Teil Gottes wie jeder Grashalm, jeder Stein, jede Schraube, jeder Geldschein, jeder Windstoß, jeder Furz, jeder Stuhl, jeder Tisch, jede Spinne, jede Bombe, jeder Blutstropfen, jeder Psychopath, jeder Tyrann, jeder Sklave, jeder König, jedes Friedenssymbol, jedes Kraftwort, jede Fantasie, jede Idee, jede Religion, jede Ablehnung von Religion, jede Wut, jede Zärtlichkeit und und und....

haste zuviel Sakrileg gelesen....:D
Wenn alles das Gott sein soll, dann wozu der Name "Gott", dann würde es ausreichen das Ganze "Leben" zu nennen.

Die unterschiedlichen Gefühle, die durch die einzelnen Wörter ausgelöst werden, hängen mit der Bewertung zusammen, die w i r - und nicht Gott - diesen Wörtern geben.

sag ich doch....
 
Hallo, Sepia,

vermutlich wäre es in Deinem Fall besser gewesen, Dir das gesamte Könige-Buch zuzumuten (wenn hinter einer Angabe ff. steht, bedeutet das übrigens "und folgende (Verse)"). Damit Du den Kontext kennst. Elischa, der Prophet, der die Bären auf die Kinder hetzt, tut das im Namen Gottes, so wie er alles im Namen Gottes tut. Er ist der Nachfolger des etwas bekannteren Propheten Elia.
Das meine ich mit dem Gottesbild, das so durch ein biblisches Buch gezeichnet wird.
Wenn Du mit "Sakrileg" den berühmten Roman von Dan Brown meinst, so muss ich gestehen, dass ich bisher noch keine einzige Zeile von diesem Autor gelesen habe. Vielleicht ein Versäumnis, ich weiß nicht.
Ansonsten kann ich nur immer wieder anraten, auch das, was ich schreibe, in seinem Zusammenhang zu sehen. Auch wenn es in Foren üblich ist, Sätze, die jemand geschrieben hat, einzeln herauszukramen und sie dann förmlich umzudrehen oder vollkommen umzuinterpretieren.
Da das aber ein Teil des Forenspaßes ist, möchte ich den auch niemandem nehmen und wende mich vielleicht wieder weniger ernsthaften Themen zu.

Herzliche Grüße,
nanabosho
 
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Wenn alles das Gott sein soll, dann wozu der Name "Gott", dann würde es ausreichen das Ganze "Leben" zu nennen.

Nun, ich gehe möglichst immer auf die Begrifflichkeit dessen ein, dem ich direkter antworte. Wenn jemand gern GOTT sagt, sage ich auch GOTT, und wenn er LEBEN sagt, sage ich ebenfalls LEBEN. Das ist Verständigung manchmal leichter.
In diesem Fall ist das Thema die Bibel, und da wird meistens von GOTT gesprochen bzw. dieser Begriff verwendet.
Herzliche Grüße,
nanabosho
 
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