Wenn, dann gewiss nicht so, wie wir es heute zu kennen meinen. Rudolf Steiner beschreibt, dass einst die Elohim unser damaliges Universum als Rest eines vorherigen Daseins vorgefunden hätten. (Für die anderen zur Erläuterung: Elohim sind die göttlichen Wesenheiten, die die Bibel als "Gott" bezeichnet. Weil das sehr unbekannt ist, habe ich dazu zwei Blog-Einträge geschrieben: Die Bedeutung der Gottesnamen im At, Teil 1 und 2)
Lieber Solis,
Deinen Block zu dem Thema Elohim habe ich gelesen, wenn ich Dir dazu einige meiner Gedanken anfügen darf:
Die unterschiedliche Schreibweise Gottes liegt darin, dass die Bibel nicht aus einem Guss ist und es da zwei Schreibschulen gab: die Jahwisten aus der Region Judäas im Süden und den Elohisten im Nordreich Israel.
Ich bin der Auffassung, dass der Gedanke eines einigenden Gott YHWH mit Moses aus dem Sinai kam, während man sich für die weitere Ausgestaltung gerne an anderen Brunnen bediente. Erstaunlich dabei ist, dass die zweite Schöpfungsgeschichte (1. Mo 2) eigentlich zuerst geschrieben wurde und 1. Mo 1 erst später vorangestellt wurde.
Aber nun zur Begrifflichkeit, wobei Elohim eigentlich nur umschreibt, dass es da um etwas Göttliches geht, während YHWH in allen seinen Ausgestaltungen den konkreten Namen dieses Göttlichen darstellt. Wenn man so will, der Vor- und Zuname.
Beispiele aus der Genesis:
1. Moses 1
[1] Am Anfang schuf Gott (
Elohim/אלוהים) Himmel und Erde
[3] Und Gott (
אלוהים ) sah ...
[4] Und Gott (
אלוהים ) schuf ...
[6] Und Gott (
אלוהים) sprach ...
1. Moses 2
[7] Und Gott (
אלוהים) der Herr (
YHWH/הויה) machte den Menschen
[8] Und Gott (
אלוהים) der Herr (
הויה) pflanzte einen Garten
[9] Und Gott (
אלוהים) der Herr (
הויה) ließ aufwachsen ...
Bemerkenswert in den alten hebräischen Texten ist, dass Elohim YHWH zusammengeschrieben wurde: [7] Und
ElohimYHWH (
הויהאלוהים) machte den Menschen.
Mit der Zusammenschreibung sollte etwas später deutlich werden, das es nur einen Elohim gibt. Aus diesem Grund ist dann auch in 1. Mo 1 nur von Gott (Elohim) die Rede, während er in 1. Mo 2 noch als Gott YHWH bezeichnet wird.
Als Hintergrund sollte man dazu wissen, dass die Masse der Genesis erst im Babylonischen Exil entstanden ist und unter Esra den anderen Büchern Moses vorgestellt wurde. Deshalb weigerten sich auch die Samariter, die Thora Esras anzunehmen.
Tja, und mit dem Wortspiel „lasst uns Menschen machen“ wäre ich vorsichtig, weil das „lasst uns“ im hebräischen Text überhaupt nicht vorkommt. Erst in der griechischen Übersetzung der Septuaginta taucht ein Wort auf, dass man „sinngemäß“ als „der wir sind“ übersetzen könnte.
Es ließe sich da also auch schreiben: „Gott, der wir sind – lasst uns Menschen machen.“ Eine Redewendung, derer sich auch viele Potentaten in der Vergangenheit bedienten, um ihren Willen zu unterstreichen. So ist da in vielen alten Dekreten zu lesen: „Wir Herzog ..., aus Gottes Gnaden ordnen an ...“
In der Septuaginta ist in der Genesis auch nicht ohne Grund vom Theós (Gott) die Rede und nicht von den Angelos (Engel). Ich denke, dass Luther und sein Freund Melanchthon bei der Übersetzung wirklich Großes geleistet hatten.
Merlin