Die Anatta-Lehre Buddhas

Ich habe dagerade noch etwas über die Anatta-Lehre gefunden. Buddha sagte zu seinem Sohn Rahula:

"Alles an dir, was sich hart oder fest anfühlt, zum Beispiel Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen und alles übrige Harte und Feste, das nennt man das Feste, Erdartige, an dir. Alles Feste, Erdartige an dir und draußen solltest du so betrachten: Dies ist nicht mein, ich bin dies nicht, dies ist nicht mein Ich. Wenn du es mit rechter Weisheit so betrachtest, dann wendest du dich vom Festen, Erdartigen ab und dein Denken wird frei davon."

Das gleiche Spiel wiederholt er dann mit allem, was sich flüssig oder wässrig anfühlt, was sich warm und feurig anfühlt und was sich luftartig und windartig anfühlt. Dann kommt er zu der Erkenntnis:

... dann wendest du dich vom Flüssigen, Wasserartigen ab und dein Denken wird frei davon.
... dann wendest du dich vom Feuerartigen ab und dein Denken wird frei davon.
... dann wendest du dich vom Flüchtigen, Windartigen ab und dein Denken wird frei davon.

Soweit also Buddha zu seinem Sohn Rahula. Und ich muss sagen, ich kann mit diesen Vorstellungen nichts anfangen und ich glaube auch nicht, dass sie irgendjemandem in irgendeiner Weise helfen. Die Zen-Anhänger werden das bestimmt anders sehen. Aber mich hat davon noch keiner überzeugen können. Und darum glaube ich, es sind leere Worte ohne Bezug zur Realität.

Buddha und seine Jünger
 
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opti schrieb:
Dies ist nicht mein, ich bin dies nicht, dies ist nicht mein Ich.

...glaube ich, es sind leere Worte ohne Bezug zur Realität.

Mit diesen Betrachtungen hört Buddha ja aber nicht zu denken auf. Er denkt ja weiter. Er stellt die Frage, was ist dann dieses Ich, wenn all das, was ich untersucht habe, nicht mein Ich ist (und das stimmt ja). Und er hat darauf auch eine Antwort, und diese Antwort ist so realistisch wie nur irgendeine Naturwissenschaft sein kann. Und du findest sie, wenn du nur ein einziges Mal gewissenhaft seinen Gedankengängen folgst.

Aber diesen Prozeß kann man sich nicht aus einem Buch holen. Denn wenn ich dir jetzt die Worte hier aufschreibe "dieses Ich ist das momentane Produkt aller zusammenwirkenden bedingenden Faktoren", dann sind das leere Worte (leer im Sinne von "sie haben keinen Eigenbestand") - sie bewirken nur etwas im Zusammenhang mit einem Bewußtsein, das sie erfaßt.

Deswegen ist es richtig, wenn du meinst, daß diese niedergeschriebenen Worte (allein) noch nie jemandem geholfen haben. Nur das Verständnis dieser Worte kann jemandem helfen.
 
Kinnaree

Wieso ist dieses Ich nicht mein Ich? Ich halte dieses Ich selbstverständlich für mein Ich. Mit welcher Begründung bitte sollte dieses Ich nicht mein Ich sein? Ich bitte doch um eine Erklärung.

Ich halte Buddhas Anatta-Lehre für genau so wenig hilfreich, wie seine Vorstellungen von der Wiedergeburt. Auch sie ist völlig aus der Luft gegriffen. Aber alle Welt redet von der Wiedergeburt und scheint sie für selbstverständlich zu halten.
 
Und dann würde mich noch interessieren, wieso ihr dieses nicht vorhandene Ich so schmückt, es mit Parfüms, Seifen, Shampoos, Cremes und anderer Kosmetika pflegt, es mit teuren Kleidern umhängt, es mit den edelsten Speisen und Getränken verwöhnt, weshalb dieses Ich so sinnlichkeitssüchtig ist, weshalb ihr dieses nicht vorhandene Ich in teuren Luxusautos kutschiert, mit teurem Luxus umgebt und dieses nicht vorhandene Ich zweimal im Jahr in den Urlaub fährt. In Wirklichkeit ist euer Ich nämlich nur auf Äusserlichkeiten fixiert. Das trifft doch wohl eher die Realität.
 
Noch ein Wort Buddhas:

Dann fragte er (Buddha) ihn (seinen kranken Jünger Vakkali), ob er die fünf Gruppen: Körperlichkeit, Empfindung, Wahrnehmung, unbewußte Tätigkeiten und Bewußtsein, für beständig oder für unbeständig halte. Auf seine Antwort: "Für unbeständig", fuhr Buddha fort: "Nun, wer dies einsieht, der weiß, daß er mit dieser Welt nichts mehr zu tun hat."

Und das sehe ich einfach etwas anders. Ich halte zumindest die Körperlichkeit, die Empfindungen, die Wahrnehmung in meinem Leben für sehr realistisch, für existent und beständig, wenn sie auch Veränderungen unterliegen. Über die unbewussten Tätigkeiten und das Bewusstsein müsste man sich detailliert unterhalten. Aber auch das Bewusstsein würde ich ich als beständiges Element in meinem Leben betrachten.
 
Kinnaree schrieb:
Deswegen ist es richtig, wenn du meinst, daß diese niedergeschriebenen Worte (allein) noch nie jemandem geholfen haben. Nur das Verständnis dieser Worte kann jemandem helfen.

Schön gesagt Kinnaree...

Opti, deine polar entschiedene Art, diese Lehren in Frage zu stellen finde ich ungeheuer anregend. Denn ich spüre ihre Wahrheit. Doch diese neu und innerlich verbunden zu formulieren ist die Herausforderung.... Werde diese Gedankern mit in den Tag nehmen...
lg Kalihan :liebe1:
 
Und wie sehr Buddha sich selber widerspricht, kann man an folgender Aussage erkennen:

Buddha lehrte, daß das Bewußtsein, ebenso wie alles andere in der Erscheinungswelt, nichts Bleibendes ist, sondern entsteht und vergeht; es entsteht bedingt durch die sechs Sinne und die Sankhārā, die unbewußten Tätigkeiten.

Wenn Buddha also sagt, dass das Bewusstsein nichts Bleibendes ist, so sagt es damit ebenfalls, dass das Bewusstsein entsteht und vergeht und damit zumindest vorübergehend beständig ist. Vorher hatte er dieses Bewusstsein aber für unbeständig, im Sinne von nicht-existent, erklärt.
 
" Dann fragte er (Buddha) ihn (Vakkali), ob er die fünf Gruppen: Körperlichkeit, Empfindung, Wahrnehmung, unbewußte Tätigkeiten und Bewußtsein, für beständig oder für unbeständig halte. Auf seine Antwort: "Für unbeständig", fuhr Buddha fort: "Nun, wer dies einsieht, der weiß, daß er mit dieser Welt nichts mehr zu tun hat."

Man sollte bei den obigen Worten Buddhas an seinen Jünger Vakkali unbedingt berücksichtigen, dass Buddha seine Worte an einen sehr schwer kranken Menschen richtete, der nicht einmal in der Lage war, alleine aufzustehen. Man sollte vielleicht die Worte Buddhas als Trost an den schwerkranken Jünger verstehen, der offenbar so sehr litt, dass er sich auf seinem Bett zum Schwarzen Stein auf dem Seherberge tragen ließ, um dort durch Öffnen der Pulsadern seinem Leben ein Ende zu setzen.

Sollte man solche Worte wirklich als Buddhas Lehre betrachten oder einfach nur als tröstende Worte, mit der Buddha einem geliebten Jünger Linderung verschaffen wollte?
 
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milon schrieb:
Völlig falsch.

Unbeständig, im Sinne von "leer".

http://de.wikipedia.org/wiki/Sunyata:
"Leerheit" ist somit eine Umschreibung für das Fehlen eines konstanten Seins, einer Eigennatur und eines beständigen Ich im steten Wandel der Existenz.

Milon
Ha! Sieh mal an. Ich freue mich immer über intelligente Beiträge wie diesen oder denjenigen von Kinnaree. Dankeschön, ihr geduldigen Mitstreiter auf den Pfaden der Weisheit!

@opti:
Es wundert mich ein wenig, wie hartnäckig du Leerheit = Nichtexistenz setzt. Das habe aber weder ich behauptet, noch Buddha. Und sowohl Milon wie auch Kinnaree und auch andere haben dich jetzt zigmal darauf aufmerksam gemacht, dass das NICHT gemeint ist. Um Nichtexistenz deines Körpers zu widerlegen brauchst du dir bloss das Schienbein anzuschlagen. Shunyata, oft eben übersetzt mit "Leerheit" (noch besser wäre es, gar keine Übersetzung des Terms anzubieten) ist aber etwas völlig anderes. Und wenn du wissen willst, worum es sich handelt, dann genügt das Lesen von Abhandlungen über das Thema nicht. Das ist nicht bloss meine persönliche Erfahrung, sondern auch die Erfahrung von 2500 Jahre Buddhismus. Und weil es nicht genügt und weil die Buddhisten herzensgute Menschen sind, haben die auch alle diverseste Systeme entwickelt, und du kannst dir ein passendes aussuchen und es praktizieren um dich selbst davon zu überzeugen, dass tatsächlich alle Phänomene leer von Eigenexistenz sind und zweitens sogar Leere leer von Eigenexistenz ist und darum gar nicht existieren kann. Alles klar?
 
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